Die St. Galler Festspiele sind ein Kulturfestival, das jährlich im Juni/Juli in St. Gallen in der Schweiz stattfindet. Die Festspiele fanden zum ersten Mal im Jahr 2006 im St. Galler Klosterbezirk, einem UNESCO-Weltkulturerbe, statt. Die Genossenschaft Konzert und Theater St. Gallen ist Trägerin des seitdem jährlich stattfindenden Kulturfestivals.

Probenbild für Cavalleria Rusticana (2007); Im Hintergrund die Türme der Stiftskirche

Das Programm der St. Galler Festspiele umfasst die Oper, sodann Konzerte in verschiedenen Kirchen sowie -etwas spezieller- den Tanz in der Kathedrale. Das Hausorchester der Festspiele ist das Sinfonieorchester St. Gallen.

Beginnend mit dem Jahr 2024 finden die St. Galler Festspiele alternierend auf dem Flumserberg im Südosten des Kantons St. Gallens und im St. Galler Klosterbezirk statt. Die Aufführungen auf dem Flumserberg werden auf 1400 m Seehöhe stattfinden und als erstes ist die Semi-Oper 'The Fairy Queen' von Henry Purcell aus dem Jahr 1692 in einer Inszenierung von Anna Bernreitner programmiert worden.[1]

Geschichte Bearbeiten

Bei den ersten Festspielen 2006 wurde die Carmina Burana als szenische Kantate aufgeführt – eben so, wie das vom Komponisten Carl Orff vorgesehen war. Bei dieser ersten Produktion hatten die Zuschauer die Türme der Kathedrale noch im Rücken.

Es gab nicht unerwartet auch kritische Reaktionen, die Festspiele an diesem speziellen Ort stattfinden zu lassen. Dasselbe galt vermutlich auch bei der ersten Austragung des Tanzes in der Kathedrale; den experimentellen Charakter hat er mittlerweile verloren und ist fester Bestandteil der Festspiele.

Produktionen auf der Freiluftbühne im Klosterhof Bearbeiten

Als besondere Kulisse steht den Festspielen die Ostfassade der Kathedrale zur Verfügung, was von den Festspielen im besten Falle als Aufforderung zum Finden einer geeigneten Oper verstanden wurde mit einem klaren Bezug zum Aufführungsort; die Cavalleria rusticana beispielsweise (2007) spielt auf einem Dorfplatz und im Verlauf der Handlung kommen die Leute aus der Kirche, respektive treffen sich Lola und Turiddu davor. Ebenso sollen auch in den kommenden Jahren wenig bekannte Werke gespielt werden; die St. Galler Festspiele wollen programmatisch einen Kontrapunkt setzen zu den oft allzu populären Festspielen im In- und Ausland. Die Oper im 2010 war denn auch eine Schweizer Erstaufführung und – scheinbar etwas weniger schmeichelhaft und deshalb nicht im Programm erwähnt – überhaupt erst vier Mal vorher aufgeführt worden.[2]

 
Sakraler Tanz im Innenraum der barocken Kathedrale

Tanz und Konzerte Bearbeiten

Die zweite Säule gilt dem Tanz. So wird jeweils eine für die Schweizer Tanzszene einmalige Tanzproduktion in der barocken St. Galler Kathedrale realisiert, welche sich inhaltlich und in der Ausführung ganz dem Kirchenraum verschreibt.

Die Konzerte bilden die dritte Programmsäule, wobei diese als Forum für Alte Musik stehen. Alle Konzerte finden in den sakralen Räumen um den Klosterplatz statt. Den Höhepunkt bildet jeweils das grosse Festkonzert in der Kathedrale, welches sich inhaltlich wiederum der Openair-Produktion verpflichtet fühlt.

Produktionen Bearbeiten

Jahr Oper Tanz
2022 Giuseppe Verdi: Giovanna d’Arco

Musikalische Leitung: Modestas Pitrenas, Inszenierung: Barbora Horáková

Programmänderung in Folge des russischen Einmarsches in die Ukraine[3], ursprünglich geplant:

Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Die Jungfrau von Orléans
Musikalische Leitung: Dmitri Jurowski, Inszenierung: Barbora Horáková

Gegen den Strom
Tanzstück von Dimo Kirilov Milev
2021 Franz Schmidt: Notre Dame
Musikalische Leitung: Michael Balke, Inszenierung: Carlos Wagner
Echo
Tanzstück von Kinsun Chan
2020 wegen COVID-19 abgesagt
2019 Giuseppe Verdi: Il trovatore
Musikalische Leitung: Michael Balke, Inszenierung: Aron Stiehl
Desiderium
Tanzstück von Yuki Mori
2018 Giacomo Puccini: Edgar
Musikalische Leitung: Leo Hussain, Inszenierung: Tobias Kratzer
Peregrinatio
Tanzstück von Beate Vollack
2017 Alfredo Catalani: Loreley
Musikalische Leitung: Stefan Blunier, Inszenierung: David Alden
Kranzrede
Tanzstück von Jörg Weinöhl
2016 Jules Massenet: Le Cid
Musikalische Leitung: Modestas Pitrenas, Inszenierung: Guy Joosten
Rosenkranz
Tanzstück von Cathy Marston
2015 Giuseppe Verdi: I due Foscari
Musikalische Leitung: Attilio Tomasello, Inszenierung: Carlos Wagner
Schweigerose
Tanzstück von Jonathan Lunn
2014 Gaetano Donizetti: La favorita
Musikalische Leitung: Attilio Tomasello, Inszenierung: Guy Montavon
Ignis
Tanzstück von Marco Santi
2013 Giuseppe Verdi: Attila
Musikalische Leitung: Antonino Fogliani, Inszenierung: Stefano Poda
Impronte
Choreographie: Marco Santi, Musik: Heinz Lieb
2012 Hector Berlioz: La damnation de Faust
Musikalische Leitung: Sébastien Rouland, Inszenierung: Carlos Wagner
Zwielicht
Choreographie: Marco Santi, Komposition: Jay Schwartz
2011 Giuseppe Verdi: I Lombardi alla prima crociata
Musikalische Leitung: Antonino Fogliani, Inszenierung: Guy Montavon
Pert Em Hru
Choreographie: Marco Santi, Komposition: Paul Giger
2010 Gaetano Donizetti: Il diluvio universale
Musikalische Leitung: Antonino Fogliani, Inszenierung: Inga Levant
Sacra
Choreographie: Marco Santi, Komposition: Anne Champert
2009 Camille Saint-Saëns: Samson et Dalila
Musikalische Leitung: Sébastien Rouland, Inszenierung: Stefano Vizioli
Tanz in der Kathedrale
Choreographie: Philipp Egli
2008 Giuseppe Verdi: Giovanna d’Arco
Musikalische Leitung: Antonino Fogliani, Inszenierung: Giancarlo del Monaco
Tanz in der Kathedrale
Choreographie: Philipp Egli, Roberto Galvan
2007 Pietro Mascagni: Cavalleria rusticana
Musikalische Leitung: Antonello Allemandi, Inszenierung: Arnaud Bernard
Tanz in der Kathedrale
Choreographie: Philipp Egli, Roberto Galvan
2006 Carl Orff: Carmina Burana
Musikalische Leitung: Jiří Kout, Inszenierung: Josef E. Köpplinger
Tanz in der Kathedrale
Choreographie: Philipp Egli, Jörg Mannes

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Galler Festspiele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Medienmitteilung – 2. Dezember 2022: Opern-Genuss auf 1400 Metern über Meer: | St.Galler Festspiele mit erweitertem Konzept (PDF; 0,6 MB), auf theatersg.ch
  2. Opern-Rarität Il Diluvio (Memento vom 19. April 2014 im Internet Archive), Kritik auf ART-TV
  3. Programm der St.Galler Festspiele 2022: Giovanna d'Arco. Abgerufen am 30. Mai 2022.