Sela Jude

deutsche Patrizierin und Stifterin eines Beginenkonvents

Sela Jude (* um 1180 in Köln; † nach 1230 ebenda) war die Witwe des Kölner Patriziers Daniel Jude († um 1227)[1]. Sela, auch Syardis genannt, wurde aufgrund ihrer zweckgebundenen Stiftung zur Begründerin eines der ersten dokumentierten Beginenkonvente in Köln.[2]

Sela (Syardis) Jude (um 1180 – nach 1230)

Geschichte Bearbeiten

Das Geschlecht der Jude (auch Judden, Jüdden) gehörte zu den bereits am Anfang des 12. Jahrhunderts urkundlich belegten Patrizier- oder Stadtgeschlechtern Kölns.[3]

Die Familie des erzbischöflichen Theolonarius (Zöllner) Werner[4] war in der in hochmittelalterlichen lateinischen Urkunden platea reni und auch heute noch Rheingasse genannten Straße ansässig und erwarb dort umfangreichen Grundbesitz. Sie erkor das dortige Anwesen Zum Juden zu ihrem Stammsitz. Dessen Bezeichnung wurde zum späteren Nachnamen der Familie, wie er dann auch erstmals bei Werners Enkel, Daniel Jude, als „fil. Brunonis“ 1178/83 urkundlich erwähnt, erschien.[5] Der auch für 1218 belegte Daniel war Mitglied des Schöffenkollegiums und Ehemann der Sela (Syardis), wie es folgender Schreinseintrag des Jahres 1230 belegt: „domina Syardis, uxor domini Danielis dicti Judei“.[6]

Witwe und Stifterin Bearbeiten

Nach dem Tod ihres Mannes erwarb Sela Jude im Jahr 1227 eine Immobilie in der Kölner Stolkgasse. Diese, ein Haus mit einem Grundstück neben dem im Jahr 1220 entstandenen Dominikanerkloster, schenkte sie 1230 dem Domscholaster Magister Bonifatius unter der Auflage, darin einen Konvent für fromme Jungfrauen oder Witwen einzurichten.

Bonifatius kam dem Wunsch der Stifterin nach und errichtete dort einen Beginenkonvent, der einer der ersten von vielen noch entstehenden Kölner Beginenhöfen war und „ver selen“ oder Haus der Frau Sela/Sele nach seiner Stifterin genannt wurde. Sela Judes Stiftungseinrichtung bestand bis zum Ende des 14. Jahrhunderts.[2]

Ende des Konventes Bearbeiten

Der Konvent dieser ersten im Jahr 1398 nur noch aus vierzehn Beginen bestehenden Gemeinschaft wurde im gleichen Jahr aufgehoben. Er wurde mit den zwanzig Beginen des durch eine 1295 erfolgte Stiftung der Familie Lyskirchen entstandenen Konventes „Lörshaus“ vereinigt. Aus diesem ebenfalls in der Stolkgasse gelegenen Konvent entstand das spätere Kloster St. Ignatius mit einer Kapelle gleichen Namens.[7]

Gedenken der Stadt Bearbeiten

Nach den in der Mitte der 1970er Jahre abgeschlossenen Arbeiten zur Beseitigung der Kriegsschäden am historischen Rathausturm wurde dieser nach einer alten Tradition wieder mit dem Figurenschmuck nach bedeutenden Personen der Stadtgeschichte ausgestattet. Das erste Obergeschoss des Turmes, ehemals ausschließlich mit Repräsentanten der Geschlechterherrschaft bestückt, weist nun wieder einige dieser Persönlichkeiten auf. Unter diesen befindet sich auch Sela, als Angehörige des Kölner Patriziergeschlechtes der Jude. Die Skulptur ist eine Arbeit der Künstlerin Petra Astrid Kroll.

Literatur Bearbeiten

  • Ernst von Oidtman, Inventar des am Neumarkt zu Köln gelegenen Hofes des Bürgermeisters Johann Wilhelm von Judden, in: Jahrbuch des Kölner Geschichtsvereins e. V., Köln 1935. Band 17
  • Wolfgang Peters, Zum Alter der Kölner Richerzeche, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins e. V., Band 59, Köln 1988
  • Ulrich S. Soénius, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personen-Lexikon. Greven, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0400-0.
  • Hermann Keussen: Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, in 2 Bänden. Köln 1910. ISBN 978-3-7700-7560-7 und ISBN 978-3-7700-7561-4
  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 6, 7: Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Band 7, Abteilung 3, Ergänzungs-Band = Band 2, Abteilung 3, Ergänzungs-Band: Ludwig Arntz, Heinrich Neu, Hans Vogts: Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. Schwann, Düsseldorf 1937 (Nachdruck: ebenda 1980, ISBN 3-590-32107-5).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Siehe zu Daniel Franz IrsiglerJude, Daniel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 637 (Digitalisat).
  2. a b Ulrich Soénius, Jürgen Wilhelm: Kölner Personen-Lexikon, S. 270
  3. Ernst von Oidtman, in: Jahrbuch des Kölner Geschichtsvereins e.V., Köln 1935. Band 17, S. 129 ff
  4. Ahnentafel der Judes/Quetting@1@2Vorlage:Toter Link/ahnenforschungen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Hermann Keussen, Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, Band I, Schreinsbezirk S. Martin, S. 69
  6. Wolfgang Peters, Zum Alter der Kölner Richerzeche, S. 12 f, unter Verweis auf: Urkundenbuch der Abtei Eberbach 200 Nr. 105
  7. Franziskanerinnenkloster St. Ignatius, S. 289 f in: Ludwig Arntz, Heinrich Neu, Hans Vogts: Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln.