Seitelschlag

Dorf in Ulrichsberg, Österreich

Seitelschlag ist eine Ortschaft in der Marktgemeinde Ulrichsberg im Bezirk Rohrbach in Oberösterreich.

Seitelschlag (Dorf)
Ortschaft
Seitelschlag (Österreich)
Seitelschlag (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Rohrbach (RO), Oberösterreich
Gerichtsbezirk Rohrbach
Pol. Gemeinde Ulrichsberg  (KG Berdetschlag)
Koordinaten 48° 40′ 56″ N, 13° 52′ 12″ OKoordinaten: 48° 40′ 56″ N, 13° 52′ 12″ Of1
Höhe 648 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 147 (1. Jän. 2023)
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 11328
Zählsprengel/ -bezirk Ulrichsberg-Umgebung (41342 001)
Bild
Ortsansicht von Seitelschlag
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS
147

Geografie Bearbeiten

 
Seitelschlag bei der Dorfkapelle

Das Dorf befindet sich in Westen der Gemeinde und ist über die Landesstraße L1557, die Seitelschlager Straße, erreichbar, die im Süden am Ort vorbeiführt. Die Ortschaft einschließlich der Einzelsiedlungen Gmuihäuseln und Waid umfasst 50 Adressen (Stand: 1. April 2020).[1] Seitelschlag zählt zur Katastralgemeinde Berdetschlag. Die Ortschaft liegt im Einzugsgebiet des Bernbachs und der Großen Mühl.[2] Sie ist Teil der 22.302 Hektar großen Important Bird Area Böhmerwald und Mühltal.[3] Östlich des Dorfs, an der Großen Mühl, erstreckt sich das 23 Hektar große Naturschutzgebiet Torfau.[4] Bei Seitelschlag gibt es eine hohe Dichte an Wiesenböschungen und Rainen, die die Kulturlandschaft strukturieren.[5]

Geschichte Bearbeiten

Bis ins 15. Jahrhundert war das Gebiet kaum besiedelt und wurde als Waldl bezeichnet. Der Ortsname, der als Seidleinschlag oder Im Seidlein überliefert ist, besagt, dass der Ort durch Holzeinschlag entstand, der von einem Seifried oder Siegfried geleitet wurde. Der Ort wurde unter Ausnutzung eines Freiheitsbriefes aus dem Jahr 1459 gegründet, mittels dem Andreas, Propst des Stifts Schlägl, den Dorfleuten zugestand, hier gegen Reichung des Forstgeldes das Holz zu nutzen und dadurch Wiesen und Weiden anzulegen.[6]

In den Jahren 1552 bis 1555 klagte die Dorfgemeinde gegen Propst Georg (Stift Schlägl), weil er die Entgelte für die Nutzung des Holzes und die Viehweiden empfindlich anhob und zuvor frei nutzbare Flächen einzäunen ließ. Die Akten des Gerichtsverfahrens geben bis heute Einblick in die bäuerlichen Lebensrealitäten.[7] Auch in der zweiten Instanz wurde der Dorfgemeinde bestätigt, dass die früher frei nutzbaren Flächen weiterhin genutzt werden können.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Fatima-Kapelle

Die Dorfkapelle von Seitelschlag ist eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaute Giebelkapelle. Im Inneren gibt es ein Marienbildnis aus dem 18. Jahrhundert,[8] das nach 1945 aus Stift Schlägl hierher gebracht worden sein soll[9] und 1980 restauriert wurde.[8] Die Fatima-Kapelle auf der Anhöhe Scheibenhöhe wurde 1957 errichtet. Sie ist im Sommer das Ziel von Wallfahrten.[9] Der alte Vierseithof Seitelschlag Nr. 5 weist innen ein Kappengewölbe auf. Eine Tabernakelsäule im Ort ist mit der Jahreszahl 1590 beschriftet.[8]

Die Seitelschläger Genossenschaftsmühle wurde im Jahr 1882 in Betrieb genommen und gehörte damals 23 Hausbesitzern von Seitelschlag. Wegen der großen Anzahl der Genossenschafter war es nötig, die Mahlzeiten der einzelnen Mitglieder genau zu regeln. Es war untersagt, für Verwandte oder befreundete Familien zu mahlen. Die Mühle mit unterschlächtigem Wasserrad war bis zu den 1950er-Jahren voll in Betrieb.[10]

Der 11,1 km lange Rundwanderweg Böhmerwaldblickweg[11] und der 11 km lange Rundwanderweg Torfaurunde führen durch die Siedlung.[12] Südlich von Seitelschlag befindet sich der Böhmerwaldpark, ein Golfplatz mit angeschlossenem Freizeitpark, wo Minigolf, Boccia, Bogenschießen und Slacklining betrieben werden können.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Seitelschlag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen: Österreichisches Adressregister, Stichtagsdaten vom 1.4.2020 (online)
  2. DORIS (Digitales Oberösterreichisches Raum-Informations-System). Land Oberösterreich, Abteilung Geoinformation und Liegenschaft, abgerufen am 4. Juni 2022.
  3. Important Bird Area factsheet: Bohemian forest and Mühl valley. In: Data Zone. BirdLife International, 2009, abgerufen am 3. Juni 2022 (englisch).
  4. Torfau. In: Geografisches Naturschutzinformationssystem (Genisys). Land Oberösterreich, abgerufen am 3. Juni 2022.
  5. Barbara Thurner, Claudia Ott: Bestandesanalyse der sonstigen naturschutzfachlich hochwertigen Lebensräume. In: Claudia Ott, Jörg Oberwalder, Stefan Guttmann (Hrsg.): Europaschutzgebiet Böhmerwald und Mühltäler. Band I – Managementplan. Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung Naturschutz, Linz 2010, S. 166 (land-oberoesterreich.gv.at [PDF; abgerufen am 3. Juni 2022]).
  6. Dorfgeschichte auf seitelschlag.at
  7. Der Prozess auf seitelschlag.at
  8. a b c Dehio-Handbuch – Oberösterreich – Band I – Mühlviertel. Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-362-3, S. 895 und 897.
  9. a b Kapellen rund um Ulrichsberg. Diözese Linz, abgerufen am 3. Juni 2022.
  10. Fritz Bertlwieser: Mühlen – Hämmer – Sägen. Oberes Mühlviertel, Böhmerwald, Bayrischer Wald. Haslach 1999, S. 168.
  11. Böhmerwaldblickweg. Tourismusverband Ferienregion Böhmerwald, abgerufen am 12. Juni 2022.
  12. Torfaurunde. Tourismusverband Ferienregion Böhmerwald, abgerufen am 12. Juni 2022.