Schneiderkopf

Berg in Österreich

Der Schneiderkopf ist ein 971 m ü. A. hoher Berg im Bregenzerwaldgebirge. Er ist der Hausberg der Gemeinden Wolfurt, Buch und Bildstein im Bezirk Bregenz in Vorarlberg in Österreich. Die höchste Erhebung heißt Schneiderkopf. Der gesamte flache Bergrücken heißt Schneiderkopf (AVE)[1], Schneiderkopfgebiet, Schneiderkopfkamm (SOIUSA)[2] oder Steußberg[3]. Der Name „Schneiders“ ist nicht deckungsgleich mit dem Schneiderkopf, Schneiders ist ein Ortsteil von Bildstein nahe am Schneiderkopf. Der nördliche Teil ist bewaldet und bildet den Ippachwald.

Schneiderkopf und die gesamten Lorenaberge vom Pfänder aus
Schneiderkopf

Blick von Süden, zu sehen ist von vorne nach hinten: Winsau (Dornbirn), Schwarzachtobel, Farnach (Bildstein), Schneiderkopf (hinten ganz links)

Höhe 971 m ü. A.
Lage Buch und Bildstein, Vorarlberg, Österreich
Gebirge Bregenzerwaldgebirge
Dominanz 4,43 km → Brüggelekopf
Schartenhöhe 261 m ↓ Alberschwender Passschwelle
Koordinaten 47° 28′ 16″ N, 9° 48′ 37″ OKoordinaten: 47° 28′ 16″ N, 9° 48′ 37″ O
Schneiderkopf (Vorarlberg)
Schneiderkopf (Vorarlberg)
Typ Bergrücken
Gestein Nagelfluh
Alter des Gesteins Neogen, 22 Millionen Jahre
Blick aus Südwest von Dornbirn nach Bildstein, hinten der Schneiderkopf
Schneiderkopf und Lorenaberge von Westen
Blick von Norden (Doren) auf den Schneiderkopf (Bildmitte)

Lage und Geologie Bearbeiten

Der Schneiderkopf ist an der Grenze von Rheintal und Bregenzerwald. Über dieses Gebiet wurde der Bregenzerwald besiedelt. Der Schneiderkopf gehört zur Region Hofsteig. Der Sattelpunkt zum benachbarten Brüggelekopf ist die Alberschwender Passschwelle mit einer Höhe von 710 m. Die Schartenhöhe beträgt dementsprechend mindestens 261 m.[4] Der Brüggelekopf liegt im Südosten, der Geißkopf liegt im Südsüdosten. Alle drei Berge gehören zu den Lorenabergen im weiteren Sinne. Brüggelekopf und Geißkopf mit dem Lorenapass dazwischen bilden die Lorenaberge im engeren Sinne. Der Schneiderkopf ist der nördlichste Berg des Bregenzerwaldgebirges. Im Nordnordwesten liegt der Pfänder, der zum Pfänderstock und zu den Allgäuer Voralpen westlich der Iller gehört. Zwischen Schneiderkopf und Pfänder liegt die Bregenzerachschlucht, die ein Natura 2000 Schutzgebiet[5] ist. Der Schneiderkopf liegt an der Grenze der Gemeinden Buch und Bildstein. Diese beiden Gemeinden hießen früher Steußberg.

Der Schneiderkopf ist der höchste Punkt des Höhenrückens, der Steußberg[6] genannt wird, heute ist auch Schneiderkopfkamm gebräuchlich, obwohl es eher ein rundlicher Bergrücken ist.

Der Schneiderkopf Bergrücken wird im Norden von der Bregenzer Ache begrenzt, im Osten vom Fallbach und der Alberschwender Passschwelle, im Süden von der Schwarzach (Schwarzachtobel) und westlich von der Vorarlberger Rheintalebene.

Der Schneiderkopf gehört geologisch zur voralpinen Molasse, die sich während der im Paläogen (66 mya) einsetzenden Alpenauffaltung im voralpinen Becken während des Neogens (ab 22 mya) bildete und bei fortdauernder Orogenese verformte und faltete. Die gröberen Bestandteile der Molasse blieben in Alpennähe liegen und formten die sogenannte Nagelfluh und Sandsteine.[7] Die gefaltete Molasse wurde dann in den Eiszeiten durch die Gletscher abrasiert und abgerundet. Die subalpine Molasse ist eine Übergangslandschaft zwischen Alpen und Alpenvorland. Naturlandschaftlich wird (nach Dongus) der Schneiderkopf noch zu den Nagelfluhhöhen und Senken zwischen Bodensee und Wertach gerechnet.[8]

 
Ganz im Norden des Bregenzerwaldsgebirges ist der Schneiderkopf.

Höhe und Geländeform Bearbeiten

Die höchste Erhebung ist eine eher flache bewaldete Kuppe mit 971 m Höhe.[9] Dieser Punkt liegt an der Grenze zwischen Buch und Bildstein. Dort steht jetzt ein Hochspannungsmast. Dies ist der eigentliche Schneiderkopf. Ein paar hundert Meter nördlich davon ist eine halbkugelförmige Erhebung mit 963 m Höhe, ebenfalls bewaldet. Südöstlich von dieser zweiten Kuppe ist eine Wiese mit dem Gipfelkreuz „Schneiderkopf“.[10] Daher wird die niedrigere Kuppe oft für den Schneiderkopf gehalten.

 
Der Schneiderkopf mit den drei Ausläufern und südöstlich die Lorenaberge im engeren Sinn (topografische Karte Opentopomap)

Das Schneiderkopfgebiet besteht aus drei Nagelfluhrippen in Form von Ausläufern Richtung Rheintalebene. Alle drei verlaufen von Ostnordost nach Westsüdwest.

 
Schneiderkopf mit den drei Ausläufern von Nord nach Süd: Schneiderkopfkamm, Steußberg-Bildsteiner Höhe, Farnacherberg-Linzenberg

Nördliche Ausläufer Bearbeiten

Der nördliche Ausläufer (Schneiderkopfkamm im engeren Sinn) verläuft vom Schneiderkopf Richtung Wolfurt, nördlich des Rickenbachs. Er fällt nach Norden hin steil bergab Richtung Bregenzerachschlucht, dieser Teil ist vollständig vom Ippachwald bedeckt. Nach Süden hin ist es flacher, hier sind einige Parzellen von Bildstein: Schneiders, Gitzen, Bereuter, Staudach und Meschen. Richtung Wolfurt fächert sich der Ausläufer auf, der Hauptrücken läuft nördlich des Eulentobelbaches. Ein bewaldeter Rücken nördlich davon ist zwischen Ippachbach und Tobelbach, er endet bei Schloss Wolfurt. Nördlich vom Tobelbach endet ein Rücken bei der Pfarrkirche Wolfurt, er ist Teil der Wasserscheide zwischen Bregenzer Ach und Dornbirner Ach.

Mittlere Ausläufer Bearbeiten

Der mittlere und höchste Ausläufer geht über Oberbildstein und Bildstein (Bildsteiner Höhe, früher auch Steußberg). Begrenzt wird dieser Rücken nördlich vom Rickenbach, südlich von der Minderach. Der mittlere Ausläufer, der Steußberg im engeren Sinn, heute Bildsteiner Höhe genannt, läuft vom Schneiderkopf zuerst nach Süden bis zur Bildsteiner Parzelle Buggenegg, dann nach Westen zu den Parzellen Oberbildstein, Geisbirn, Knobel und zum Dorfkern von Bildstein und weiter über die Parzelle Ankenreute nach Rickenbach in Wolfurt.

Südliche Ausläufer Bearbeiten

Der südliche Ausläufer heißt Farnacherberg und läuft über Farnach in Richtung Schwarzach. Dort nennt man den Ausläufer Linzenberg. Der südliche Ausläufer geht von Oberbildstein zuerst südlich zum Farnachmoos und dann südwestlich nach Farnach und weiter westlich über den Linzenberg nach Schwarzach.

Die Bezeichnungen sind nicht einheitlich, auf Landkarten fehlt die Bezeichnung oft gänzlich, auch in der basemap.

alle Bezeichnungen basemap SOIUSA OSM Biotopinventar Vorarlberg[11]
höchste Erhebung Schneiderkopf, Schneiderspitze[12], Schneiderkopfspitz Schneiderkopf Schneiderkopf Schneiderkopf Schneiderkopf
gesamte Bergrücken Schneiderkopf[1], Schneiderkopfkamm[2], Schneiderkopfgebiet, Steußberg[3], Bildsteiner Rücken[11], Bildsteiner Höhen[3], Schneiderspitzgruppe[8] fehlt Schneiderkopfkamm Bildsteiner Rücken[11]
nördliche Ausläufer Schneiderkopfkamm i. e. S.[13] fehlt Schneiderkopfkamm
mittlere Ausläufer Steußberg i. e. S.[14], Bildsteiner Höhe fehlt Steußberg
südliche Ausläufer Farnacherberg[14] fehlt Farnacherberg
Ende des südlichen Ausläufers Linzenberg[14] fehlt

Gewässer Bearbeiten

Das Schneiderkopfgebiet ist sehr niederschlagsreich. Folgende Gewässer entwässern das Schneiderkopfgebiet in Richtung Bregenzer Ach (Auswahl): Fallbach, Loibergraben, Bruckgraben, Ippachgraben und Plattabach. Alle Bäche haben tiefe Tobel in den Ippachwald gegraben, daher stammen auch die Namen mit Endung -graben.

In die Dornbirner Ach entwässern (Auswahl): Tobelbach, Ippachbach, Himmelreichbach, Eulentobelbach, Bannholzbach, Rickenbach, Oberer Schlattgraben, Minderach und Schwarzach. Auch diese Gewässer haben alle tiefe Tobel gebildet.

Tourismus Bearbeiten

Das Schneiderkopfgebiet ist ein beliebtes Wandergebiet. Von Buch aus gelangt man über drei verschiedene Wege auf den Schneiderkopf. Von Wolfurt aus gelangt man über den Dreiländerblick oder über die alte Bucherstraße auf den Schneiderkopf. Von Bildstein aus gibt es ebenfalls mehrere Varianten.[15] Die Strecke Wolfurt – Frickenesch – Dreiländerblick – Schneiderkopf – Alberschwende ist Teil des Fernwanderweges Maximiliansweg.[16] Von Buch aus geht ein Schilift auf den Schneiderkopf.[17] Das Schigebiet Schneiderkopf-Buch hat nur zwei Lifte und ist gut für Kinder und Anfänger geeignet.[18] Dieses Schigebiet liegt unterhalb von 900 m und hat durch den Klimawandel Existenzprobleme, da die Schneelage immer schlechter wird.[19]

Im Schneiderkopfgebiet sind zwei Naturschutzgebiete, das Naturschutzgebiet Farnachmoos und die Bregenzerachschlucht.[20]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Walther Flaig: Alpenvereinsführer Bregenzerwaldgebirge. 1. Auflage. Bergverlag Rudolf Rother, München, ISBN 3-7633-1203-X.
  2. a b Sergio Marazzi: Atlante orografico delle Alpi. SOIUSA – Suddivisione orografica internazionale unificata del Sistema Alpino. Priuli & Verlucca, ISBN 88-8068-273-3.
  3. a b c Die Entstehungsgeschichte der Gemeinde Bildstein. In: Gemeinde Bildstein. Abgerufen am 15. Juli 2023.
  4. Schneiderkopf. In: Peakbagger. peakbagger.com, abgerufen am 20. Juni 2023.
  5. Bregenzerachschlucht. In: Projekt Naturvielfalt. Amt der Vorarlberger Landesregierung, abgerufen am 21. Juni 2023.
  6. Geschichte der Gemeinde Bildstein. Gemeinde Bildstein, abgerufen am 20. Juni 2023.
  7. Molasse. Geologische Bundesanstalt, abgerufen am 21. Juni 2023.
  8. a b Hansjörg Dongus: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 187/193 Lindau/Oberstdorf. (PDF) In: Geographische Landesaufnahme. Bundesanstalt für Landeskunde, 1991, abgerufen am 3. Februar 2024.
  9. Vorarlberg Atlas. Land Vorarlberg, abgerufen am 7. Juli 2023.
  10. Monika Koch: Wandern von Bildstein auf den Schneiderkopf mit Rundblick auf die Bergwelt. Abgerufen am 20. Juni 2023.
  11. a b c Aktualisierung des Biotopinventars Vorarlberg - Gemeinde Bildstein. Land Vorarlberg, abgerufen am 18. Januar 2024.
  12. Daten & Fakten der Gemeinde Buch. Gemeinde Buch, abgerufen am 3. Februar 2024.
  13. Schneiderkopfkamm. In: hribi.net. Abgerufen am 2. Februar 2024.
  14. a b c Emil Gmeiner: Heimat Schwarzach. Eigenverlag der Gemeinde Schwarzach, Schwarzach 1990, S. 14.
  15. Wandern in Bildstein. Gemeinde Bildstein, abgerufen am 20. Juni 2023.
  16. Vom Bodensee zum Königssee auf dem Maximiliansweg. komoot, abgerufen am 21. Juni 2023.
  17. Schneiderkopflifte. Gemeinde Buch, abgerufen am 20. Juni 2023.
  18. Schigebiet Schneiderkopf-Buch. In: Skiresort.at. Abgerufen am 21. Juni 2023.
  19. Boris Matejowsky: Der Klimawandel - Auswirkungen und Zukunftperspektiven für den Wintersport. Universität Wien, abgerufen am 22. Juni 2023.
  20. Bregenzerachschlucht. NATURA 2000, abgerufen am 19. Juli 2023.