Santa Maria Assunta (Muggia)

Kirchengebäude in Muggia, Friaul-Julisch Venetien, Italien

Die römisch-katholische Basilika Santa Maria Assunta oder Basilika Mariä Aufnahme in den Himmel ist das einzige erhaltene Gebäude der ehemaligen Siedlung Muggia Vecchia (Castrum Muglae) oberhalb der Hafenstadt Muggia in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien, Italien. Die romanische Kirche liegt 170 Meter über dem Meeresspiegel auf einem Hügel unweit der Landesgrenze zu Slowenien. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1203. Ihre Ursprünge reichen jedoch bis ins Frühmittelalter zurück.

Basilika Santa Maria Assunta in Muggia, Nordwestansicht
Westansicht
Innenraum mit Ambo (links)

Geschichte Bearbeiten

Die Anfänge des Ortes Muggia Vecchia werden mit einiger Unsicherheit auf das 5. bis 6. Jahrhundert datiert.[1] Wann auf dem Hügel zum ersten Mal ein Kultgebäude entstand, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen. Es wird aber angenommen, dass es als Ausgangspunkt für die Evangelisierung des Gebietes die Rolle einer Mutterkirche innehatte. Beim heutigen Gebäude handelt es sich um ein romanisches Bauwerk des 10.[2] oder 11. Jahrhunderts, das auf den Überresten früherer Kultstätten aus dem frühen Mittelalter errichtet wurde.[3] Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche fällt in das Jahr 1203.[4]

Wahrscheinlich zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert wurde das Gebäude grundlegend neu konzipiert. Aus dieser Zeit stammen der heutige Glockenturm, der möglicherweise einen früheren Turm an der Südseite ersetzte.[1] Im 14. Jahrhundert belagerten die Triestiner Muggia Vecchia. Der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Meer und die Kontrolle über den lukrativen Salzhandel führte schließlich zur Brandschatzung und fast völligen Zerstörung des Ortes im Jahr 1353. Die Einwohner von Muggia Vecchia gaben den Ort auf und übersiedelten an die Küste, wo allmählich das heutige Muggia entstand.[1] Die Kirche blieb als einziges Gebäude des ehemaligen Ortes bewahrt. Sie entwickelte sich zu einem Wallfahrtsziel und einem Heiligtum der Marienverehrung.[3]

Im Laufe der weiteren Jahrhunderte wurde die Basilika immer wieder bearbeitet und umgestaltet. Als der österreichische Kunsthistoriker Rudolf Eitelberger die Kirche 1882 besuchte, fand er sie „nur nothdürftig in Stand gehalten“ vor und sprach sogar von einer „Ruine“.[5] Umfassende Restaurierungsarbeiten fanden zuletzt in den 1950er-Jahren und ab dem Herbst 2017 statt.[4][6] Die jetzige Pfarrei, deren Sitz die Basilika Santa Maria Assunta ist, existiert seit 1982.[3]

Beschreibung Bearbeiten

Architektur Bearbeiten

Die Kirche besteht aus Sandstein und hat einen unregelmäßigen rechteckigen Grundriss; die Außenmaße betragen 12,25 Meter an der Vorderseite und 18,30 Meter an der Südseite.[7] Die markante Hauptfassade hat zwei übereinander liegende Biforien (doppelte Fenster) in der Mittelachse und einen Glockengiebel an der Spitze.[8] Eine Besonderheit stellt der noch erhaltene Narthex (Vorhalle) der Basilika dar, der Einflüsse des präromanischen Kirchentyps in Istrien zeigt.[9] Der auf quadratischem Grundriss errichtete Turm verfügt an allen vier Seiten über doppelte Schalllöcher. Die Nord- und Südwand des Kirchenschiffes haben nur wenige kleine Fenster; dasselbe gilt für die Ostseite, wo es nur eine winzige Luke und entsprechend wenig Lichteinfall gibt.

Die Kirche entspricht mit ihrem höheren Mittelschiff und ihren zwei Seitenschiffen dem Bautyp der Basilika.[5] Die drei Schiffe untergliedern den Innenraum mit zwei Bogenreihen auf jeweils vier Pfeilern. Das Mittelschiff geht in eine Apsis mit halbkreisförmigem Grundriss über; die Seitenschiffe schließen gerade mit einem Tonnengewölbe über dem Altar ab.[8] In den beiden Seitenschiffen sind Kapellen untergebracht. Die südlich gelegene Kapelle beherbergt den Tabernakel, auf dessen Bronzetür die Abendmahlszene von Emmaus zu sehen ist, eine Arbeit des italienischen Künstlers Carlo Sbisà aus dem Jahr 1953.[10][11]

Innenraum Bearbeiten

Die innere Einteilung der Kirche „nach der Sitte und im Stile der Völkerwanderungszeit“ hat sich für den Kunsthistoriker Max Dvořák „fast vollkommen unversehrt“ erhalten.[12] Manche Elemente der Innenausstattung stammen eindeutig aus vorromanischer Zeit, so etwa die steinernen Chorschranken mit Flechtwerkornamentik aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, die Dvořák als „longobardisch“ identifizierte.[12] Die Anordnung der Steinschranken ist nicht original; der jetzige Zustand geht auf das 17. Jahrhundert zurück, worauf auch die römische Zahl MDCXLXXIVIII am Eingang des Chorraums einen Hinweis gibt, die als 1667 gelesen werden kann.[2][13]

Wertvoll ist ebenso der links vor dem Chorraum auf mehreren schlanken Säulen ruhende runde Ambo, der in seiner Grundform an Arbeiten aus Grado und Torcello erinnert.[5] Zu dieser Kanzel, die der Schriftlesung diente, gehört ein ebenfalls vorromanisches Lesepult, das von einer weiteren kleinen Säule getragen wird. Das Lesepult ist mit Wein– oder Eichenblätter verziert, deren ursprüngliche grüne Farbe noch schwach zu erkennen ist.[1][14] Ein weiteres, dem Altar zugewandtes Lesepult für das Kapitel steht auf einer einzelnen Säule und ist vermutlich jüngeren Datums.[15]

Zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Basilika gehören ferner die Fresken aus dem 13. bis 15. Jahrhundert an den Bogenreihen. Der heute sichtbare Freskenzyklus überdeckt ältere Darstellungen, von denen eine blasse Spur sichtbar ist, vor allem unter dem Bild der heiligen Katharina von Alexandrien. Die Fresken wurden von mindestens drei verschiedenen Künstlern über einen größeren Zeitraum hinweg gemalt. Es gibt sowohl Figuren im Stil der byzantinischen Ikonografie als auch nachgotische Figuren.[16] Dargestellt sind unter anderem Maria mit dem Jesuskind, der Prophet Elija, Christophorus und andere Heilige sowie die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.[9][17]

Energische Eingriffe, die die Soprintendenza ai Monumenti „mit der Strenge eines missverstandenen Purismus“ (Giuseppe Cuscito) vornahm, führten 1958 zur Entfernung eines etwa 4,60 Meter hohen barocken Holzaltars aus dem Chorraum. An seiner Stelle befindet sich heute eine Madonnenskulptur aus dem 18. Jahrhundert.[18]

Archäologischer Park Bearbeiten

Ausgrabungen in der Nähe der Basilika belegen vier Siedlungsphasen in der Gegend. Funde stammen überwiegend aus der Zeit zwischen dem 11. Jahrhundert und der Aufgabe des Dorfes. Die Archäologen konnten Spuren des Brandes, der Muggia Vecchia 1353 verwüstete, zweifelsfrei dokumentieren. Teile der Stadtmauer, die Stadttore sowie die Strukturen der Wohnhäuser und Hauptverkehrsstraßen sind erkennbar.[6] Unter dem heutigen Friedhof der Kirche kamen neun Gräber zum Vorschein. Es handelte sich um ausgehobene und mit Steinplatten bedeckte Gruben, in denen mehrere Menschen bestattet waren. Auch Gegenstände wie Kämme, Gürtelschnallen oder Halsketten wurden gefunden. Das Gelände erschließt seit dem Jahr 2000 der Parco Archeologico (Archäologischer Park).[1]

Literatur Bearbeiten

  • Maria Linda Cammarata: La Chiesa di Muggia Vecchia. In: Archeografo triestino, 35, 1975, S. 39–55.
  • Giuseppe Cuscito: Il Parco Archeologico di Muggia Vecchia. Luglio, San Dorligo della Valle 2016.
  • Max Dvořák: Die mittelalterlichen Wandmalereien in Muggia Vecchia. In: Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich]-K[öniglichen] Zentralkommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst– und Historischen Denkmale. Beiblatt zur Denkmalpflege, 1907, H. 1, Sp. 15–28 (Link).
  • Rudolph von Eitelberger: Die Ruine der altchristlichen Basilica in Muggia Vecchia bei Triest. In: Mittheilungen der K[aiserlich]-K[öniglichen] Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst– und Historischen Denkmale, VIII, 1882, S. 135–136 (Link).
  • Matthias Kapeller (Hrsg.): Marienkirchen: Kärnten – Slowenien – Friaul. Pressestelle der Diözese Gurk, Klagenfurt 2011, S. 66 f.
  • Giovanni Luca: Aspetti storico-artistici di S. Maria Assunta a Muggia Vecchia. Centro Studi Storico-Religiosi Friuli Venezia Giulia, Trieste 2003.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Basilica di Santa Maria Assunta (Muggia Vecchia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Il Parco di Muggia Vecchia: dalla Protostoria al Medioevo Parco di Muggia Vecchia (abgerufen am 28. April 2024).
  2. a b Maria Linda Cammarata: La Chiesa di Muggia Vecchia. In: Archeografo triestino, 35, 1975, S. 39–55.
  3. a b c Le parrocchie delle diocesi di Trieste: Santa Maria Assunta, Diözese Triest (abgerufen am 28. April 2024).
  4. a b Tornano all’antico splendore gli affreschi di Muggia Vecchia, Il Piccolo, 4. Juni 2017.
  5. a b c Rudolph [sic] von Eitelberger: Die Ruine der altchristlichen Basilica in Muggia Vecchia bei Triest. In: Mittheilungen der K[aiserlich]-K[öniglichen] Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst– und Historischen Denkmale, VIII, 1882, S. 135–136, hier: S. 135.
  6. a b Historische Gebäude, Comune di Muggia, 8. November 2022 (abgerufen am 28. April 2024).
  7. Giuseppe Cuscito: Il Parco Archeologico di Muggia Vecchia, San Dorligo della Valle 2016, S. 50.
  8. a b Chiesa di Santa Maria Assunta, Muggia, Regione Autonoma Friuli Venezia Giulia (abgerufen am 28. April 2024).
  9. a b Matthias Kapeller (Hrsg.): Marienkirchen: Kärnten - Slowenien - Friaul, Klagenfurt 2011, S. 67.
  10. Giuseppe Cuscito: Il Parco Archeologico di Muggia Vecchia, San Dorligo della Valle 2016, S. 59.
  11. Gli affreschi della Basilica di Santa Maria Assunta, Parco di Muggia Vecchia (abgerufen am 28. April 2024).
  12. a b Max Dvořák: Die mittelalterlichen Wandmalereien in Muggia Vecchia. In: Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich]-K[öniglichen] Zentralkommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst– und Historischen Denkmale. Beiblatt zur Denkmalpflege, 1907, H. 1, Sp. 15–28, hier: Sp. 17.
  13. Giuseppe Cuscito: Il Parco Archeologico di Muggia Vecchia, San Dorligo della Valle 2016, S. 70 f.
  14. Santuario di Muggia Vecchia e area archeologica, Ente di Decentramento Regionale di Trieste (abgerufen am 28. April 2024).
  15. Giuseppe Cuscito: Il Parco Archeologico di Muggia Vecchia, San Dorligo della Valle 2016, S. 65.
  16. Percorsi nelle chiesi, Muggia Cultura (abgerufen am 5. Mai 2024).
  17. Martha Fingernagel-Grüll: Zur Geschichte der österreichischen Denkmalpflege. Die Ära Helfert, Teil II: 1892 bis 1910, Göttingen 2019, S. 351.
  18. Giuseppe Cuscito: Il Parco Archeologico di Muggia Vecchia, San Dorligo della Valle 2016, S. 103–109.

Koordinaten: 45° 35′ 59,4″ N, 13° 45′ 9,6″ O