Der Schweizerische Studentenreisedienst, auch SSR Reisen, war eine Schweizer Genossenschaft, die 1962 aus dem Auslandamt des Verbands Schweizerischer Studentenschaften entstand, mit dem Ziel, Studenten Reisen und Aufenthalte im In- und Ausland zu ermöglichen.

Schweizerischer Studentenreisedienst SSR

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Rechtsform Genossenschaft
Gründung 1962
Auflösung 2003
Auflösungsgrund Liquidation
Sitz Zürich, Schweiz Schweiz
Leitung Oskar Laubi
Mitarbeiterzahl 250 (1990 Jahre)
Umsatz 120 Mio. (1990er Jahre)
Branche Reisebüro
Stand: 2020

Geschichte Bearbeiten

Als studentische Selbsthilfeorganisation gegründet, wurde «SSR Reisen» bis in die Mitte der 1970er Jahre zu einem Unternehmen mit mehr als 30 Millionen Franken Jahresumsatz und gegen 80 festangestellten Mitarbeitern. 1978 erhielt «SSR Reisen» eine Unternehmensverfassung. «SSR-Reisen» bot Sportreisen, Pauschal- und Gruppenreisen, Sprachkurse, Workshops, «Eurotrain» sowie SSR-eigene Hotels an.[1]

 
SSR-Hotel Universitaire Leysin

Der SSR führte die «Sundecker-Reisen»[2][3] mit offenen Reisebussen und «Eurotrek Reisen»[4]. in Europa ein. Der SSR hatte in den besuchten Ländern keine eigene Betriebsbewilligung, sondern arbeitete mit lokalen Partnern. Daher stand zum Beispiel auf dem Bus in Griechenland «Dolphin Line», «Gerassimos Patelaros» oder «Zeus Tours».

Der SSR betrieb in den 1970er und 1980er Jahren eine eigene Hotelkette in der Schweiz: Dazu gehörten das Hotel Adler Adelboden, das Hotel Bonetti Andermatt, das Lager «Untere Alberti» bei Davos, die Hotels Terminus, Schiabach und Bolgenschanze Davos, das ehemalige Sanatorium Hotel Universitaire Leysin, das Touristenhotel Luzern, die Pension Soldanella und das Hotel Chesa Selfranga Klosters, die Hotels Bellaval, Terminus und Stille in St. Moritz, das Hotel Quellenhof Scuol und das Hotel Belvédère Wengen. Das Hotel Universitaire in Leysin diente auch der SSR-Reiseleiterausbildung.[5]

Das Reisemagazin „'s Reisefieber“ erschien vierteljährlich.

In den 1990er Jahren hatte «SSR Reisen» über 250 Mitarbeiter, 15 Filialen sowie mehr als 120 Millionen Franken Umsatz. Durch schwierige wirtschaftliche Verhältnisse gegen Ende der 1990er Jahre und eine knappe Eigenkapitalbasis war «SSR-Reisen» 1998 gezwungen, mit «STA Travel» zu kooperieren: «Die SSR Reisen AG» wurde gegründet, von der 60 % der Aktien an «STA Travel» verkauft wurden; die Firma hiess fortan «SSR-Travel AG».

Im Jahr 2000 verkaufte die Genossenschaft die verbleibenden 40 % Beteiligung, brachte das Genossenschaftsvermögen in die Schweizerische Stiftung für Solidarität im Tourismus[6] ein und löste sich in der Folge auf. 2003 wurde das ehemals grösste selbstverwaltete Unternehmen der Schweiz liquidiert. Das Archiv der Genossenschaft Schweizerischer Studentenreisedienst befindet sich im Schweizerischen Sozialarchiv. Der Bestand umfasst Papierunterlagen, Fotografien und Videos.[7]

Literatur Bearbeiten

  • Ernst Koenig, Urs von der Mühll: Reisewünsche und Reiseverhalten von Schülern, Lehrlingen und Studenten. Eine qualitative Untersuchung. 1975. OCLC 315971744
  • Arbeit und Arbeitszeitgestaltung bei SSR-Reisen. Ergebnisse einer Betriebsumfrage. Schweizerischer Nationalfonds, 1984.
  • Betriebsanalyse im SSR über Verkaufsförderung. HWV Zürich, 1985.
  • Jost Krippendorf: Die Reisende Jugend als Wegbereiter eines humaneren Tourismus und einer neuen Reisekultur. Vortrag von 1986, im Sozialarchiv.
  • Silvia Manuela Rothen: Information für Jugendliche auf Reisen. Konzeptentwicklung für eine Social-Marketing-Aktion. Schriftliche Arbeit am Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus Universität Bern 1987. OCLC 603327548
  • Arbeiten im SSR 1988. Eine arbeitspsychologische Bestandesaufnahme. Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie ETH Zürich, 1988.
  • Betriebsanalyse. HWV Zürich 1988.
  • Urs Binggeli: Sozial verträglicher Tourismus – Der Beitrag von Reiseveranstaltern. Diplomarbeit Hochschule St. Gallen 1989. OCLC 727726259
  • Martin Rohner: Kosten und Nutzen der Selbstverwaltung bei Reiseveranstaltern. Diplomarbeit Hochschule St. Gallen 1989. OCLC 727726122
  • Reisen und Umwelt. Am Beispiel von SSR-Reisen. Nachdiplomstudium Umweltlehre Universität Zürich 1991.
  • Chancengleichheit SSR-Reisen. Arbeit im Auftrag des Eidgenössischen für die Gleichstellung von Frau und Mann, 1991.
  • Ein System mit Zukunft? Leitung in der Selbstverwaltung aus system-theoretischer Sicht. Studienarbeit am Seminar für Angewandte Psychologie Zürich, 1994.

Weblinks Bearbeiten

Commons: SSR Reisen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rund 160 Fotos und Plakate geben einen guten Eindruck von den Aktivitäten des SSR. Prominent vertreten sind die legendären Sundecker-Reisen und der Aufbau einer eigenen Hotelkette in der Schweiz in den 1970er und 1980er Jahren
  2. SSR Werbung: „Sundecker. Eine Kreuzfahrt auf der Landstrasse“, um 1980
  3. SSR: Sundecker vor dem Aquädukt 'Pont du Gard' zwischen Nîmes und Avignon
  4. Eurotrek – Abenteuer in Europa, SSR-Reisen, um 1970
  5. Hotel Universitaire, Leysin
  6. Schweizerische Stiftung für Solidarität im Tourismus
  7. Schweizerischer Studentenreisedienst, SSR-Reisen im Schweizerischen Sozialarchiv

Koordinaten: 47° 22′ 42,5″ N, 8° 32′ 43,5″ O; CH1903: 683582 / 248104