Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1908/09

Die süddeutsche Fußballmeisterschaft 1908/09 des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine gewann der Karlsruher FC Phönix im Endrundenturnier mit zwei Punkten Vorsprung vor dem 1. FC Nürnberg. Dies war der erste Gewinn der süddeutschen Fußballmeisterschaft für die Karlsruher, die sich dadurch für die deutsche Fußballmeisterschaft 1908/09 qualifizierten. Die Blau-Schwarzen zogen in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft mit deutlichen Siegen über den FC München-Gladbach sowie den SC Erfurt ins Finale ein, wo sie Titelverteidiger Viktoria 89 Berlin mit 4:2 besiegten und die deutsche Fußballmeisterschaft gewannen.

Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1908/09
Logo des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine
Meister Karlsruher FC Phönix (1)
Meisterschaftsendrunde Deutsche Fußballmeisterschaft 1908/09
Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1907/08
Die Meistermannschaft des Karlsruher FC Phönix um Kapitän Arthur Beier (Bildmitte)
nach dem landesweiten Titelgewinn in Breslau.

Modus und Übersicht Bearbeiten

Der Austragungsmodus blieb gegenüber der Vorsaison unverändert, in vier regionalen Kreisen traten Mannschaften gegeneinander an, die vier Kreismeister spielten anschließend in einer Finalrunde den süddeutschen Fußballmeister aus. Die Staffeleinteilung in den vier Kreisen war gegenüber der Vorsaison erneut gestrafft worden. Im Süden gab es anstelle der drei Gauligen des Vorjahres erstmals eine eingleisige oberste Spielklasse, und der Nordkreis wurde von drei auf zwei Staffeln verkleinert. Die Vereine aus dem Mannheimer Raum spielten in dieser Runde nicht mehr im Nord-, sondern im Südkreis, wechselten aber im Jahr darauf schließlich in den Westkreis.

Bezirk Bezirksmeister
Nordkreis 1. Hanauer FC 1893
Ostkreis 1. FC Nürnberg
Südkreis Karlsruher FC Phönix
Westkreis FC 1900 Kaiserslautern

Nordkreis Bearbeiten

Die A-Klasse des Nordkreises wurde in dieser Spielzeit von vier auf zwei Staffeln reduziert, im nächsten Jahr sollte dann eine eingleisige Nordkreisliga folgen. Im Bezirk I setzte sich der FSV Frankfurt, der seit Mai 1908 einen eigenen Sportplatz an der Seckbacher Landstraße besaß, souverän durch, lediglich die Frankfurter Kickers konnten dem FSV mit einem 3:3 einen Punkt abringen. In den anschließenden zwei Entscheidungsspielen entschied aber der Vorjahresmeister Hanauer 93, der sich in der Staffel II durchsetzen konnte, die Nordkreismeisterschaft für sich, und zog damit in die süddeutsche Endrunde ein.

Staffel I Bearbeiten

Pl. Verein Sp. Tore Quote Punkte
1. FSV Frankfurt 12 49:12 4,08 23:10
2. FC Viktoria Hanau 12 39:17 2,29 18:60
3. FV Frankfurter Kickers 12 23:14 1,64 15:90
4. FC Hermannia Frankfurt 12 17:32 0,53 08:16
5. FC Germania Frankfurt 12 20:35 0,57 08:16
6. Frankfurter FC Victoria 1899 12 18:34 0,53 07:17
7. Germania Bieber (N) 12 10:32 0,31 05:19
8. Germania Wiesbaden nach dem 8. Spieltag zurückgezogen
Legende
Qualifikation Finale Nordkreis
Absteiger
(N) Aufsteiger

Staffel II Bearbeiten

Pl. Verein Sp. Tore Quote Punkte
1. 1. Hanauer FC 1893 (M) 14 63:17 3,71 25:30
2. SV Wiesbaden 14 46:25 1,84 17:11
3. Frankfurter FC Britannia 14 52:36 1,44 17:11
4. FC Germania Bockenheim 14 39:37 1,05 16:12
5. Kickers Offenbach 14 35:35 1,00 13:15
6. FV Amicitia Bockenheima (N) 14 29:47 0,62 12:16
7. Frankfurter FC 1902a 14 22:52 0,42 07:21
8. Bockenheimer FVgg 14 22:59 0,37 05:23
a 
Fusionierten 1909 zum Frankfurter FV Amicitia und 1902.
Legende
Qualifikation Finale Nordkreis
(N) Titelverteidiger Nordkreis
(N) Aufsteiger

Finale Nordkreis Bearbeiten

Gesamt Hinspiel Rückspiel
FSV Frankfurt
(Sieger Staffel I)
3:5 1. Hanauer FC 1893
(Sieger Staffel II)
1:2 2:3

Ostkreis Bearbeiten

In der Staffel Mittelfranken war der Abstand zwischen den beiden führenden sowie den übrigen drei Mannschaften eklatant, die SpVgg. Fürth schlug etwa Schlusslicht Concordia Nürnberg mit 20:0. Torreich ging es aber auch im direkten Duell zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung zu: Das erste Duell endete mit 5:10 Toren, musste aber auf Protest der Fürther hin „wegen Unfähigkeit des Schiedsrichters“ wiederholt werden. Das Rückspiel des Derbys konnte der FC klar mit 6:1 gewinnen. Da sich beide Mannschaften im Verlauf der Runde keine weiteren Punkteinbußen leisteten, musste das Wiederholungsspiel an der Vacher Straßen über die Staffelmeisterschaft entscheiden. 2000 Zuschauer sahen ein hart umkämpftes Spiel, den Nürnbergern genügte das 3:3 schließlich zur Gaumeisterschaft.

Da der Vertreter der Donau-Staffel, MTV Augsburg, auf die Teilnahme an der Endrunde verzichtete, traf der FCN in der Endrunde des Ostkreises lediglich auf den Münchner Vertreter MTV 1879 und setzte sich durch ein 5:1 im Entscheidungsspiel durch.

Staffel Mittelfranken Bearbeiten

Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. 1. FC Nürnberg (M)  8  7  1  0 068:800 8,50 15:10
 2. SpVgg Fürth  8  6  1  1 075:150 5,00 13:30
 3. FC Franken Nürnberg  8  3  0  5 018:280 0,64 06:10
 4. SV Noris Nürnberg  8  3  0  5 017:500 0,34 06:10
 5. FC Concordia Nürnberg (N)  8  0  0  8 003:800 0,04 00:16
Legende
Qualifikation Endrunde Ostkreis
Absteiger
(M) Titelverteidiger Ostkreis
(N) Aufsteiger

Staffel Oberbayern Bearbeiten

Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. MTV München von 1879  8  5  3  0 018:800 2,25 13:30
 2. F.A. Bayern im Münchener SC  8  5  1  2 024:900 2,67 11:50
 3. TV 1860 München  8  2  2  4 017:180 0,94 06:10
 4. FC Wacker München  8  2  1  5 014:270 0,52 05:11
 5. Turngemeinde München  8  2  1  5 010:210 0,48 05:11
Legende
Qualifikation Endrunde Ostkreis

Staffel Donau Bearbeiten

Aus der Staffel Donau ist nur der Sieger, MTV Augsburg, überliefert.

Endrunde Ostkreis Bearbeiten

Der Vertreter der Staffel Donau, MTV Augsburg, verzichtete auf die Teilnahme an der Endrunde, wodurch nur das Finale gespielt wurde. Da sowohl Nürnberg, als auch München, jeweils ein Spiel für sich entscheiden konnten und eine Addition der Ergebnisse nicht vorgesehen war, kam es zu einem Entscheidungsspiel, welches die Nürnberger gewannen.

Gesamt Hinspiel Rückspiel 3. Spiel
MTV München
(Sieger Staffel Oberbayern)
5:11 1. FC Nürnberg
(Sieger Staffel Mittelfranken)
4:3 0:3 1:5

Südkreis Bearbeiten

Der Karlsruher FC Phönix konnte sich in diesem Jahr erstmals die Südkreismeisterschaft sichern. Phönix hatte sich in den vorangegangenen Jahren vor allem durch seine gute Nachwuchsarbeit nach vorne gearbeitet – in die Mannschaft um „Urgestein“ und Kapitän Arthur Beier waren unter anderem die späteren Nationalspieler Robert Neumaier, Karl Wegele und Emil Oberle hineingewachsen – und krönte die Saison schließlich mit dem deutschen Meistertitel. Der Titelverteidiger Stuttgarter Kickers belegte mit einem Punkt Rückstand Platz zwei, und „Altmeister“ Karlsruher FV, der mit Fritz Förderer einen aktuellen und Ernst Hollstein und einen späteren Nationalspieler in seinen Reihen hatte, fiel nach gutem Start im Verlauf der Runde auf Rang vier zurück.

Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. Karlsruher FC Phönix  18  12  4  2 060:220 2,73 28:80
 2. Stuttgarter Cickers (SM)(M)  18  12  3  3 061:210 2,90 27:90
 3. 1. FC Pforzheim  18  10  5  3 059:310 1,90 25:11
 4. Karlsruher FV  18  10  2  6 051:280 1,82 22:14
 5. Mannheimer FC Viktoria 1897  18  8  3  7 044:600 0,73 19:17
 6. FC Alemannia Karlsruhe  18  8  2  8 033:400 0,83 18:18
 7. FC Karlsvorstadt  18  5  6  7 030:380 0,79 16:20
 8. Freiburger FC  18  5  3  10 032:550 0,58 13:23
 9. Mannheimer VfB Union  18  4  2  12 027:680 0,40 10:26
10. Mannheimer FG 1896  18  0  2  16 021:550 0,38 02:34
Legende
Qualifikation süddeutsche Endrunde
Wechsel in den Westkreis
(SM) süddeutscher Titelverteidiger
(M) Titelverteidiger Südkreis

Westkreis Bearbeiten

Der Westkreis umfasste wie im Vorjahr lediglich die Pfälzer Vereine, oder besser gesagt, handelte es sich erneut um einen breit angelegten Städtevergleich: In der A-Klasse traten vier Mannschaften aus Ludwigshafen und drei aus Kaiserslautern gegeneinander an. Am Rundenende lag der FC 1900 Kaiserslautern gleichauf mit Titelverteidiger FC Pfalz Ludwigshafen. In einem Entscheidungsspiel setzten sich die Lautrer schließlich durch, wurden damit erstmals Westkreismeister und zogen in die süddeutsche Endrunde ein.

 
Der FC 1900 Kaiserslautern
wurde erstmals Westkreismeister.
Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. FC 1900 Kaiserslauternb  12  10  0  2 051:210 2,43 20:40
 2. FC Pfalz Ludwigshafen (M)  12  10  0  2 053:130 4,08 20:40
 3. FC Palatia Kaiserslauternb  12  6  2  4 037:250 1,48 14:10
 4. Ludwigshafener FG 03 (N)  12  5  1  6 030:280 1,07 11:13
 5. Germania Ludwigshafen (N)  12  5  0  7 029:350 0,83 10:14
 6. FC Revidia Ludwigshafen  12  2  1  9 006:440 0,14 05:19
 7. FC Bavaria Kaiserslauternb  12  1  2  9 018:580 0,31 04:20
b 
Fusionierten am 1. März 1909 zum FV Kaiserslautern und nahmen anschließend bereits unter diesem Namen an der süddeutschen Endrunde teil.
Legende
Qualifikation süddeutsche Endrunde
Absteiger
(M) Titelverteidiger Westkreis
(N) Aufsteiger

Entscheidungsspiel Platz 1:

Ergebnis
FC 1900 Kaiserslautern 3:2 FC Pfalz Ludwigshafen

Endrunde um die süddeutsche Meisterschaft Bearbeiten

Südkreismeister Phönix Karlsruhe konnte sich trotz einer 1:2-Heimniederlage gegen den schärfsten Rivalen 1. FC Nürnberg durchsetzen und sicherte sich damit den ersten süddeutschen Titel. Die Franken verloren neben dem Rückspiel in Nürnberg auch beim Nord-Vertreter Hanau 93 und mussten sich mit der Vizemeisterschaft begnügen. Westkreismeister FV Kaiserslautern blieb wie schon sein Vorgänger FC Pfalz 03 chancenlos und verlor beim FC Phönix sogar zweistellig.

Kreuztabelle Bearbeiten

1909        
Karlsruher FC Phönix 1:2 5:0 16:0
1. FC Nürnberg 3:4 5:3 3:1
1. Hanauer FC 1893 0:8 4:1 ?:?
FV Kaiserslautern 2:3 2:9 ?:?

Abschlusstabelle Bearbeiten

Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. Karlsruher FC Phönix
(Sieger Südkreis)
 6  5  0  1 037:700 5,29 10:20
 2. 1. FC Nürnberg
(Sieger Ostkreis)
 6  4  0  2 023:150 1,53 08:40
 3. 1. Hanauer FC 1893
(Sieger Nordkreis)
 6  2  1  3 012:230 0,52 05:70
 4. FV 1900 Kaiserslautern
(Sieger Westkreis)
 6  0  1  5 009:360 0,25 01:11
Legende
süddeutscher Fußballmeister

Quellen Bearbeiten

  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Süddeutscher Fußball-Verband (Hrsg.): 100 Jahre Süddeutscher Fußball-Verband. Vindelica-Verlag, Gersthofen 1997, ohne ISBN (DNB-Link)
  • Der deutsche Fußball (1900–1920) (= Libero, Spezial deutsch, Nr. D3, 1992). IFFHS, Wiesbaden 1992, hier insb. S. 84–94 (DNB-Link)
  • www.claudionicoletti.eu – Abschlusstabellen Deutschland 1908/09
  • Ulrich Matheja: Schlappekicker und Himmelsstürmer. Die Geschichte von Eintracht Frankfurt. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-538-9.
  • Dietrich Schulze-Marmeling: Die Bayern. Die Geschichte eines Rekordmeisters. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89533-669-0.
  • Harald Schock, Christian Hinkel: Ein Jahrhundert FSV Frankfurt 1899 e. V. Die Geschichte eines traditionsreichen Frankfurter Sportvereins (Festschrift). FSV Frankfurt 1899 e. V. (Hrsg.), Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-89784-189-4.
  • 90 Jahre Karlsruher Fussballverein. Eine illustrierte Chronik (Festschrift). Karlsruher FV (Hrsg.), Karlsruhe 1981, ohne ISBN (DNB-Link)
  • Gerhard Zeilinger: Die Pionierzeit des Fussballspiels in Mannheim. Die ersten 25 Jahre von 1894 bis 1919. Fussball-Archiv, Mannheim 1992, ISBN 3-89426-044-0.
  • Eintracht-archiv.de – Spielzeiten (private Website über Eintracht Frankfurt)
  • Greuther-fuerth.de – Saisonhistory (offizielle Website der SpVgg Greuther Fürth)
  • kickersarchiv.de – Spieljahre (private Website über die Stuttgarter Kickers)