Die Russische Orthodoxe Armee war eine im Mai 2014 entstandene, separatistische bewaffnete Gruppe in der Ostukraine. Sie kämpfte während des Russisch-Ukrainischen Kriegs auf der Seite der prorussischen Volksmiliz gegen die Ukraine. Im September 2014 ging die ROA in der fünften separaten Infanteriebrigade „Bollwerk“ der Volksrepublik Donezk auf.[5]

Russische Orthodoxe Armee
Русская православная армия

Aktiv Mai 2014 bis September 2014
Typ Paramilitär
Stärke ca. 500–4000 (2014)[1][2]
Standort Donezk[3]
Farben Weiß, Blau, Rot
Schlachten Kampf um Mariupol[4]
Führung
Ehemalige
Kommandeure

Pawlo Hubarjew
Igor Girkin
Dmitri Bojzow
Michail Werin

Geschichte Bearbeiten

Pawlo Hubarjew behauptete, anfangs über die faktische Kontrolle der Einheit verfügt zu haben.[6] Als weitere Kommandeure gelten der russische Staatsbürger Igor Girkin, bei dem es sich nach ukrainischen Angaben um einen Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU handelt,[1][7] sowie Dmitri Bojzow.

Nach Angaben des Kommandeurs Michail Werin sind 20 Prozent der höhergestellten Angehörigen der Miliz Russen, während der Rest lokale Einwohner seien. Nach seinen Aussagen unterteilt sich die Miliz in verschiedene Einheiten. Einige davon spezialisieren sich auf die Besetzung von Regierungsgebäuden, während es sich bei anderen um Scharfschützen oder Verteidigungseinheiten handelt.[1]

Im September 2014 schloss sich die Russische Orthodoxe Armee der fünften separaten Infanterie-Brigade „Bollwerk“ an.[8]

Verhältnis zur „Russischen Nationalen Einheit“ Bearbeiten

Der Historiker Nikolai Mitrochin schreibt, dass die Russische Orthodoxe Armee von der Neonazi-Organisation Russische Nationale Einheit organisiert worden sei. Er weist darauf hin, dass die ROA laut Aussage des prorussischen Wortführers Pawlo Hubarjew de facto unter dessen Kontrolle gestanden habe.[6] Hubarjew war in seiner Jugend ein Mitglied der Russischen Nationalen Einheit.[9][10] Laut einer vom ukrainischen Geheimdienst SBU veröffentlichten Audioaufnahme soll der Anführer der Russischen Nationalen Einheit, Alexander Barkaschow, persönlich Anweisungen an den ROA-Kommandeur Dmitri Bojzow übermittelt haben,[11][12] was die Historikerin und Politikwissenschaftlerin Marlène Laruelle jedoch bestreitet. Die Tatsache, dass RNE-Gründer Barkaschow Aktionen der Aufständischen auf seiner Facebook-Seite gefeiert habe, bedeute nicht, dass diese Befehle von ihm entgegengenommen hätten.[13]

Menschenrechtsverletzungen Bearbeiten

Die Einheit war aktiv an der Verfolgung von Protestanten, Katholiken und anderen Nicht-Orthodoxen beteiligt.[14]

Im Juli 2014 entführten Angehörige der Russischen Orthodoxen Armee in Donezk den griechisch-katholischen Priester Tychon Kulbaka.[15] Berichten zufolge setzten seine Entführer ihn wiederholt Scheinexekutionen aus, nahmen ihm seine Medikamente weg und drohten ihm mit einem „langsamen Tod“, wenn er sich nicht der russisch-orthodoxen Kirche anschließe.[16][17]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Russische Orthodoxe Armee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Meet the Russian Orthodox Army, Ukrainian Separatists’ Shock Troops In: NBC News, 16. Mai 2014. Abgerufen am 13. Juli 2014 (englisch). 
  2. War without rules: Gender-Based Violence in the Context of the Armed Conflict in Eastern Ukraine (Seite 119). In: Eastern-Ukrainian Centre for Civic Initiatives. 2017, abgerufen am 14. April 2022 (englisch).
  3. Репортаж из казармы Русской Православной Армии (Reports of Russian Orthodox Army barracks) In: Dialog.ua, 17. Juni 2014. Abgerufen am 13. Juli 2014 (russisch). 
  4. В Мариуполе бойцы Ляшко задержали представителя "Русской православной армии" In: Mariupol News, 13. Juni 2014. Abgerufen am 13. Juli 2014 (russisch). 
  5. War without rules: Gender-Based Violence in the Context of the Armed Conflict in Eastern Ukraine (Seite 120). In: Eastern-Ukrainian Centre for Civic Initiatives. 2017, abgerufen am 14. April 2022 (englisch).
  6. a b Nikolay Mitrokhin: Infiltration, instruction, invasion: Russia’s war in the Donbass. In: Journal of Soviet and Post-Soviet Politics and Society. 1. Jahrgang, Nr. 1, 2015, S. 234, note 38 (autorenbetreuung.de [PDF; abgerufen am 27. März 2022]).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/spps-jspps.autorenbetreuung.de
  7. Freiwillige an die Front In: Tagesspiegel, 12. Juni 2014. Abgerufen am 27. März 2022 
  8. War Without Rules: Gender-Based Violence in the Context of the Armed Conflict in Eastern Ukraine. In: NGO Eastern-Ukrainian Centre for Civic Initiatives. 2017, abgerufen am 12. April 2022 (englisch). S. 120.
  9. Русский и бессмысленный. Последний день «народного губернатора» Донецкой области: репортаж «Ленты.ру» (deutsch: Russisch und bedeutungslos. Der letzte Tag des "Volksgouverneurs" der Oblast Donezk: Eine Reportage von Lenta.ru). In: Lenta.ru. 6. März 2014, abgerufen am 13. April 2022 (russisch).
  10. Губарев ответил по поводу РНЕ: Называю себя русским националистом, однако, с оговоркой... (deutsch: Hubarjews Antwort zum Thema RNE: Ich bezeichne mich als russischen Nationalisten, jedoch mit einem Vorbehalt ...). In: Nakanune.ru. 9. Juni 2014, abgerufen am 13. April 2022 (russisch).
  11. Юури Вендик: Баркашов советует "впарить" Донецку итоги референдума. In: BBC News, Русская Служба. 7. Mai 2014, abgerufen am 1. März 2022.
  12. Marlene Raruelle: Is anyone in charge of Russian nationalists fighting in Ukraine? Washington Post, 26. Juni 2014, abgerufen am 28. Februar 2022.
  13. Marlène Laruelle: Russian Nationalism. Imaginaries, Doctrines, and Political Battlefields. In: BASEES/Routledge Series on Russian and East European Studies. 1. Jahrgang, Nr. 1, 2019, S. 256, page 206 (google.de).
  14. Nikolai Karpitsky: Persecution of Christians in the Donbas (Eastern Ukraine, 2014). Mission Eurasia, Kyiv 2015, ISBN 978-966-96156-9-5, S. 4 (Online [PDF]).
  15. Greek Catholic Priest taken hostage by militants freed. In: Information Portal «Human Rights in Ukraine». Kharkiv Human Rights Protection Group, 15. Juli 2014, abgerufen am 1. März 2022.
  16. Daniel Wiser: Russia Targets Christians, Religious Minorities in Ukraine. In: The Washington Free Beacon. 15. Oktober 2015, abgerufen am 1. März 2022.
  17. Nikolai Karpitsky: Persecution of Christians in the Donbas (Eastern Ukraine, 2014). Mission Eurasia, Kyiv 2015, ISBN 978-966-96156-9-5, S. 16 (Online [PDF]).