Rudolf Fuchs (Dichter)

deutsch-tschechischer Schriftsteller

Rudolf Fuchs (* 5. März 1890 in Poděbrady, Mittelböhmen, Österreich-Ungarn; † 17. Februar 1942 in London) war deutschsprachiger tschechoslowakischer Dichter und Übersetzer.

Leben und Werk Bearbeiten

Aus einem tschechischen Städtchen stammend, war Fuchs jedoch ab dem 10. Lebensjahr zweisprachig aufgewachsen und dichtete auf Deutsch. Zum Abschluss der deutschen Realschule kam er als Jugendlicher nach Prag und wohnte dort bei der Familie von Friedrich Thieberger. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und wurde anschließend Teil des Prager deutschen Schriftstellerkreises, wo er unter anderem Johannes Urzidil, Franz Werfel, Max Brod, Felix Weltsch und Franz Kafka kennenlernte. Seit ihrer Gründung 1921 war er Mitglied der Komunistická strana Československa. Sein erstes Gedichtbändchen erschien 1913 unter dem Titel Der Meteor in Heidelberg, worauf 1919 Die Karawane folgte. Kurz vor seinem Tod im englischen Exil erschien eine dritte Gedichtsammlung als Privatdruck in London unter dem Titel Gedichte aus Reigate.

Die eigentliche Bedeutung von Rudolf Fuchs liegt aber in seinen Übersetzungen des schlesisch-tschechischen Dichters Petr Bezruč. Dessen berühmte Sammlung Slezské písně erschien 1916 als Schlesische Lieder im Kurt Wolff-Verlag in Leipzig. Es folgte 1926 eine Sammlung unter dem Titel Lieder eines schlesischen Bergmanns im selben Verlag.

Fuchs lieferte darüber hinaus auch Übersetzungen anderer moderner tschechischer Dichter, zum Beispiel für die Anthologie Jüngste tschechische Lyrik (erschienen Ende 1916 im Berliner Verlag der expressionistischen Zeitschrift Die Aktion). 1926 folgte ein umfangreiches und zeitlich weiter ausgreifendes anthologisches Werk, das ausschließlich auf Übersetzungen von Fuchs beruht: Ein Erntekranz . Aus hundert Jahren tschechischer Dichtung.

Fuchs starb 1942 während eines deutschen Bombenangriffs auf London.

Ehrung Bearbeiten

  • 1937 Herderpreis der Tschechoslowakischen Republik

Werke (Auswahl) Bearbeiten

  • Der Meteor. Gedichte. Saturn-Verlag Hermann Meister, Heidelberg 1913
  • Schlesische Lieder. von Petr Bezruc. Aus dem Tschechischen übers. von Rudolf Fuchs. Mit einem Vorwort von Franz Werfel. Kurt Wolff Verlag, München 1916; zweite, erweiterte Ausgabe mit einem Vorwort von Rudolf Fuchs, Verlag Julius Kittls Nachfolger, Leipzig – Mährisch Ostrau 1937
  • Karawane. Gedichte. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1919
  • Lieder eines schlesischen Bergmanns. Zweiter Band der "Schlesischen Lieder" von Petr Bezruc. Aus dem Tschechischen übers. von Rudolf Fuchs. Kurt Wolff Verlag, München 1926.
  • Ein Erntekranz. Aus hundert Jahren tschechischer Dichtung. Übersetzt und herausgegeben von Rudolf Fuchs. Kurt Wolff Verlag, München 1926
  • Aufruhr im Mansfelder Land. Massendrama in 26 Szenen. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1928
  • Gedichte aus Reigate. Privatdruck (Barnard & Westwood, London) 1941
  • Ein wissender Soldat. Gedichte und Schriften aus dem Nachlaß. Verlag der Einheit, London 1943
  • Die Prager Aposteluhr. Gedichte, Prosa, Briefe. Mitteldeutscher Verlag, Halle 1985

Vorträge Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

  • Literatur von und über Rudolf Fuchs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Rudolf Fuchs (Dichter) – Quellen, Texte, Werke, Übersetzungen, Medien auf Wikilivres (auch bekannt als Bibliowiki)
  • Petr Bezruč, Schlesische Lieder. Aus dem Tschechischen übertragen und eingeleitet von Rudolf Fischer (Memento vom 8. August 2017 im Internet Archive)
  • Kurzbiografie und Literaturangaben
  • Tomáš Randýsek: "Mehr als ein Übersetzer". landesecho.cz, 10. November 2015
  • Konstantin Kountouroyanis: "Ein wissender Soldat beim Prager Tagblatt – Rudolf Fuchs gehörte zu den unbekannteren Vertretern der Prager deutschen Literaturszene – zu Unrecht, wie schon Johannes Urzidil urteilte. Nun rückt sein Werk langsam wieder in den Fokus der Öffentlichkeit". In: Prager Zeitung Onlineausgabe: pragerzeitung.cz, 11. November 2015
  • Konstantin Kountouroyanis: „Das Schöne an der tschechischen Literatur zeigen - Im Oktober 1916 erschienen erstmals die „Schlesischen Lieder“ von Petr Bezruč auf Deutsch. Für den Übersetzer Rudolf Fuchs war es der Beginn einer lebenslangen tschechisch-deutschen Vermittlungstätigkeit“. In: Prager Zeitung Onlineausgabe: pragerzeitung.cz, 27. Oktober 2016
  • Konstantin Kountouroyanis: „Deutsch-jüdische Autoren in tschechischer Übersetzung - Buchvorstellung in der Maisel-Synagoge Prag mit Lesung von Gedichten von Camill Hoffmann, Rudolf Fuchs und Franz und Hans Janowitz“. In: prag-aktuell.cz, 30. Mai 2017