River-Klasse (2002)

Klasse von Hochseepatrouillenbooten bzw. Korvetten der Königlich Britischen Marine

Die Schiffe der River-Klasse sind Hochseepatrouillenboote (engl. Offshore Patrol Vessels (OPV)) der britischen Royal Navy (RN). Gemäß dem Sprachgebrauch der britischen Marine werden sie offiziell als Offshore Patrol Vessels (OPV) bezeichnet. Sie ersetzen die Schiffe der Island-Klasse und Castle-Klasse aus den 1970er-Jahren. Insgesamt wurden neun Einheiten für die RN gebaut und weitere fünf Boote kamen für den Export hinzu.

River-Klasse
Die Mersey
Die Mersey
Schiffsdaten
Land Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffsart Patrouillenboot
Bauwerft VT Group, Portsmouth
BAE Systems, Glasgow[1]
Gebaute Einheiten 14
Dienstzeit seit 2003
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 79,5/81,0/90,5 m (Lüa)
Breite 13,6/14,1 m
Tiefgang (max.) 3,8/3,6 m
Verdrängung 1677/1900/2000 ts
 
Besatzung 40 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 × Dieselmotor Ruston 12RK 270
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 4.125 kW (5.608 PS)
Höchst­geschwindigkeit 20 kn (37 km/h)

Geschichte Bearbeiten

2001 vergab die Royal Navy den Auftrag zum Bau von drei Hochseepatrouillenbooten an den Rüstungskonzern Vosper Thornycroft (VT) in Southampton. Diese sollten die fünf kleineren Patrouillenboote der Island-Klasse ersetzen. Eine Besonderheit ist, dass die Einheiten nach der Fertigstellung im Besitz von VT verblieben und von der Marine geleast wurden. Der entsprechende Vertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Nach dem Ablauf dieser Zeit kann die Marine ihn kündigen, verlängern oder die Schiffe kaufen. Als erstes der drei Schiffe wurde im Juni 2003 die HMS Tyne (P281) in Dienst gestellt, im Juli die HMS Severn (P282) und schließlich im November die HMS Mersey (P283). Die Aufgabe der Schiffe ist die Überwachung der britischen Hoheitsgewässer rund um die Britischen Inseln.

Im Februar 2005 erteilte die Marine Vosper Thornycroft den Auftrag zum Bau eines vierten Schiffes dieser Klasse. Im Vergleich zu den Schiffen der ersten Bauserie würde die HMS Clyde (P284) jedoch eine größere Verdrängung und schwerere Bewaffnung haben. Sie wurde im Januar 2007 in Dienst gestellt und ersetzte die beiden Schiffe der Castle-Klasse. Ihre Aufgabe war die Überwachung der Hoheitsgewässer der Falklandinseln. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern, die alle drei Jahre zu Wartungs- und Reparaturarbeiten nach England zurückkehren mussten, blieb die HMS Clyde 12 Jahre bis 2019 ohne Unterbrechung im Südatlantik im Einsatz.[2]

Die modifizierte River-Klasse umfasst zurzeit zwei Boote für die Royal Thai Navy, gebaut in den Bangkok Docks, Bangkok, und drei weitere für die Royal Navy. Letztere wurden insbesondere beauftragt um die Beschäftigung und das Know-how der beteiligten Werften zu erhalten. Ohne diese Aufträge wäre es zu einer Auslastungslücke zwischen den zum Bestellzeitpunkt November 2013 auslaufenden Neubauprogrammen und dem Bau der Type-26-Fregatten (City-Klasse) gekommen.

Konstruktion Bearbeiten

 
Die Severn auf der Elbe in Hamburg

Die Schiffe sind deutlich größer als ihre Vorgänger. Dies ermöglicht sowohl die Unterbringung von umfangreicherer Ausrüstung als auch die Lagerung von Lebensmitteln und Diesel für längere Einsätze. Die Schiffe der ersten Bauserie verfügen über ein sogenanntes Arbeitsdeck am Heck. Auf diesem kann Ausrüstung für verschiedene Einsätze installiert und gelagert werden. So können die Schiffe beispielsweise für Einsätze zur Feuer- oder Ölbekämpfung, Katastrophenhilfe, Bergung von Verletzten oder zum Transport leichter Fahrzeuge ausgerüstet werden. Zusätzlich kann das Deck auch zur Landung mittelschwerer Hubschrauber verwendet werden. Die HMS Clyde wird über ein größeres Deck verfügen und regulär einen Transport- und Überwachungshubschrauber vom Typ AgustaWestland AW101 „Merlin “ mitführen. Jede Korvette verfügt zudem über zwei Beiboote.

Jedes Schiff wird von je zwei Ruston 12RK 270 Turbodieselmotoren angetrieben, die zusammen eine Leistung von 8250 kW erzeugen. Ein Bugstrahlruder mit 280 kW erhöht die Manövrierbarkeit aller vier Schiffe. Die HMS Clyde verfügt zusätzlich über ein Heckstrahlruder mit 185 kW.

Ein weiteres Baulos wurde gegenüber der Clyde nochmals verlängert.

Technische Daten Bearbeiten

Daten HMS Tyne
HMS Severn
HMS Mersey
HMS Clyde HMS Forth
HMS Medway
HMS Trent
HMS Tamar
HMS Spey
Länge 79,5 m 81 m 90,5 m
Breite 13,6 m 14,1 m
Tiefgang 3,8 m 3,5 m
Verdrängung 1677 tons 1900 tons 2000 tons
Geschwindigkeit 20 Knoten 20 Knoten
Reichweite 7800 Seemeilen bei 12 Knoten 7800 Seemeilen bei 12 Knoten 5000 Seemeilen
Antrieb 2 × Turbodieselmotor je 4125 kW 2 × Turbodieselmotor je 4125 kW
Besatzung 30 34
Bewaffnung 1 × 20-mm-Kanone, 2 × Maschinengewehre 1 × 30-mm-Kanone, 4 × Maschinengewehre 1 × 30-mm-Kanone
Hubschrauber 1 × AW101 Merlin 1 × AW101 Merlin

Die Abmessungen der Krabi entsprechen im Wesentlichen denen der letzten drei Boote für die Royal Navy. Sie besitzt jedoch systemseitig Ausrüstung und Geräte anderer Hersteller. Hierzu gehören unter anderem der Antrieb mit MAN-Dieseln und die 76-mm-Hauptbewaffnung von Oto Melara.

Einheiten Bearbeiten

Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich

Die Boote bilden das frühere Fischereischutzgeschwader, heute als „Overseas Patrol Squadron“, das älteste Geschwader der RN, mit Sitz in Portsmouth. Die Einheiten unterstützen teilweise sowohl das britische Umweltministerium als auch die untergeordnete Behörde für Fischereischutz und maritime Angelegenheiten. Das vierte Boot, die Clyde, diente wie oben beschrieben als Stationsschiff auf den Falklandinseln. Die ersten vier Einheiten wurden bei der VT Group in Portsmouth gebaut.

Der Clyde folgte ein weiteres Baulos aus fünf Einheiten. Dessen erstes, die Forth, dient seit 2020 als Stationsschiff im Südatlantik[3] und die Medway in der Karibik.[4] Die Trent stützt sich seit 2021 für Patrouillen im Mittelmeer und im Golf von Guinea auf Gibraltar ab.[5] Die beiden jüngsten Boote, Spey und Tamar, sind seit Ende 2021 im Indopazifik eingesetzt.[6] Dies Los wurde von BAE Systems in Glasgow gebaut.[1]

Kennung Name Stapellauf Indienststellung Außerdienststellung Verbleib
P281 HMS Tyne 27. April 2002 13. Januar 2003 aktiv, 24. Mai 2018 – 15. Juli 2018 vorübergehend außer Dienst gestellt
P282 HMS Severn 13. Januar 2003 31. Juli 2003 aktiv, 27. Oktober 2017[7] – 28. August 2021 vorübergehend außer Dienst gestellt[8]
P283 HMS Mersey 14. Juni 2003 18. Dezember 2003 aktiv
P257 HMS Clyde 14. Juni 2006 5. Juli 2007 20. Dezember 2019[9] Abgabe an Bahrain
P222 HMS Forth 20. August 2016 13. April 2018[10] aktiv
P223 HMS Medway 23. August 2017 19. September 2019[11] aktiv
P224 HMS Trent 20. März 2018 3. August 2020[12] aktiv
P233 HMS Tamar 10. Oktober 2018 17. Dezember 2020[13] aktiv
P234 HMS Spey 19. Juni 2019 18. Juni 2021[14] aktiv

Bahrain  Bahrain

Die ehemalige Clyde wurde 2020 von Bahrain erworben. Sie steht dort seit August 2020 als RBNS Al Zubara in Dienst.[15]

Brasilien  Brasilien

Die in Großbritannien gebauten Boote waren zunächst von Trinidad und Tobago bestellt worden. Nachdem diese den Auftrag im September 2010 storniert hatten, erwarb Brasilien die Boote Anfang 2012. Die Marinha do Brasil bezeichnet sie als Amazonas-Klasse.

Kennung Name Stapellauf Indienststellung Verbleib
P120 Amazonas 18. November 2009 29. Juni 2012 aktiv
P121 Apa 15. Juli 2010 30. November 2012 aktiv
P122 Araguari 16. Juli 2010 21. Juni 2013 aktiv

Thailand  Thailand

Die Bauwerft der Boote für die Royal Thai Navy war die thailändische Marinewerft in Sattahip, Chon Buri.

Kennung Name Stapellauf Indienststellung Verbleib
551 HTMS Krabi 3. Dezember 2011 26. August 2013 aktiv
552 HTMS Prachuap Khiri Khan 2. August 2019[16] 27. September 2019[17] aktiv

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b George Allison: New Offshore Patrol Ship formally named in Glasgow. UK Defence Journal, 21. März 2019.
  2. HMS Clyde returns to UK after 12 years guarding the Falkland Islands, UK Defence Journal, 28. Dezember 2019
  3. HMS Forth arrives in Falklands to assume guardship duties. UK Defence Journal, 8. Januar 2019
  4. HMS Medway sets sail for the Caribbean. RN News, 20. Januar 2019
  5. HMS Trent deploys for Mediterranean mission. RN News, 31. März 2021
  6. Patrol ships bid farewell to Portsmouth as they begin Indo-Pacific deployment. RN News, 7. September 2021
  7. A Fond Farewell To HMS Severn. Forces.net, 27. Oktober 2017
  8. Second life officially begins for Severn after Thames recommissioning. RN News, 28. August 2021
  9. HMS Clyde’s last drive home for Christmas. RN News, 20. Dezember 2019
  10. HMS Forth is officially commissioned into the Royal Navy. Janes, 13. April 2018
  11. Glasgow built HMS Medway officially commissioned into Royal Navy fleet. UK Defence Journal, 19. September 2019
  12. HMS Tamar formally joins Royal Navy fleet. UK Defence Journal, 3. August 2020
  13. Not any old lion – Navy welcomes HMS Tamar into its family. Royal Navy Homepage, 17. Dezember 2020
  14. HMS Spey ready for action after Invergordon commissioning. Royal Navy Homepage, 18. Juni 2021
  15. HMS Clyde sold to Bahrain. UK Defence Journal, 7. August 2020
  16. Thailand conducts ceremonial launch for second Krabi-class OPV. Janes, 4. August 2019
  17. Thailand inducts second Krabi-class OPV. Janes, 2. Oktober 2019