Ritterfeldsiedlung

Wohnsiedlung im Krefelder Stadtteil Dießem

Die Ritterfeldsiedlung (auch: Siedlung Ritterfeld, Siedlung Ritterstraße oder Voltasiedlung) ist eine zwischen den Jahren 1921 und 1929 entstandene Wohnsiedlung im Krefelder Stadtteil Dießem. Die Ritterfeldsiedlung wurde nach Plänen des Architekten Franz Lorscheidt (15. März 1887 – 29. November 1962) in Krefeld[1] in zwei Bauabschnitten für Mitarbeiter und Mitglieder der Konsumgenossenschaft[2] gebaut. Im ersten Bauabschnitt wurden 1921/22 insgesamt 62 Häuser erbaut, der nächste erfolgte von 1925 bis 1927.[3]

Die Siedlung bezeugt einen weitestgehend traditionsgebundenen Baustil, damals durchaus auch als Gegenbewegung zum Internationalen Stil, wie er z. B. vom Bauhaus propagiert wurde. Spätere Bauten zeigen jedoch auch klare Referenzen zum Expressionismus.

Lage Bearbeiten

Die Siedlung liegt südlich der Innenstadt und der Bahngleise.[4] Die Siedlung hat eine gute Verkehrsanbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln über den nahegelegenen Krefelder Hauptbahnhof sowie durch die direkte Verbindung mit der U-Bahn (U70 und U76) nach Düsseldorf.

Städtebau und Architektur Bearbeiten

Die Ritterfeldsiedlung stellt als Ganzes ein Quartier mit prägnanter städtebaulicher Struktur mit überwiegend gleichmäßiger Parzellenaufteilung innerhalb von Krefeld dar. Der planmäßig angelegte Siedlungsgrundriss weist dabei eine starke strukturelle Ähnlichkeit mit Teilen der Siedlung Elsengrund (1918–1925) in Berlin oder der Siedlung Paulinenhof (1922–1929) in Frankfurt (Oder) auf. Die Häuser mit Glockengiebel in der Siemensstraße erinnern an jene in der zuvor erstellten Gartenstadt Staaken in Berlin (1914–1917). Es kann daher angenommen werden, dass Lorscheidt von den bereits andernorts, vor allem in Berlin entstandenen Gartenstädten, inspiriert wurde, und er mit den Arbeiten von Paul Schmitthenner und Otto Rudolf Salvisberg vertraut war.

Die Gesamtlage ist in ihrem Aufbau achsensymmetrisch, wobei die Nernststraße die Vertikalachse bildet. Den Mittelpunkt der Anlage stellt ein kleiner, symmetrisch umbauter Platz im nördlichen Teil der Nernststraße dar. Dieser ist dreiseitig gefasst, nach Norden mit einer ziegelsichtigen Tordurchfahrt, die zum Platz hin durch zwei schmuckvoll geschweifte Giebel gerahmt ist.[5]

Die gartenstadttypischen geschwungenen Straßenführungen der Siemensstraße im Westen und der Voltastraße im Osten bilden deren Randbereiche. Die meisten Gebäude wurden mit einschaligen, verputzten Fassaden erstellt, zu unterschiedlich großen Baugruppen zusammengefasst, besitzen Walm- oder Satteldächer und lassen sich stilistisch der Heimatschutzarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts zuordnen. Ausnahmen bilden die denkmalgeschützten Häuser in der Siemensstraße 66–71 sowie in der Virchowstraße 92–96 (von 1929), die bereits deutliche Bezüge zur expressionistischen Backsteinarchitektur aufzeigen.

Der harmonische Gesamteindruck, den die Siedlung ursprünglich vermittelte, ergab sich durch die weitestgehende Verwendung standardisierter Bauformen, die in ihrer Ausführung jedoch variiert wurden. Zu den vereinheitlichenden Elementen gehörten die gemeinsamen Dächer, Sprossenfenster, Holzklappläden und gegliederte hölzerne Eingangstüren, von denen einige noch heute erhalten sind. Insgesamt steht bei der Gestaltung nicht so sehr das einzelne Gebäude, sondern eher die Gestaltung der Gesamtanlage im Vordergrund.

In konstruktiver Hinsicht bauzeittypisch sind minimierte Wandquerschnitte, die teilweise Verwendung von Bimsmauerwerk im Innenbereich, hölzerne Geschosstreppen, Stahlbetondecken zwischen Erd- und Kellergeschoss sowie Holzbalkendecken in den darüberliegenden Stockwerken.

Heutiges Erscheinungsbild Bearbeiten

 
Nördliches Zugangstor zur Siedlung von der Ritterstraße aus gesehen. Blick in die Nernststraße

Im Laufe der Jahrzehnte wurden durch die Eigentümer vielfältige Veränderungen an den Gebäuden und den Außenanlagen vorgenommen. Dies entsprang dem nachvollziehbaren Bedürfnis, die Gebäude den Anforderungen an moderne und energieeffiziente Verhältnisse anzupassen. Dabei sind Umbaumaßnahmen erfolgt, die mit Änderungen wesentlicher architektonischer Gestaltmerkmale (z. B. Sprossenfenster, Türen, Dachaufbauten, Entfernung der Fensterläden oder der Keramikteller über den Eingangstüren in der Virchowstraße) einhergingen. Wie häufig bei geplanten historischen Siedlungen, litt jedoch das Erscheinungsbild der Gesamtanlage unter nicht aufeinander abgestimmten Umbaumaßnahmen.

Der Voltaplatz ist heute eine Rasenfläche mit Baumsaum, auf der seit 1992 ein als Geschenk der Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld[6] errichtetes rund 6 Meter hohe Objekt des britischen Künstlers Richard Deacon mit dem Namen „Building from the Inside“ (Das „Doppelohr“) steht.[7]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Edgar Thiesbürger: Architekt D.W.B Franz Lorscheidt, Krefeld. Die Heimat. Krefelder Jahrbuch. Jg. 70, 1999, abgerufen am 21. Februar 2023.
  2. Samtweberviertel und Alte Brotfabrik. 1. Mai 2019, abgerufen am 20. Februar 2023.
  3. Siedlung Ritterfeld | Objektansicht. Abgerufen am 21. Februar 2023.
  4. Karte. Abgerufen am 19. März 2023.
  5. Siedlung Ritterfeld | Objektansicht. Abgerufen am 21. Februar 2023.
  6. Christian Oscar Gazsi Laki: Kunst in Krefeld: Ohr oder nicht Ohr? 24. März 2020, abgerufen am 19. März 2023.
  7. Richard Deacon. 24. April 2019, abgerufen am 19. März 2023 (deutsch).