Richard Reinhardt (Übersetzer)

deutscher Übersetzer und Sprachlehrer

Richard Julius Reinhardt (* 26. Dezember 1820 in Neuwied; † 23. Januar 1898 in Paris) war ein deutscher Übersetzer und Sprachlehrer.

Leben Bearbeiten

Richardt Reinhardt war das zweite von acht Kindern des Kaufmanns Jacob Reinhardt und dessen Ehefrau Eleonore, geb. Keuchen. Über seine Ausbildung ist bisher nichts bekannt. Vielleicht hatte er eine juristische Ausbildung erhalten, denn 1848 empfahl Georg Weerth dem Schuldner Karl Marx in Paris Reinhardt als Treuhänder. Kurz darauf übersetzte Reinhardt den in der Neuen Rheinischen Zeitung veröffentlichten Fortsetzungsroman Weerths „Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski“ ins Französische. Im Dezember 1849 wendete sich Reinhardt auf Anregung von Weerth brieflich an Heinrich Heine und wurde daraufhin für die folgenden vier Jahre dessen Privatsekretär, Vorleser, Schreiber und Übersetzer. Zusammen bereiteten sie die ersten Bände von Heines „Oeuvres complètes“ vor und begannen die „Memoiren“ zu ordnen. Mit dem Abschluss der Übersetzung von Heines „Lutetia“ im Mai 1855 endete die Zusammenarbeit der beiden.[1] Gelegentlich versorgte er den inzwischen in London lebenden Karl Marx mit gesellschaftlichen und politischen Neuigkeiten aus Paris. Politisch stand Reinhardt im Umkreis des Bundes der Kommunisten, ohne jedoch Bundesmitglied gewesen zu sein[2], und kann vorher vielleicht dessen Vorgänger, dem Bund der Gerechten, zugerechnet werden. Marx widmete ihm am 29. November 1860 sein Buch Herr Vogt.

Nach seiner Trennung von Heine arbeitete Reinhardt als Französischlehrer und gelegentlich als Übersetzer. Er gab an, mit David Friedrich Strauß bezüglich einer Übersetzung von dessen Buch Das Leben Jesu (1835–1836) zu korrespondieren. Von 1857 bis 1860 bemühte er sich um die Übertragung von Werken Klaus Groths ins Französische.[3] Unterstützung bekam er dabei von dem ebenfalls in Paris lebenden Hamburger Juristen und Groth-Brieffreund Henry B. Sloman. Einige seiner Übersetzungen erschienen später in der „Revue germanique“ (Nr. 4, 1858).

Ab 1861 versuchte sich Reinhardt als Kaufmann im Importgeschäft. Am 1. Dezember 1863 kam seine Tochter Juliette zur Welt. Am 19. September 1867 heiratete er die Mutter, eine zwanzig Jahre jüngere Französin namens Marie Josèphe Maréchal, genannt Renée (geb. 17. April 1840).

Literatur Bearbeiten

  • Unbekanntes von Friedrich Engels und Karl Marx. Teil I: 1840–1874. Hrsg. von Bert Andréas, Jacques Grandjonc, Hans Pelger. Trier 1986, S, 62–64. (=Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Heft 33)
  • Bernd Füllner: Richard Reinhardt – Knotenpunkt im Netzwerk von Engels, Heine, Marx und Weerth. In: Klassen-Revolution-Demokratie. Zum 150. Jahrestag der Erstveröffentlichung von Marx’ Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte. Hrsg. v. Carl-Erich Vollgraf, Richard Sperl u. Rolf Hecker. Berlin, Hamburg 2003, S. 83–99 ISBN 978-3-88619-689-0
  • Bernd Füllner: Richard Reinhardt. Informant von Marx, Sekretär Heines, Übersetzer und Kaufmann. In: »... und die Welt ist so lieblich verworren«. Heinrich Heines dialektisches Denken. Hrsg. v. Bernd Kortländer u. Sikander Singh. Bielefeld 2004, S. 433–445 ISBN 978-3-89528-465-6
  • Enzo Maaß: Quickborn. Source vive. Traduit du dialecte ditmarsch. Klaus Groth und der Übersetzer Richard Reinhardt. In: Klaus-Groth-Jahrbuch 59 (2017), S. 81–120 ISBN 978-3-8042-0981-7

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „27. Mai 1855, Reinhardt kündigt sein Arbeitsverhältnis bei Heine. Er ist empört, daß dieser ihn nicht als Übersetzer der ‚Lutèce‘ genannt hat.“ (Heine Chronik. Daten zu Leben und Werk zusammengestellt von Fritz Mende. dtv, München 1964, S. 255.)
  2. Bernd Füllner: Richard Reinhardt. Informant von Marx, Sekretär Heines, Übersetzer und Kaufmann. S. 434.
  3. Enzo Maaß: Source vive. Traduit du dialecte ditmarsch: Klaus Groth und der Übersetzer Richard Reinhardt. In: Klaus-Groth-Jahrbuch. Band 59. Boyens Buchverlag, Heide 2017, S. 81–120.