Rechberghausen

Gemeinde in Deutschland

Rechberghausen ist eine Gemeinde im Norden des Landkreises Göppingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur Randzone der europäischen Metropolregion Stuttgart.

Wappen Deutschlandkarte
Rechberghausen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Rechberghausen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 44′ N, 9° 38′ OKoordinaten: 48° 44′ N, 9° 38′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Göppingen
Höhe: 339 m ü. NHN
Fläche: 6,4 km2
Einwohner: 5471 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 855 Einwohner je km2
Postleitzahl: 73098
Vorwahl: 07161
Kfz-Kennzeichen: GP
Gemeindeschlüssel: 08 1 17 038
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Amtsgasse 4
73098 Rechberghausen
Website: www.rechberghausen.de
Bürgermeisterin: Claudia Dörner
Lage der Gemeinde Rechberghausen im Landkreis Göppingen
KarteAlb-Donau-KreisLandkreis EsslingenLandkreis HeidenheimLandkreis ReutlingenRems-Murr-KreisOstalbkreisOstalbkreisAdelbergAichelberg (Landkreis Göppingen)AlbershausenBad BollBad DitzenbachBad ÜberkingenBirenbachBöhmenkirchBörtlingenDeggingenDonzdorfDrackensteinDürnau (Landkreis Göppingen)Eislingen/FilsHeiningen (Landkreis Göppingen)Ebersbach an der FilsEschenbach (Württemberg)Eschenbach (Württemberg)GammelshausenGeislingen an der SteigeGingen an der FilsGöppingenGruibingenHattenhofen (Württemberg)Heiningen (Landkreis Göppingen)HohenstadtKuchen (Gemeinde)LautersteinMühlhausen im TäleOttenbach (Württemberg)RechberghausenSalachSchlatSchlierbach (Württemberg)SüßenUhingenWäschenbeurenWangen (bei Göppingen)WiesensteigZell unter Aichelberg
Karte

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

 
Blick auf Rechberghausen

Die Gemeinde liegt im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb und am Rande des östlichen Schurwaldes auf etwa 320 bis 400 m ü. NN am Marbach, einem rechten Nebengewässer der Fils. Am Eintritt in den auf beiden Ufern und Hängen des Baches liegenden Hauptort fließt ihm ihr großer rechter Oberlauf Herrenbach zu.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Im Nordwesten grenzt die Gemeinde Börtlingen an, im Nordosten Birenbach. Östlicher und südöstlicher Nachbar ist die Kreisstadt Göppingen, mit deren Stadtteil Bartenbach Rechberghausen zusammengewachsen ist, der westliche ist die Gemeinde Wangen. Alle liegen im Landkreis Göppingen.

Gliederung Bearbeiten

Die Gemeinde besteht aus dem Hauptort Rechberghausen und dem sehr viel kleineren Weiler Oberhausen nordöstlich davon.

Flächenaufteilung Bearbeiten

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[2]

Geschichte Bearbeiten

Überblick Bearbeiten

Der Ort wurde 1245 erstmals urkundlich erwähnt. Vor dem Jahr 1274 gehörte das Dorf dem Ritter Ulrich III. von Rechberg-Bettringen. Nach seinem Tod teilten zwei seiner Söhne sein Erbe. Sein gleichnamiger Sohn erbte die Herrschaft Rechberghausen und bildete dann eine eigene Nebenlinie Rechberg-Rechberghausen aus. Um 1366 verkaufte Johann V. von Rechberg-Rechberghausen seine Herrschaft samt Burg und Stadt an Herzog Friedrich von Teck. Dieser übergab die Herrschaft an Österreich und erhielt sie sogleich als Lehen zurück. 1374 verkaufte Österreich Burg und Stadt an die Herren von Rechberg zu Hohenrechberg. Graf Alois Clemens von Rechberg ließ 1721 das Neue Schloß (das heutige Rathaus) erbauen. 1733 fiel das Obere Dorf wieder zurück an Österreich. Kaiserin Maria Theresia belehnte damit 1749 Graf Johann Joseph von Preysing. Dessen Sohn verkaufte die Ortschaft 1789 an die Grafen von Degenfeld-Schonburg. Durch die Mediatisierung kam Rechberghausen Ende 1805 an Württemberg. Im Zuge der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im Königreich Württemberg wurde Rechberghausen dem Oberamt Göppingen zugeordnet.

Bei einer Hochwasserkatastrophe im Jahr 1853 starben 37 Einwohner und 8 Häuser wurden zerstört.

Die Verwaltungsreform vom 25. April 1938 führte zur Zugehörigkeit zum Landkreis Göppingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ort Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörte somit seit 1945 zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

In den 1980er Jahren wurde der Ortskern saniert und das Gewerbegebiet Lindach erschlossen.[3]

Religionen Bearbeiten

Bis zur Reformation war Rechberghausen nach Göppingen eingepfarrt, da die Rechberger Herren jedoch römisch-katholisch blieben, wurde dort eine eigene Pfarrgemeinde eingerichtet. Konfessionell waren bis in die 1970er Jahre die Katholiken in großer Überzahl. Die katholische Kirche Mariä Himmelfahrt wurde 1912 geweiht.

Heute gibt es eine Evangelische Kirchengemeinde[4] in Rechberghausen. Sie umfasste bis 2017 die Gemeinden Rechberghausen und Wäschenbeuren. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg zogen evangelische Bewohner zu. Diese gehörten im Falle Rechberghausens zunächst zur Kirchengemeinde Bartenbach, im Falle Wäschenbeurens zur Kirchengemeinde Lorch. 1955 wurde die Filialkirchengemeinde Rechberghausen als Tochtergemeinde der Muttergemeinde Bartenbach und eine eigene Pfarrei in Rechberghausen errichtet. 1960/61 wurde durch den Stuttgarter Architekten Paul Heim jun. eine eigene Kirche, die Jesus-Christus-Kirche, mit Gemeinderäumen unten im Hanggeschoss erbaut. Der Maler und Grafiker Albrecht Braun gestaltete die Kirche außen im Eingangsbereich mit Betonreliefs (Kreuzigung, Auferstehung, Emmaus, Pfingsten) und an der Ostwand mit einem Sgraffito (Michaels Drachenkampf). 1974 wurde die Filialkirchengemeinde Rechberghausen von der Mutterkirchengemeinde Bartenbach getrennt und zur selbständigen Kirchengemeinde erhoben. Gleichzeitig wurden ihr die evangelischen Bewohner aus Wäschenbeuren zugeordnet. Wäschenbeuren wurde dann zum 1. Januar 2018 von Rechberghausen gelöst und mit der Kirchengemeinde Hohenstaufen zur neuen Kirchengemeinde am Hohenstaufen verbunden. Die Kirchengemeinde Rechberghausen ist auch Träger eines Kindergartens in Rechberghausen.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

 
Oberes Tor

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg für die Daten ab 1970

Datum Einwohner
1837 0737
1907 1335
17. Mai 1939 1726
13. September 1950 2514
27. Mai 1970 4629
31. Dezember 1983 4916
25. Mai 1987 4991
31. Dezember 1991 5305
31. Dezember 1995 5245
31. Dezember 2000 5490
31. Dezember 2005 5532
31. Dezember 2010 5366
31. Dezember 2015 5424
31. Dezember 2020 5411

Politik Bearbeiten

 
Bannerflagge der Gemeinde Rechberghausen

Verwaltungsverband Bearbeiten

Die Gemeinde gehört mit den Nachbargemeinden Adelberg, Birenbach und Börtlingen dem Gemeindeverwaltungsverband „Östlicher Schurwald“ an, der seinen Sitz in Rechberghausen hat.

Wappen Bearbeiten

 
Das Neue Schloss in Rechberghausen dient heute als Rathaus
 
Blick auf Rechberghausen, Federzeichnung von Margret Hofheinz-Döring
 
Wappen von Rechberghausen
Blasonierung: „In Silber auf grünem Dreiberg ein aufgerichteter roter Rehbock.“[5]
Wappenbegründung: In den Jahren um 1930 zeigte das Schultheißenamtssiegel im Schild einen aufgerichteten, auf einem Dreiberg stehenden Steinbock. Da dieses Wappentier keine Beziehung zu Rechberghausen hat, nahm die Gemeinde am 16. Oktober 1932 das jetzige „redende“ Wappen an. Seine Figuren können zugleich auf den Namen der Gemeinde, wie auch auf den des Hauses Rechberg (Rehberg) bezogen werden, das den Ort bis 1789 besessen hat.

Das Gemeindewappen wurde am 16. Oktober 1932 vom Innenministerium Württembergs verliehen.

Bürgermeister Bearbeiten

Bürgermeisterin ist seit dem 1. Juli 2015 Claudia Dörner. Im April 2023 wurde sie für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[6] Ihr Vorgänger als Bürgermeister war Reiner Johannes Ruf, der vom 1. Dezember 1977 bis zum 30. Juni 2015 amtierte.

Gemeinderat Bearbeiten

Der Gemeinderat in Rechberghausen hat 18 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und der Bürgermeisterin als Vorsitzende. Die Bürgermeisterin ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
Wahlbeteiligung: 62,08 %
 %
50
40
30
20
10
0
45,06 %
21,39 %
14,88 %
18,67 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
+8,94 %p
+5,40 %p
−12,27 %p
−2,07 %p
UB Unabhängige Bürger Rechberghausen 45,06 8 36,12 6
Grüne Die Grünen 21,39 4 15,99 3
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 14,88 3 27,15 5
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 18,67 3 20,74 4
gesamt 100,0 18 100,0 18
Wahlbeteiligung 62,08 % 50,26 %

Partnerstädte Bearbeiten

 
Kuranlagen in Bad Schlema, Wappen Bad Schlema und Partnerort Rechberghausen

Partnergemeinde von Rechberghausen ist seit 1991 die Gemeinde Bad Schlema in Sachsen.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Ehemaliger Bahnhof der Hohenstaufenbahn

Verkehr Bearbeiten

Die Gemeinde liegt an der Bundesstraße 297 (TübingenLorch). Von 1912 bis 1984 war sie durch die Hohenstaufenbahn (Schwäbisch GmündGöppingen) auch an das Schienennetz angebunden.

Bildung Bearbeiten

In Rechberghausen befindet sich die Schurwald-Haupt- und Realschule. Außerdem existieren eine zweizügige Grundschule, ein kommunaler, ein römisch-katholischer und ein evangelischer Kindergarten sowie ein Waldkindergarten am Riedwäldle, angrenzend zu Wangen. Außerdem existiert in Rechberghausen eine Außenstelle der Schurwald-Volkshochschule und der Schurwald-Musikschule.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Der Marbach wurde renaturiert und naturnah gestaltet

Theater Bearbeiten

Im ehemaligen Bahnhof der Hohenstaufenbahn in der Bahnhofstraße 30 befindet sich das Amateurtheater Theater im Bahnhof mit regelmäßigem Spielplan.

Im Sommer findet jährlich die von der Gemeinde veranstaltete Kindertheaterwoche statt, bei der 3 Preise für die besten Theatergruppen verliehen werden.[7]

 
Die Gartenschau in Rechberghausen fand vom 29. Mai bis zum 20. September 2009 statt

Grünprojekt 2009 Bearbeiten

Am 29. Mai 2009 wurde das Grünprojekt Rechberghausen eröffnet, eine kleine Landesgartenschau in Baden-Württemberg. Dazu entstand unter anderem ein Landschaftspark mit See und der 12,3 m hohe Aussichtsturm Luftikus[8]. Die erhoffte Besucherzahl von 120.000 war am Ende der viermonatigen Veranstaltung mit über 240.000 Gästen weit übertroffen.[9]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben Bearbeiten

  • Konrad Plieninger (1928–2008), Gymnasialprofessor, Historiker, Romanist und Germanist

Literatur Bearbeiten

  • Gemeinde Rechberghausen. In: Rudolf Moser (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Göppingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 20). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1844, S. 268–273 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rechberghausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Rechberghausen – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Rechberghausen.
  3. Gemeinde Rechberghausen: Chronologie. Abgerufen am 22. November 2022.
  4. Website der Evangelischen Kirchengemeinde Rechberghausen
  5. Heinz Bardua: Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg. Band 1: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987.
  6. Bürgermeisterwahl in Rechberghausen: Klarer Sieg: Claudia Dörner holt 80 Prozent der Stimmen. In: swp.de. 2. April 2023, abgerufen am 4. April 2023.
  7. Kindertheaterwoche. Gemeinde Rechberghausen, abgerufen am 12. Mai 2019.
  8. Aussichtsturm Luftikus. In: Structurae, abgerufen am 31. März 2020.
  9. Informationen der Gemeinde zur Gartenschau