Provisorischer Kärntner Landtag 1848/1849

Landesparlament in Kärnten

Der Provisorische Kärntner Landtag war 1848/1849 das erste Landesparlament in Kärnten.

Geschichte Bearbeiten

In Kärnten bestanden die Kärntner Landstände. Diese waren im 18. Jahrhundert weitgehend bedeutungslos geworden, bestanden aber weiter. In der Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich wurden sie letztmalig einberufen und wählten Vertreter in den Ständischen Zentralausschuss. Der der „Große Ausschuss“ (aus 22 Vertretern des Prälaten-, Herren- und Ritterstandes) der Landstände wurde danach letztmalig einberufen und um Vertreter des Bürger- und des Bauernstandes erweitert. Dieser „verstärkte“ Ständische Ausschuss trat am 31. Mai zusammen nahm einen recht konservativen Entwurf einer provisorischen Landtagsorganisation (erarbeitet von Adolf Ritter von Tschabuschnigg) an.

Auf dieser Rechtsgrundlage wurden die Mitglieder des Provisorischen Kärntner Landtags gewählt. Der verstärkte Ständische Ausschuss berief den Landtag am 5. Juli für den 17. Juli zu einer konstituierenden Sitzung ein.

Der Landtag trat in zwei Landtagsessionen zusammen: Vom 17. Juli bis 6. September 1848 und vom 16. bis 17. Oktober 1848.

Der Landtag beriet seine Geschäftsordnung, eine Gemeindeordnung und vor allem einen Entwurf einer Landesverfassung.

Zusammensetzung Bearbeiten

Der Landtag bestand aus dem Vorsitzenden und 72 weiteren Abgeordneten (auf der ersten Landtagssitzung wurde die Abgeordnetenzahl auf 73 erhöht). Diese verteilten sich wie folgt:

  • 14 Mandate für die in der Landesmatrikel enthaltenen geistlichen Pfründen und Familien
  • 10 Mandate für die nicht immatrikulierten größeren Grundbesitzer
  • 6 Mandate für die Industrie
  • 14 Mandate für die „größeren bürgerlichen Gemeinden“
  • 28 Mandate für die „übrigen bürgerlichen und die Landgemeinden“

Für jeden Abgeordneten wurde ein Ersatzmann gewählt. Diese waren Verhindungsvertreter, nahmen also an den Sitzungen teil, wenn der eigentlich gewählte verhindert war. Diejenigen, die an keiner Sitzung teilnahmen, sind durch einen Stern (*) gekennzeichnet. Wahlberechtigt waren Männer die das 24. Lebensjahr erreicht hatten, österreichische Bürge und wirtschaftlich Selbständig waren. Ein Zensus wurde nicht gefordert, auch war das Wahlrecht von der Konfession unabhängig. Die Wahl war eine direkte Wahl (außer bei den Landgemeinden, wo eine indirekte Wahl durch Wahlmänner vorgenommen wurde).

Auflösung des Landtags Bearbeiten

Die Oktroyierte Märzverfassung vom 4. März 1849 hob die provisorischen Provinziallandtage offiziell auf. Auch die Kronländer erhielten neue Landesverfassungen, die ständischen Landtage wurden aufgelöst. Die neuen Verfassungen sahen Landtage vor, diese wurden aber nie einberufen. Damit blieb der verstärkte Landtagsausschuss bis April 1861 im Amt. Ab 1861 bestand dann der Kärntner Landtag.

Liste der Abgeordneten Bearbeiten

Kurie Ort Abgeordneter Stellvertreter Anmerkung
Landesmatrikel Karl Graf Lodron Anton Ritter von Moro
Landesmatrikel Adolf Ritter von Tschabuschnigg Alfred Graf Christallnigg (*)
Landesmatrikel Ferdinand Graf Egger (*) Friedrich Graf Rosenberg
Landesmatrikel Ferdinand Fürst Rosenberg Eduard Freiherr von Herbert
Landesmatrikel Domprobst Anton Stelzich (*) Johann Michael Achatz, Domdechant von Gurk
Landesmatrikel Alfred Freiherr von Hingenau Johann Freiherr von Kaiserstein Kaiserstein verstarb, bevor er sein Mandat antreten konnte. Nachfolger wurde Andreas von Moro
Landesmatrikel Paul Freiherr von Herbert Josef Ritter von Lizlhofen (*)
Landesmatrikel Thomas Ritter von Moro Julius Ritter von Rainer
Landesmatrikel Felix Freiherr von Longo Franz Kramer zu Kreug Parlamentspräsident
Landesmatrikel Peter Graf Goëss (*) Max Ritter von Moro
Landesmatrikel Ferdinand Ritter von Findenigg Gustav Graf von Egger (*)
Landesmatrikel Konstantin Graf Lodron Hugo Graf Henkel
Landesmatrikel Adolf Freiherr von Aichelburg Theodor Ritter von Moro
Landesmatrikel Anton Graf von Goëss Josef Freiherr von Aichelburg (*)
Größer Grundbesitzer Unterkärnten Ferdinand von Knappitsch Johann Burger
Größer Grundbesitzer Unterkärnten Thaddäus von Lanner Albert von Hummelauer
Größer Grundbesitzer Unterkärnten Josef Taller Franz Rauscher
Größer Grundbesitzer Unterkärnten Balthasar Umfahrer Peter Kernmayer
Größer Grundbesitzer Unterkärnten Karl Schriefl Ignaz Leitgeb
Größer Grundbesitzer Unterkärnten Matthäus Gantschnigg Johann Novak
Industrie Unterkärnten Ludwig Weber Johann Kretz
Industrie Unterkärnten Josef Lax Johann von Kronthal
Industrie Unterkärnten Anton Bolleritsch Gustav Kazetl
Industrie Unterkärnten Albert Spieß Anton Müller
Industrie Unterkärnten Franz Ritter von Jakomini Franz Holenia
Größer Grundbesitzer Oberkärnten Blasius Lapusch Jakob Sereinigg
Größer Grundbesitzer Oberkärnten Johann Lautmann Johann Kowinter
Größer Grundbesitzer Oberkärnten Michael Oprießnigg Franz Valentinitsch
Größer Grundbesitzer Oberkärnten Jakob Pachernigg Urban Tschemerniat
Industrie Oberkärnten Die Wahl konnte trotz drei Versuchen nicht durchgeführt werden
Größere bürgerlichen Gemeinden Klagenfurt Mathias Rulitz Anton Ohrfandl
Größere bürgerlichen Gemeinden Klagenfurt Josef Janesch Franz Polster
Größere bürgerlichen Gemeinden Klagenfurt Johann Michael Rothauer Christoph Neuner
Größere bürgerlichen Gemeinden Klagenfurt Andreas Koller Ferdinand Hauser Vizepräsident
Größere bürgerlichen Gemeinden Klagenfurt Josef Scheriau Josef Guggitz
Größere bürgerlichen Gemeinden Klagenfurt Vinzenz Ritter von Pitreich Friedrich Felfernigg
Größere bürgerlichen Gemeinden Villach Josef Kassin Paul Häuser
Größere bürgerlichen Gemeinden Villach Mathias Fürst Anton Komploier
Größere bürgerlichen Gemeinden Friesach Anton Fiala Josef Georg Jeretin
Größere bürgerlichen Gemeinden St. Veit Wenzel Büttner Josef Weißenhof
Größere bürgerlichen Gemeinden Völkermarkt Peter Rudolfi, senior Johann Frandl Rudolfi legte das Mandat am 17. Oktober 1848 nieder, die Nachwahl am 2. November 1848 scheiterte daran, dass nur drei Wahlberechtigte erschienen.
Größere bürgerlichen Gemeinden Wolfsberg Alois Offner Josef Offner Die Gebrüder Offner legten das Mandat im November 1848 nieder. Bei der Nachwahl am 10. November 1848 wurde Franz von Rosthorn als Abgeordneter gewählt (der das Mandat wegen Doppelwahl nicht annahm) und Franz Wohlgemuth als Stellvertreter
Größere bürgerlichen Gemeinden Marktgemeinde Feldkirchen Thomas Novak Johann Jessernig
Größere bürgerlichen Gemeinden Marktgemeinde Spittal Andreas Rieder Johann Grutschnigg
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Althofen Josef Holler Joseph Bein
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Bleiburg Johann Writz Lukas Miklautz
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Eberstein Josef Wernhammer Franz Spieß
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Friesach Johann Rauchenwald Karl Maggauer
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Griffen Klement Oscharnig Thomas Hermanitz
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Gurk Franz Stromberger Georg Köstenberger
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Kappel Vinzenz Komposch Andreas Ortner
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Kirschentheuer Johann Karner Thomas Obersteiner
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Lavamünd Anton Domaingo Karl Tscheboll
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort St. Leonhard Josef Baumgartner Rupert Nießl
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Maria Saal Johann Mentitsch ./.
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Moosburg Vinzenz Weber Johann Grimschitz
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort St. Veit Peter Kanitsch Johann Tobeitz
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Viktring Johann Karner Josef Löschnigg
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Völkermarkt Georg Rack Johann Schlutt
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Wolfsberg für den Bezirk Hartneidstein Josef Jäger Georg Kehraus
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Unterkärnten, Hauptwahlort Wolfsberg für die Bezirke St. Andrä und Wolfsberg Ignaz Peinlich Johann Stöflitsch Peinlich nahm die Wahl nicht an
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Arnoldstein Johann Millonigg Franz Wegscheider
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Feldkirchen Peter Madruter, vlg. Hansel zu Krahberg Wolfgang Petritz
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Gmünd Johann Tondl Mathias Koch
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Greifenburg Johann Taurer Josef Tauerer
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Hermagor Johann Leitgeb Christian Tschmelitsch
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Kötschach Johann Klaus Johann Drummel
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Obervellach Peter Egger Johann Wallner
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Paternion Franz Lar Christof Winkler
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Rosegg Matthäus Kirchmayer Filipp Wrann
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Spittal Johann Grutschnigg Andreas Rieder
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Villach Ludwig Brandstetter Johann Wallner
Kleinere bürgerliche und Landgemeinden Oberkärnten, Hauptwahlort Bleiberg Josef Schöffmann Thomas Köfler Auf der ersten Sitzung des Landtags wurde beschlossen, ein 73stes Mandat einzurichten. Am 23. Juli 1848 wurden die genannten gewählt. Schöffmann legte das Mandat am 26. September, Köfler am 28. September nieder. Bei der Nachwahl am 19. November 1848 erklären die Wahlmänner, ihr Vertrauen gälte den Abgeordneten Franz von Jakomini/Franz Hollenia; ein eigener Abgeordneter sei nicht notwendig.

Anmerkung: Durch Mandatsniederlegungen und Nachwahlen gab es weitere Abgeordnete. Die List nennt die ursprünglich gewählten Kandidaten und stellt Mandatsveränderungen in der Spalte Anmerkung dar.

Literatur Bearbeiten

  • Rudolf Siegl: Die Abgeordneten zum Kärntner Landtag von 1848 bis 1938, S. 242, Diss., 2022, Digitalisat.
  • Martin-Friedrich Tschuden: „Kärnten 1848 – Die Auswirkungen der Revolution auf die politischen Vertretungskörper“, Diss. 2018
  • Iris M. Binder: Der Kärntner Landtag; in: Adam Wandruszka, Peter Urbanitsch (Hrsg.): Der Oberösterreichische Landtag. Band 7: Helmut Rumpler, Peter Urbanitsch (Hrsg.): Verfassung und Parlamentarismus. Teilband 2: Die regionalen Repräsentativkörperschaften. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2000, ISBN 3-7001-2871-1, S. 1719–1737.