Potarit (IMA-Symbol Ptr[1]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“ mit der chemischen Zusammensetzung PdHg und damit chemisch gesehen ein Palladium-Amalgam, das heißt einer natürlichen Legierung aus Palladium und Quecksilber.

Potarit
Potarit aus Kaietur Falls, Guyana
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ptr[1]

Chemische Formel PdHg
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Elemente – Metalle und intermetallische Verbindungen
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

I/A.02
I/A.02-090

1.AD.25
01.02.04.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m[2]
Raumgruppe P4/mmm (Nr. 123)Vorlage:Raumgruppe/123[3]
Gitterparameter a = 3,02 Å; c = 3,71 Å[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 (VHN100 = 126–137)[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 14,88; berechnet: 15,09[4]
Spaltbarkeit fehlt bzw. nicht beobachtet[5]
Bruch; Tenazität spröde[4]
Farbe silberweiß; auf polierten Flächen creme- bis weißlich-cremefarben[4]
Strichfarbe silberweiß[4]
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz Metallglanz

Potarit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt cremefarbene bis silberweiße massive Körner und Nuggets von bis zu einem Zentimeter Größe. Das Mineral ist undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Potarit wurde erstmals zwischen 1924 und 1925 von Sir John B. Harrison († 1926)[6] gefunden und beschrieben. Weitere Untersuchungen und Vergleiche mit bekannten künstlichen Palladium-Quecksilber-Verbindungen – sogenannten Amalgamen – fanden durch Leonard James Spencer 1928, Arnold Cissarz 1930 und Martin A. Peacock 1945 statt. Die Überlegung von Spencer, dass Potarit mit Allopalladium (heute Stibiopalladinit)[7] übereinstimmen könnte, wurden nicht bestätigt.

Benannt ist das Mineral nach dem Fluss Potaro in Guyana, an dem die Typlokalität in der Nähe der Kaieteur-Fälle liegt.

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Potarit zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung der „Metalle und intermetallischen Legierungen (ohne Halbmetalle)“, wo er zusammen mit Moschellandsbergit, Quecksilber, dem inzwischen diskreditierten Kongsbergit und dem von der International Mineralogical Association (IMA) nicht geprüften und daher nicht anerkannten Goldamalgam sowie im Anhang mit Zink die „Quecksilber-Amalgam-Reihe“ mit der System-Nr. I/A.02 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. I/A.02-90. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“, wo Potarit zusammen mit Aurihydrargyrumit, Belendorffit, Bleiamalgam, Eugenit, Goldamalgam, Kolymit, Luanheit, Moschellandsbergit, Paraschachnerit, Quecksilber, Schachnerit und Weishanit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[8]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Potarit in die Abteilung der „Metalle und intermetallische Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Potarit ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Quecksilber-Amalgam-Familie“ zu finden, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 1.AD.25 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Potarit ebenfalls in die Klasse und dort in die gleichnamige Abteilung der „Elemente“ ein. Hier ist er zusammen mit Ferronickelplatin, Tetraferroplatin und Tulameenit in der „Tetraferroplatingruppe (Raumgruppe P4/mmm)“ mit der System-Nr. 01.02.04 innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Platingruppenmetalle und -legierungen“ zu finden.

Chemismus Bearbeiten

In der idealisierten (theoretischen) Zusammensetzung von Potarit besteht das Mineral aus Palladium (Pd) und Quecksilber (Hg) im Verhältnis von 1 : 1. Die entspricht einem Massenanteil (Gewichtsprozent) von 34,66 Gew.-% Pd und 65,34 Gew.-% Hg.[10][2]

Die Analyse des Typmaterials vom Fluss Potaro ergab allerdings geringe Fremdbeimengungen von Kupfer (Cu) zwischen 0,1 und 0,5 Gew.-%.[4]

Kristallstruktur Bearbeiten

Potarit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Raumgruppe P4/mmm (Raumgruppen-Nr. 123)Vorlage:Raumgruppe/123, den Gitterparametern a = 3,02 Å und c = 3,71 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Potarit findet sich in ultramafitischen Gesteinen wie Dunit und Chromidit sowie Gebieten, in denen Gold und Diamanten zu finden sind. Es ist mit Platin, Palladium, Gold, Pentlandit, Chalkopyrit, Pyrrhotin und Millerit vergesellschaftet. Häufig enthält Potarit auch Kupfer.

Als seltene Mineralbildung konnte Potarit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 30 Fundstätten dokumentiert sind (Stand 2022). Neben der Typlokalität zählen dazu Pilbara in Australien, Curionópolis und Serro in Brasilien, Chaudière-Appalaches in Kanada, die Präfektur Tottori in Japan, Bleida in Marokko, die zu Neukaledonien gehörende Insel Ouen, Sibirien und der Ural in Russland, der Bushveld-Komplex in Südafrika, die schottische Insel Rum sowie Goodnews Bay, der Stillwater-Komplex und Goodsprings in den Vereinigten Staaten.[11]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • L. J. Spencer: Potarite, a new mineral discovered by the late Sir John Harrison in British Guiana. In: Mineralogical Magazine. Band 21, Nr. 120, 1928, S. 397–406 (englisch, rruff.info [PDF; 463 kB; abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  • K. Terada, F.W. Cagle, Jr.: The crystal structure of potarite (PdHg) with some comments on allopalladium. In: American Mineralogist. Band 45, 1960, S. 1093–1097 (englisch, minsocam.org [PDF; 311 kB; abgerufen am 9. Oktober 2022]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Potarite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  2. a b David Barthelmy: Potarite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. Oktober 2022 (englisch).
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 40 (englisch).
  4. a b c d e f Potarite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 48 kB; abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  5. Potarite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Oktober 2022 (englisch).
  6. L. J. Spencer: Potarite, a new mineral discovered by the late Sir John Harrison in British Guiana. In: Mineralogical Magazine. Band 21, Nr. 120, 1928, S. 397–406 (englisch, rruff.info [PDF; 463 kB; abgerufen am 9. Oktober 2022]).
  7. Allopalladium. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Oktober 2022 (englisch).
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 9. Oktober 2022 (englisch).
  10. Potarit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 9. Oktober 2022.
  11. Fundortliste für beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 9. Oktober 2022.