Die dakische Festung Sarmizegetusa

Die Entstehung des rumänischen Volkes ist nicht abschließend geklärt. Die meisten rumänischen Historiker favorisieren die Dako-romanische Kontinuitätstheorie, die besagt, dass sich das rumänische Volk um die Zeitenwende aus der Vermischung der Daker mit den römischen Eroberern entwickelt habe. Aus der Sprache, die neben romanischen auch zahlreiche slawische Einflüsse enthält, schließen andere Forscher, dass die Rumänen zumindest teilweise auch von Slawen abstammen.

Im 14. Jahrhundert bildeten sich die Fürstentümer Walachei und Moldau. Ersteres geriet schon Ende des 14. Jahrhunderts, letzteres um 1500 unter die Oberherrschaft des Osmanischen Reiches. Aber auch Russland und ab ca. 1700 auch die Habsburgermonarchie versuchten zunehmend, ihren Einfluss geltend zu machen. Im 18. und 19. Jahrhundert war das heutige Rumänien Schauplatz zahlreicher Kriege zwischen diesen Mächten.

Carol I.

Die zunehmende Schwäche des Osmanischen Reiches und die Niederlage Russlands im Krimkrieg (1853–1856) erlaubten der Walachei und der Moldau, sich zunehmend aus ihrer Abhängigkeit zu lösen. 1861 entstand der Staat Rumänien, indem Alexandru Ioan Cuza, der 1859 zum Fürsten beider Fürstentümer gewählt worden war, beide miteinander unter dem Namen „Rumänien“ vereinigte. Wenige Jahre später (1866) wurde Carol I. aus einer Seitenlinie der Hohenzollern zunächst zum Fürsten und 1881 zum König des jungen Staates. Die Staatsform war die einer konstitutionellen Monarchie. Aber erst nach einem weiteren Krieg 1877/1878 konnte das Land die osmanische Oberherrschaft endgültig abschütteln. Gleichzeitig gewann Rumänien die Dobrudscha.

1916 trat Rumänien auf der Seite der Entente in den Ersten Weltkrieg ein in der Hoffnung, das seit etwa 900 zumeist zu Ungarn oder Österreich gehörige, zwischenzeitlich aber mehrheitlich von Rumänen bewohnte Siebenbürgen zu erobern. Der Feldzug endete in einem militärischen Debakel; mehr als die Hälfte des Landes wurde von den Mittelmächten besetzt. Durch den Sieg der Entente an anderen Fronten stand Rumänien jedoch letztlich auf der Seite der Gewinner; 1919 leistete es den Hauptanteil an der Niederschlagung der kommunistischen Ungarischen Räterepublik. Ein Jahr später bekam das Land im Vertrag von Trianon neben Siebenbürgen auch einen großen Teil des Banats, einige Großstädte im Osten der Großen Ungarischen Tiefebene, die Bukowina, den Süden der Maramuresch und Bessarabien zugesprochen. Das Land – nunmehr „Großrumänien“ genannt – erreichte seine größte Ausdehnung.

Deutsche und rumänische Truppen am Fluss Pruth

Die Zeit zwischen beiden Weltkriegen war von zunehmenden inneren Spannungen geprägt. Rumänien verlor zudem 1940 einen Teil seines Territoriums; Nordsiebenbürgen gelangte an Ungarn und Bessarabien sowie die Nordbukowina an die Sowjetunion. Dies führte zu einer fortschreitenden Aushöhlung der Demokratie und schließlich 1940 zu Machtübernahme des Marschalls Ion Antonescu.

Propagandaplakat in Bukarest 1986 mit dem Bild Ceaușescus

1941 trat das Land an der Seite Hitlerdeutschlands in den Zweiten Weltkrieg ein und beteiligte sich mit großen Truppenverbänden am Krieg gegen die Sowjetunion. Im Land selbst kam es zu Pogromen gegen die starke jüdische Minderheit; zahlreiche Juden wurden in das Besatzungsgebiet Transnistrien deportiert. Im Zuge der sich abzeichnenden Niederlage wechselte Rumänien 1944 die Seiten und wurde Verbündeter der Sowjetunion. Bessarabien und die Nordbukowina – 1941 wieder eingegliedert – gingen erneut verloren, während Nordsiebenbürgen zurückgewonnen werden konnte.

Noch in der Endphase des Krieges geriet Rumänien unter sowjetischen Einfluss. 1947 wurde die Monarchie gestürzt, die Kommunistische Partei übernahm auch formell die Macht. Ab den 1960er Jahren versuchten die jeweiligen Parteiführer – zunächst Gheorghe Gheorghiu-Dej, ab 1965 Nicolae Ceaușescu – , sich von der Sowjetunion zu emanzipieren und eine selbständige Innen- und Außenpolitik zu betreiben. Insbesondere in den 1980er Jahren jedoch führten die immer selbstherrlicheren Entscheidungen Ceaușescus zu einer zunehmenden außenpolitischen Isolierung, zur innenpolitischen Unterdrückung und zu einer katastrophalen wirtschaftlichen Entwicklung, was im Dezember 1989 zur Revolution und zum Sturz Ceaușescus führte.

Seit 1989 ist Rumänien eine parlamentarische Demokratie; 2007 gelang der Beitritt zur Europäischen Union, innerhalb der das Land jedoch zu den wirtschaftlich ärmsten Ländern gehört.