Pfaffenhain ist ein Ortsteil der Gemeinde Jahnsdorf/Erzgeb. im sächsischen Erzgebirgskreis.

Pfaffenhain
Koordinaten: 50° 45′ N, 12° 49′ OKoordinaten: 50° 45′ 13″ N, 12° 49′ 21″ O
Höhe: 365 m
Fläche: 3,33 km²
Einwohner: 391 (31. Jul. 2021)
Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Leukersdorf/Erzgeb.
Postleitzahl: 09387
Vorwahl: 037296
Pfaffenhain (Sachsen)
Pfaffenhain (Sachsen)

Lage von Pfaffenhain in Sachsen

Geografie Bearbeiten

 
Bahnhof Pfaffenhain (2016)

Das einreihige Waldhufendorf Pfaffenhain liegt im Westerzgebirge am flachen Nordhang einer breiten Talaue der Würschnitz. Die Bundesstraße 169 verläuft durch die Ortslage. Der schnurgerade Abschnitt der Bundesstraße in Richtung Niederdorf wird im Volksmund als Pfaffenhainer Länge bezeichnet. Zudem existiert ein Bahnhof an der im Rahmen des Chemnitzer Modells bedienten Würschnitztalbahn. Im 30-Minuten-Takt verkehrt die Linie C11 der Chemnitzbahn nach Stollberg sowie in die Chemnitzer Innenstadt.

Nachbarorte Bearbeiten

Seifersdorf Leukersdorf
  Jahnsdorf
Niederdorf

Geschichte Bearbeiten

Die Ersterwähnung des Dorfes erfolgt 1442 als Pfaffenhayn. Das Dorf gehörte in dieser Zeit zum Kloster Grünhain, mit dem auch die Namensgebung in Verbindung gebracht wird.[1] Pfaffenhain ist und war vor allem bäuerlich geprägt, wobei die Einwohner von der Rindviehzucht, aber auch von der Strumpfwirkerei und Weberei lebten. August Schumann berichtet 1818 über Pfaffenhain unter anderem[2]:

Pfaffenhayn hat 30 Häuser, welche in nördlicher Richtung sich fast 1/4 Stunde lang erstrecken; darunter sind 14 mit Feldgütern versehen, alle aber sind sehr wohl gebaut, und das ganze Dorf hat das deutliche Gepräge der Wohlhabenheit.

Im 19. Jahrhundert bestanden zwei Mahlmühlen, von der eine mit einer Schneidmühle verbunden war, und ein großer Gasthof. Zudem existierten zahlreiche Teiche und einige Steinbrüche am Steinberg.[2] Um 1900 entstanden im Rahmen der Industrialisierung kleine Strumpbetriebe, später auch eine Schlossfabrik für Spezialschlösser, eine Schuhfabrik, ein Textilveredlungsbetrieb und ein Blechformwerk.[1]

Kirchlich war Pfaffenhain zunächst nach Leukersdorf und dann ab 1548 nach Kirchberg gewiesen. 1892 wurde Pfaffenhain wieder nach Leukersdorf gepfarrt.[1][3]

Das bis dahin selbständige Dorf Pfaffenhain wurde am 11. Dezember 1974 nach Leukersdorf eingemeindet.[4] Durch den Zusammenschluss von Leukersdorf mit Jahnsdorf wurde es am 1. Januar 1999 ein Ortsteil der Gemeinde Jahnsdorf.[5]

Entwicklung der Einwohnerzahl Bearbeiten

Jahr Einwohnerzahl[3]
1551 13 besessene Mann, 13 Häusler, 13 Dienstboten; 8 ½ Hufen
1764 13 besessene Mann, 1 Gärtner, 7 Häusler
1801 161[2]
1834 215
1871 306
1890 283
Jahr Einwohnerzahl
1910 343
1925 377
1939 506
1946 620
1950 571
1964 488
Jahr Einwohnerzahl
2011 317[6]
2013 320[7]
2014 322[8]
2017 411[9]
2018 408[10]
2019 386[11]
Jahr Einwohnerzahl
2020 407[12]
2021 391[13]
2022
2023
2024
2025

Archiv des Erzgebirgskreises Bearbeiten

In Bauten des früheren Flugplatzes ist ein Teil des Archives des Erzgebirgskreises untergebracht und für Besucher zugänglich. Pfaffenhain ist neben Aue und Annaberg-Buchholz einer der drei Standorte des Kreisarchivs und verfügt neben Archivalien der früheren Kreise und Landkreise Marienberg, Zschopau und Mittlerer Erzgebirgskreis einen Schwerpunkt in Gemeindebeständen, Zeitungen und verschiedenem Sammlungsgut aus dem Marienberger Raum.[14][15]

Flüchtlingsunterkunft Bearbeiten

Zwischen Kreis-Archiv und Flugplatz befindet sich seit Ende 2015 eine aus Containern bestehende Flüchtlingsunterkunft, bewohnt von ca. 90 Flüchtlingen.[16]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Wichtige Betriebe in Pfaffenhain sind die ABUS Pfaffenhain GmbH (Hersteller mechanischer Sicherheitstechnik; gegründet 1946 als Mechanische Werkstätten Pfaffenhain/Erzgeb., später bis 1990 VEB Schloßfabrik Pfaffenhain und von 1990 bis 2008 Schließanlagen GmbH Pfaffenhain), Air-Service Fiedler (Instandhaltungsbetrieb der Allgemeinen Luftfahrt nach JAR 145), die M&V GmbH Siegmar (Metallbearbeitung, Vorrichtungs- und Fahrzeugbau), die Firma Püschmann Maschinenbau GmbH, die ZLT Lüftungs- und Brandschutztechnik GmbH, ein Teil der Firma Eurofoam und die Firma Markstahl. Begünstigt wird die Unternehmensansiedlung durch den Flugplatz Chemnitz-Jahnsdorf, der sich zwischen Pfaffenhain und Jahnsdorf befindet.

Auf dem Grundstück des abgerissenen Gasthofs Pfaffenhain (mit Saal), ehem. Besitzer Wilhelm Sonntag (etwa 1901), befindet sich heute der Neubau der Freiwilligen Feuerwehr Pfaffenhain.

Aktuell erfolgt der Ausbau des Internets mit Glasfaserkabel in Pfaffenhain.

Landschaft Bearbeiten

Mit den Steegenwiesen direkt an der Würschnitz besitzt die Gegend um Pfaffenhain die größte Wiesenfläche im Erzgebirge.[17]

Historisches Bearbeiten

Pfaffenhain verfügte früher offenbar über drei Mühlen. Eine davon, die Sägemühle oder Schneidemühle, kann heute im Seiffener Freilichtmuseum als Wasserkraftsägemühle besichtigt werden.[18] Eine zweite Mühle wurde Obermühle (Mahlmühle) genannt. Zur dritten Mühle, wahrscheinlich die Niedere Mühle, gibt es wohl keine Dokumente mehr.[19] In der Literatur ist zum Teil von zwei Schneidemühlen die Rede.

Literatur Bearbeiten

  • Pfaffenhain, Ortsteil von Leukersdorf. In: Zwischen Mülsengrund, Stollberg und Zwönitztal (= Werte unserer Heimat. Band 35). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1981, S. 89 f.
  • Pfaffenhain. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 214 f.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Pfaffenhain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Pfaffenhain im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Pfaffenhain, Ortsteil von Leukersdorf. In: Zwischen Mülsengrund, Stollberg und Zwönitztal (= Werte unserer Heimat. Band 35). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1981, S. 89 f.
  2. a b c Pfaffenhain. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 8. Band. Schumann, Zwickau 1821, S. 214 f.
  3. a b vgl. Pfaffenhain im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  5. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  6. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 5 / 2011 vom 6. Mai 2011 (PDF; 2,9 MB)@1@2Vorlage:Toter Link/www.jahnsdorf-erzgeb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 2 / 2014 vom 7. Februar 2014 (PDF)
  8. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 9 / 2014 vom 5. September 2014 (PDF)
  9. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 2 / 2017 vom 9. Februar 2018 (PDF)
  10. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 2 / 2018 vom 8. Februar 2019 [1]
  11. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 2 / 2020 vom 7. Februar 2020 [2]
  12. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 2 / 2021 vom 5. Februar 2021 [3]
  13. Jahnsdorfer Gemeindeblatt Nr. 9 / 2021 vom 3. September 2021 [4]
  14. Pressemitteilung des Erzgebirgskreises vom 16. März 2018 [5]@1@2Vorlage:Toter Link/www.erzgebirgskreis.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 16. März 2018
  15. Freie Presse - Regionalausgabe Aue - vom 19. März 2018
  16. Pfaffenhainer streiten über die Zukunft der Flüchtlingsunterkunft, auf blick.de
  17. Ludwig Reichenbach: Gäa von Sachsen: Einleitung in die Flora von Sachsen. Dresden und Leipzig 1843 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Gebäude und Werkstätten, auf spielzeugmuseum-seiffen.de
  19. Register der Mühlen, auf v-weiss.de