Peiden

Dorf im Kanton Graubünden in der Schweiz

Peiden war eine Gemeinde im Kreis Lumnezia des Bezirks Surselva des Schweizer Kantons Graubünden. Am 1. Januar 1963 fusionierte Peiden mit der Gemeinde Uors zur Gemeinde Uors-Peiden, die 2002 mit weiteren Gemeinden zur Gemeinde Suraua fusionierte, die dann 2013 in der Gemeinde Lumnezia aufging. Peiden ist heute eine alpine Kleinsiedlung in der Val Lumnezia. Die zum grössten Teil kaum bewohnten Hofstätten der heutigen Fusionsgemeinde liegen an einem geologisch instabilen Hang unterhalb Cumbel an der Verbindungsstrasse zwischen dem Ober- und Unterlugnez. Südöstlich des Dorfes liegt im Talgrund des Glenners – romanisch "il Glogn" – die seit dem 13. Jahrhundert bekannte, ehemalige Badestätte mit ihrem heutigen Gasthof Peiden-Bad an der Verbindungsstrasse von Ilanz nach Vals. Eine Zugangsstrasse zu den höher gelegenen Lugnezer Dorffraktionen von Peiden-Dorf und Cumbel führt über eine Strassenbrücke zum linken Glenner-Ufer und vorbei an der 1345 erstmals erwähnten Luzius-Kapelle, die ursprünglich St. Sigismund geweiht war.

Peiden
Wappen von Peiden
Wappen von Peiden
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Surselva
Politische Gemeinde: Lumneziai2
Postleitzahl: 7110
Koordinaten: 734352 / 175870Koordinaten: 46° 43′ 14″ N, 9° 11′ 46″ O; CH1903: 734352 / 175870
Höhe: 934 m ü. M.
Fläche: 1,60 km²
Einwohner: 90 (2000)
Einwohnerdichte: 56 Einw. pro km²
Website: www.lumnezia.ch
Unten Peiden, oben Cumbel, links hinten Vella GR
Unten Peiden, oben Cumbel, links hinten Vella GR

Unten Peiden, oben Cumbel, links hinten Vella GR

Karte
Peiden (Schweiz)
Peiden (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 1. Januar 1963

Name Bearbeiten

Der Name des Dorfes geht vermutlich auf das vorrömisch-rätische pitino zurück, einer Bezeichnung für eine Wehranlage oder Burg.[1]

Geschichte Bearbeiten

Peiden entstand im 11. Jahrhundert. Die romanische Siedlung gehörte als Lehen des Bistums Chur zuerst den Vögten von Belmont, anschliessend ab 1371 den Lumbreiner Feudalherren Lumerins, und um 1390 waren die Lehensträger die Sax-Misox. 1345 wurde die Kleinsiedlung als Peden erwähnt. 1538 kauften sich die Bewohner von den Feudalrechten frei. Die damals gebildete Nachbarschaft mit Camuns und Cumbel bestand in der Folge bis 1851. Aus strukturellen Gründen fusionierte Peiden 1963 mit Uors zur politischen Gemeinde Uors-Peiden. Diese wiederum schloss sich am 1. Januar 2002 mit den Fraktionen Camuns, Surcasti und Tersnaus zur Gemeinde Suraua zusammen und ist heute eine Nachbarschaft der fusionierten Talgemeinde Lumnezia.

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1900 1910 1950 1960 1970 1980 2000
Einwohner 91 129 147 87 67 116 (Uors-Peiden) 69 90

1850 lebten 91 Menschen in Peiden, 1900 waren es 129; der Höchststand wurde 1910 erreicht, als Peiden 147 Einwohner zählte. Anschliessend ging die Einwohnerzahl stetig zurück. 1950 waren es 87, 1960 noch 67 und heute zählt die Hofstatt Peiden selbst nur mehr ein gutes Dutzend Bewohner – vereinzelte davon sind Ferien- oder Zweitwohnsiedler.

Kirche Bearbeiten

Kirchlich gehörte Peiden zu St. Vinzenz in Pleif, bildete von 1745 die Kuratkaplanei zur Heiligen Dreifaltigkeit und von 1910 bis 2010 eine eigene Pfarrei. Per 1. Januar 2010 erfolgte die Fusion mit der Pfarrei Cumbel. Ab 1. Januar 2018 wurde die Kirchgemeinde Cumbel/Peiden in die neue katholische Kirchgemeinde Lumnezia integriert bzw. fusioniert (Suraua/Cumbel/Peiden/Lumbrein/Vrin). Die katholische Pfarrkirche «Heilige Dreifaltigkeit» wurde um 1730 erbaut und war gemäss der Einschätzung von Erwin Poeschel ohne architektonische Bedeutung. Das Altarblatt stammt aus der Zeit um 1700. Im linken Seitenaltar findet sich eine Schutzmantelmadonna von Georg Wilhelm Graesner aus dem Jahre 1650. Die Kirche wurde bei Dorfbränden 1896 und 1900 beschädigt und anlässlich ihrer Wiederherstellung vergrössert. Im Jahre 1982 erfolgte eine Gesamtsanierung der Kirche.

Geologie Bearbeiten

Peiden liegt auf einem 30 Quadratkilometer grossen Rutschgebiet. Die linke Lugnezer Talseite von Lumbrein bis Cumbel bewegt sich jährlich um 1 bis 20 Zentimeter auf einer um 15 Grad geneigten tektonisch unruhigen Gleitfläche talwärts. In den letzten hundert Jahren verschob sich der Standort der Peidner Kirche um mehr als 16 Meter talwärts und senkte sich um 4 Meter. Die Häuser mussten dabei öfters geflickt werden, und es zeugen schartenartige Risse in den Mauern vom bewegten Untergrund.

Nach Hochwasser-Ereignissen des Glenners um 1920 kam der Boden so stark ins Rutschen, dass man Peiden evakuieren wollte, doch die Bevölkerung wehrte sich dagegen. Die unstabile Lage des Dorfes beschleunigte jedoch die Abwanderung. Obwohl sich die Geschwindigkeit der Rutschungen dank Entwässerungs- und Sanierungsanlagen verlangsamt hat, ist die Siedlungsfläche bis heute gefährdet. Eine Stiftung "Pro Peiden-Schuders" versuchte bei der Bewältigung der Schäden ebenfalls erfolglos Hilfe anzubieten. Ziel der Behörden war auch, die Auswanderung aus diesem naturgefährdeten Dorf zu fördern.[2]

Film Bearbeiten

Im Film «Peiden» erzählt der Autor Mattias Caduff, dessen Vorfahren aus Peiden stammen, von der Herkunft und dem Alltag der Bewohner. Obwohl sich die geologisch instabile Hanglage und die Rutschgefahr in Peiden seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht veränderten – und die auf instabilem Grund gebaute Siedlung immer noch talwärts rutscht –, wurde sie bis heute nicht ganz aufgegeben.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Peiden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Andrea Schorta: Wie der Berg zu seinem Namen kam; Terra-Grischuna-Verlag, Chur 1999
  2. Waldwissen