Paul Mai (Geistlicher)

deutscher katholischer Priester und Historiker

Paul Mai (mit vollem Namen: Hardo-Paul Mai; * 11. April 1935 in Breslau; † 30. Mai 2022 in Regensburg)[1] war ein römisch-katholischer Priester, Historiker und Direktor des Bischöflichen Zentralarchivs in Regensburg.

Leben und Wirken Bearbeiten

Paul Mai wurde als Sohn eines Bankbeamten auf der Breslauer Dominsel geboren. Im Winter 1945 wurde er von dort mit seiner Mutter vertrieben und fand im niederbayerischen Gangkofen einen neuen Wohnort. Auf Vermittlung des damaligen Ortspfarrers Franz Xaver Jobst besuchte er das Bischöfliche Studienseminar Sankt Wolfgang in Straubing, wo seinerzeit Georg Friedrich Zimmermann als Präfekt tätig war, und das er im Jahre 1954 mit der Reifeprüfung absolvierte. Anschließend studierte er in München und Regensburg römisch-katholische Theologie, Kunstgeschichte und Geschichte. In Regensburg wurde er im ersten Semester Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Rupertia Regensburg im CV und während seines Aufenthaltes in München ebenfalls Mitglied der KDStV Radaspona München im CV. 1957 war er federführend an der Gründung der KTStV Pontana Regensburg im TCV beteiligt und übernahm in der ersten Zeit die Aufgabe des Fuchsmajors, welcher für die Ausbildung der Neumitglieder verantwortlich ist. An der Universität München wurde er 1962 mit einer Arbeit über das Augustiner-Chorherrenstift Rohr zum Doktor der Philosophie promoviert. Nach dem Besuch des Priesterseminars empfing er am 29. Juni 1962 in Regensburg die Priesterweihe und wirkte ein Jahr lang als Kaplan in Eggenfelden.[2] Von September 1963 bis März 1967 war er Präfekt im Regensburger Studienseminar St. Wolfgang.[3]

Mai promovierte 1967 und übernahm er die Stelle des Bischöflichen Archivars und Bibliothekars in Regensburg und 1971 die Leitung des bischöflichen Zentralarchivs. Mai war wesentlich am Aufbau der Bistumsmuseen beteiligt und hat diese viele Jahre geleitet.

Mai wirkte in vielen weiteren Gremien und Vereinen:

Mai gehörte dem Kollegiatstift St. Johann in Regensburg an.[6] 1972 wurde ihm der päpstliche Ehrentitel Monsignore verliehen.

Im April 2008 provozierte Paul Mai öffentliche Kritik mit einer vorab bekannt gewordenen Rede zum Kriegsende und Tod von Domprediger Johann Maier. Mai setzte darin nationalsozialistische Konzentrationslager mit dem DDR-Gefängnis Bautzen gleich. Nach Protesten entfernte Mai die fraglichen Passagen.[7]

2016 wurde von deutlichen Hinweisen berichtet, dass Paul Mai in seiner Zeit als Präfekt in erzieherischen Missbrauch in kirchlichen Internaten involviert war.[8][9]

Schriften (in Auswahl) Bearbeiten

Publikationen in Buchform Bearbeiten

Als Autor Bearbeiten

  • Die Traditionen, die Urkunden und das älteste Urbarfragment des Stiftes Rohr 1133-1332, (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, Neue Folge, Band 21), München 1967, (zugleich Hochschulschrift München, Philosophische Fakultät, Dissertation vom 6. Februar 1967).
  • Sankt Michael in Bayern, 2., überarbeitete Auflage, Schnell und Steiner, München, Zürich 1979, ISBN 978-3-7954-0413-0
  • Die katholische Kirche als Kulturträger im Landkreis Kelheim (= Weltenburger Akademie, Gruppe Geschichte, Schriftenreihe Band 2; 9), Weltenburger Akademie, Archäologisches Museum Kelheim, Abensberg 1983.
  • (Autor), mit Franz Hiltl (Autor), Du Wundermann Deutschlands. St. Wolfgang, eine Leuchte Gottes in dunkler Zeit, Schnell & Steiner, München, Zürich, 1989.
  • Selige Theresia von Jesu Gerhardinger (1797–1879), Ein Leben für Kirche und Schule. Kataloge und Schriften des Bischöflichen Zentralarchivs und der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg, Band 13, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-1131-9
  • Die Augustiner-Chorherren in Bayern. Einst und heute (= Augustinerchorherren. Windesheimer Kongregation. Akademie: Schriftenreihe der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim. Band 4), Augustiner-Chorherren Paring 1999, ISBN 978-3-9805469-4-2.
  • mit Stephan Acht: 800 Jahre Deutschordenskommende St. Ägid in Regensburg 1210–2010, (Ausstellungskatalog in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg), Schnell & Steiner, Regensburg 2010.
  • Institut für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte e.V. 1988 – 2010 (= Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands, Band 43), Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2011, ISBN 978-3-412-20700-7.
  • Totengedächtnis im Katholischen Regensburg, Josef Fink, Regensburg 2013, ISBN 978-3-89870-855-5.

Als Herausgeber Bearbeiten

  • (Hrsg.), Stiftskapitel von St. Johann (Hrsg.), 850 Jahre Kollegiatstift zu den heiligen Johannes Baptist und Johannes Evangelist in Regensburg. 1127- 1977. Festschrift, Schnell & Steiner, München, 1977, ISBN 978-3-7954-0409-3.
  • (Hrsg.), Regensburg. Von den Anfängen bis heute. Ausstellung in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg, 18. Juli bis 2. Oktober 2008 (Obermünster) (= Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg (Band 24)), Schnell & Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2087-1.
  • (Hrsg.), mit Werner Chrobak (Hrsg.), Konrad von Megenberg. Regensburger Domherr, Dompfarrer und Gelehrter (1309 – 1374). Zum 700. Geburtstag. Ausstellung in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg, 27. August bis 25. September 2009 (= Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Kataloge und Schriften, Band 26), Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2281-3.
  • (Hrsg.), Deutscher Orden. Kommende Regensburg (Hrsg.), Helfen, heilen, wehren. 800 Jahre Deutschordenskommende St. Ägid in Regensburg. (= Paul Mai (Hrsg.) und Karl Hausberger (Hrsg.) Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg. Beiband, Band 19), Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte Regensburg, Regensburg 2010.

Beiträge Bearbeiten

  • mit Werner Chrobak: Das Knabenkonvikt Obermünster – Westmünster in Regensburg. In: Albertus Magnus Gymnasium (Hrsg.): Festschrift zum Schuljubiläum, Regensburg 1988, S. 313–329.
  • Reichsstift Obermünster in Regensburg einst und heute, Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, Regensburg 2008.

Literatur Bearbeiten

  • Werner Chrobak, Kurt Hausberger (Hrsg.): Kulturarbeit und Kirche. Festschrift Msgr. Dr. Paul Mai zum 70. Geburtstag (= Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Band 39), Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, Regensburg 2005.
  • Camilla Weber: Zur Erinnerung an Msgr. Dr. Paul Mai. In: Bibliotheksforum Bayern. Bd. 16 (2022), Heft 3, S. 63 (online).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Verstorbene Priester im Bistum Regensburg, abgerufen am 2. Juni 2022.
  2. Karl Hausberger: Kulturarbeit und Kirche, (Festschrift Msgr. Dr. Paul Mai zum 70. Geburtstag), Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, 2005, S. 13–15.
  3. Christian Vieracker: Das Bischöfliche Studienseminar St. Wolfgang in Regensburg, 1999, S. 153.
  4. Ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte ist gemeinsame Geschichte. In: Siebenbürgische Zeitung vom 29. Oktober 2015, abgerufen am 2. Juni 2022.
  5. 800-Hundert Jahrfeier und Investitur in Regensburg, Bericht vom 13. Juli 2010, abgerufen am 31. Mai 2022.
  6. Bericht über die Aufnahme von Paul Mai ins Kapitel
  7. Skandal um 23. April: Dr. Paul Mai musste Gedenkrede ändern In: Mittelbayerische Zeitung vom 23. April 2008. Im zitierten Entwurf war allerdings die Rede von den aus politischen und weltanschaulichen Gründen Inhaftierten und Ermordeten. Eine Gleichsetzung Bautzens mit den nationalsozialistischen Vernichtungslagern zog Paul Mai nicht, erwähnte er doch ausdrücklich den sog. Pfarrerblock im Konzentrationslager Dachau.
  8. Robert Werner: Die Verfehlungen des Monsignore Mai. Gewaltexzesse im Obermünsterseminar, in: regensburg digital, 23. August 2016, abgerufen am 2. Juni 2022.
  9. Ohrfeigen und Fußtritte: Prügelvorwürfe gegen Prälat Paul Mai. In: Der neue Tag. 25. August 2016, abgerufen am 3. Juni 2022.