Olympische Winterspiele 1964/Bob

Wettbewerb bei den Olympischen Winterspielen 1964

Bei den IX. Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck fanden zwei Wettbewerbe im Bobfahren statt. Austragungsort war die Olympia-Bobbahn im Stadtteil Igls. Die Bahn war länger als die heutige: Sie war 1506 m lang, hatte einen Höhenunterschied von 138 m und besaß 13 Kurven. Das Durchschnittsgefälle betrug 9,2 %, das größte 14,04, das kleinste 3,8 %.

Bobsport bei den
Olympischen Winterspielen 1964
Information
Austragungsort OsterreichÖsterreich Innsbruck
Wettkampfstätte Olympia-Bobbahn Igls
Nationen 11
Athleten 81 (81 Marssymbol (männlich))
Datum 31. Januar bis 7. Februar 1964
Entscheidungen 2
Cortina 1956

Bilanz Bearbeiten

Medaillenspiegel Bearbeiten

Platz Land       Gesamt
1 Kanada 1957  Kanada 1 1
Großbritannien  Großbritannien 1 1
3 Italien  Italien 1 2 3
4 Osterreich  Österreich 1 1

Medaillengewinner Bearbeiten

Konkurrenz Gold Silber Bronze
Zweierbob Vereinigtes Konigreich  Anthony Nash, Robin Dixon Italien  Sergio Zardini, Romano Bonagura Italien  Eugenio Monti, Sergio Siorpaes
Viererbob Kanada 1957  Victor Emery, Peter Kirby, Douglas Anakin, John Emery Osterreich  Erwin Thaler, Adolf Koxeder, Josef Nairz, Reinhold Durnthaler Italien  Eugenio Monti, Sergio Siorpaes, Benito Rigoni, Gildo Siorpaes

Vorschau Bearbeiten

Zur Ausgangslage im Bob erklärte der «Sport Zürich» in seiner Ausgabe vom 29. Januar 1964, dass zwar acht Jahre seit den letzten olympischen Bewerben vergangen seien, sich aber die Kräfteverhältnisse an der Spitze der Weltelite nicht wesentlich verschoben hätten. Die Italiener seien dank ihrer ausgezeichneten Bobfabrikaten nach wie vor führend. Mit Eugenio Monti, Sergio Zardini und Rinaldo Ruatti wurden im Zweierbob fünf Doppelsiege herausgefahren, dazu gingen die Titel im Viererbob „en masse“ nach Süden. Nur der Schweizer Hans Zoller (1957), die Deutschen Hans Rösch (1958) und Franz Schelle (1962) sowie der Amerikaner Arthur Tyler (1959) hätten die italienische Siegesserie im Vierer zu unterbrechen vermocht. Die Trainings hätten bestätigt, dass die Italiener die ersten Favoriten für die anstehenden olympischen Konkurrenzen seien. Chancen auf einen Medaillengewinn könnten dem Deutschen Erwin Thaler, Anthony Nash sowie Hans Zoller zugesprochen werden.[1]

Ergebnisse Bearbeiten

(alle Ergebnisse in min)

Zweierbob Bearbeiten

Platz Land Sportler 1. Lauf 2. Lauf 1. Tag 3. Lauf 4. Lauf Gesamt
1 Vereinigtes Konigreich  GBR Großbritannien I: Anthony Nash, Robin Dixon 1:05,53 1:05,10 2:10,63 1:05,39 1:05,88 4:21,90
2 Italien  ITA Italien II: Sergio Zardini, Romano Bonagura 1:05,63 1:05,13 2:10,76 1:05,21 1:06,05 4:22,02
3 Italien  ITA Italien I: Eugenio Monti, Sergio Siorpaes 1:05,94 1:04,90 2:10,84 1:05,41 1:06,38 4:22,63
4 Kanada 1957  CAN Kanada II: Victor Emery, Peter Kirby 1:05,15 1:05,93 2:11,08 1:05,96 1:06,45 4:23,49
5 Vereinigte Staaten  USA USA I: Lawrence McKillip, James Lamy 1:06,17 1:06,34 2:12,51 1:05,84 1:06,25 4:24,60
6 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  EUA Deutschland I: Franz Wörmann, Hubert Braun 1:06,87 1:06,42 2:13,29 1:05,17 1:06,24 4:24,70
7 Vereinigte Staaten  USA USA II: Charlie McDonald, Chuck Pandolph 1:05,97 1:05,85 2:11,82 1:06,16 1:07,02 4:25,00
8 Osterreich  AUT Österreich I: Erwin Thaler, Josef Nairz 1:05,72 1:06,98 2:12,70 1:06,48 1:06,33 4:25,51
9 Osterreich  AUT Österreich II: Franz Isser, Reinhold Durnthaler 1:06,94 1:06,71 2:13,65 1:07,40 1:07,04 4:28,09
10 Schweiz  SUI Schweiz I: Hans Zoller, Robert Zimmermann 1:06,97 1:06,20 2:13,17 1:07,60 1:07,38 4:28,15
11 Kanada 1957  CAN Kanada I: John Emery, Gordon Currie 1:07,85 1:07,64 2:15,49 1:06,75 1:06,63 4:28,87
12 Schweden  SWE Schweden I: Kjell Lutteman, Heino Freyberg 1:06,81 1:06,99 2:13,80 1:07,93 1:07,20 4:28,93
13 Rumänien 1952  ROU Rumänien I: Ion Panțuru, Hariton Pașovschi 1:07,74 1:06,97 2:14,71 1:06,92 1:07,47 4:29,10
14 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  EUA Deutschland II: Hans Maurer, Rupert Grasegger 1:06,72 1:07,76 2:14,48 1:06,92 1:08,37 4:29,77
15 Rumänien 1952  ROU Rumänien II: Alexandru Oancea, Constantin Cotacu 1:07,31 1:08,93 2:16,24 1:06,75 1:07,26 4:30,25
16 Vereinigtes Konigreich  GBR Großbritannien II: Bill McCowen, Andrew Hedges 1:07,47 1:07,73 2:15,20 1:06,52 1:08,95 4:30,67
17 Schweiz  SUI Schweiz II: Herbert Kiesel, Oskar Lory 1:07,33 1:07,70 2:15,03 1:07,92 1:08,25 4:31,20
18 Argentinien  ARG Argentinien I: Héctor Tomasi, Fernando Rodríguez 1:07,59 1:09,20 2:16,79 1:07,36 1:07,72 4:31,87
19 Argentinien  ARG Argentinien II: Roberto José Bordeu, Hernán Agote 1:10,15 1:08,45 2:18,60 1:11,33 1:10,26 4:40,19
Belgien  BEL Belgien: Jean-Marie Buisset, Claude Englebert 1:09,53 1:10,01 2:19,54 DNF
Schweden  SWE Schweden II: Jan-Erik Åkerström, Carl-Erik Eriksson 1:08,01 1:11,81 2:19,82 DNF

1. und 2. Lauf: 31. Januar 1964
3. und 4. Lauf: 1. Februar 1964

21 Bobs am Start, davon 19 in der Wertung.

Die Überraschung lieferten Nash/Dixon, die sich gegen die favorisierten italienischen Bobs durchsetzten, wenngleich Monti/Siorpaes im zweiten Lauf ein neuer Bahnrekord gelang (allerdings war der bisherige Rekord erst wenige Tage zuvor durch Nash/Dixon nur um eine Hundertstelsekunde schlechter gewesen). Auch die Kanadier Emery/Kirby, bei der hier im Vorjahr ausgetragenen Weltmeisterschaft überhaupt nicht im Blickfeld gewesen, hatten sich enorm verbessert. Österreich II entging im Vorlauf einem schlimmen Unfall, Steuermann Heinrich Isser musste aber mit Schulter- und Oberschenkelverletzungen in die Klinik gebracht werden. Franz Isser musste auf einen Ersatzschlitten und den Ersatzsteuermann Reinhold Durnthaler ausweichen. Belgien I konnte nicht antreten, da Bremser Claude Englebert bei einem Autounfall in der Nähe des Olympischen Dorfes Verletzungen erlitten hatte. Es herrschten am ersten Tag ideale Bahnverhältnisse. Nach zwei Läufen stand das Endklassement bis Rang 4 bereits fest.[2][3]

Viererbob Bearbeiten

Platz Land Sportler 1. Lauf 2. Lauf 1. Tag 3. Lauf 4. Lauf Gesamt
1 Kanada 1957  CAN Kanada I: Victor Emery, Peter Kirby,
Douglas Anakin, John Emery
1:02,99 1:03,82 2:06,81 1:03,64 1:04,01 4:14,46
2 Osterreich  AUT Österreich I: Erwin Thaler, Adolf Koxeder,
Josef Nairz, Reinhold Durnthaler
1:03,67 1:03,94 2:07,61 1:03,74 1:04,13 4:15,48
3 Italien  ITA Italien II: Eugenio Monti, Sergio Siorpaes,
Benito Rigoni, Gildo Siorpaes
1:03,43 1:04,07 2:07,50 1:04,02 1:04,80 4:15,60
4 Italien  ITA Italien I: Sergio Zardini, Romano Bonagura,
Sergio Mocellini, Ferruccio Dalla Torre
1:03,95 1:04,10 2:08,05 1:03,59 1:04,25 4:15,89
5 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  EUA Deutschland I: Franz Schelle, Otto Göbl,
Ludwig Siebert, Josef Sterff
1:04,21 1:03,50 2:07,71 1:04,15 1:04,33 4:16,19
6 Vereinigte Staaten  USA USA I: Bill Hickey, Chuck Pandolph,
Reg Benham, Bill Dundon
1:03,90 1:04,11 2:08,01 1:04,43 1:04,79 4:17,23
7 Osterreich  AUT Österreich II: Paul Aste, Herbert Gruber,
Andreas Arnold, Hans Stoll
1:04,65 1:04,40 2:09,05 1:04,43 1:04,25 4:17,73
8 Schweiz  SUI Schweiz II: Herbert Kiesel, Bernhard Wild,
Hansruedi Beugger, Oskar Lory
1:04,33 1:04,54 2:08,87 1:04,65 1:04,60 4:18,12
9 Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  EUA Deutschland II: Franz Wörmann, Anton Wackerle,
Rupert Grasegger, Hubert Braun
1:04,47 1:04,42 2:08,89 1:05,25 1:04,54 4:18,68
10 Schweiz  SUI Schweiz I: Hans Zoller, Hans Kleinpeter,
Fritz Lüdi, Robert Zimmermann
1:04,83 1:04,52 2:09,35 1:04,97 1:04,73 4:19,05
11 Schweden  SWE Schweden: Kjell Holmström, Walter Aronson
Kjell Lutteman, Carl-Erik Eriksson
1:04,26 1:04,04 2:08,30 1:04,56 1:06,38 4:19,24
12 Vereinigtes Konigreich  GBR Großbritannien I: Anthony Nash, Guy Renwick
David Lewis, Robin Dixon
1:04,56 1:05,07 2:09,63 1:04,64 1:05,13 4:19,40
13 Vereinigtes Konigreich  GBR Großbritannien II: Bill McCowen, Andrew Hedges,
Robin Widdows, Robin Seel
1:04,49 1:04,68 2:09,17 1:05,53 1:04,73 4:19,40
14 Kanada 1957  CAN Kanada II: Monty Gordon, Chris Ondaatje,
David Hobart, Gordon Currie
1:04,63 1:04,43 2:09,06 1:05,06 1:05,66 4:19,78
15 Rumänien 1952  ROU Rumänien: Ion Panțuru, Gheorghe Maftei,
Constantin Cotacu, Hariton Pașovschi
1:04,70 1:04,89 2:09,59 1:05,05 1:05,16 4:19,80
16 Argentinien  ARG Argentinien: Héctor Tomasi, Carlos Tomasi,
Hernán Agote, Fernando Rodríguez
1:05,74 1:06,08 2:11,82 1:07,07 1:06,62 4:25,51
17 Belgien  BEL Belgien:Jean de Crawhez, Camille Liénard,
Thierry De Borchgrave, Charly Bouvy
1:05,46 1:05,56 2:13,02 1:06,51 1:06,31 4:25,84
Vereinigte Staaten  USA USA II:Lawrence McKillip, Neil Rogers,
Mike Baumgartner, James Lamy
1:03,92 1:04,22 2:08,14 DNF

Datum: 5. Februar 1964 (1. und 2. Lauf), 6. Februar 1964 (3. Lauf), 7. Februar 1964 (4. Lauf)

18 Bobs am Start, davon 17 in der Wertung.

Der Viererbob-Bewerb hätte schon am 4. Februar starten sollen, jedoch brachte Tauwetter den Zeitplan durcheinander. In einer Gesamtwertung der beiden Trainingsläufe lag Monti vor Zardini und Thaler, gefolgt von Emery, Wörmann, Schelle.[4] Nach den ersten beiden Durchgängen lag Emery vor Monti und Thaler. Im zweiten Lauf versteuerte Sergio Zardini im „Fuchsloch“. Die gute Leistung von Österreich I war auf den ausgezeichneten Steuermann Thaler und der Startleistung von Nairz zurückzuführen.[5][6]

Am 6. Februar wurde nur der dritte Lauf gefahren: Vorerst war auch der vierte Lauf programmiert, der aber noch vor Rennbeginn auf den 7. Februar verschoben wurde. Thaler konnte sich auf Rang 2 verbessern, während Monti die Einfahrt in den „Hexenkessel“ schlecht erwischte. Da Zardini die Tagesbestzeit aufstellte, hatte er noch berechtigte Chancen auf Silber oder Bronze. Der letztplatzierte belgische Bob schlug nach dem „Hexenkessel“ ein Loch in die Bahn, sodass auf einer Länge von etwa zwei Metern der Beton zum Vorschein kam. Trotzdem ließ man die restlichen fünf Bobs vom Start. Dadurch vergrößerte sich zwar die Beschädigung, doch resultierte daraus glücklicherweise kein Unfall.[7]

Wahrscheinlich war die österreichische Chance auf Silber ausschlaggebend, dass zum abschließenden Lauf über 20.000 Besucher kamen (andere Angaben lauteten sogar 35.000). Als erste der Medaillenanwärter wurde Österreich I mit Startnummer 6 ins Rennen geschickt. Emery konnte sich dann schon als Sieger feiern lassen. Zardini wurde vom Schnee gehemmt, Monti war als Letzter an der Reihe. Der überraschende Sieg der Kanadier (Bahnrekord im ersten Lauf) musste auch unter dem Aspekt gesehen werden, dass sie erst dieses Jahr in dieser Besetzung fuhren und es in ihrer Heimat keine Bobbahn gab – sie hatten nur geringe Trainingsmöglichkeiten in Lake Placid und in Cortina d’Ampezzo.[8][9]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Olympische Winterspiele 1964/Bob – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sport Zürich, 29. Januar 1964.
  2. «Halbzeit im Zweierbob: Schlecht für uns . Thaler von Rang 4 auf 7 – H. Isser verletzt». In: Kurier Wien, 1. Februar 1964, S. 9.
  3. «Monti fuhr wie der Teufel». In: Kronen-Zeitung, 1. Februar 1964, S. 15.
  4. «Bobtraining: Thaler erreichte in zwei Läufen den dritten Rang». In: Kurier Wien, 5. Februar 1964, S. 8.
  5. «Bob: Hoffnungen auf Bronze». In: Kurier Wien, 6. Februar 1964, S. 8.
  6. «Wunderstarter Nairz in Aktion: Toller dritter Platz des Viererbobs». In: Kronen-Zeitung, 6. Februar 1964, S. 19.
  7. «Sternstunde: Unser Bob auf Rang 2. Heute wird Silbermedaille anvisiert!» In: Kurier Wien, 7. Februar 1964, S. 10.
  8. «Bob Österreich I hinter Kanadiern Zweite». Kurier Wien, 8. Februar 1964, S. 7.
  9. «Erst Nervenkitzel, dann Silber: Viererbob hat es geschafft!» In: Kronen-Zeitung, 8. Februar 1964, S. 17.