Olympische Sommerspiele 1968/Leichtathletik – Diskuswurf (Frauen)

Sportturnier

Der Diskuswurf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt wurde am 18. Oktober 1968 im Estadio Olímpico Universitario ausgetragen. Fünfzehn Athletinnen nahmen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin Diskuswurf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 15 Athletinnen aus 8 Ländern
Wettkampfort Estadio Olímpico Universitario
Wettkampfphase 18. Oktober 1968
Medaillengewinnerinnen
Lia Manoliu (Rumänien 1965 ROM)
Liesel Westermann (Deutschland BR FRG)
Jolán Kleiber-Kontsek (Ungarn 1957 HUN)

Olympiasiegerin wurde die Rumänin Lia Manoliu. Sie gewann vor Liesel Westermann aus der Bundesrepublik Deutschland und der Ungarin Jolán Kleiber-Kontsek.

Neben der Medaillengewinnerin startete auch Brigitte Berendonk für die Bundesrepublik Deutschland (offiziell Deutschland). Sie wurde Achte.
Die DDR – offiziell Ostdeutschland – wurde durch Anita Otto, Christine Spielberg und Karin Illgen vertreten. Otto erreichte Platz vier, Spielberg Rang sieben und Illgen wurde Zehnte.
Athletinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde Bearbeiten

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 62,54 m Liesel Westermann (Deutschland BR  BR Deutschland) Werdohl, BR Deutschland (heute Deutschland) 24. Juli 1968[1]
Olympischer Rekord 57,27 m Tamara Press (Sowjetunion 1955  Sowjetunion) Finale OS Tokio, Japan 19. Oktober 1964
 
Das Olympiastadion während der Eröffnungsfeier 1968

Rekordverbesserung Bearbeiten

Die rumänische Olympiasiegerin Lia Manoliu verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im Finale am 18. Oktober um 1,01 m auf 58,28 m. Den Weltrekord verfehlte sie damit um 4,26 m.

Durchführung des Wettbewerbs Bearbeiten

Fünfzehn Athletinnen traten am 18. Oktober um 15:30 Uhr (Ortszeit Mexiko-Stadt (UTC −6)[2] zum Wettkampf an. Aufgrund der geringen Zahl der Teilnehmerinnen wurde auf eine Qualifikationsrunde verzichtet. Jede Werferin hatte zunächst drei Versuche. Erstmals konnten die besten acht – und nicht wie bis 1964 die besten sechs – Athletinnen anschließend drei weitere Versuche durchführen.

Legende Bearbeiten

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Finale Bearbeiten

Datum: 18. Oktober 1968, 15:30 Uhr[2]

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Endresultat Anmerkung
1 Lia Manoliu Rumänien 1965  Rumänien 58,28 m OR x x 46,82 m x 58,28 m OR
2 Liesel Westermann Deutschland BR  BR Deutschland 54,02 m 57,76 m x 55,78 m x x 57,76 m
3 Jolán Kleiber-Kontsek Ungarn 1957  Ungarn 54,90 m 54,24 m x x x x 54,90 m
4 Anita Otto Deutschland Demokratische Republik 1968  DDR 54,40 m 54,10 m 53,88 m x 51,16 m 52,34 m 54,40 m
5 Antonina Popowa Sowjetunion 1955  Sowjetunion 53,42 m 53,12 m 51,40 m 52,60 m 52,86 m x 53,42 m
6 Olga Connolly Vereinigte Staaten  USA x 52,96 m 50,74 m x x 50,40 m 52,96 m
7 Christine Spielberg Deutschland Demokratische Republik 1968  DDR 52,86 m x 52,86 m x 52,62 m 49,80 m 52,86 m
8 Brigitte Berendonk Deutschland BR  BR Deutschland 52,80 m 49,66 m 46,90 m x x 50,46 m 52,80 m
9 Ljudmila Murawjowa Sowjetunion 1955  Sowjetunion 51,80 m 52,26 m 50,20 m nicht im Finale der
besten acht Werferinnen
52,26 m
10 Karin Illgen Deutschland Demokratische Republik 1968  DDR 50,40 m x 52,08 m 52,08 m
11 Judit Stugner Vereinigte Staaten  USA 42,12 m 51,38 m 52,08 m 52,08 m
12 Daschdsewegiin Namdschilmaa Mongolei Volksrepublik 1949  Mongolei 50,76 m x 49,00 m 50,76 m
13 Olimpia Cataramă Rumänien 1965  Rumänien x 47,50 m 50,20 m 50,20 m
14 Carol Moseke Vereinigte Staaten  USA 48,28 m 44,78 m 44,04 m 48,28 m
15 Jean Roberts Australien  Australien 36,56 m 46,26 m x 46,26 m
DNS Mary McNeil Jamaika  Jamaika
Judit Bognár Ungarn 1957  Ungarn

Als Favoritin galt vor allem die bundesdeutsche Weltrekordlerin Liesel Westermann. Als ihre Hauptkonkurrentin galt die Europameisterin von 1966 Christine Spielberg aus der DDR. Ergänzt wurde der Kreis der Medaillenanwärterinnen durch Lia Manoliu aus Rumänien. Sie trat schon zum fünften Mal bei Olympischen Spielen an und konnte einige Erfolge vorweisen: 1952 Sechste, 1956 Neunte, 1960 und 1964 jeweils Bronzemedaillengewinnerin. Manoliu mit 36 Jahren und Olga Connolly mit 35 Jahren, Olympiasiegerin von 1956 unter ihrem damaligen Namen Olga Fikotová, waren die mit Abstand ältesten Starterinnen in diesem Wettbewerb.

Schon in der ersten Runde warf Lia Manoliu den Diskus zu einem neuen Olympiarekord, der ihr den Olympiasieg brachte. Die Ungarin Jolán Kleiber-Kontsek lag nach diesem ersten Durchgang vor Anita Otto aus der DDR, Westermann und Spielberg auf Platz zwei. Im zweiten Versuch zog Westermann an der Ungarin vorbei, Otto rutschte auf Platz vier, die sowjetische Werferin Antonina Popowa auf Platz fünf. Connolly konnte sich nach einem Fehlversuch in Runde eins nun vor Spielberg auf Platz sechs einreihen. An diesem Klassement änderte sich bis zum Schluss nichts mehr – und das hatte seinen Grund: Schon zu Beginn des zweiten Durchgangs begann es zu regnen, und dieser Regen wurde immer stärker. Das führte dazu, dass der Wurfring immer rutschiger wurde, sodass die Werferinnen keinen Halt mehr fanden für ihre schnellen Drehungen. Wer nicht spätestens im zweiten Versuch einen guten Wurf zustande gebracht hatte, war anschließend chancenlos, auf eine ansprechende Weite zu kommen.[3]

Lia Manoliu errang den ersten rumänischen Olympiasieg in dieser Disziplin.
Jolán Kleiber-Kontsek gewann die erste ungarische Medaille im Diskuswurf der Frauen.

Literatur Bearbeiten

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 390f

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Discus throw - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 25. September 2021
  2. a b The Games, Produced by the Organizing Committee of the Games Mexico 68, Vol. 3 digital.la84.org, engl./französ. (PDF; 36.300 KB), S. 11, digital.la84.org, abgerufen am 25. September 2021
  3. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 390f