Octapharma

Schweizer Pharmaunternehmen

Die Octapharma AG ist ein forschendes und produzierendes pharmazeutisches Unternehmen mit Hauptsitz in Lachen, Schweiz.

Octapharma AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1983
Sitz Lachen (Kanton Schwyz), Schweiz
Leitung Wolfgang Marguerre
(CEO und VR-Präsident)
Mitarbeiterzahl 9'067 (2020)[1]
Umsatz 2,4 Mrd. EUR (2020)[2]
Branche Pharma/Biotechnologie
Website www.octapharma.com

Octapharma ist spezialisiert auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von Arzneimitteln zur Behandlung verschiedener Erkrankungen der Blutgerinnung. Sie basieren auf humanen Proteinen, die aus Blutplasma, gereinigt oder rekombinant in einer humanen Zelllinie, hergestellt werden. Das 1982 unter dem Namen Lecarsa S.A. in Genf gegründete, inhabergeführte Unternehmen beschäftigte im Jahr 2020 über 9'000 Mitarbeiter in 31 Niederlassungen. Die Medikamente werden in über 118 Ländern eingesetzt. Weltweit wird 2020 ein Umsatz von 2,4 Mrd. Euro erwirtschaftet.

Forschung und Entwicklung Bearbeiten

Der Bereich Forschung und Entwicklung ist an den Standorten in Wien, Frankfurt am Main, Berlin und Heidelberg angesiedelt. Zusätzlich zu dem Schwerpunkt der Weiter- und Neuentwicklung von Arzneimitteln aus Blutplasma wird auch weiter an der gentechnischen Herstellung von rekombinanten Proteinen unter Verwendung einer humanen Zelllinie gearbeitet. Hauptindikationsgebiete sind die Bereiche Gerinnung, Immuntherapie und Intensivmedizin.

Zu den im März 2015 aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekte gehören sowohl rekombinante Proteine als auch aus dem Blutplasma isolierte. Zu den rekombinanten Proteinen zählen ein aktivierter Gerinnungsfaktor VII, ein granulocytenkoloniestimulierender Faktor mit verlängerter Halbwertszeit und ein Hepatozytenwachstumsfaktor (r-HGF), zu den aus dem Blutplasma gewonnenen Proteinen zählen ein Fibrinogenkonzentrat, Immunglobuline der nächsten Generation, lyophilisiertes Plasma, ein C1-Esterase-Inhibitor und ein α1-Antitrypsin.

Produkte Bearbeiten

Das Unternehmen stellt Medikamente zur Behandlung verschiedener Erkrankungen in den Bereichen Gerinnung (Hämophilie A und B, Von-Willebrand-Syndrom), Immunologie (Antikörpermangel, Rhesusprophylaxe, verschiedene Autoimmunerkrankungen) und Intensivmedizin (thrombotisch-thrombozytopenische Purpura, Hypovolämie, DIC und andere komplexe Gerinnungsstörungen) her. Die Fraktionierung der Plasmapräparate erfolgt in vier Produktionsanlagen in Wien, Stockholm, Lingolsheim und Springe.

Im Juli 2014 wurde das erste rekombinante, in einer humanen Zelllinie hergestellte Produkt (ein Gerinnungsfaktor VIII) in Europa zugelassen.

Octapharma in Deutschland Bearbeiten

 
Octapharma-Gebäude in Heidelberg

Octapharma betreibt in Deutschland Niederlassungen in Langenfeld (Rheinland) und Dessau, die für Vertrieb und Distribution verantwortlich sind. An weiteren Standorten sind Produktion (Springe) sowie Forschung und Entwicklung (Frankfurt am Main, Berlin, Heidelberg) angesiedelt. Im Jahr 2012 zog die Octapharma Biopharmaceuticals GmbH von München in das neue Gebäude im Technologiepark in Heidelberg. Octapharma Biopharmaceuticals hat sich auf die Entwicklung von human-identischen Proteinen spezialisiert, die aus humanen Zelllinien gewonnen werden.[3]

1993 kamen Bestechungsvorwürfe im Handel mit Blutprodukten auf, hierbei wurde Octapharma zusammen mit einer Reihe weiterer Firmen erwähnt.[4][5]

Seit 2006 gehört die Deutsche Gesellschaft für Humanplasma, die in zehn Städten Einrichtungen zur Spende von Blutplasma betreibt, zur Octapharma AG. Im November 2014 wurde sie auch namentlich angepasst und heisst seitdem Octapharma Plasma GmbH.

Kritik Bearbeiten

Gemäss einem am 1. März 2017 ausgestrahlten Bericht der Westschweizer Journalisten Marie Maurisse und François Pilet betreibt Octapharma Blutspendezentren in den USA, die sich gezielt an Arbeitslose und Geringverdiener richten. Die dafür entrichteten Entschädigungen liessen sich kaum von bezahlten Plasmaspenden abgrenzen.[6] Die Rhein-Neckar-Zeitung wirft dem Bericht des Fernsehsenders Arte wiederum eine wenig fundierte und einseitige Recherche vor, da man nicht die eigentliche Struktur der Spenderzentren gezeigt und andere Marktteilnehmer ausgeblendet habe.[7]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Octapharma – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jahresbericht 2020
  2. Annual report 2020 https://www.octapharma.com/news/corporate-news/2021/financial-review-2020/
  3. transkript.de: Octapharma Biopharmaceuticals investiert 20 Millionen Euro in Heidelberg. (Memento des Originals vom 26. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.transkript.de aufgerufen am 16. Februar 2010.
  4. Und dann in die Kanalisation. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1993 (online).
  5. Gegendarstellung zum Artikel: Und dann in die Kanalisation. Der Spiegel 45/1993. In: Der Spiegel. 1/1994.
  6. Das Geschäft mit dem Blut. Schweizer Radio und Fernsehen SRF, abgerufen am 2. März 2017 (Schweizer Hochdeutsch).
  7. Böses Blut. Arte-Dokumentation kritisiert Octapharma-Geschäftspraktiken (plus Video). In: Rhein-Neckar-Zeitung. 30. März 2017 (rnz.de).

Koordinaten: 47° 11′ 29,4″ N, 8° 51′ 15,1″ O; CH1903: 707273 / 227695