Not Like Us ist ein Lied des US-amerikanischen Rappers Kendrick Lamar. Der von Mustard produzierte Diss-Track erschien im Mai 2024 und gilt als Höhepunkt eines jahrelangen Beefs zwischen Lamar und dem kanadischen Rapper und R&B-Sänger Drake. Inhaltlich knüpft Lamar an vorangegangene Diss-Tracks an und wirft seinem Rivalen verschiedene Sexualstraftaten und mangelnden Respekt gegenüber der schwarzen Kultur vor. Die Single wurde ein kritischer und kommerzieller Erfolg und brach mehrere von Drake aufgestellte Rap-Streaming-Rekorde.

Not Like Us
Kendrick Lamar
Veröffentlichung 4. Mai 2024
Länge 4:33
Genre(s) Westcoast-Hip-Hop
Autor(en) Kendrick Duckworth
Label Interscope Records
Album

Vorgeschichte Bearbeiten

Kendrick Lamar (2016)
Drake (2011)

Kendrick Lamar und Drake arbeiteten erstmals 2012 auf dem Lamar-Track Poetic Justice auf Lamars zweitem Studioalbum Good Kid, M.A.A.D City zusammen. Die Rivalität der beiden nahm ihren Ausgang im August 2013 mit einem Rundumschlag Lamars auf dem Big-Sean-Track Control und blieb in der Folge auf kleine Sticheleien begrenzt.

Am 5. Oktober 2023 veröffentlichte Drake die Single First Person Shooter aus seinem bevorstehenden achten Studioalbum For All the Dogs. Feature J. Cole rappt darin unter anderem „Love when they argue the hardest MC/Is it K-Dot? Is it Aubrey? Or me?/We the big three like we started a league“, womit er Kendrick Lamar (K-Dot), Drake (Aubrey) und sich selbst als die „großen Drei“ der Rap-Szene darstellt. Lamar nahm diese Worte zum Anlass, den Beef zu eskalieren und antwortete fünf Monate später mit einem überraschenden Feature auf Futures und Metro Boomins Hit-Single Like That: „Motherfuck the big three, nigga, it’s just big me!“ Cole reagierte zuerst mit einem eigenen Diss-Track, zog sich aber nur kurz darauf mit einer öffentlichen Entschuldigung aus der Fehde zurück. Drake veröffentlichte am 19. April Push Ups und den aufgrund eines nicht autorisierten KI-Verses von 2Pac wieder gelöschten Track Taylor Made Freestyle.

Kendrick Lamar reagierte seinerseits mit zwei Tracks, Euphoria und 6:16 in L.A., die innerhalb von vier Tagen erschienen. Am 3. Mai antwortete Drake binnen weniger Stunden mit dem Song Family Matters, in dem er Lamar häusliche Gewalt gegen dessen Lebensgefährtin Whitney Alford vorwirft und behauptet, eines seiner Kinder stamme von seinem musikalischen Partner Dave Free. Nicht einmal eine Stunde danach veröffentlichte Lamar den Titel Meet the Grahams, der Drake als mutmaßlichen Sexualstraftäter beschreibt, der von seiner Villa in Toronto aus Sex trafficking betreibe. Außerdem halte er eine elfjährige Tochter vor der Öffentlichkeit geheim, wie er dies bereits bis zur Enthüllung durch Pusha T (The Story of Adidon, 2018) mit seinem Sohn Adonis getan habe. Not Like Us folgte am nächsten Tag.[1]

Inhalt Bearbeiten

Das Single-Cover zu Not Like Us zeigt einen Google-Maps-Screenshot eines Satellitenbildes von Drakes Villa, der von ihm sogenannten Embassy, in North York, Toronto. Auf dem Dach des Gebäudes sind 13 Marker eingezeichnet, die die Anwesenheit registrierter Sexualstraftäter symbolisieren sollen.[2]

Bei dem Song handelt es sich um einen „Klub-freundlichen“ Westcoast-Hip-Hop-Track mit starken Hyphy-Stilelementen.[3] Einige Produktionselemente, darunter die „rührenden“ Violinen, Klavier und Blechblasinstrumente, stammen aus einem Sample des Ray-Charles-Titels I Believe to My Soul in der Version von Monk Higgins aus dem Jahr 1968.[4] Um eine „unerbittliche“ und „drängende“ Atmosphäre zu erzeugen, beschleunigte Produzent Mustard das Tempo und verstärkte das Sample mit zusätzlichen Basslines, Snare-Drums und Fingerschnippen.[3][5] Laut Demi Phillips von Hot New Hip Hop betone die Produktion den „aggressiven Ton“ des Liedes und ermögliche Lamars Rap-Darbietung und Lyrik „durchzudringen“.[5]

Not Like Us beginnt mit einer im Flüsterton vorgetragenen Anspielung an den Psychothriller The Sixth Sense: „Psst, I see dead people“.[6] Während des gesamten Liedes benutzt Lamar einen „komisch-übertriebenen“ Südstaaten-Akzent und erneuert seine Vorwürfe gegen Drake wegen unangemessenen Verhaltens gegenüber Minderjährigen sowie weiterer persönlicher Vorfälle.[2] Unter anderem erwähnt er eine sexuelle Beziehung Drakes mit der Partnerin von Lil Wayne während dieser auf Rikers Island eine Gefängnisstrafe verbüßte.[7] Lamar benutzt den Titel von Drakes 2021 erschienenem Studioalbum Certified Lover Boy, um seinen Rivalen und dessen OVO-Crew als „certified pedophiles“ zu brandmarken. Konkret erwähnt er den Rapper Baka Not Nice, einen verurteilten Menschenhändler. In einer der meistzitierten Zeilen des Songs heißt es mehrdeutig: „Why he trollin’ like a bitch? Ain’t you tired?/Tryna strike a chord and it’s probably A-Minor.“[8] A-Minor steht sowohl für die Tonart a-Moll als auch in der Schreibweise „a minor“ für eine(n) Minderjährige(n).

Lamar hinterfragt außerdem mehrmals Drakes kulturelle Identität. Mit dem Refrain „They not like us“ knüpft er an eine eigene Aussage an, wonach „Rap-Praktizierende“ wie Drake sich anders als sein Kaliber „organisch nicht an die gegebenen Moralvorstellungen schwarzer Kultur“ halten würden.[9] Er vergleicht Drakes Darstellung des Schwarzseins mit der von Jamie Kennedy verkörperten Figur Brad „B-Rad G“ Gluckman aus der Komödie Malibu’s Most Wanted, die die Gang-Kultur verherrlicht und eine Karriere als Rapper anstrebt.[10] In der dritten Strophe dreht Lamar Drakes Kritik aus Family Matters, er würde rappen, als wäre er kurz davor, „die Sklaven zu befreien“, um, indem er ihm einerseits vorwirft, das Wort Sklaven falsch benutzt zu haben, und andererseits beschuldigt, schwarze Künstler aus Atlanta für Profit und Street-Credibility auszunutzen.[2] Er nennt die Zusammenarbeit Drakes mit den Südstaaten-Rappern 21 Savage, 2 Chainz, Future, Lil Baby, Quavo und Young Thug als Beispiele einer Strategie, authentisch zu wirken, und sieht darin eine Form des Kolonialismus.[3][11]

Rezeption Bearbeiten

Am 7. Mai 2024 brach der Titel mit 12,8 Millionen Streams den Rekord für die meistgestreamte Hip-Hop-Single auf Spotify an einem einzigen Tag. Diese Bestmarke hatte zuvor Drake mit Girls Want Girls (feat. Lil Baby) gehalten.[12] In den folgenden Tagen übertraf die Single zwei weitere von Drake aufgestellte Rap-Rekorde: Innerhalb der ersten Woche toppte sie mit 81,2 Millionen Streams In My Feelings, danach knackte sie innerhalb von neun Tagen – so schnell wie kein anderer Rapsong davor – die Marke von 100 Millionen Streams und überbot damit Drakes God’s Plan.[13]

Am 18. Mai 2024 stieg Not Like Us mit 70,9 Millionen Streams, fünf Millionen Radio-Airplays und 15.000 verkauften Einheiten auf Platz eins in die Billboard Hot 100 ein. In Bezug auf die Streaming-Zahlen während seiner ersten Woche erwies sich der Song als erfolgreichste Hip-Hop-Veröffentlichung seit Billboard 2020 seine Charts-Metrik nachgeschärft hatte und toppte in dieser Hinsicht einen weiteren Drake-Titel, Way 2 Sexy (feat. Future & Young Thug). Mit dem Diss-Track gelang Kendrick Lamar nach HUMBLE. seine zweite Nummer-eins-Single als Solokünstler, für Produzent Mustard war es die erste seiner Karriere sowie einer der wenigen Chart-Spitzenreiter der letzten Jahre mit einem einzigen Songwriter.[14]

Ihren Erfolg verdankte die Nummer nicht nur der raschen Verbreitung im Internet, sondern auch der Verwendung auf Partys, in Klubs und bei Sportveranstaltungen, etwa durch die großen US-Ligen MLB, NBA und NCAA.[15][16] Prominente wie Rapper und Hip-Hop-Kommentator Joe Budden sowie Basketball-Superstar LeBron James brachten ihre Begeisterung für den Track öffentlich zum Ausdruck und trugen damit zum Hype bei.[17][18]

Rezensionen Bearbeiten

Not Like Us erhielt hervorragende Kritiken für seine „ansteckende“ Produktion, Lamars Rap-Darbietung und bissiges Songwriting. Frazier Tharpe von der Zeitschrift GQ nannte das Lied einen führenden Anwärter auf den Titel „Song of the summer“. Er lobte, wie der „Knaller“ dank Mustards „wilder, Party auslösender (und) hausgemachter Energie“ Lamar den „Haymaker“ liefere, mit dem er sowohl Drake strategisch überlisten als auch die eigene West-Coast-Herkunft feiern könne.[19] Auf der Website Stereogum wurde der Song als höchst „effektiver“ Diss-Track sowie als Hit voller „bösartiger“ Unterstellungen und Geschichtsstunden beschrieben.[4]

Jordan Rose von Complex befand Not Like Us aufgrund seines elektrischen Tons und der ansteckenden Produktion für den besten im Rahmen des Beefs veröffentlichten Track. Die Zeit würde weisen, ob das Lied mit dem seiner Ansicht nach „sehr fragwürdigen“ Text die Fehde endgültig beschließen könne, als „Stein, der den Goliat überraschte“ habe es sich aber bereits herausgestellt.[20] Amon Sadler von Vibe reihte den Titel innerhalb des Beefs auf den zweiten Platz hinter Drakes Family Matters und nannte ihn einen „unbestreitbaren Knaller“ und in der Ausführung „Meisterklasse“.[21] Mark Elibert von Billboard urteilte ähnlich, sah den Titel aber bloß als viertbesten Song der Fehde.[22]

Publikationen wie Complex, HipHopDX und The Ringer listeten den Song bereits wenige Tage nach seiner Veröffentlichung als einen der besten Diss-Tracks aller Zeiten.[23][24][25] Eine nur einen Tag später veröffentlichte Antwort von Drake unter dem Titel The Heart Part 6, in dem dieser Lamars Vorwürfe als „Bullshit“ bezeichnet, blieb hingegen weitgehend unbemerkt.

Chartplatzierungen Bearbeiten

Die Single stieg gleichzeitig auf Platz eins in die Billboard Hot 100, Global 200, Hot R&B/Hip-Hop Songs und Streaming Songs ein.[26]

Chartplatzierungen
ChartsChart­plat­zie­rungen[27]Höchst­platzie­rungWo­chen
  Deutschland (GfK)34 (…Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig
  Österreich (Ö3)36 (…Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig
  Schweiz (IFPI)13 (…Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig
  Vereinigtes Königreich (OCC)6 (…Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig
  Vereinigte Staaten (Billboard)1 (…Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)Template:Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig

Auszeichnungen für Musikverkäufe Bearbeiten

Land/Region Aus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nung, Ver­käu­fe)
Ver­käu­fe
  Neuseeland (RMNZ)[28]  Gold15.000
Insgesamt   1× Gold
15.000

Hauptartikel: Kendrick Lamar/Auszeichnungen für Musikverkäufe

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Frazier Tharpe: The Kendrick Lamar/Drake Beef, Explained. GQ, 12. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  2. a b c Jem Asward: Kendrick Lamar Drops Yet Another Drake Diss Track, ‘Not Like Us’. Variety, 4. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  3. a b c Trent Fitzgerald: Here Are the Complete Lyrics for Kendrick Lamar’s ‘Not Like Us’. XXL, 4. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  4. a b The 5 Best Songs Of The Week. Stereogum, 10. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  5. a b Demi Phillips: Kendrick Lamar "Not Like Us" Lyrical Breakdown. Hot New Hip Hop, 8. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  6. Althea Legaspi: Kendrick Lamar Fires Up Another Shot at Drake With ‘Not Like Us’. Rolling Stone, 4. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  7. Bruna Nessif: Lil Wayne Breaks Down the Moment He Found Out Drake Slept With His Girlfriend. E! Online, 30. September 2016, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  8. Danielle Chelosky: Kendrick Lamar Unleashes Fourth Drake Diss Track, “Not Like Us”. Stereogum, 4. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  9. Ime Ekpo: How Kendrick Lamar Challenged Drake’s Cultural Identity In ‘Not Like Us’. Forbes, 7. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  10. Matthew Strauss: Kendrick Lamar Doesn’t Wait for Drake Response, Drops Another New Diss Song “Not Like Us”: Listen. Pitchfork, 4. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  11. Mark Elibert: Kendrick Lamar Is Back at ‘Colonizer’ Drake’s Neck With New Diss Track “Not Like Us”: ‘Certified Pedophile’. Complex, 5. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  12. Preezy Brown: Kendrick Lamar’s “Not Like Us” Breaks Drake’s 2021 Spotify Record For Most Streams In A Day. Vibe, 7. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  13. Kelli Johnson: Kendrick Lamar shatters streaming records. Fox 11 Los Angeles, 15. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  14. Gary Trust: Mustard Earns His First Hot 100 No. 1 as a Producer Thanks to Kendrick Lamar’s ‘Not Like Us’. Billboard, 14. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  15. Andre Gee: The Number One Song in the Country Is a Diss Track. Is That a Good Thing? Rolling Stone, 14. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  16. James Brizuela: Kendrick Lamar's Diss Track Targeting Drake is Taking Over the Sports World. Newsweek, 8. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  17. Sam Moore: Joe Budden Celebrates Kendrick Lamar’s ‘Victory’ Over Drake by Dancing to Diss Song. 9. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  18. Mike D. Sykes II: LeBron James partying to Kendrick Lamar's "Not Like Us" might be Drake's biggest L yet. USA Today, 10. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  19. Frazier Tharpe: In the Midst of War, Kendrick Lamar Delivered the Song of the Summer. GQ, 13. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  20. Jordan Rose: Ranking Every Song in Kendrick Lamar and Drake’s Beef. Complex, 7. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024.
  21. Amon Sadler: Drake And Kendrick Lamar’s Diss Songs So Far, Ranked. Vibe, 9. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  22. Mark Elibert: All the Drake and Kendrick Lamar Diss Tracks, Ranked. Billboard, 5. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  23. 50 Best Hip-Hop Diss Songs of All Time. Complex, 14. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  24. Elliott Wilson: 100 Greatest Diss Songs in Hip Hop History: Ranked. HipHopDX, 14. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  25. The Greatest Diss Tracks of All Time, Ranked. The Ringer, 7. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  26. Gary Trust: Sabrina Carpenter’s ‘Espresso,’ Kendrick Lamar’s ‘Not Like Us’ Lead Billboard Global Charts. Billboard, 13. Mai 2024, abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  27. Chartquellen: DE AT CH UK US
  28. Official Top 40. In: nztop40.co.nz. Abgerufen am 24. Mai 2024 (englisch).