Das Thema von Nikopolis oder Nikopolis (altgriechisch θέμα Νικοπόλεως, Thema Nikopoleōs) war der Name eines byzantinischen Themas in Westgriechenland, dass Ätolien, Akarnanien und das südliche Epiros umfasste. Es wurde in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts eingerichtet, wahrscheinlich nach 886, und überlebte bis zum Vierten Kreuzzug 1204.

Geschichte Bearbeiten

Wie fast ganz Südosteuropa wurde Epiros im 7. Jahrhundert von slawischen Stämmen erobert und besiedelt. Daher ist über die Region zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert fast nichts bekannt, aber durch das Überdauern slawischer Ortsnamen bis heute ist ersichtlich, dass sie sich in großen Zahlen ansiedelten. Die Byzantiner behielten aber die Kontrolle über die Ionischen Inseln, die, zum Thema von Kephallenia zusammengefasst als Basis für das Wiedererstarken der Byzantiner auf dem Festland genutzt wurde, so dass die Region relativ früh wieder re-hellenisiert wurde.[1]

In diesem Zusammenhang wurde das Thema von Nikopolis eingerichtet, auch wenn das genaue Entstehungsjahr unklar bleibt. Es wurde irgendwann zwischen 843 und 899 ins Leben gerufen, als es im Kletorologion des Philotheos belegt ist. Das wahrscheinlichste Datum ist irgendwann nach 886, unter der Regentschaft Leos VI. (regierte 886–912).[2][3] Sphragistische Hinweise lassen vermuten, dass das Thema aus einem alten (Turma) des Themas der Peloponnes entstanden ist.[2][4]

Etwa 930 wurde das Thema von Bulgaren geplündert. 980 kehrten die Bulgaren unter Zar Samuil zurück und besetzten das ganze Gebiet bis zum Ambrakischen Golf. Obwohl das Gebiet vom byzantinischen Kaiser Basileios II. (regierte 976–1025) in einer Serie harter Kriege zurückgewonnen werden konnte, blieben die örtlichen Bischöfe dem Erzbistum Ohrid unterstellt, dem früheren bulgarischen Patriarchat. Basileios II. gründete auch einige kleinere Themen an der heutigen griechisch-albanischen Grenze (Koloneia und Dryinoupolis).[5]

In den byzantinisch-normannischen Kriegen des 11. Jahrhunderts wurde die Region verheert: Arta wurde erfolglos belagert und Ioannina wurde von Robert Guiscard erobert.[6] Nikopolis überlebte aber als Thema bis zum Vierten Kreuzzug. Eine Bulle von 1198 erwähnt es zusammen mit dem Thema von Dyrrhachion und Ioannina. Zu dieser Zeit scheint Arta die Hauptstadt des Themas gewesen zu sein.[2][7]

In der partitio Romaniae von 1204 wurden Epiros und Nikopolis Venedig zugeschlagen, die Venezianer waren aber nicht in der Lage, das Land zu kontrollieren (ausgenommen Dyrrhachion). Der griechische Adelige Michael Komnenos Dukas, der die Tochter des Strategos von Nikopolis geheiratet hatte nutzte das aus und beherrschte das Gebiet innerhalb weniger Jahre. Zum Zeitpunkt seines Todes 1214/1215 hatte Michael einen starken Staat, das Despotat Epiros, geschaffen, dessen Herz das einstige Thema von Nikopolis war.[2][8]

Geographie und Verwaltung Bearbeiten

Das Thema von Nikopolis umfasste die moderne griechische Präfektur von Ätolien-Akarnanien und den Gutteil von Epirus bis nach Buthrotum. Dies entsprach etwa der spätantiken Provinz Epirus vetus, begriff aber auch Ätolien mit ein, das Teil der römischen Provinz Achaea gewesen war.[9][10] Im Osten grenzte es an das Thema von Hellas (wahrscheinlich am Fluss Mornos und den Westhängen des Pindosgebirges)[11] und im Norden an das Thema von Dyrrhachion.

Trotz seines Namens war die Hauptstadt des Themas nicht Nikopolis, das im 8. Jahrhundert in Ruinen lag, sondern Naupaktos.[9][12] Das Thema war in Tourmai aufgeteilt, jedes mit seinem eigenen Tourmarchen. Zusätzlich war das Thema ein Stützpunkt für byzantinische Flottenoperationen in der Adria und bei Süditalien. Es beherbergte ein Kontingent von mardaitischen Seesoldaten, wahrscheinlich unter ihrem eigenen Katepano.[9][2]

Literatur Bearbeiten

  • John Van Antwerp Fine: The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century to the Ottoman Conquest. University of Michigan Press, Ann Arbor, Michigan 1994, ISBN 0-472-08260-4 (books.google.de).
  • Alexander Kazhdan: The Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford University Press, New York/ Oxford 1991, ISBN 0-19-504652-8.
  • John W. Nesbitt, Nicolas Oikonomides: Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art. Band 2: South of the Balkans, the Islands, South of Asia Minor.. Dumbarton Oaks Research Library and Collection, Washington 1994, ISBN 0-88402-226-9 (books.google.de).
  • Agostino Pertusi: Constantino Porfirogenito: De Thematibus. Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano, Rom 1952, OCLC 912189938.
  • Peter Soustal, Johannes Koder: Tabula Imperii Byzantini. Band 3: Nikopolis und Kephallēnia.. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1981, ISBN 3-7001-0399-9 (books.google.de).
  • Warren T. Treadgold: Byzantium and Its Army, 284–1081. Stanford University Press, Stanford 1995, ISBN 0-8047-3163-2 (books.google.de).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 50–52.
  2. a b c d e Kazhdan: The Oxford Dictionary of Byzantium. 1991, S. 1485.
  3. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 53.
  4. Fine: The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century to the Ottoman Conquest. 1994, S. 83; Treadgold: Byzantium and Its Army, 284–1081. 1995, S. 33, 76.
  5. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 54–55.
  6. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 56.
  7. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 58–60.
  8. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 59–61.
  9. a b c Nesbitt, Oikonomides: Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg Museum of Art. 1994, S. 9.
  10. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 54.
  11. Pertusi: Constantino Porfirogenito: De Thematibus. 1952, S. 176.
  12. Soustal, Koder: Tabula Imperii Byzantini. 1981, S. 53–54.