Nicole Grünewald

deutsche Unternehmerin, IHK-Präsidentin

Nicole Marianne Grünewald (* 1. Februar 1973 in Köln) ist eine deutsche Kommunikationswissenschaftlerin und mittelständische Unternehmerin[1]. Sie ist seit Anfang 2020 Präsidentin der Industrie- und Handelskammer zu Köln.

Nicole Grünewald (2020)

Leben Bearbeiten

Grünewald ist die Tochter einer Religionslehrerin und eines Konzernanwalts. Sie besuchte die Erzbischöfliche Liebfrauenschule Köln und studierte Publizistik / Kommunikationswissenschaft, Anglistik und Germanistik an der zu der Zeit unter Westfälische Wilhelms-Universität firmierenden Universität Münster,[2][3] wo ihre Promotion 2008 im Fach Kommunikationswissenschaft[2] mit einer Arbeit zum Thema Markenbildung in der Politik am Beispiel der SPD erfolgte. Sie zeigte anhand einer Analyse von SPD-Wahlplakaten, dass es bereits seit den 1960er Jahren zur Ausprägung von Politikmarken, das heißt zu Parteien- und Politikermarken, gekommen ist.[4] und argumentiert, dass bei Bundestagswahlen die Kommunikation über „die politische Richtung, die das Land in den darauffolgenden Jahren einschlagen wird“, nicht professionell genug gestaltet werde.[5]

Bereits während des Studiums arbeitete sie in Werbeagenturen.[6] Ab 1993 betreute sie Wahlkämpfe von Politikern und politischen Parteien.[7] 1998 gründete sie zusammen mit Jörg Lentz die Werbeagentur The Vision Company in Köln, die sie inzwischen (Stand 2020) als alleinige geschäftsführende Gesellschafterin führt.[8]

Seit 2000 engagiert sich Grünewald ehrenamtlich bei der IHK Köln, zunächst bei den Wirtschaftsjunioren, anschließend in wechselnden Funktionen[9].[6] In den Jahren 2010 bis 2015 war sie Vizepräsidentin und initiierte 2012[10] den „Frauen-Business-Tag“, außerdem ist sie seit 2011 Sprecherin des Netzwerks Mittelstand und gehört seit 2009 der Vollversammlung der Kammer an[11].[6] Bei der Wahl zum Präsidenten 2015 unterlag sie im zweiten Wahlgang Werner Görg,[12] dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Gothaer Versicherungskonzerns.[13]

Im Vorfeld der Wahl zur Vollversammlung 2019 war sie Mitinitiatorin der Initiative New Kammer[14], einem Bündnis aus Unternehmerinnen und Unternehmern der Region, die sich für Reformen in der über 200 Jahre alten Institution einsetzten – zu den Forderungen gehörten mehr Transparenz, schnellere Digitalisierung und Senkung der Pflichtbeiträge für Unternehmen.[15]

Im Januar 2020 trat sie erneut bei der Präsidentschaftswahl gegen Werner Görg an und wurde diesmal von der Vollversammlung zur ersten Präsidentin in der Geschichte der Industrie- und Handelskammer zu Köln gewählt. Mit ihrer Wahl habe sich eine der spektakulärsten Verwandlungen in Kölns Wirtschaft und Gesellschaft und in der mehr als 200-jährigen Geschichte der IHK vollzogen, so der Historiker Werner Schäfke.[13] Im Januar 2021 wurde sie außerdem zur Vizepräsidentin von IHK NRW[16] und in den Vorstand des Deutschen Industrie- und Handelskammertags gewählt.[17] Am 1. Dezember 2023 wurde sie von der Mitgliederversammlung als Vizepräsidentin der IHK NRW abgewählt.[18]

Grünewald ist seit 2017 „Wirtschaftsbotschafterin“ der Stadt Köln[19]. Sie ist Aufsichtsratsmitglied bei der Koelnmesse[20], stellvertretendes Mitglied im WDR-Rundfunkrat[21], Vorstandsvorsitzende der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln[22], Vorstandsvorsitzende des Vereins für Wirtschaftsrecht e.V. Köln[23] und Sprecherin des Netzwerks Mittelstand der IHK Köln.[24][25]

Auszeichnungen Bearbeiten

Publikationen Bearbeiten

  • Keine Angst vor Politikmarken! Evolution und Enttabuisierung eines gesellschaftlichen Phänomens. (Zugleich Dissertation, Münster (Westfalen), 2008) (= Schriftenreihe Kommunikation in Politik und Wirtschaft. Band 1, Nr. 1). 1. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-4205-2.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. IHK Köln: Lebenslauf Dr. Nicole Grünewald. (PDF) In: www.ihk.de/koeln. IHK Köln, 5. März 2020, abgerufen am 6. Januar 2023.
  2. a b Ralf Arenz: "Ein neuer Weg für die IHK Köln"; Nicole Grünewald setzt sich bei der Präsidentenwahl gegen Werner Görg durch. In: Kölnische Rundschau. Nr. 24, 29. Januar 2020, S. 11.
  3. IHK Köln: Lebenslauf Dr. Nicole Grünewald. (PDF) In: www.ihk.de/koeln. Industrie- und Handelskammer zu Köln, 10. Januar 2022, abgerufen am 6. Januar 2023.
  4. Christoph Busch, Rezension zu: Nicole Marianne Grünewald: Keine Angst vor Politikmarken! in: Portal für Politikwissenschaft, 25. Januar 2010.
  5. Zitiert in: Paula Scholemann: Kreativität und Visionen bei politischen Projekten, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-29174-7, S. 198
  6. a b c Joachim Frank: Kölns erste Adresse; Der Vierungsturm des Doms ist für Nicole Grünewald der schönste Ort der Stadt. Im Leben der Unternehmerin spielt die City zwischen Roncalliplatz und Börsenplatz eine Hauptrolle. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Nr. 233. Köln 8. Oktober 2019, S. 32.
  7. eigene Angabe in: Nicole Marianne Grünewald: Markenbildung in der Politik?! Evolution und Enttabuisierung eines gesellschaftlichen Phänomens, Zeitschrift für Politikberatung (ZPB), Band 1, Nr. 3/4 (2008), S. 436, Nomos Verlagsgesellschaft
  8. Agentur. In: The Vision Company Werbeagentur GmbH. Abgerufen am 1. Februar 2020 (deutsch).
  9. IHK Köln: Lebenslauf Dr. Nicole Grünewald. (PDF; 57 KB) In: www.ihk.de/koeln. IHK Köln, 5. März 2020, abgerufen am 6. Januar 2023.
  10. Ralf Arenz: Frauen vernetzen; 34 Frauenverbände stellen sich in der IHK Köln vor – 500 Besucher erwartet. In: Kölnische Rundschau. 12. September 2012, S. 8.
  11. IHK Köln: Lebenslauf Dr. Nicole Grünewald. (PDF) In: www.ihk.de/koeln. IHK Köln, 5. März 2020, abgerufen am 6. Januar 2023.
  12. Ralf Arenz: Erstes Ziel: Versöhnung. In: Kölnische Rundschau. Ralf Arenz. Köln 30. Januar 2020, S. 3.
  13. a b Werner Schäfke: Kölns Weg in die Gegenwart. Vom Ende des Kaiserreichs bis ins 21. Jahrhundert, Böhlau Verlag, Köln 2020, ISBN 978-3-412-51694-9, S. 118
  14. Robert Baumanns: Initiative „NewKammer“ So wollen Unternehmen jetzt die Kölner IHK aufmischen. In: www.express.de. DuMont Mediengruppe, 13. September 2019, abgerufen am 5. März 2020.
  15. Corinna Schulz: Neue Initiative für die IHK Köln; Ein Unternehmerbündnis möchte nach der Wahl zur Vollversammlung Pflichtbeiträge senken. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Nr. 214. Köln 14. September 2019, S. 13.
  16. Organisationsstruktur. Abgerufen am 10. Januar 2022 (deutsch).
  17. Die Mitglieder des DIHK-Vorstandes. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  18. Kölner-Stadtanzeiger Wirtschaft vom 1. Dezember 2023: Kammerstreit. IHK NRW wählt Nicole Grünewald als Vizepräsidentin ab, von Thorsten Breitkopf und Corinna Schulz, abgerufen am 1. Dezember 2023
  19. Corinna Schulz: OB ernennt neue Botschafterin. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Nr. 107. Köln 9. Mai 2017, S. 27.
  20. Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  21. Mitglieder des WDR-Rundfunkrats. 18. Januar 2018, abgerufen am 10. Januar 2022.
  22. Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln: Über uns. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  23. Institut für Arbeits- und Wirtschaftsrecht: Verein für Wirtschaftsrecht. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  24. IHK Köln: Lebenslauf Dr. Nicole Grünewald. (PDF) In: www.ihk.de/koeln. IHK Köln, 10. Januar 2022, abgerufen am 6. Januar 2023.
  25. IHK Köln: Netzwerk Mittelstand. Hrsg.: IHK Köln. Nr. 1. Köln 2022, S. 1 (ihk.de).
  26. Kölnerinnen als Vorbilder ausgezeichnet. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Köln 31. Oktober 2014, S. 29.