Nicolaus Gerhard Lüden

1644-1683, herzoglich braunschweig-lüneburgischer Hoflakai, Gesandter und Kurier

Nicolaus Gerhard Lüden[1] oder Nikolaus Gerhard Uden[2] (geboren 9. Juli 1644; gestorben 23. September 1683 in Hannover) war ein Herzoglich-Braunschweig-Lüneburgischer Lakai.[3]

Leben Bearbeiten

 
Barockes Rankenwerk und Wappen Lüdens mit Maiglöckchen im Schild und als Helmzier; 17. Jahrhundert
 
Grabplatte Lüdens ähnlich einem Epitaph als Gedenkstein;
Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis

Lüden - geboren gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges - stand im Dienst seines Landesherrn und späteren Kurfürsten Herzog Ernst August. Zur Abwehr der Belagerung Wiens während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung unter dem Oberbefehl des osmanischen Großwesirs Kara Mustafa Pascha im Jahr 1683 entsandte Herzog Ernst August ein hannoversches Regiment[3] an das Herr des österreichischen Kaisers Kaisers Leopold I., das unter dem Regiment von Prinz Eugen von Savoyen stand.[3]

Zu den Entsandten gehörte auch Nicolaus Gerhard Lüden. Vor Wien wohnte er der Schlacht am Kahlenberg bei und des dort unter Führung des polnischen Königs Johann III. Sobieski errungenen Sieges über die Osmanische Armee. Als fürstlicher Kurier[1] wurde er daraufhin von der kaiserlichen Residenzstadt Wien zurück zu seinem Landesherrn in Hannover gesandt. Den „anstrengenden Ritt“[3] nach dem 12. September 1883[4] der Überbringung seiner Siegesnachricht.[1]

Zu Ehren des Siegeskuriers - der auch Nikolaus Gerhard Luden[1] und Nikolaus Gerd Uden genannt wurde[5] - wurde der Leichnam des Verstorbenen – ähnlich wie Lüdens Zeitgenosse Gottfried Wilhelm Leibniz und die Körper anderer Privilegierter des hannoverschen Hofstaates – in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in der Calenberger Neustadt beigesetzt.[3] Die etwa 1 × 2 Meter große, mit Rankenwerk verzierte Grabplatte Sandstein zeigt im oberen Teil das Lüdersche Wappen. Es zeigt im Schild zwei aus dem Erdboden sprießende „Lilienkosalgen“ (Maiglöckchen), die sich auf dem Helm wiederholen. Die Grabplatte wurde später - ähnlich wie bei einem Epitaph[1] - an der Außenwand im Osten der Nordseite der Kirche installiert.[3]

Auf einer Anfang des 20. Jahrhunderts an der Nordseite der Kirche durch den Familienforscher Cuno von Rodde vorgefundenen, damals aber kaum noch lesbare Grabplatte konnte ein gleiches Wappen identifiziert werden; möglicherweise ein Hinweis auf die Familie von Lüden.[1]

Die Inschrift auf Lüdens Grabplatte,[3] die heute die Funktion eines Gedenksteines erfüllt,[4][6] erfasste bereits Wilhelm Mithoff in seiner Reihe Schriftenreihe Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, im 1871 herausgegebenen ersten Band Fürstenthum Calenberg.[3] Sie lautet:

Ao. 1644 D.
9 JULII IST NICOLAUS
GERHARD LUDEN GEWESE-
NER FÜRSTL. LAQUEI AUF DIESE
WELT GEBOHREN, Ao. 1683 ABER
NACHDEM ER DER ÜBER DIE TÜR-
KEN ERHALTENEN GLÜCKLICHEN VICTORIE
VOR DER KAISERLICHEN RESIDENZ
STAD
WIEN ALS HIESIGER FÜRSTL.
CURIER MIT BEIGEWOHNET UND VON
DANNE ANHERO GESANDT, IST ER BALD
NACH SEINER KRANKEN WIEDERKUNFT
ALS AM 23 SEPTEMBER SELIG IM HERRN
ENTSCHLAFEN SEINES ALTERS
39 JAHR 2 MONAT __ TAGE.
HIER THAT ICH REIS UND RITT OHN SÄUM-
NIS UND VERWEILEN, ICH BRACHTE
GUTHE POST ALS FÜRSTLICHER CURIER, WIE
TÜRK UND TARTER FLIEH SAMMT IHREM
GROSSVEZIER. DOCH KONNT MEIN SCHWA-
CHER LEIB DEM TODE NICHT ENTEILEN,
KAUM BRACHT ICH LEBENDIG DIE
MATE GLIEDER HIER, DRAUF
REISST DIE SEEL HINAUF
INS HIMMLISCHE
REVIER
.
[1]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Nikolaus Gerhard Uden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g Otto von Dassel, Schriftleiter: Familiendenkmäler in der Stadt Hannover. Nr. 4–6 Grabsteine an der Neustädter (St. Johannis)-Kirche, in Cuno von Rodde (Hrsg.): Familiengeschichtliche Blätter. Zeitschrift zur Förderung der Familiengeschichtsforschung für Adel und Bürgertum, Band 3 (6. und 7. Jahrgang vom Jahr 1908 und 1909), Schwerin in Mecklenburg, 1909, S. 101f.; hier: S. 102; Google-Books
  2. Annette von Boetticher: Hannover zur Leibnizzeit, in Thomas Fuchs (Bearb.): Leibniz und seine Bücher. Katalog. Büchersammlungen der Leibnizzeit in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek ( = Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek: Schriften, Band 2), Ausstellungskatalog, Hameln: Niemeyer, 2006, ISBN 978-3-8271-8902-8 und ISBN 3-8271-8902-0, S. 14ff.; hier: S. 24; Vorschau über Google-Bücher
  3. a b c d e f g h Annette von Boetticher: 22. Nikolaus Gerhard Uden, in dies.: Grabsteine, Epitaphe und Gedenktafeln der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover, Hrsg.: Der Kirchenvorstand der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis Hannover, Hannover: 2002, S. 16
  4. a b Karljosef Kreter: Kein Scharlatan, aber nicht ungefährlich. Ein Wundarzt in der Stadt 1693, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 62 (2008), S. 221ff.; hier: Anmerkung 12 S. 223
  5. Georg Schnath: Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674–1714, Bd. 1: 1674–1692, Lax, Hildesheim; Leipzig: Lax, 1938, Nachdruck: Hannover: Hahn 1999, ISBN 3-7752-5822-1, S. 222; Vorschau über Google-Bücher
  6. Carl-Hans Hauptmeyer: 1683, in: Hannover Chronik, S. 64; Vorschau über Google-Bücher