Natalie Wynn (* 21. Oktober 1988)[1] ist eine amerikanische Webvideoproduzentin und Betreiberin des YouTube-Kanals ContraPoints. Ihre Videos behandeln Themen wie Politik, Gender und Philosophie. Sie war eine der ersten Youtuberinnen, die mit ihren Videos der Argumentation politisch Rechter, insbesondere der Alt-Right, entgegenwirkte.[2]

Natalie Wynn
Natalie Wynn 2020
Natalie Wynn 2020
Allgemeine Informationen
Sprache Englisch
Genre Philosophie, Queerfeminismus, Diskriminierung
YouTube
Kanal ContraPoints
Gründung 4. Februar 2011
Abonnenten über 1.530.000
Aufrufe über 73.127.903
Videos über 29
Twitch
Kanal Contrapoints
(Stand 17. Februar 2022)

Leben und Werdegang Bearbeiten

Wynn wuchs in Virginia auf.[1][3] Sie besuchte die Georgetown University in Washington, D.C. und studierte Philosophie. Dann schrieb sie sich an der Northwestern University in Illinois ein, um in Philosophie zu promovieren, und war auch in der Lehre tätig.[3][4][5]

Wynn verfasste Romane, unterrichtete Klavier, arbeitete in einer Rechtsanwaltskanzlei und als Texterin.

Wynn ist eine transgender Frau, was in ihren Videos stark zur Sprache kommt. Bevor sie 2017 mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen begann, bezeichnete sie sich als „genderqueer“.[4][6] Wynn ist lesbisch.[7] Sie ist Feministin und wurde auch als Sozialistin bezeichnet.[8][9][10]

YouTube-Karriere Bearbeiten

2008 begann Wynn, YouTube-Videos zu veröffentlichen, zunächst zum Thema Religion und Atheismus. Im Jahr 2016 startete sie den ContraPoints-Kanal als Reaktion auf die „Gamergate-Kontroverse“ und die zunehmende Verbreitung von rechtsgerichteten Videoproduktionen auf YouTube. Sie verlagerte den Inhalt ihrer Videos, um deren Argumenten entgegenzuwirken.[3][4][11][12] Frühe ContraPoints-Videos beschäftigten sich auch mit Rassismus und Online-Radikalisierung. In ihren Videos nutzt Wynn Philosophie, Soziologie und persönliche Erfahrung, um linke Ideen zu erklären und geläufige konservative, rechtsradikale und faschistische talking points und Argumente zu kritisieren.[13][14] Als eine der ersten wird sie dabei als eine Keimzelle des sogenannten BreadTube genannt, ein loses Netzwerk linker Youtuber, dem auch Abigail Thorn angehört.[2]

Ihre Videos sind für aufwendig gestaltete Sets und Kostüme sowie ironischen Humor bekannt.[4][8][15] Der Videokanal wird über die Crowdfunding-Plattform Patreon finanziert.[16] Die meisten Videos auf ihrem Kanal sind deutsch untertitelt.

Videos, die vor Wynns Transition entstanden sind, sind auf dem Youtube-Kanal inzwischen nicht mehr zu finden. Wynn erklärt dies auf ihrer Homepage damit, dass diese Videos nicht mehr die Person darstellten, die sie inzwischen geworden sei. Transkripte dieser Videos sind jedoch weiterhin auf der Homepage verfügbar.[17]

Rezeption Bearbeiten

Wynns Videos wurden für ihre Klarheit, Nuancierung und ihren Sinn für Humor gelobt.[3][8] Sie wurde als „eine der prägnantesten und überzeugendsten Video-Essayisten auf YouTube“ bezeichnet.[3] Das New York Magazine schrieb: „ContraPoints ist sehr gut. Unabhängig davon, ob sich der Zuschauer für Internet-Kulturkriege, YouTube-Nazis oder andere weitreichende Themen in den Videos interessiert oder nicht, sind sie lustig, bizarr, gelehrt und überzeugend.“[4]

Medien beschreiben den YouTube-Kanal oft als geeignet für Millennials aufgrund des humorvollen Stils und des guten Gespürs für Online-Kultur.[8][18][15] Wynns Analyse der Verwendung von Memes und codierten Symbolen durch Faschisten wurde vom Southern Poverty Law Center in einem Artikel zitiert, der die rechte Verwendung des OK-Zeichens erklärte.[14]

2018 veröffentlichte The New Yorker ein Porträt Wynns, nachdem ihr Video über Incels mehr als eine Million Mal angesehen worden war. Darüber hinaus wurde Wynn beschrieben als „eine der wenigen Linken, die nuanciert sein kann, ohne langweilig zu wirken“.[19] Polygon erklärte ihr Video über Incels zu einem der zehn besten Video-Essays des Jahres 2018.[5]

In der Huffpost wurde Wynns Verwendung von Nazi-Symbolik kritisiert. Auch als Parodie verwendet trage sie dazu bei, diese Bilder zu normalisieren. Gleichzeitig wurde Wynns Auseinandersetzung mit rechtsextremen Argumenten kritisiert.[20]

Im Oktober 2019 wurde Wynn auf Twitter harsch dafür kritisiert, in einem ihrer Videos den transsexuellen Pornodarsteller Buck Angel (einige von dessen öffentlichen Äußerungen wurden von den Kritikern als feindlich gegenüber Non-Binary eingestuft) ein kurzes Zitat einsprechen zu lassen.[21] Sie reagierte darauf mit einem Video, in dem sie diese Kontroverse in den größeren Kontext der so genannten Cancel Culture stellte.[22]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Natalie Wynn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Natalie Wynn: Alright, alright astrologers. October 21, 1988. 8:00 AM. Arlington, VA. Tell me about my soul. In: @ContraPoints. 18. Juli 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. August 2019 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/twitter.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. a b Shaan Amin: Can the Left Win YouTube? In: The New Republic. 2. Juli 2019, abgerufen am 18. März 2022 (englisch).
  3. a b c d e Jake Hall: ContraPoints Is the Opposite of the Internet In: Vice UK, 9. April 2019 
  4. a b c d e Jesse Singal: This YouTuber Is Figuring Out How to Counter the Alt-Right's Dominance of the Site In: New York Magazine, 30. Oktober 2017. Abgerufen am 17. Juli 2018 (englisch). 
  5. a b Dan Schindel: The best video essays of 2018 In: Polygon, 28. Dezember 2018 
  6. Daniel Bergner: The Struggles of Rejecting the Gender Binary In: The New York Times, 4. Juni 2019. Abgerufen am 9. Juni 2019 (amerikanisches Englisch). 
  7. ContraPoints: Shame. In: YouTube. Abgerufen am 27. Februar 2020.
  8. a b c d Nathan J. Robinson: God Bless ContraPoints In: Current Affairs, 6. Mai 2018. Abgerufen am 17. Juli 2018 
  9. Andrew Marantz: The Stylish Socialist Who Is Trying to Save YouTube from Alt-Right Domination In: The New Yorker, 19. November 2018 (amerikanisches Englisch). 
  10. Katherine Cross: The Oscar Wilde of YouTube fights the alt-right with decadence and seduction In: The Verge, 24. August 2018. Abgerufen am 25. August 2018 
  11. N.B.: The transgender populist fighting fascists with face glitter In: The Economist, 20. Dezember 2018. Abgerufen am 28. Dezember 2018 
  12. John Herrman: For the New Far Right, YouTube Has Become the New Talk Radio In: The New York Times Magazine, 3. August 2017. Abgerufen am 17. Juli 2018 (englisch). 
  13. Ezra Kronfeld: ContraPoints on YouTube, Social Justice, and Transphobic Feminists In: Out Front, 8. Mai 2018. Abgerufen am 24. Juli 2018 (amerikanisches Englisch). 
  14. a b David Neiwert: Is that an OK sign? A white power symbol? Or just a right-wing troll? In: Southern Poverty Law Center, 18. September 2018. Abgerufen am 13. November 2018 (englisch). 
  15. a b Todd VanDerWerff: TV Club: YouTube's ContraPoints and Hulu's Puppy Prep. In: Slate, 20. Dezember 2018 
  16. Elle Reeve: Meet the YouTube star who's de-radicalizing young, right-wing men. In: Vice News. 14. März 2019, abgerufen am 7. August 2019 (englisch).
  17. Transcripts. Abgerufen am 10. August 2021 (amerikanisches Englisch).
  18. Clifton Mark: ContraPoints Is Political Philosophy Made for YouTube In: The Atlantic, 6. Januar 2019. Abgerufen am 9. Januar 2019 (amerikanisches Englisch). 
  19. Andrew Marantz: The Stylish Socialist Who Is Trying to Save YouTube from Alt-Right Domination In: The New Yorker, 19. November 2018 (amerikanisches Englisch). 
  20. Kelsie Jones: Dealing with Anti-Trans Hate - Debate is Contraindicated. Huffpost, 28. November 2017, abgerufen am 5. Juni 2019.
  21. Steven Asarch: YouTuber ContraPoints Attacked After Including Controversial Buck Angel in Video. In: newsweek.com. 21. Oktober 2019, abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  22. ‘The internet is about jealousy’: YouTube muse ContraPoints on cancel culture and compassion. In: The Guardian. 17. Juni 2021, abgerufen am 7. August 2021 (englisch).