Mecklenburg-Vorpommern (F 218)

Fregatte der deutschen Marine

Die Mecklenburg-Vorpommern (F 218) ist eine Fregatte der deutschen Marine vom Typ F123, auch als Brandenburg-Klasse bezeichnet. Sie ist die vierte Einheit dieser Klasse und nach dem Land Mecklenburg-Vorpommern benannt.

Flagge
Mecklenburg-Vorpommern (F 218)
Brandenburg-Klasse
Mecklenburg-Vorpommern in der Deutschen Bucht 2004
Mecklenburg-Vorpommern in der Deutschen Bucht 2004
Übersicht
Typ Fregatte
Bauwerft

Bremer Vulkan Werft und Maschinenfabrik GmbH, Bremen

Kiellegung 23. November 1993
Stapellauf 23. Februar 1995
Namensgeber Land Mecklenburg-Vorpommern
Indienststellung 6. Dezember 1996
Heimathafen Wilhelmshaven
Technische Daten
Siehe: Fregatte F123
Rufzeichen / Kennung

DRAK / F 218

Unterstellung

2. Fregattengeschwader

Geschichte Bearbeiten

Die Mecklenburg-Vorpommern wurde ebenso wie ihre drei Schwesterschiffe als Ersatz für die veralteten Zerstörer der Klasse 101/101A (Hamburg-Klasse) als Mehrzweckfregatte konzipiert und gebaut. Das Schiff wurde 1993 bei der Bremer Vulkan auf Kiel gelegt und der Stapellauf konnte im Februar 1995 erfolgen. Die Taufpatin war Annemarie Seite, die Ehefrau des damaligen Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite.[1] Nach Erprobung des Schiffes erfolgte die Indienststellung am 6. Dezember 1996. Es wurde zunächst dem 6. Fregattengeschwader und nach der Neugruppierung im Jahr 2006 dem 2. Fregattengeschwader in Wilhelmshaven unterstellt.

Die Mecklenburg-Vorpommern war nach der Deutschen Wiedervereinigung der zweite Schiffsneubau der Marine, der auf den Namen eines ostdeutschen Bundeslandes getauft wurde. Die Namensgebung steht somit in der Tradition größerer deutscher Marineeinheiten, die nach Bundesländern oder Städten benannt werden.

1999 Teilnahme an der Ausbildungsreise DESEX 1999 mit Umrundung Südamerikas.

2002 nahm die Mecklenburg-Vorpommern an der fünfmonatigen Ausbildungsreise DESEX 2002 mit Hafenbesuchen in Häfen Souda Bay auf Kreta, Karachi (Pakistan), Mormugao und Cochin (Indien), Manila (Philippinen), Qingdao (China), Inchon (Südkorea), Tokio (Japan) und Málaga in Spanien. Besuch des japanischen Kaiserpaares auf dem vom deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau an Bord gegebenem Empfang in Tokio. Auf dem Rückweg Teilnahme an einem Flugkörperschießen vor Kreta.

Am 11. Februar 2014 verließ die Mecklenburg-Vorpommern zusammen mit den Fregatten Hamburg, Augsburg, der Korvette Oldenburg und dem Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main ihren Heimathafen Wilhelmshaven (Marinestützpunkt Heppenser Groden), um am jährlichen Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV) der Marine teilzunehmen. Bis zum Ende des EAV am 20. Juni 2014 in Kiel nahm sie an mehreren Manövern zwischen nördlichen Polarkreis und dem Äquator teil. Dabei sollten dreizehn Häfen in neun Ländern angelaufen werden.[2]

Im Dezember 2015 wurde das Schiff mit dem Fahnenband des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Dies erfolgte durch den Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering in Rostock-Warnemünde.[3]

Die Mecklenburg-Vorpommern war 2020 das erste Kriegsschiff der deutschen Marine, auf dem eine Frau Dienst als Erste Offizierin leistete.[4]

Einsätze Bearbeiten

Die Fregatte Mecklenburg-Vorpommern nahm bislang während ihrer Dienstzeit an zahlreichen Einsätzen teil:

  • 1998 Teilnahme an der Standing Naval Force Atlantic (SNFL)
  • 2000 Teilnahme an der Standing Naval Force Atlantic (SNFL)
  • 2002/2003 Sechsmonatiger Einsatz an der Operation Enduring Freedom am Horn von Afrika[5]
  • November 2004 bis April 2005 zweiter Einsatz bei Enduring Freedom. Dabei Flaggschiff für Flottillenadmiral Henning Hoops als Führer der CTF 150.
  • Von November 2005 bis Mai 2006 Teilnahme an der Standing Maritime Group 1 (SNMG 1), dabei war die Fregatte bis Ende Januar 2006 auch Flaggschiff des Verbandes unter Führung des deutschen Flottillenadmirals Wolfgang Kalähne und seinem international zusammengesetzten Stab. Gleichzeitig war die SNMG 1 in die Operation Active Endeavour eingebunden.
  • 2006 als Flaggschiff für Flottillenadmiral Andreas Krause als Führer der Maritime Task Force UNIFIL vor der libanesischen Küste.[6][7]
  • Von November 2008 bis Mai 2009 war die Mecklenburg-Vorpommern zum dritten Mal am Horn von Afrika im Rahmen der Operation Enduring Freedom eingesetzt. Von Januar bis April diente sie CTF Flottillenadmiral Rainer Brinkmann als Flaggschiff der Combined Task Force 150.[8] Im November 2008 leistete die Mecklenburg-Vorpommern hierbei zwei Handelsschiffen Hilfe bei der Abwehr von Piraten.[9]
  • Am 16. August 2016 verließ die Mecklenburg-Vorpommern Wilhelmshaven, um ab Mitte September am Einsatz EUNAVFOR-MED im Mittelmeer teilzunehmen.[10] Am 23. Dezember kehrte die Mecklenburg-Vorpommern von diesem Einsatz in ihren Heimathafen Wilhelmshaven zurück.[11] Auf dem Rückmarsch war die Mecklenburg-Vorpommern auch einige Tage in die NATO-Mission Operation Sea Guardian eingebunden.
  • Am 7. August 2017 lief die Mecklenburg-Vorpommern erneut aus Wilhelmshaven aus, um sich erneut am Einsatz EUNAVFOR-MED im Mittelmeer zu beteiligen.[12] Am 16. August 2017 übernahm die Fregatte im sizilianischen Hafen von Augusta, den Einsatzauftrag des Tenders Rhein im Mittelmeer. Gleichzeitig wurde die Führung des Kontingents von Korvettenkapitän Marco Reinisch an Fregattenkapitän Christian Schultze, den Kommandanten der Mecklenburg-Vorpommern übergeben.[13] Am 13. September 2017 rettete die Fregatte 134 Menschen aus Seenot.[14] Am 25. Oktober rettete die Fregatte 158 Menschen aus Seenot[15], am 2. November 2017 erneut 323 Menschen. Eine Frau aus Nigeria brachte am 3. November 2017, mit Unterstützung des Schiffsarztteams, an Bord einen Jungen zur Welt.[16] Am 1. November 2017 führte ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache laut Medienberichten ein aggressives Seemanöver in unmittelbarer Nähe der Mecklenburg-Vorpommern durch; der Chef der libyschen Küstenwache, Kommodore Abdalh Toumia, habe sich später dafür entschuldigt.[17] Mitte Januar 2018 wurde die Mecklenburg-Vorpommern, nach fünf Monaten im Einsatzgebiet und insgesamt 700 geretteten Menschen, von der Fregatte Sachsen abgelöst. Am 26. Januar 2018 kehrte die Fregatte, nach 29000 in diesem Einsatz zurückgelegten Seemeilen, wieder in ihren Heimathafen zurück.[18]
  • Im Winter 2022 lief die Fregatte für fast sieben Monate aus. Der Einsatz fand in einer sogenannten Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) statt – ein schnell verlegbarer Einsatzverband der NATO. Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine waren weitere Krāfte an die Nato-Ostflanke verlegt worden. Am 4. Januar war die Fregatte in Richtung Den Helder in den Niederlanden ausgelaufen und setzte anschließend Kurs in Richtung Polarkreis. In der Nord- und Ostsee sowie in der Arktis beteiligte sich die Fregatte an verschiedenen Großmanövern. Sie war Teil des Trägerverbandes des amerikanischen Flugzeugträgers USS Gerald R. Ford und diente als Flaggschiff für den deutschen Befehlshaber des Nato-Verbandes. Am Sonntag, den 16. Juli 2023 ist die Fregatte in ihren Heimathafen Wilhelmshaven zurückgekehrt. Auf ihrer Fahrt legte die fast 140 Meter lange Mecklenburg-Vorpommern mehr als 33.000 Seemeilen (rund 61.116 Kilometer) zurück. Der Einsatz soll in der zweiten Jahreshälfte fortgeführt werden.[19]

Seeunfälle Bearbeiten

Auf dem Nord-Ostsee-Kanal nahe Schülp b. Rendsburg kollidierte die Fregatte am 9. Dezember 2015 mit dem unter zypriotischer Flagge fahrenden Containerschiff Nordic Bremen des Typs SSW Super 1000. Dabei wurde der Bug der Fregatte schwer beschädigt.[20]

Kommandanten Bearbeiten

 
FK Klüver (re.), der erste Kommandant

Alle Kommandanten waren Fregattenkapitän.

Nr. Name Antritt des Dienstpostens Ende des Dienstpostens
1. Martin Klüver Januar 1996 April 1998
2. Michael Dirks April 1998 Januar 2000
3. Frank Menge Januar 2000 März 2002
4. Michael Budde März 2002 April 2004
5. Eckardt Menzel April 2004 Juni 2006
6. Ulrich Reineke Juni 2006[21] Mai 2008
7. Kay-Achim Schönbach Mai 2008 April 2010
8. Gero Demme April 2010[22] Juli 2013
9. Sven Beck Juli 2013[23] August 2015
10. Christian Schultze August 2015[24] September 2018
11 Torben Jürgensen September 2018 Juni 2020[25]
12 Hendrik Wißler Juni 2020[25] September 2023
13 Wolfgang Eckmüller September 2023[26] April 2024
14 Daniel Wolter April 2024[27]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mecklenburg-Vorpommern (F 218) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Annemarie Seite: Grußwort der Patin. (PDF; 1,7 MB) In: 10 Jahre Fregatte Mecklenburg-Vorpommern. Verlag Dietmar Fölbach, Juli 2007, S. 5, abgerufen am 26. Oktober 2016.
  2. Presse- und Informationszentrum Marine: Einsatz- und Ausbildungsverband 2014 sticht in See. Bundeswehr, 11. Februar 2014, archiviert vom Original am 15. Februar 2015; abgerufen am 2. März 2014.
  3. Fregatte mit Fahnenband ausgezeichnet. NDR Online, 7. Dezember 2015, abgerufen am 18. Juli 2016.
  4. Die Ersten. In: Bundeswehr.de, abgerufen am 20. Februar 2023.
  5. Geschichte. In: marine.de. Abgerufen am 30. Oktober 2016.
  6. Libanon-Einsatz: Fregatten „Mecklenburg-Vorpommern“ und „Karlsruhe“ machen sich bereit. In: Spiegel Online. 31. August 2006, abgerufen am 18. Juli 2016.
  7. Frank Ilse: "Macht’s gut" - Abschied mit Wehmut und ein wenig Stolz. In: abendblatt.de. Abgerufen am 30. Oktober 2016.
  8. Deutsche Fregatte wird Führungsschiff am Horn von Afrika. In: presseportal.de. Presse- und Informationszentrum Marine, 29. Oktober 2008, abgerufen am 26. Oktober 2016.
  9. Frank Bötel: Piratenangriffe: Fregatte leistet Nothilfe. Einsatzführungskommando, 13. Dezember 2008, abgerufen am 18. Juli 2016.
  10. Nach dem Training in den Einsatz – Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ verlässt Heimathafen. In: marine.de. Abgerufen am 24. August 2016.
  11. Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ kehrt vor dem Weihnachtsfest aus dem Einsatz zurück. Abgerufen am 31. Dezember 2016.
  12. Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" im Kampf gegen Schleusernetzwerke. In: Presseportal. 2. August 2017, abgerufen am 15. August 2017.
  13. Kein Anfänger im Mittelmeer: Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ wieder im Einsatz. 17. August 2017, abgerufen am 8. November 2017.
  14. Operation Sophia: Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ rettet 134 Menschen aus Seenot. 14. September 2017, abgerufen am 8. November 2017.
  15. Seenotrettung im Mittelmeer - Einsatz für die „Mecklenburg-Vorpommern“. 25. Oktober 2017, archiviert vom Original am 9. November 2017; abgerufen am 8. November 2017.
  16. Operation Sophia: Geburt auf der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“. 3. November 2017, abgerufen am 8. November 2017.
  17. Matthias Gebauer: Provokation gegen Bundeswehr-Schiff: Libyen entschuldigt sich für aggressives See-Manöver. In: Spiegel Online. 25. November 2017, abgerufen am 26. November 2017.
  18. Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ aus dem Mittelmeer zurück. In: www.marine.de. Deutsche Marine, 26. Januar 2018, abgerufen am 7. April 2018.
  19. Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" aus NATO-Einsatzverband zurück. Auf: NDR 1 Niedersachsen, 16. Juli 2023, abgerufen am 16. Juli 2023.
  20. Fregatte nach Kollision stark beschädigt. NDR Online, 9. Dezember 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.
  21. „Das Herz am rechten Fleck“. In: wzonline.de. Wilhelmshavener Zeitung, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Oktober 2016; abgerufen am 30. Oktober 2016.
  22. Kommandowechsel auf der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“. In: Competence Site. Abgerufen am 30. Oktober 2016.
  23. „Mecklenburg-Vorpommern“ unter neuem Kommando. In: marine.de. Presse- und Informationszentrum Marine, 4. Juli 2013, abgerufen am 25. Oktober 2016.
  24. Kommandowechsel auf der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“. In: presseportal.de. Presse- und Informationszentrum Marine, 24. August 2015, abgerufen am 26. Oktober 2016.
  25. a b Neuer "Kap'tän" auf der Brücke der Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern". 29. Juni 2020, abgerufen am 2. Juli 2020.
  26. Neuer Kommandant für die Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern". 25. September 2023, abgerufen am 6. Dezember 2023.
  27. Neue Kommandanten für die Fregatten "Mecklenburg-Vorpommern" und "Sachsen". 2. April 2024, abgerufen am 21. April 2024.