Martin-Luther-Kirche (Linz)

Kirchengebäude in Linz

Die Martin-Luther-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Linz. Sie wurde in den Jahren 1841 bis 1844 nach Plänen von Johann Rueff in klassizistischem Stil erbaut.

Martin-Luther-Kirche

Sie ist die Hauptkirche der Evangelischen Superintendentur A. B. Oberösterreich.

Geschichte Bearbeiten

Kaiser Franz Joseph II. erlaubte am 13. Oktober 1781, dass der evangelische Glaube offiziell gelebt werden darf. Dies legte er im sogenannten Toleranzpatent fest. Im Laufe der Zeit nahmen immer mehr Menschen diesen Glauben an und es entstand der Wunsch nach einem eigenen Bethaus. Von 1826 bis 1838 wurde der Antrag dafür mehrmals abgelehnt. Am 16. September 1841 traf dann die erhoffte Genehmigung ein. Ein paar Monate später, am 30. März 1842, starteten dann die Bauarbeiten auf dem ca. 7500 großen Grundstück. Bereits 6 Tage später mussten die Arbeiten aufgrund eines fehlenden Beschlusses vom Kaiser eingestellt werden. Die Folge daraus war, dass viele Menschen für einen Weiterbau spendeten. Erst am 5. August 1843 konnte der Bau fortgesetzt werden. Ein Jahr später war das Bethaus dann fertig und konnte feierlich eingeweiht werden. Das Altarblatt von Franz Xaver Bobleter stammt ebenfalls aus dem Jahr 1844.

Das damals für akatholische Gotteshäuser maßgebliche Toleranzpatent besagte, dass Toleranzbethäuser 50 m zurückversetzt von der Straße errichtet werden mussten, da sie ansonsten das Straßenbild dominieren würden. Aus heutiger Sicht kommt aber die Kirche gerade durch den Abstand zur Landstraße besser zur Geltung. Die Orgel des Bethauses wurde im Jahr darauf, am 24. August 1845, eingeweiht. Wo heute ein Geschäftshaus und das Gemeindezentrum sind, wurde im Jahr 1849 mit dem Bau des Pfarr- und Schulhauses begonnen. Die Gläubigen von Linz, das vorher als eine Filiale von Thening galt, wurden am 5. Jänner 1850 eine selbständige Gemeinde.

 
Kanzel der Martin-Luther-Kirche

Auf Grund dessen, dass es allen Gotteshäusern des evangelischen Glaubens untersagt war, kirchlich zu erscheinen, wurde die Kirche ohne Turm erbaut. Erst 1853 gab es dafür eine Baubewilligung. Der Grundstein wurde am 23. Juli 1854 gelegt. Mehr als fünf Jahre später, am 18. Dezember 1859, wurden drei Glocken geweiht, und als 1862 der mit neugotischen Stilelementen versehene Turmbau fertig war, spendeten die Frauen der Gemeinde das goldene Turmkreuz. Nach der Einweihung der Orgel, dem Erhalt der Glocken und der Erbauung des Turms, war die evangelische Kirche mit insgesamt 500 Sitzplätzen fertig.

1910 wurde die Kirche erstmalig renoviert. 1916 mussten zwei Glocken als Metallspende verschickt werden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1928 ein Kriegsgedenkmal an der Außenwand der Kirche befestigt. 1928/1929 kam der aus Bayern stammende Theologe Wilhelm Mensing-Braun als Pfarrer in die Gemeinde.

Mit der Errichtung der evangelischen Kirche wurde auch die evangelische Gemeinde immer größer. 102 Jahre nach dem Bau der Kirche hatte sie in Linz ca. 14 000 Mitglieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nicht nur die evangelische Kirche ein zweites Mal renoviert und in die „Martin-Luther-Kirche“ umbenannt, sondern auch zahlreiche Projekte wie beispielsweise das Vorantreiben der Jugendarbeit oder die Gründung einer Stadtmission wurden umgesetzt. Zusätzlich kam es immer häufiger zu Bewegungen zwischen den Christen des katholischen und des evangelischen Glaubens. Dies führte zu einer Vergrößerung des Verständnisses untereinander. Bewegungen solcher Art werden heute auch als ökumenische Bewegungen bezeichnet.

Am 6. Juli 1961 wurden der evangelischen Glaubensgemeinschaft schließlich mit dem Erlass des „Protestantengesetztes“ mehrere Rechte zugeschrieben wie beispielsweise das Recht von den Mitgliedern einen Kirchenbeitrag einzusammeln. Von 1953 bis 1980 wirkte Leopold Temmel als Pfarrer an der Martin-Luther-Kirche. Im Dezember 1955 erfolgte die erste Radioübertragung eines Gottesdienstes aus der Kirche, im Jahr 1962 wurde die neue Orgel geweiht.

Anlässlich der 200-Jahr-Feier der Erlassung des Toleranzpatentes wurde am 31. Oktober 1981 eine Gedenktafel angefertigt und an der Martin-Luther-Kirche befestigt.

Nach der neuerlichen Renovierung im Jahr 1997 wurde der erste Gottesdienst in der neurenovierten Kirche zum Reformationsfest am 31. Oktober 1997 abgehalten, wobei das neue Turmkreuz gesegnet wurde, welches die damalige Kuratorin Ulrike Pischulti stiftete. Die Zeitung des „Linzer Kirchenboten – Nachrichten aus der evangelischen Gemeinde A. B. Linz a. d. D.“ erschien erstmals im August 1928. Sechs Jahre später, 1934, wurde „100 Jahre evangelische Gemeinde Linz“ gefeiert (Linz war 1834 Tochtergemeinde der evangelischen Kirchengemeinde Thening geworden). Anlässlich von 140 Jahren Martin-Luther-Kirche gab es im Oktober 1984 einen Festgottesdienst, zehn Jahre darauf war Kirchweihjubiläum der Martin-Luther-Kirche.

Mitte Februar 2006 wurde die neue Orgel aus der Werkstatt von Rowan West gesegnet. Aufgrund reger Spendentätigkeit und Förderungen ist die Orgel für die Interpretation barocker Orgelmusik bestens geeignet; sie kann nicht nur für die Begleitung des Gottesdienstgesanges verwendet werden, sondern nimmt auch im Kulturleben von Linz einen festen Platz ein.

Im Herbst 2011 wurde der Kirchenvorplatz neugestaltet. Er hat jetzt hat eine Gesamtfläche von rund 2.000 m². Etwa 1.900 m² wurden im Rahmen der Neugestaltung neu gepflastert.

Denkmal und Denkmalschutz Bearbeiten

Laut einer Definition aus dem Jahr 1975 ist ein Denkmal:

„Denkmäler iS des DSchG sind gem § 5 des BG betreffend die Fürsorge und den Schutz der Kriegsgräber und Kriegsdenkmäler aus dem Zweiten Weltkrieg für Angehörige der Alliierten, Vereinigten Nationen und für Opfer des Kampfes um ein freies, demokratisches Österreich und Opfer politischer Verfolgung, öffentliche Denkmäler zu Ehren eines bestimmten Personenkreises oder zu Ehren der von den Streitkräften einer alliierten Macht im Kampfe um die Befreiung Österreichs vollführten Heldentaten sowie die von den alliierten Mächten errichteten und als solche bezeichneten Gedächtnisstätten, gleichgültig, in wessen Eigentum sie stehen.“

Aufgrund dieser Definition zählt auch das Kriegerdenkmal der Martin-Luther-Kirche[1] zu den Denkmalen Österreichs. Dieses besteht aus drei Tafeln, wobei die mittlere auch die ältere ist. Sie zeigt ein Kreuz, wo zwei Soldaten davor knien. Oberhalb stehen die Worte „Sie gaben alles für das Vaterland“ und unterhalb „Durch Kriegseinwirkung in der Heimat umgekommen“. Zwischen den beiden Schriftzügen befinden sich die Namen der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges. Die beiden äußeren Tafeln beinhalten die Namen jener Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben gelassen haben. Anders als die mittlere, bestehen diese Platten aus Granit. Zusätzlich befinden sich noch die vier Jahreszahlen: 1914, 1918, 1939 und 1945 auf dem Denkmal.

Kirchliche Denkmäler jeglicher Art müssen entsprechend der christlichen Tradition erhalten bleiben. Verantwortlich dafür sind alle Personen, die zur jeweiligen Kirche beziehungsweise zur jeweiligen Kirchengemeinde zählen. Zum Denkmalschutz zählt somit der Erhalt, die Pflege und den Schutz der Denkmäler.

Orgel Bearbeiten

 
Orgel von Rowan West
Disposition
Hauptwerk (I. Manual)
Bordun 16′
Prinzipal 8′
Hohlflöte 8′
Viol di gamba 8′
Unda maris 8′
Oktave 4′
Spitzflöte 4′
Salicet 4′
Quinta 3′
Oktave 2′
Cornett 3-fach ab g
Mixtur 4-fach
Fagott 16′
Trompete 8′
Rückpositiv (II. Manual)
Prinzipal 8′ ab c
Gedackt 8′
Quintadena 8′
Octave 4′
Rohrflöte 4′
Nasat 3′
Waldflöte 2′
Octave 2′
Terz 13/5
Mixtur 3-fach
Hautbois 8′
Schalmey 4′
Pedal
Violonbass 16′
Subbass 16′
Oktavbass 8′
Oktave 4′
Mixtur 4-fach
Posaune 16′
Trompete 8′
Trompete 4′
  • KoppelnKoppeln: RP/HW, HW/P, Rp/P
  • Stimmung: Bach-Barnes
  • a′ = 440 Hz[2]

Literatur Bearbeiten

  • Österreichische Kunsttopographie. Band XXXVI. Die Linzer Kirchen. Hrsg.: Stadt Linz und Institut für Österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes, 2009.
  • Evangelische Pfarrgemeinde A.B.: Festschrift 150 Jahre Martin-Luther-Kirche: 1844-1994. Druckerei Gutenberg, Linz 1995.
  • Manfred F. Hocke: Denkmalschutz in Österreich. Jupiter-Verlag, Wien 1975.
  • Heiner Marré: Die Kirchenfinanzierung in Kirche und Staat der Gegenwart. 4. Auflage. Ludgerus Verlag, Essen 2006 (= Beihefte zum Münsterischen Kommentar. Band 4).
  • Grete Mecenseffy, H. Taferner: Festschrift 125 Jahre Martin-Luther-Kirche. Evangelische Pfarrgemeinde A.B., Linz 1969.
  • Rainer Siegel: Die Finanzierung anerkannter Kirchen und Religionsgemeinschaften: Ein Vergleich zwischen Österreich und Frankreich. Universitätsverlag Rudolf Trauner, Linz 1994 (= Linzer Kanonistische Beiträge. Band 1).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Martin-Luther-Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege Bearbeiten

  1. Kriegerdenkmal Martin Luther-Kirche. In: stadtgeschichte.linz.at, Denkmäler in Linz.
  2. Die Orgel der Marthin-Luther-Kirche. In: linz-evang.at. Abgerufen am 16. Februar 2024.

Koordinaten: 48° 18′ 1,7″ N, 14° 17′ 31,6″ O