Marinenachrichtenschule

Militärschulen der Reichsmarine und der Kriegsmarine, die Gasten im Fernmeldewesen und Ortung ausbildeten

Marinenachrichtenschulen (MNS) waren Militärschulen der Reichsmarine und der Kriegsmarine, die Gasten im Fernmeldewesen und Ortung ausbildeten.

Geschichte Bearbeiten

Bereits von 1920 bis 1925 bestand in Mürwik eine Marinenachrichtenschule, welche von 1925 bis 1934 als Torpedo- und Nachrichtenschule (TNS) weitergeführt wurde.

Bei der Aufrüstung der Wehrmacht wurden mehrere Nachrichtenschulen mit Lehr- und Versuchseinheiten aufgestellt. Im März 1934 hatte die Marinestation der Ostsee die Trennung der Torpedo- und Nachrichtenschule in Mürwik befohlen. Beide Schulen erhielten neue Gebäude.[1] Es folgten weitere Gründungen von Marinenachrichtenschulen, u. a. war ab 1939 auch eine Marine-Nachrichtenschule in der Nähe von Berlin geplant, aber nicht realisiert.

Die Schulen wurden der Marinenachrichteninspektion (N.J.) unterstellt, welche bis Ende April 1941 in Flensburg existierte. Anschließend waren die Schulen dem Höheren Kommandeur der Marinenachrichtenschulen (H.K.N.) unterstellt.

Die Marine-Nachrichtenschule Mürwik bestand bis 1956.

Für das Heer und die Luftwaffe entstand 1935 die Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule in Halle (Saale), im heutigen Stadtteil Heide-Süd. Eine zweite Heeresnachrichtenschule entstand in Glatz.

Standorte der Marinenachrichtenschulen Bearbeiten

Flensburg-Mürwik Bearbeiten

Die Gebäude der Nachrichtenschule (später auch Marinenachrichtenschule) in Flensburg-Mürwik die in den 1930er Jahren entstanden, wurden 1956 von der Marinefernmeldeschule übernommen, die 2002 aufgelöst wurde. Die Schule für Strategische Aufklärung der Bundeswehr bezog die Gebäude, die 2024 zu einer Außenstelle des Ausbildungszentrums CIR wurde.

Aurich Bearbeiten

Bis auf 300 Angehörige der Österreichischen Legion beherbergte Aurich im Deutschen Reich 1933 bis 1945 zunächst keine Soldaten. Nachdem die Stadt sich bei Heer und Luftwaffe mehrere Male vergeblich um die Stationierung von Einheiten bemüht hatte, entschied sich die Marine für Aurich als Standort der ersten zusätzlichen Nachrichtenschule.[2] Dies war erforderlich, da die Marine-Nachrichtenschule Mürwik keine Ausbildungsplätze mehr anbieten konnte. Die Stadt übernahm alle Erschließungskosten. Die Schule wurde am 1. Oktober 1938 befohlen und zum Oktober 1939 aus der Nachrichtenausbildungskompanie Aurich aufgestellt. Bis 1943 wuchs die Schule auf zehn Kompanien.[1]

Kommandeure Bearbeiten

  • von September 1938 bis Juli 1943: Korvettenkapitän/Fregattenkapitän Erich von Dresky, bis Mitte 1940 m.w.d.G.b., ehemaliger Lehrer und Kompanieführer bei der Marine-Nachrichtenschule Mürwik
  • von Juli 1943 bis Oktober 1943: Korvettenkapitän d. R. und Stabsoffizier Karl Ruprecht m.w.d.G.b.
  • Oktober 1943 bis November 1943: Korvettenkapitän Martin Wilcke i. V., ehemaliger Referent bei der Marinenachrichteninspektion und Stabsoffizier beim Höherer Kommandeur der Marinenachrichtenschulen, später Kommandeur der Marine-Nachrichtenschule Rantum
  • November 1943 bis Kriegsende: Fregattenkapitän/Kapitän zur See Eberhard Jaehnke, später Kampfkommandant von Aurich

Waren/Müritz Bearbeiten

Nach einer Umgliederung von Kompanien aus Plön, Kiel und Flensburg wurde Ende Juni 1941 in Waren (Müritz) die Aufstellung der Marine-Nachrichtenschule Waren/Müritz befohlen. Ende des Jahres wurde die Schule aus der 1. Signalausbildungsabteilung aufgestellt. Die Ausbildung der Soldaten erfolgte für den optischen Signaldienst und mit den neuen Funkfernschreibdienste. Pro Quartal durchliefen 1.800 Signalgasten den Lehrgang. Streng abgeschirmt waren die Lehrgänge für Freya (Radar) und Würzburg (Radar). Erfahrungen und Wünsche der Flotte zu diesen Systemen waren direkt der MNS Waren zu melden.[1]

Anfang 1945 wurde die Schule nach Mürwik verlegt.

Kommandeure Bearbeiten

  • Ende 1941 bis Juli 1942: Korvettenkapitän/Fregattenkapitän Hans Kretschmann, ehemaliger Stabsoffizier beim Höherer Kommandeur der Marinenachrichtenschulen und Kommandeur der 1. Signalausbildungsabteilung
  • Mitte September 1942 bis Ende 1944: Fregattenkapitän/Kapitän zur See Walter Roll, ehemaliger Referent bei der Marinenachrichteninspektion
  • Anfang 1945 bis Kriegsende: Korvettenkapitän d. R. Otto Kohlhauer

Rantum/Sylt Bearbeiten

1937 war das Rantumbecken für einen Seefliegerhorst der Luftwaffe eingedeicht worden.[3] In die (nicht gebrauchten) Gebäude zog am 18. November 1943 eine weitere Marine-Nachrichtenschule Rantum/Sylt. Ab April 1944 bildete sie pro Quartal 1.500 Funkgasten aus.[1] Die Schule bestand bis Kriegsende.

Einziger Kommandeur war der Fregattenkapitän/Kapitän zu See Martin Wilcke.

Gliederung Höheren Kommandeur der Marinenachrichtenschulen Bearbeiten

  • Marine-Nachrichtenschule Mürwik
  • Marine-Nachrichtenschule Aurich
  • Marine-Nachrichtenschule Waren
  • Marine-Nachrichtenschule Rantum
  • 1. Funkmeß-Lehr-Abteilung
  • 2. Funkmeß-Lehr-Abteilung
  • 1. Marinehelferinnen-Ausbildungs-Abteilung
  • 2. Marinehelferinnen-Ausbildungs-Abteilung
  • 3. Marine-Nachrichten-Ausbildungs-Abteilung (mot.), ab 1943

Kommandeure Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Joachim Beckh: Blitz und Anker. Informationstechnik – Geschichte & Hintergründe. Band 1, Books on Demand, ISBN 3-8334-2996-8. (GoogleBooks)
  • Bernd Bölscher: Hitlers Marine im Landkriegseinsatz. BoD, Norderstedt, 2015, S. 16+17.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14, Biblio-Verlag, Osnabrück, 1980, S. 282.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d J. Beckh
  2. Das sowjetische Kriegsgefangenenlager in Aurich-Tannenhausen und die Kriegsgräberstätte „Zum Ewigen Meer“. auf der Webseite des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
  3. Sylts 560 Hektar große „Fehlplanung“ In: Sylter Rundschau. 17. Januar 2014.