Marićit

sehr seltenes Mineral, Natrium-Eisen-Phosphat

Marićit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung NaFe[PO4] und ist damit chemisch gesehen ein Natrium-Eisen-Phosphat.

Marićit
Marićit aus der Typlokalität „Big Fish River“, Kanada (Größe ≈ 10 cm) – ausgestellt im Royal Ontario Museum
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1976-024[1]

IMA-Symbol

Mrć[2]

Chemische Formel
  • Na[10]Fe[6][PO4][3]
  • NaFe2+[PO4][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/A.02
VII/A.02-070

8.AC.20
38.01.09.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pbnm (Nr. 62, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/62.3[3]
Gitterparameter a = 5,04 Å; b = 8,99 Å; c = 6,86 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4 bis 4,5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,66(2); berechnet: 3,69[5]
Spaltbarkeit fehlt
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe farblos, hellgrau, hellbraun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,676[6]
nβ = 1,695[6]
nγ = 1,698[6]
Doppelbrechung δ = 0,022[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 44°[6]

Marićit ist durchsichtig bis durchscheinend und findet sich meist in Form radialstrahliger oder nieriger Mineral-Aggregate. Nur selten bildet er grob ausgebildete Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. In reiner Form ist Marićit farblos und durchsichtig. Durch Fremdbeimengungen kann er aber auch eine hellgraue bis hellbraune Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Marićit am Big Fish River im Bergbaurevier Dawson im kanadischen Territorium Yukon und beschrieben 1977 durch B. Darko Sturman, Joseph Anthony Mandarino und M. I. Corlett, die das Mineral nach dem kroatischen Mineralogen und früheren Professor für Mineralogie und Petrologie an der Universität Zagreb Luka Marić (1899–1979[7]) benannten.

Typmaterial des Minerals wird im Mineralogisch-Petrographischen Museum der Universität Zagreb in Kroatien, im Royal Ontario Museum in Kanada (Katalog-Nr. M34241) und im National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA (Katalog-Nr. 145745) aufbewahrt.[5]

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Marićit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate [PO4]3−, ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Ferrisicklerit, Heterosit, Lithiophilit, Natrophilit, Purpurit, Sicklerit, Simferit, Triphylin die unbenannte Gruppe VII/A.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Marićit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.AC.20 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Marićit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc.“ ein. Hier ist er zusammen mit Buchwaldit in der unbenannten Gruppe 38.01.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc. A+B2+XO4“ zu finden.

Bildung und Fundorte Bearbeiten

An seiner Typlokalität Big Fish River bei Dawson trat Marićit in Form knolliger Aggregate in sideritischen Eisenerzen auf. Begleitminerale sind unter anderem Apatit, Ludlamit, Nahpoit, Pyrit, Quarz, Satterlyit, Vivianit, Wicksit und Wolfeit. Daneben fand man das Mineral in Kanada noch im ebenfalls nahe Dawson gelegenen Rapid Creek und Crosscut Creek.

In Deutschland konnte das Mineral bisher nur in der „Grube Sauberg“ bei Ehrenfriedersdorf in Sachsen gefunden werden.

Des Weiteren entdeckte man Marićit noch im Sahara-Meteoriten 03505 in Nordafrika,[8] Ataxit-Meteorit HOW 88403 am Mount Howe in der Ostantarktis, im Cape York Meteoriten in Grönland, im Bishunpur LL3.1 Meteoriten im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh.[9]

Ein weiterer Fundort in Polen, genauer bei Michałkowa (Michelsdorf) nahe Walim (Wüstewaltersdorf) in der Woiwodschaft Niederschlesien, gilt bisher als fraglich, da der Fund nicht bestätigt wurde.[10]

Kristallstruktur Bearbeiten

Marićit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/62.3 mit den Gitterparametern a = 5,04 Å; b = 8,99 Å und c = 6,86 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • B. D. Sturman, Joseph Anthony Mandarino, M. I. Corlett: Marićite, a sodium iron phosphate, from the Big Fish River area, Yukon Territory, Canada. In: The Canadian Mineralogist. Band 15, 1977, S. 396–398 (rruff.info [PDF; 257 kB; abgerufen am 14. August 2017]).
  • Yvon Le Page, Gabrielle Donnay: The crystal structure of the new mineral marićite, NaFePO4. In: The Canadian Mineralogist. Band 15, 1977, S. 518–521 (rruff.info [PDF; 293 kB; abgerufen am 14. August 2017]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 623 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Marićite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 431.
  4. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  5. a b c Marićite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 14. August 2017]).
  6. a b c d e Mindat – Marićite
  7. Luka Marić, 1899-1979 bei WorldCat
  8. V. V. Sharygin, N. S. Karmanov,N. M. Podgornykh: Na-Fe-Phosphate Globules in Impact Metal-Troilite Associations of Chelyabinsk Meteorite. In: 79th Annual Meeting of the Meteoritical Society. 2016 (usra.edu [PDF; 128 kB; abgerufen am 14. August 2017]).
  9. Fundortliste für Marićit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  10. Mindat – Marićite from Michałkowa (Michelsdorf), Sowie Mts, Sudetes Mts, Lower Silesia (Dolnośląskie), Poland