Marhof

ehemalige Gemeinde in Österreich

Marhof ist ein Ort in der Weststeiermark in Österreich. Er war bis Ende 2014 eine Gemeinde mit 1048 Einwohnern (Stand: 31. Oktober 2013)[1] im Bezirk Deutschlandsberg (Gerichtsbezirk Deutschlandsberg) in der Steiermark. Im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform wurde Marhof ab 2015 mit den Gemeinden Stainz, Stallhof, Stainztal, Rassach und Georgsberg zusammengeschlossen,[2] die neue Gemeinde führt den Namen Stainz weiter. Grundlage dafür ist das Steiermärkische Gemeindestrukturreformgesetz – StGsrG.[3]

Wappen der früheren Gemeinde Marhof

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Marhof besteht aus vier Katastralgemeinden. Wichtigste Bäche sind der Theussenbach, der Sierlingbach und der Rainbach, die alle in den größten Bach des Gebietes, den Stainzbach münden. Wichtige Erhebungen sind der Rosenkogel (1362 m), Mothiltor (1240 m) und der im Grenzgebiet zu Kloster und Edelschrott liegende Reinischkogel (1463 m). Die Gesteine, auf denen Marhof liegt, gehören zum Koralmkristallin und sind wissenschaftlich eingehend untersucht.[4]

Nachbarorte Bearbeiten

Greisdorf St. Stefan ob Stainz
Kloster /
Edelschrott
  Georgsberg
Bad Gams Stainz

Geschichte Bearbeiten

Erste, einzelne Funde auf dem Gemeindegebiet sind aus der Römerzeit erhalten, als hier die Noriker, ein keltischer Stamm, siedelten. Möglicherweise wurde die Heilquelle des heutigen Bad Sauerbrunn im Westen von Marhof bereits von den Römern genutzt.

Im 13. Jahrhundert wurde nordwestlich von Marhof oberhalb des Sauerbrunn- und Theußenbachgrabens die Burg Wessenstein erbaut. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1245. Die Burg schützte dabei den Weg von Stainz über Herzogberg (Aiblwirt) oder zwischen Rosen- und Reinischkogel (Absetzwirt) bis zur Pack oder der Hebalm und nach Kärnten. Die erste urkundliche Erwähnung von Marhof stammt aus dem Jahr 1411, als über den „Maierhoif in S.Stephans pharr ob Stencz“ berichtet wurde.

Über die Mineralquellen und den Abbau von Stainzerplatten bei Marhof existiert eine kleine Erzählung von Peter Rosegger. Ihre (zunächst verkannte) Auffindung soll auf Hinweise zurückzuführen sein, den eine alte Frau dem Müller der (heute verfallenen) Sommermichelmühle zum Dank dafür gab, dass er ihr ein Maßl (ca. 1,4 l) Roggenmehl geschenkt hatte; der Abbau der als Baumaterial gut verwendbaren Stainzerplatten soll den Müller später reich gemacht haben.[5]

Von 1870 bis 1935 lebte in Rachling, im heutigen Gemeindegebiet (damals noch Gemeinde Sierling), der bekannte Wunderheiler Johann Reinbacher vulgo Höllerhansl.[6]

 
Lage der früheren Gemeinde Marhof im Bezirk Deutschlandsberg mit den Gemeindegrenzen bis Ende 2014

Die Gemeinde Marhof entstand mit 1. Jänner 1968 durch Zusammenlegung der bis dahin selbständigen Gemeinden Sierling und Trog sowie eines Teils der früheren Gemeinde Wald in Weststeiermark (Ortsteile Wald, Preisberg, Grünbaumgarten und Schönegg),[7] und bestand in dieser Form bis 2014. Der Name der Gemeinde Wald war mit 1. Juni 1951 in Wald in Weststeiermark geändert worden.[8]

Sporiroaofen Bearbeiten

Mit diesem Namen wird eine fast 120 m hohe senkrechte Felsformation aus Gneisschiefer im Westen von Marhof bezeichnet. Sie liegt auf einem felsigen Bergried (Bergrücken), der an der nordöstlichen Flanke des Reinischkogels zum Gebiet der Quellen von Sauerbrunn führt. Dieses Gebiet wird auch als Mausegg bezeichnet, es wird vom Stainzbach (früher Trogbach genannt) und vom Falleggbach begrenzt. Es wird dort eine Höhensiedlung aus prähistorischer Zeit erwähnt und der Sporiroaofen als wichtiger Wehrbau der Verteidigungslinie an den Osthängen der Koralpe genannt. Der Wehrbau wird dem Geschlecht der Panholzer zugeordnet, deren Namen auch die Panholzmühle am Falleggbach belegt. Reste von Schmelzöfen werden nicht nur als Hinweis auf Metallgewinnung, sondern auch als Werkzeugproduktions- oder -Reparaturstellen für Steinbruchwerkzeuge interpretiert. In einer Grotte wurden auch Funde aus dem Neolithikum gemacht.[9]

Bei archäologischen Ausgrabungen zeigten sich Hinweise auf die späte Lasinja-Kultur und die Zeit um 1100 n. Chr.[10] Belege für eine dichte Besiedelung ab dem Mittelalter liefern die Reste von etwa 32 Mühlen am Falleggbach und 35 Mühlen am Stainzbach. Mindestens eine Mühle war mit einer Säge verbunden.

Der Name leitet sich vom örtlichen Bauernhof Spori ab, der seinerseits auf die Funktion einer Sperre (auch Sporen, Krallen, Sporne) zurückgeführt wird. Das Wort „Roa“ (Rain) bezeichnet den Rand einer landwirtschaftlich genutzten Fläche, einen Feldrain. Als „Ofen“ wird im Südosten der Alpen auch eine schroffe Felsformation bezeichnet.[9]

Absetzwirt Bearbeiten

Der Name „Absetzwirt“ zwischen Rosenkogel und Reinischkogel im Westen von Marhof an der Grenze zu Gams belegt das „Absetzen“ (Abladen) von (Trag-)Lasten. Der Absetzwirt war ein Ort, an dem Lasttransporte eine Ruhepause einlegten oder an dem Lasten von einem Transportmittel auf ein anderes umgeladen wurden. Dies deswegen, weil nicht allen Fuhrleuten erlaubt war, den Bereich ihrer Grundherrschaft zu verlassen und daher Transporte an Grenzen an andere Transporteure übergeben werden mussten.[11]

Tropfsteinhöhle Bearbeiten

1953 wurde bei Sprengarbeiten im Steinbruch der Agrarbehörde im Sauerbrunngraben nahe dem damaligen Heilbad eine Höhle mit Tropfsteinen zugänglich. Sie wurde als reichverzweigtes Höhlensystem beschrieben, das sich ca. 150 m in den Berg hineinzog.[12]

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsstruktur Bearbeiten

Marhof hatte laut Volkszählung 2001 1.063 Einwohner. 99,0 % der Bevölkerung besaßen die österreichische Staatsbürgerschaft. Zur römisch-katholischen Kirche bekannten sich 91,6 % der Einwohner, 4,5 % waren ohne religiöses Bekenntnis.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Die Einwohnerzahl von Marhof blieb lange Zeit relativ konstant. Seit 1971 bewegt sich die Bevölkerungszahl jedoch kontinuierlich leicht nach unten.


Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Laut Arbeitsstättenzählung 2001 gab es 31 Arbeitsstätten mit 140 Beschäftigten in Marhof sowie 377 Auspendler und 74 Einpendler. Es gibt 115 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (davon 21 im Haupterwerb), die zusammen 1.577 ha bewirtschaften (1999).

Die Verkehrserschließung erfolgt über die Landesstraße L 684, die die Gemeinde über Stainz an die Radlpasstraße B 76 anbindet.

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Bei den Gemeinderatswahlen 2005 konnte die SPÖ der ÖVP in Marhof die Vormachtstellung entreißen, wobei sie stark von den Verlusten der ÖVP und den Stimmen der FPÖ profitierte, die nicht mehr antrat. Ein Plus von 20,62 % bedeutete insgesamt 63,90 % und den Zugewinn von drei Mandaten. Die ÖVP schrumpfte hingegen um 12,50 % auf 36,10 %, was einen Verlust von zwei Mandaten bedeutete.

Wappen Bearbeiten

Das Recht zur Führung des Gemeindewappens wurde der damaligen Gemeinde Marhof am 16. Juni 2002 verliehen. Der Entwurf stammt von Gernot Obersteiner aus dem Steiermärkischen Landesarchiv. Es zeigt im unteren Wappenbereich einen blauen, silbern gefluteten Schildfuß, der die Heilquelle von Sauerbrunn symbolisiert. Darüber befindet sich gezinnte, grüne und silbern bordierte Sparren, die für die frühere Burg Wessenstein (siehe Geschichte) stehen. Aus dem oberen Sparrenbord wachsen auf rotem Grund zwei silberne Rosen, die den Rosenkogel symbolisieren. Die sechs Rosenblätter der Zweige stehen für die sechs Ortschaften der Gemeinde: Angenofen, Rainbach, Sierling, Teufenbach, Trog und Wald in der Weststeiermark.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Stainz

Weblinks Bearbeiten

Commons: Marhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Land Steiermark: Endgültiger Bevölkerungsstand am 31.10.2013 (Memento des Originals vom 15. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik.steiermark.at (Excel-Datei, 85 kB; abgerufen am 2. Mai 2015)
  2. Steiermärkische Gemeindestrukturreform.
  3. § 3 Abs. 2 Z 5 des Gesetzes vom 17. Dezember 2013 über die Neugliederung der Gemeinden des Landes Steiermark (Steiermärkisches Gemeindestrukturreformgesetz – StGsrG). Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 2. April 2014. Nr. 31, Jahrgang 2014. ZDB-ID 705127-x. S. 2.
  4. Peter Beck-Mannagetta: Zur Tektonik des Stainzer- und Gamser-Plattengneises in der Koralpe (Steiermark). Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. 90. Jahrgang, Wien. 1945. Seiten 151–180 (PDF).
  5. Zum Roseggerjahr 2018. In: Weststeirische Rundschau. Nr. 30, Jahrgang 2018 (27. Juli 2018), 91. Jahrgang. ZDB-ID 2303595-X. Simadruck Aigner u. Weisi, Deutschlandsberg 2018, S. 7, unter Hinweis auf die Publikation der Erzählung Der Steinhansel in der Tagespost Nr. 196, XIX. Jahrgang. 29. August 1874. S. 1–2.
  6. Bernd E. Mader: Der Höllerhansl. Leben und Wirken des Naturheilers Johann Reinbacher. Graz-Wien 1997. Styria. ISBN 3-222-12607-0.
  7. Gesetz vom 18. Dezember 1967 über Gebietsänderungen von Gemeinden, Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 29. Dezember 1967, 26. Stück, Nr. 138. S. 188.
  8. Kundmachung vom 16. Mai 1951, Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 28. Dezember 1959, 13. Stück, Nr. 37. S. 114.
  9. a b Viana Styria: Exkursions-Wanderung zum Sporiroaofen und den römerzeitlichen Steinbrüchen. In: Weststeirische Rundschau. Nr. 30, Jahrgang 2022 (29. Juli 2022), 95. Jahrgang. Deutschlandsberg 2022, S. 13.
  10. Ulla Steinklauber: Funde vom „Sporiroaofen“ in der Weststeiermark. Fundberichte aus Österreich. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. Band 42, Jahrgang 2003. Wien 2004. Seiten 417–422.
  11. Franz Pichler: Die steirischen Hebalmen. In: Gerald Schöpfer (Hrsg.): Menschen, Münzen, Märkte. Katalog der Steirischen Landesausstellung Judenburg 1989. ISBN 3-900662-16-9. S. 78.
  12. Tropfsteinhöhle bei Stainz. In: Wie's einmal war … Das las man vor 70 Jahren … In: Weststeirische Rundschau. Nr. 33, Jahrgang 2023 (18. August 2023), 96. Jahrgang, S. 12.

Historische Landkarten Bearbeiten

Koordinaten: 46° 54′ N, 15° 13′ O