Marek Balicki

polnischer Politiker

Marek Zbigniew Balicki (* 29. September 1953 in Słupsk) ist ein polnischer Politiker, Abgeordneter des Sejm in der I., II. und VI. Wahlperiode, Senator in der V. Wahlperiode, Mitbegründer der Socjaldemokracja Polska (Sozialdemokratie Polens – SdPl) und ehemaliger Gesundheitsminister in den Kabinetten Leszek Miller und Marek Belka.

Marek Balicki (2015)

Lebenslauf Bearbeiten

Er wurde zum Psychiater und Anästhesist ausgebildet und beendete 1978 sein Studium an der Medizinischen Akademie in Danzig.

In den 80er Jahren war er in der oppositionellen Gewerkschaft Solidarność und war unter anderem Mitglied des Streikkomitees für die landesweite Besetzung der Gesundheitseinrichtungen, Mitglied des Vorstands der Region Danzig und Delegierter zur ersten Landesdelegiertenversammlung in Danzig. Während des Kriegszustandes (1981 bis 1983) wurde er etwa zwei Wochen lang interniert. Nach der Freilassung arbeitete er im oppositionellen Untergrund und war unter anderem Mitbegründer und Redakteur der Zeitung "Robotnik Lębork". Er wurde im April 1983 verhaftet und im Juli desselben Jahres aufgrund einer allgemeinen Amnestie wieder aus der Haft entlassen[1][2].

Nach dem Jahr 1989 war er Mitglied der Ruch Obywatelski Akcja Demokratyczna (Bürgerbewegung Demokratische Aktion – ROAD), danach Mitglied der Unia Demokratyczna (Demokratische Union – UD) und Unia Wolności (Freiheitsunion – UW). Im Mai 1990 wurde er in den Stadtrat von Ząbki gewählt, in den Jahren 1991 bis 1997 war er Abgeordneter des Sejm in der I. und II. Wahlperiode. In der Regierung von Hanna Suchocka war er von 1992 bis 1993 Staatssekretär im Gesundheitsministerium und leitete die interministerielle Kommission für die Reform der Sozialversicherung und des Gesundheitssystems, die eine von mehreren damals miteinander konkurrierenden Projekten zur Reform der Finanzierung des Gesundheitssystems ausgearbeitet hat.

1997 trat er aus der UW aus. Er verzichtete auf eine Kandidatur für ein Abgeordnetenmandat und kehrte zurück zu seiner Arbeit als Arzt und Abteilungsleiter im Krankenhaus von Ząbki. In den Jahren 1998 bis 2001 war er Berater des Präsidenten Aleksander Kwaśniewski. Im Dezember 1999 wurde er Direktor des Bielany-Krankenhauses in Warschau.

Bei den Parlamentswahlen 2001 wurde er über die gemeinsame Liste des Sojusz Lewicy Demokratycznej (Bund der Demokratischen Linken – SLD) und der Unia Pracy (Arbeitsunion – UP) mit 246 Tausend Stimmen in den Senat gewählt (als parteiloser Kandidat wurde er durch die UP vorgeschlagen). 2002 unterstützten der SLD und die UP seine Kandidatur für den Posten des Präsidenten der Stadt Warschau. Er kam in die zweite Runde der Wahlen (wobei er dabei Kandidaten wie z. B. Andrzej Olechowski überholte), die er gegen Lech Kaczyński verlor[3]. Am 17. Januar 2003 wurde er nach dem Rücktritt von Mariusz Łapiński Gesundheitsminister. Er trat seinerseits am 2. April desselben Jahres von dieser Funktion zurück, als gegen seinen Willen Aleksander Nauman, ein ehemaliger Mitarbeiter von Mariusz Łapiński, zum Leiter des Narodowy Fundusz Zdrowia (Nationalen Gesundheitsfonds) ernannt wurde.

Im März 2004 war er einer der Mitbegründer der SdPl. Am 15. Juli 2004 akzeptierte er das Angebot von Marek Belka das Gesundheitsministerium in der zweiten Regierung von Marek Belka zu übernehmen (er ersetzte damit Marian Czakański). 2005 kandidierte er nicht bei den Parlamentswahlen.

Bei den Kommunalwahlen 2006 wurde er Abgeordneter des Sejmik der Woiwodschaft Masowien. Dabei war er für ein Jahr stellvertretender Vorsitzender dieses Sejmiks.

Bei den Parlamentswahlen 2007 wurde er mit 19.034 Stimmen über die Liste der Lewica i Demokraci (Linke und Demokraten – LiD) für den Wahlkreis Warschau II in den Sejm gewählt. Er ist Mitglied der Sejm-Kommissionen für Nationale und Ethnische Minderheiten und war bis zum 10. Juli 2008 stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Gesundheitspolitik.

Am 22. April 2008 wurde er Mitglied der neu gegründeten Fraktion SdPl-Nowa Lewica. Ende September 2008 trat er aus der SdPl aus, blieb allerdings in der Fraktion[4].

Balicki ist ein Politiker der Linken, auch in der ersten Hälfte der 90er Jahre, als er Mitglied der UW war, vertrat er den linken Flügel dieser Partei. Er ist ein Befürworter der Liberalisierung des Abtreibungsrechts. Zu Beginn der 90er Jahre engagierte er sich in der Sammlung von Unterschriften für die Durchführung eines Referendums zur Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruches. Er spricht sich auch für die familienrechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften aus.

Er ist Direktor des Wola-Krankenhauses in Warschau und aktiv in verschiedenen gesellschaftlichen und beruflichen Organisationen. Er ist Vorsitzender der Warschauer Gesellschaft für Medizinische Hilfe und Betreuung für psychisch und nervlich Kranke. Seit vielen Jahren arbeitet er für die Polnische Psychiatrische Gesellschaft.

Er ist mit Bożena Balicka verheiratet und hat zwei Kinder: Andrzej und Ewa.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Marek Balicki im Słownik Niezależni dla kultury 1976–89
  2. Katalog des IPN@1@2Vorlage:Toter Link/katalog.bip.ipn.gov.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Homepage der Panstwowa Komisja Wyborcza (Landeswahlkommission) für die Wahlen 2002
  4. Filar lewicy porzucił swą partię, onet.pl vom 29. September 2008 (Memento des Originals vom 2. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wiadomosci.onet.pl