Louping Ill

Viruserkrankung bei Säugetieren und Vögeln
Klassifikation nach ICD-10
A84 Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen
A84.8 Sonstige Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Louping-ill ist eine in ganz Europa vorkommende Viruserkrankung bei Säugetieren und Vögeln, die durch das Louping-ill-Virus aus der Familie der Flaviviridae hervorgerufen wird. Sie gehört zu den durch Zecken übertragenen (tick-borne diseases) Virusenzephalitiden. Am häufigsten sind Schafe betroffen, hier wird die Erkrankung auch als Springkrankheit bezeichnet. Im Gegensatz zur verwandten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) tritt Louping-ill beim Menschen selten auf, sie ist dennoch als Zoonose einzustufen.

Erreger und Vorkommen Bearbeiten

Louping-Ill-Virus
Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[2]
Reich: Orthornavirae[1]
Phylum: Kitrinoviricota[1]
Klasse: Flasuviricetes[1]
Ordnung: Amarillovirales[1]
Familie: Flaviviridae
Gattung: Orthoflavivirus
Art: Orthoflavivirus loupingi
Unterart: Louping ill virus
Taxonomische Merkmale
Genom: (+)ssRNA
Baltimore: Gruppe 4
Wissenschaftlicher Name
Louping ill virus
Kurzbezeichnung
LIV
Links

Das Louping-Ill-Virus (LIV, Spezies Orthoflavivirus loupingi) ist ein Virus in der Gattung Flaviviridae.[3][4] Es wird nicht-taxonomisch in die Gruppe der von Zecken übertragenden Enzephalitis-Viren klassifiziert. Die Viren sind kälteresistent, werden aber bei Hitzebehandlung schnell inaktiviert.

Empfänglich sind vor allem Schafe. Selten tritt die Erkrankung bei anderen Wiederkäuern, Hunden, Nagetieren, Hasenartigen, Igeln, Fledermäusen, Moorschneehühnern und dem Menschen auf.

Der Erreger kommt vor allem auf den Britischen Inseln, in Finnland, Schweden, Portugal, Spanien, Frankreich und Osteuropa vor. Die Übertragung erfolgt durch den Holzbock, der auch als Erregerreservoir dient. Für Infektionen des Menschen scheinen Zeckenbisse nur eine geringe Bedeutung zu haben. Hier überwiegen Kontakt- und Tröpfcheninfektionen bei Personen, die mit dem Erreger arbeiten oder engeren Kontakt zu infizierten Tieren (Schäfer, Tierärzte, Metzger) haben. Auch eine Übertragung über Milch infizierter Tiere erscheint möglich.

Die Erregerzirkulation findet vor allem zwischen Schafen statt. Hasenartige und das Schottische Moorschneehuhn haben aufgrund ihres hohen Virusgehalts im Blut eine Reservoirfunktion für den Erreger.[5]

Klinik Bearbeiten

Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 7 Tage.[6]

Bei Schafen treten zentralnervöse Symptome wie Muskelzittern, Ataxie, Bewegungsstörungen („Springkrankheit“) und im weiteren Verlauf Lähmungen, Festliegen und Koma auf. Die Letalität beträgt 20 bis 50 %.[6]

Beim Menschen ist das klinische Bild weniger dramatisch. Auf einen zweigipfligen Fieberschub entwickelt sich eine schwere Meningoenzephalitis, deren Prognose aber günstig ist.

Beim Einsetzen der Symptome ist keine Blutaussaat des Virus mehr festzustellen. Die Diagnose kann anhand einer serologischen Untersuchung gestellt werden. IgM-Antikörper zeigen dabei die kürzliche Infektion an. Im Gewebe kann das Virus mittels Polymerasekettenreaktion, Immunhistochemie oder Virusisolation nachgewiesen werden.[5]

Eine spezifische Therapie gibt es nicht. Es existiert ein Impfstoff (ATCvet Code QI04AA01), der aber in Mitteleuropa aufgrund des eher seltenen Vorkommens nicht eingesetzt wird. Auch eine vorbeugende Schutzimpfung beim Menschen ist wegen der großen Seltenheit der Erkrankung nicht angebracht.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d ICTV: ICTV Taxonomy history: Yellow fever virus, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
  2. ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019
  3. ICTV: Taxonomy Browser.
  4. ICTV: Virus Metadata Resource (VMR).
  5. a b Thomas Passler, Paul H. Walz: Disease of the Neurologic System. in David G. Pugh, A.N. Baird, Misty A. Edmondson, Thomas Passler: Sheep Goat and Cervid Medicine. 3. Auflage, Edinburgh, 2021, S. 323f
  6. a b Fachinformation Louping Ill, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Stand: 04/2022; abgerufen am 9. Mai 2024