Lantsch/Lenz

Gemeinde im Kanton Graubünden in der Schweiz

Lantsch/Lenz (rätoromanisch Lantsch/?, deutsch und bis 1943 offiziell Lenz) ist eine politische Gemeinde und ein Pfarrdorf in der Region Albula im Schweizer Kanton Graubünden. Traditionell sprach eine Mehrheit der Einwohner Rätoromanisch.

Lantsch/Lenz
Wappen von Lantsch/Lenz
Wappen von Lantsch/Lenz
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Albula
BFS-Nr.: 3513i1f3f4
Postleitzahl: 7083
Koordinaten: 762654 / 172624Koordinaten: 46° 41′ 6″ N, 9° 33′ 54″ O; CH1903: 762654 / 172624
Höhe: 1328 m ü. M.
Höhenbereich: 1084–2978 m ü. M.[1]
Fläche: 21,81 km²[2]
Einwohner: 531 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 24 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
12,8 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.lantsch-lenz.ch
Lantsch/Lenz
Lantsch/Lenz

Lantsch/Lenz

Lage der Gemeinde
Karte von Lantsch/LenzIgl LaiLago di LeiLai da MarmoreraLago di MontesplugaSilserseeSt. MoritzerseeSufnerseeItalienRegion ViamalaRegion ImbodenRegion MalojaRegion Engiadina Bassa/Val MüstairRegion PlessurRegion Prättigau/DavosRegion SurselvaAlbula/AlvraBergün FilisurLantsch/LenzSchmitten GRSursesVaz/Obervaz
Karte von Lantsch/Lenz
{w
Historisches Luftbild von Werner Friedli von 1947

Wappen Bearbeiten

Blasonierung: In Blau ein silbernes (weisses) Saumpferd mit roten Fässern bepackt

Das Saumpferd in den Farben der Familie von Vaz erinnert an den bedeutenden Saumverkehr über die Lenzerheide.

Geschichte Bearbeiten

Ausgrabungen auf der südwestlich des Ortskerns liegenden Hügelgruppe «Bot da Loz» zeigten, dass Lenz bereits in der älteren Eisenzeit besiedelt war. Die spätlatenezeitlichen Siedlungsüberreste aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammen vermutlich von einer keltischen Wachstation. Die Römer benutzten den Übergang Lenzerheide für ihre Truppen und Händler als Durchgangsroute zum Julier- und Septimerpass. In karolingischer Zeit gehörte «Lanzes» gemäss dem Reichsurbar von 831 zum Ministerium Impetinis. Damals gab es in Lantsch einen Königshof, eine Kirche und zwei Herbergen («tabernen»). Alte Flurnamen deuten darauf hin, dass das ältere Lantsch direkt bei der Kirche St. Maria lag und erst später nach Osten an die Durchgangsstrasse verlegt wurde.

Als einer der vier Porten – neben Tinizong, Bivio und Vicosoprano – an der Transitstrecke über Julier und Septimer war es berechtigt Warenzölle zu erheben. Lantsch war Teil des Gerichtes Belfort, das 1436 in den Zehngerichtebund eingetreten war. An der Septimer-Route erhob Lenz einen Zoll für die Güter über den Septimer und den halben Zoll der Güter über den Albulapass (die andere Hälfte erhob Brienz/Brinzauls). In Lenz war eine Sust, die 1587 in Privatbesitz überging. Die der hl. Maria geweihte, 1505 von Meister Petrus von Bamberg erbaute gotische Kirche wurde 1526 von der Kirche von Brienz getrennt, sie enthält einen bemerkenswerten Schnitzaltar. 1593 Ablösung der bischöflichen Zehnten.

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1710 1850 1900 1950 1980 1990 2000[5] 2005 2010 2020
Einwohner 215 353 363 355 382 453 485 496 532 560

Sprachen Bearbeiten

Die Bevölkerung spricht traditionell Surmiran, eine Mundart des Romanischen. Während die Bewohner 1880 mit 96,1 % Romanischsprachigen bereits beinahe einsprachig waren, stieg dieser Wert bis 1910 sogar auf 97,02 %. Seither sinkt der Anteil der Romanen ständig (1941 86,6 %, 1970 74,53 %). Seit dem Jahr 2000 sind die Deutschsprachigen in der absoluten Mehrheit. Amtssprachen der Gemeinde sind Romanisch und Deutsch. Die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten zeigt folgende Tabelle:

Sprachen in Lantsch/Lenz
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 133 34,82 % 226 49,89 % 263 54,23 %
Rätoromanisch 230 60,21 % 197 43,49 % 178 36,70 %
Italienisch 16 4,19 % 9 1,99 % 8 1,65 %
Einwohner 382 100 % 453 100 % 485 100 %

Herkunft und Nationalität Bearbeiten

Von den Ende 2005 496 Bewohnern waren 448 (= 90,32 %) Schweizer Staatsangehörige.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die heutige Begräbniskirche St. Maria ist eine spätgotische Saalkirche und stammt aus der Mitte des 9. Jahrhunderts.
  • In der Mitte des Dorfes steht die katholische Pfarrkirche St. Antonius von Padua.
  • Die Kapelle Sankt Cassian an der Strasse nach Lenzerheide ist ein vorgotischer Bau mit eingezogenem Rechteckchor.
  • Von den um die Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten acht plattengedeckten Wasch- und Backhäusern, rätoromanisch pastroins genannt, konnte der Verein Pro pastroins zwei renovieren und funktionstüchtig erhalten, so dass bei festlichen Anlässen Brot gebacken werden kann.
  • An der Dorfstrasse steht das Haus der Schwiegereltern von Hans Ardüser, einem der bekanntesten Maler jener Zeit. Seine Fassadenmalereien aus dem Jahre 1592 zeigen vor allem religiöse Sujets mit Bildnissen von verschiedenen Heiligen, allen voran die Darstellung der Heiligen Anna Selbstdritt.[6]
  • Zwei andere Wohnhäuser sind von Hans Ardüser bemalt.[7][8]
  • Das Haus Amilcar (Nr. 36) weist Malereien von Hans Ardüser aus dem Jahre 1591 auf. Der viergeschossige Bau mit steilem Satteldach wurde 1694 durch die Familie Beeli von Belfort ausgebaut. Es weist Sgraffiti von 1694 und eine Renaissance-Stube von 1590 auf.[9]

Biathlon Arena Lenzerheide Bearbeiten

Am nördlichen Dorfrand von Lantsch/Lenz befindet sich die Roland Arena.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Jürg Simonett: Lantsch/Lenz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. November 2007.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden II. Die Talschaften Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 9). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1937. DNB 811066703.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lantsch/Lenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Jürg Simonett: Lantsch/Lenz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. November 2007.
  6. Haus von Hans Ardüser (Foto) auf baukultur.gr.ch
  7. Haus bemalt von Hans Ardüser (Foto) auf baukultur.gr.ch
  8. Haus bemalt von Hans Ardüser (Foto) auf baukultur.gr.ch
  9. Haus Amilcar (Foto) auf baukultur.gr.ch