Komarowo

Stadtteil von Sankt Petersburg

Komarowo (russisch Комарово, finnisch Kellomäki) ist eine kleine Ortschaft im Rajon Kurort von Sankt Petersburg am Finnischen Meerbusen. Der Ort liegt an der Eisenbahnlinie Sankt Petersburg – Wyborg, etwa 45 km nordwestlich von Petersburg. Komarowo hat 1230 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Siedlung städtischen Typs
Komarowo
Комарово
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Stadt mit
Subjektstatus
Sankt Petersburg
Rajon Kurort
Frühere Namen Kellomjaki
Bevölkerung 1230 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7)812
Postleitzahl 197733
Kfz-Kennzeichen 78, 98, 178
OKATO 40 281 552
Geographische Lage
Koordinaten 60° 11′ N, 29° 49′ OKoordinaten: 60° 11′ 0″ N, 29° 49′ 0″ O
Komarowo (Europäisches Russland)
Komarowo (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Komarowo (Sankt Petersburg)
Komarowo (Sankt Petersburg)
Lage in Sankt Petersburg

Komarowo ist ein bedeutender Kur- und Wohnort und für seine Sandstrände, Dünen, Waldkiefer- und Fichtenwälder sowie eiszeitlichen Seen bekannt.

Geschichte Bearbeiten

Die Siedlung entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts im Rahmen des Baus einer Eisenbahnlinie von Sankt Petersburg nach Wyborg und dem Sommerhausbaubooms (in Russland Datscha genannt) in der Region. Der Eröffnungstag der Bahnstation am 1. Mai 1903 gilt seitdem als inoffizieller Gründungstag von Kellomäki.

1908 wurde die russisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Geistes erbaut, welche jedoch bereits 1917 einem Feuer zum Opfer fiel.

 
Ostseeküste bei Komarowo

Bis zum Jahr 1916 zählte man bereits 800 Datschen in Kellomäki. Bereits in dieser Zeit vor der Russischen Revolution ließen sich viele bekannte Persönlichkeiten Russlands hier nieder wie zum Beispiel der Juwelier Peter Carl Fabergé, der Schriftsteller Leonid Andrejew, die Ballerina Matilda Kschessinskaja und der St. Petersburger Schokoladenfabrikant George Borman.

Die rasante Entwicklung des Ortes wurde durch die Unabhängigkeitserklärung Finnlands im Jahre 1917 unterbrochen. Viele Datschenbesitzer verließen den Ort. Zu Beginn des sowjetisch-finnischen Krieges lebten noch 167 Familien in Kellomäki. Viele von ihnen wurden während der russisch-finnischen Grenzstreitigkeiten im Oktober 1939 nach Järvenpää evakuiert. Am 30. November kapitulierte dann Kellomäki nach einem Artilleriebombardement den sowjetischen Truppen.

Der Ort wurde durch den Moskauer Friedensvertrag 1940 Teil der Sowjetunion. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte der Rat der Volkskommissare das Dekret Nr. 2638 über die Bildung von Datschen für die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Standardhäuser aus Finnland (im Rahmen von Kriegsreparationsleistungen) wurden nach Kellomäki transportiert und aufgebaut.

1948 wurde Kellomäki zu Ehren des Botanikers Wladimir Komarow, Präsident der Akademie der Wissenschaften im Jahre 1948, umbenannt in Komarowo. Spezielle Datschen wurden nun für Schriftsteller, Komponisten, Schauspieler sowie auch Nuklearwissenschaftler errichtet. Durch die leichte Erreichbarkeit des Ortes durch die elektrische Eisenbahnverbindung wurde Komarowo im Laufe der Zeit ein Ort der Leningrader Intelligenzija.

Seit den 1990er Jahren schwächte sich jedoch die wissenschaftliche und kulturelle Tradition Komarowos etwas ab und nun lassen sich hier viele Neureiche nieder. 2005 wurde die gemeinnützige Organisation Kellomäki-Komarowo gegründet. Projekte sind u. a. der Bau einer neuen Kirche, die Eröffnung eines Museums und der Schutz der malerischen Wälder um Komarowo.

Komarowo wurde in der ganzen UdSSR in den 1980er Jahren durch ein populäres Lied von Igor Skljar bekannt „На недельку, до второго, Я уеду в Комарово“ („Für eine Woche bis zum zweiten [Tag des Monats] verreise ich nach Komarowo“). Der Strand von Komarowo war vermutlich auch die Szene für die 16. Episode von Nu, pogodi! (einer populären russischen Zeichentrickserie).

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1970 1389
1979 903
1989 1635
2002 1062
2010 1230

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur
 
Grab von Anna Achmatowa in Komarowo
Kunst und Architektur
Musik
Wissenschaft
Theater und Kino
Andere

Literatur Bearbeiten

  • Kellomäki – Komarovo, Komarovo Municipal Council, Balashov et al., Saint Petersburg: Izdatestvo "MKS", 2003, ISBN 5-901810-03-1
  • Komarovo Shore - Complex Natural Reserve, Volkova, Isachenko und Khramtsov, Saint Petersburg, 2002, ISBN 5-93938-030-1

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Komarowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien