Keshet Deutschland

Verein queerer Juden

Keshet Deutschland ist ein Verein queerer Menschen in der jüdischen Gemeinschaft. Der Verein wurde 2018 in Berlin gegründet und hat das Ziel, jüdische LGBTQI-Menschen sichtbarer zu machen, und fordert deren Gleichberechtigung. Keshet (קשׁת) ist das hebräische Wort für „Bogen“, „Regenbogen“ oder „Spektrum“.[1] Keshet Deutschland ist der einzige überregionale queer-jüdische Verein. Er hat nach eigenen Angaben 250 Mitglieder in mehreren Regionalgruppen (Stand 2023).[2]

Arbeit Bearbeiten

Nicht-Heterosexualität stößt in einigen jüdischen Gemeinden auf Vorbehalte. Für viele aus der Sowjetunion stammende Menschen sei das Thema Homosexualität negativ besetzt, orthodoxe Rabbiner lehnten Lebensweisen jenseits der Heteronormativität oft ab, so der Verein.[3]

Der Verein leistet daher Aufklärungs- und Sensibilierungsarbeit innerhalb der jüdischen Gemeinden in Deutschland und fordert die Inklusion und die Rechte von queeren Juden und Jüdinnen. Er thematisiert aber auch Antisemitismus in nicht-jüdischen queeren Communities.[4] Innerhalb der Initiative „Grundgesetz für alle“ fordert Keshet Deutschland, den Artikel 3 des Grundgesetzes um ein Diskriminierungsverbot zum Schutz von sexuellen und geschlechtlichen Identitäten zu erweitern.[5] Der Verein organisiert Zusammenkünfte anlässlich jüdischer Feiertage, „Queer-Shabbats“ in verschiedenen Synagogen, wie 2019 erstmals in der Synagoge Fraenkelufer mit 220 Gästen,[6][7] und tritt auch bei Christopher-Street-Day-Veranstaltungen mit Regenbogenfahnen mit Davidstern in Erscheinung und protestiert so gegen israelbezogenen Antisemitismus und die Behauptung angeblichen Pinkwashings in der Szene.[8][9] Außerdem bildet Keshet Diversity-Trainer aus und bietet Workshops zum Thema an.[10] In Zusammenarbeit mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland plant Keshet eine psychosoziale Beratungsstelle aufzubauen.[11]

„Keshet“ ist laut Spiegel eine wichtige Anlaufstelle für queere jüdische Jugendliche. „Unser Ziel ist aber nicht, dass in Deutschland jüdische LGBT-Gemeinden entstehen, sondern dass Queerness ein selbstverständlicher Teil in den schon existierenden Gemeinden wird.“, so die angehende Rabbinerin Helene Shani Braun.[12] Keshet hat das Ziel, dass sich niemand mehr zwischen seiner queeren und jüdischen Identität entscheiden muss.[13]

Zu den Gründungsmitgliedern gehören u. a. Dalia Grinfeld, Leo Schapiro, Monty Ott und Rosa Jellinek[14]. Als einzige deutsche Gruppierung ist „Keshet“ Mitglied im internationalen World Congress of Gay and Lesbian Jewish Organizations[15]

Vorstandsmitglieder

  • 2018 – 2020: Dalia Grinfeld, Leo Schapiro, Monty Ott
  • 2020 – 2021: Dalia Grinfeld, Leo Schapiro, Nicoleta Mena
  • 2021 – 2022: Nicoleta Mena, Leo Schapiro, Rosa Jellinek
  • 2022 – 2023: Nicoleta Mena, Rosa Jellinek, Dustin Opitz
  • 2023 – heute: Nicoleta Mena, Rimma Ari Elbert, David Bakum

Nach dem Attentat der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kritisierten Mitglieder von Keshet die mangelnde Solidarität der queeren Szene mit Juden. Der Berlin-Kreuzberger Club Südblock sagte eine geplante Channukah-Party des Vereins ab.[16][17]

Auszeichnung Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. "Der religiöse Raum sollte ein Safe Space für alle Menschen sein". In: RBB 24. 28. November 2021, abgerufen am 28. November 2021.
  2. Joshua Schultheis: Zeichen der Sichtbarkeit. In: Jüdische Allgemeine. 27. Juli 2023, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  3. Verein "Keshet" - Queeren Juden eine Heimat geben. In: Deutschlandfunk Kultur. 22. März 2019, abgerufen am 28. November 2021.
  4. NDR: Verein "Keshet" will queeren Juden eine Plattform bieten. Abgerufen am 28. November 2021.
  5. Eugen El: "Queere Menschen sollten geschützt sein". In: Jüdische Allgemeine. 16. März 2021, abgerufen am 28. November 2021.
  6. Jüdische Identität heute. Was heißt Jüdischsein in Deutschland? Aspekte, 29. Januar 2021, ZDF-Mediathek (Video verfügbar bis 29. Januar 2022)
  7. Eugen El: »Wir wollen als Vorbilder Mut machen«. 8. August 2019, abgerufen am 1. Juni 2022.
  8. Erster Verein für queere Juden in der Bundesrepublik. In: Queer.de. Abgerufen am 28. November 2021.
  9. Gerhard Haase-Hindenberg: »Anderssein ist schwierig«. In: Jüdische Allgemeine. 14. Dezember 2021, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  10. Berliner Verein „Keshet“ „Viele Menschen, die jüdisch und queer sind, machen negative Erfahrungen“. In: Der Tagesspiegel. 14. August 2020, abgerufen am 28. November 2021.
  11. Eugen El: »Wir wollen als Vorbilder Mut machen«. In: Jüdische Allgemeine. 8. August 2019, abgerufen am 28. November 2021.
  12. Katharina Kunert: »Wenn ich als angehende Rabbinerin nicht über Queerness im Judentum spreche, macht es niemand«, Spiegel, 7. Februar 2021
  13. Die neue queer-jüdische Bewegung aus Berlin | heimatkunde | Migrationspolitisches Portal der Heinrich-Böll-Stiftung. Abgerufen am 1. Juni 2022.
  14. Dalia Grinfeld, in: Deutscher Kulturrat.de, 29. März 2021
  15. WCGLBTJ: Our Members. Abgerufen am 8. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  16. Keshet und Südblock: Streit um Channuka-Feier am Kottbusser Tor. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 27. Dezember 2023]).
  17. Keshet-Mitglied über Antisemitismus: „Gerade in der linken und queer-feministischen Szene braucht es Aufklärung“. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 27. Dezember 2023]).
  18. Keshet Deutschland erhält die 20. Kompassnadel. In: Queer.de. Abgerufen am 28. November 2021.