Kantenzahl

Eigenschaft eines Graphen

Als Kantenzahl bezeichnet man in der Graphentheorie die Anzahl der Kanten eines Graphen.

Ist der betrachtete Graph, so notiert man diese Zahl in der Regel mit (oder kurz , falls klar ist, um welchen Graph es sich handelt). Alternativ schreibt man auch .

Definition Bearbeiten

Bei ungerichteten Graphen ist die Kantenzahl   eines gegebenen Graphen   die Anzahl seiner Kanten, bzw. die Summe der Vielfachheiten der einzelnen Kanten, wenn es sich um einen Graphen mit Mehrfachkanten handelt.

Man kann sie auch als Mächtigkeit   der Kantenmenge   sehen.

Eigenschaften Bearbeiten

  • Es gilt:  . Dabei ist   die Cliquenzahl von  ; die Anzahl der Knoten in der größten Clique von  . Gleichheit tritt bei vollständigen Graphen ein.
  • Außerdem gilt
 .
  ist dabei eine stabile Menge von   und   der Grad des Knoten  . Tritt Gleichheit ein, so ist   eine maximale stabile Menge des Graphen  .

Berechnung aus einer Adjazenzmatrix Bearbeiten

Ist die Adjazenzmatrix eines Graphen gegeben, kann man daraus sehr leicht die Kantenzahl dieses Graphen bestimmen.

Eine Adjazenzmatrix besitzt für eine Kante, die die Knoten   und   verbindet, einen Eintrag in der  -ten Zeile und der  -ten Spalte. Ist der Graph ungerichtet, steht die 1 auch in der  -ten Zeile und der  -ten Spalte.

Um die Kantenzahl zu berechnen, muss man nur alle Einträge addieren und noch durch 2 teilen. Dieses Verfahren funktioniert auch für Graphen mit Mehrfachkanten.

Berechnung bei verschiedenen Klassen von Graphen Bearbeiten

Im folgenden Abschnitt wird immer von einfachen Graphen ausgegangen, also ungerichteten Graphen ohne Mehrfachkanten.

Vollständige Graphen Bearbeiten

 
Der vollständige Graph   mit 10 Kanten

Die Kantenzahl   des vollständigen Graphen mit   Knoten   entspricht

 ,

also der Dreieckszahl  .

Das ist daran zu sehen, dass jede Kante durch zwei Knoten definiert wird und es   Möglichkeiten gibt zwei Knoten auszuwählen.

Bäume Bearbeiten

Bäume mit   Knoten haben nach der Cayley-Formel   Kanten. Sie ist ein Sonderfall des Eulerschen Polyedersatzes für planare Graphen (vgl. planare Graphen). Zu der Graphenklasse der Bäume zählen auch lineare Graphen und Sterngraphen. Ein Sterngraph ist ein Graph, der einen zentralen Knoten besitzt, der mit allen anderen Knoten verbunden ist. Die anderen Knoten besitzen nur diesen einen Nachbarn.

Planare Graphen Bearbeiten

Die Kantenzahl eines planaren Graphen lässt sich berechnen mithilfe des Eulerschen Polyedersatzes für planare Graphen

 .

Dabei gilt   und   ist die Gebietszahl.

Löst man die Gleichung nach   auf, erhält man

 .

Maximal planare Graphen Bearbeiten

 
Der Goldner–Harary Graph ist ein maximal planarer Graph. Er besitzt 11 Knoten und 27 Kanten

Ein maximal planarer Graph ist ein Graph, dem keine weiteren Kanten hinzugefügt werden können. Besitzt er mindestens 3 Knoten, so ist er ein Dreiecksgraph und jedes seiner Gebiete ist von 3 Kanten umgeben.

Die Kantenzahl eines maximalen planaren Graphen mit mindestens 3 Knoten ist  .

Reguläre Graphen Bearbeiten

Bei einem regulären Graphen mit Grad   und   Knoten ist die Kantenzahl

 .

Das kommt daher, dass von jedem Knoten   Kanten ausgehen; dabei zählt man allerdings jede Kante zweimal und muss deshalb durch 2 teilen.

Gegebener Durchschnittsgrad Bearbeiten

Bei gegebenem Durchschnittsgrad   und Knotenzahl   kann man die Kantenzahl folgendermaßen berechnen

 .

Durch die Multiplikation mit   steht im Zähler die Anzahl aller Kanten; dabei ist allerdings jede doppelt gezählt, deshalb wird noch durch 2 geteilt.

Diese Formel ist eine Verallgemeinerung der Formel für reguläre Graphen.

Bipartite Graphen Bearbeiten

Handelt es sich bei einem gegebenen Graphen   um einen bipartiten Graphen, dessen Knotenmenge   sich in zwei disjunkte Teilmengen   und   aufteilen lässt, dann lässt sich nur ein Maximum für die Kantenzahl angeben.

Jeder Knoten   kann mit maximal   verschiedenen Knoten   durch eine Kante verbunden sein.

Also gibt es maximal   Kanten.

Ist   ein vollständig bipartiter Graph, dann ist die Kantenzahl maximal und erreicht genau  .

Allgemein beträgt die maximale Kantenzahl eines k-partiten Graphen   mit den   disjunkten Teilmengen  

 

Dabei steht   für die  -te Dreieckszahl. Die Formel kann man herleiten, indem man überlegt, wie viele Kanten zu einem vollständigen Graphen noch fehlen.

Da jeder  -knotenfärbbare Graph auch  -partit ist, kann man bei  -knotenfärbbaren Graphen auch die oben genannte Formel anwenden.

Gittergraphen Bearbeiten

Ein Gittergraph   mit   Knoten lässt sich als Rechteck darstellen, in dem alle Kanten die gleiche Länge haben.

Die Kantenzahl kann man berechnen, indem man erst die äußeren Kanten zählt und dann die inneren addiert.

Es gibt

 

äußere Kanten und

 

innere Kanten. Zusammen ergibt das

 

Kanten.

Alternativ kann man die Anzahl der senkrechten und die Anzahl der waagerechten Kanten addieren und erhält

 

Kanten.

Leitergraphen Bearbeiten

 
Die Leitergraphen  ,  ,  ,   und  

Ein Leitergraph besitzt die Struktur einer Leiter. Er besteht aus zwei linearen Graphen gleicher Länge (die Holme), wobei je zwei einander entsprechende Knoten durch eine Kante (die Sprossen) miteinander verbunden sind.

Der Leitergraph   mit   Knoten besitzt   Kanten für die Holme und   Kanten für die Sprossen, also insgesamt

 

Kanten.

Radgraphen Bearbeiten

Ein Radgraph besteht aus einem Kreisgraph  , dem ein weiterer mit allen Knoten verbundener Knoten hinzugefügt wurde. Der Radgraph   besitzt   Knoten.

Die Kantenzahl von   berechnet sich durch

 .

Graphen, die durch Operationen auseinander hervorgehen Bearbeiten

Duale Graphen Bearbeiten

Zu einem gegebenen Graphen   entsteht der duale Graph  , indem jedes Gebiet von   durch einen Knoten von   ersetzt wird. Außerdem werden Kanten, die Gebiete von   trennten, zu Kanten, die die neuen Knoten von   verbinden.

Die Kantenzahl bleibt bei diesem Verfahren gleich, also gilt

 .

Isomorphe Graphen Bearbeiten

Dass zwei Graphen isomorph zueinander sind, bedeutet, dass sie strukturell gleich sind und sich nur in der Bezeichnung der Knoten und Kanten unterscheiden.

Deshalb gilt für zwei zueinander isomorphe Graphen   und  

 .

Komplementgraphen Bearbeiten

 
Der Petersen-Graph (links) und dessen Komplementgraph (rechts)

Der Komplementgraph eines Graphen   ist der Graph  , der die gleiche Knotenmenge   wie   besitzt, aber alle Kanten, die   nicht hat.


Die Kantenzahl des Komplementgraphen von   kann abhängig von der Kantenzahl von   berechnet werden.

 

Dabei steht   für die Knotenzahl von  . Die Formel leitet sich her, da die Vereinigungsmenge der beiden Knotenmengen einen vollständigen Graph bildet.

Kantengraphen Bearbeiten

Der Kantengraph   eines Graphen   entsteht, indem jede Kante von   zu einem Knoten von   wird. Dann werden die Knoten von   durch eine Kante verbunden, die in   benachbart waren.

Die Formel für die Kantenzahl von   lässt sich herleiten durch die Überlegung, dass jeder Knoten   von   ersetzt wird durch   Kanten, die die an Stelle der angrenzenden Kanten entstandenen Knoten verbinden.

Also lautet sie

 .

Siehe auch Bearbeiten