Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7

Kavallerieregiment der Preußischen Armee

Das Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7 war ein Kavallerieverband der Preußischen Armee. Benannt war es nach Friedrich Wilhelm von Seydlitz, General der Kavallerie unter König Friedrich II. von Preußen.

Kürassier-Kaserne in Halberstadt

Verbandszugehörigkeit 1914 Bearbeiten

8. Division in Halle (Saale)Kommandeur: Generalleutnant Georg Karl August Hildebrandt
8. Kavallerie-Brigade in Halle (Saale) - Kommandeur: Generalmajor Georg Thumb von Neuburg
  • Garnison:
Halberstadt (1., 2., 4., und 5. Eskadron)
Quedlinburg (3. Eskadron)

Geschichte Bearbeiten

Aufstellung Bearbeiten

Mit Allerhöchster-Kabinetts-Order (A.K.O.) vom 7. März 1815 (Stiftungstag) wurde die Errichtung eines Kürassierregiments befohlen. Dazu mussten das Ostpreußische Kürassier-Regiment die 1. Eskadron, das Schlesische Kürassier-Regiment die 2. Eskadron und das Brandenburgische Kürassier-Regiment die 3. Eskadron abgeben. In der Folgezeit wurde es durch Personalvermehrung auf seinen etatmäßigen Sollbestand aufgestockt.

Der neue Verband erhielt die Bezeichnung 4. Kürassier-Regiment und wurde zunächst in Landsberg an der Warthe und Driesen stationiert. Ab dem 17. September 1817 wurde dem Regiment Halberstadt und der 1. und 4. Eskadron Quedlinburg als Garnison zugewiesen. Erster Kommandeur war Major von Koschembahr.

Durch mehrfache Umbenennung erhielt das Regiment im Laufe der Zeit die folgenden Namen:

  • am 27. Mai 1819 7. Kürassier-Regiment (1. Magdeburgisches)
  • am 10. März 1823 7. Kürassier-Regiment
  • am 4. Juli 1860 Magdeburgisches Kürassier-Regiment Nr. 7
  • am 27. Januar 1889 Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7

Befreiungskriege Bearbeiten

Im Krieg gegen das Napoleonische Frankreich 1815 nahm das Regiment zwar teil, war aber in keine größeren Aktivitäten verwickelt.

Deutsche Revolution Bearbeiten

Anlässlich der Niederschlagung der Bürgerunruhen kam das Regiment in Aschersleben zum Einsatz.

Deutscher Krieg Bearbeiten

Während des Krieges gegen Österreich rückte das Regiment 1866 in Böhmen ein und beteiligte sich an der Schlacht bei Königgrätz.

Deutsch-Französischer Krieg Bearbeiten

Am 16. August 1870 ritt das Regiment während des Deutsch-Französischen Krieges zusammen mit dem Ulanen-Regiment Nr. 16 und dem Oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 19 die Attacke in der Schlacht von Mars-la-Tour (Zeitgenössisch als Todesritt der Brigade Bredow oder Todesritt von Mars-la-Tour bezeichnet) und hatte hohe Verluste von 72 Gefallenen und 98 Verwundeten zu verzeichnen.

Der Standartenträger bei dieser Attacke war der Wachtmeister Wilhelm Rahmsdorf, er wurde 1895 auf dem Quedlinburger Siegesdenkmal als lebensgroße Reiterskulptur porträtiert. Es war das erste Mal, dass ein einfacher Soldat als Reiterskulptur dargestellt worden ist.

Erster Weltkrieg Bearbeiten

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs nahm das Regiment nach dem Ausmarsch an Grenzgefechten im neutralen Belgien teil. Anschließend kämpfte es in der Marneschlacht und trat den Rückzug hinter die Aisne an. Ab Herbst 1914 verlegte es an die Ostfront mit Kämpfen in Russisch-Polen, Kurland, Litauen und Rumänien bis Anfang 1917. Anfang 1917 Verlegung in den Westen und Abgabe der Pferde, das Regiment verlor seinen Kavallerie-Status und wurde zum Kavallerie-Schützen-Regiment umgewandelt. Stellungskämpfe in Belgien und Lothringen bis April 1918. Danach Stellungskämpfe in Flandern und in der Siegfriedstellung.

Verbleib Bearbeiten

Nach Kriegsende traf das Regiment am 19. Dezember 1918 in Halberstadt ein, wo es demobilisiert und aufgelöst wurde. Aus den Resten der Einheit wurde ein Freiwilligenformation aufgestellt, das an den Kämpfen gegen die polnischen Insurgenten im Baltikum teilnahm.

Diese Truppe wurde später in das Reichswehr-Reiter-Regiment 10 der Vorläufigen Reichswehr eingegliedert und im März 1920 nach Torgau verlegt.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr die 1. Eskadron des 10. (Preußisches) Reiter-Regiments in Torgau.

Regimentschef Bearbeiten

 
Gemälde von Anton von Werner: Proklamation Das Gemälde Anton von Werners von 1885, Die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches, zeigt Bismarck in der weißen Paradeuniform seines Regiments

Erster Regimentschef war ab dem 13. Januar 1823 der russische Großfürst Michael Pawlowitsch. Nach dessen Tod ernannte König Friedrich Wilhelm IV. Herzog Ernst II. zum neuen Regimentschef. Diese hohe Stellung ging am 26. April 1894 an Fürst Otto von Bismarck über, der seit dem 18. Oktober 1868 à la suite dem Regiment stand.

Kommandeure Bearbeiten

Dienstgrad Name Datum[1]
Major/Oberstleutnant/Oberst Leopold Ernst Gustav von Koschembahr 29. März 1815 bis 26. März 1831
Major Hans von Sydow 30. März 1831 bis 9. Februar 1832 (mit der Führung beauftragt)
Major Hans von Sydow 10. Februar bis 29. März 1832
Major Karl Stein von Kaminski 30. März bis 6. Juni 1832 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant/Oberst Ludwig von Rollaz du Rosey 07. Juni 1832 bis 12. August 1834
Major/Oberstleutnant August von Beyer 15. August 1834 bis 5. Januar 1836 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst August von Beyer 06. Januar 1836 bis 6. April 1842
Oberstleutnant/Oberst Karl von Willisen 07. April 1842 bis 10. Juni 1846
Major/Oberstleutnant Gebhard Truchseß zu Waldburg 11. Juni 1846 bis 13. Oktober 1848
Major/Oberstleutnant/Oberst Ferdinand von Schlippenbach 14. Oktober 1848 bis 10. März 1852
Major/Oberstleutnant/Oberst Wilhelm Messerschmidt von Arnim 11. März 1852 bis 19. Juli 1854
Oberstleutnant/Oberst Gustav von Heydebrand und der Lasa 25. Juli 1854 bis 24. Juli 1859
Oberstleutnant/Oberst Gustav von Langenn 25. Juli 1859 bis 6. April 1863
Major/Oberstleutnant/Oberst Hiob von Hontheim 07. April 1863 bis 17. Juni 1869
Oberst Emil von Albedyll 24. Juni bis 20. Oktober 1869 (zur Führung kommandiert)
Major/Oberstleutnant/Oberst Karl von Larisch 21. Oktober 1869 bis 14. Juni 1875
Oberstleutnant Karl von Burgsdorff 15. Juni 1875 bis 7. Mai 1880
Oberstleutnant/Oberst Wilhelm Schmidt von Osten 13. Mai 1880 bis 14. Juli 1886
Oberstleutnant/Oberst Albert Reichlin von Meldegg 15. Juli 1886 bis 15. Januar 1890
Oberstleutnant Curt von Rundstedt 16. Januar 1890 bis 16. Juni 1893
Oberstleutnant/Oberst Carl von Klinkowström 17. Juni 1893 bis 16. Juni 1897
Oberstleutnant/Oberst Hans zu Schoenaich-Carolath 17. Juni 1897 bis 15. Juni 1901
Oberstleutnant Heinrich von Schuckmann 16. Juni 1901 bis 13. November 1903
Oberstleutnant/Oberst Leo von Kramsta 14. November 1903 bis 19. März 1906
Oberstleutnant/Oberst Fritz von Werdeck 20. März 1906 bis 16. Mai 1910
Oberst Paul Seiffert 17. Mai 1910 bis 30. September 1912
Oberstleutnant/Oberst Alexander Heydemann 01. Oktober 1912 bis 17. September 1914
Major William von Günther 18. September 1914 bis 20. Februar 1918
Oberstleutnant Axel von Wachtmeister 21. Februar 1918 bis 25. Mai 1919

Uniform Bearbeiten

Bis 1912 wurde auch im Felde ein weißer Koller und weiße Stiefelhosen getragen. Offiziere waren mit Epauletten, Unteroffiziere und Mannschaften mit Schulterklappen ausgestattet. Dazu kamen schwarze Kürassierstiefel (sogenannte Kanonenstiefel) und der Kürassierhelm aus poliertem Metall mit Verzierungen aus Messing sowie ein weißes Bandelier mit schwarzer Kartusche. Die Abzeichenfarbe war zitronengelb. Bei Paraden wurde zusätzlich ein weißmetallener, zweiteiliger Küraß angelegt. Zum normalen Dienst trugen die Kürassiere einen dunkelblauer Waffenrock. Als Gesellschaftsuniform war dieser bei Offizieren mit Epauletten und Fransen ausgestattet. Dazu gehörte eine weiße Schirmmütze mit zitronengelbem Besatzstreifen.

Tressen, Knöpfe und Kollerborte waren silberfarbig.

Bereits mit A.K.O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/10 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmals durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Diese glich vollkommen der Friedensuniform. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, der Helm wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden zu dieser Uniform nicht mehr angelegt.

Literatur Bearbeiten

  • Hugo F.W. Schulz: Die Preußischen Kavallerie-Regimenter 1913/1914. Weltbild Verlag 1992.
  • Hein: Das kleine Buch vom Deutschen Heere. Lipsius & Tischer Verlag, Leipzig 1901.
  • Victor Köhler (Bearb.): Das Kürassier-Regiment von Seydlitz (Magdeburgische) Nr. 7. Seine Geschichte. Selbstverlag des Vereins der Offiziere des ehemaligen Kürassier-Regiment Nr. 7. Hannover 1935.
  • Stammliste der Königlich Preussischen Armee seit dem 16ten Jahrhundert bis 1840. S. 154–155.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 3: Die Stellenbesetzung der aktiven Regimenter, Bataillone und Abteilungen von der Stiftung bzw. Aufstellung bis zum 26. August 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1993, ISBN 3-7648-2413-1, S. 29f.