Julius Gerlach

deutscher Philologe, Gymnasiallehrer und Prediger in Tilsit

Julius Gerlach (* 5. Juli 1819 in Bartenstein, Ostpreußen; † 1. Juli 1873 in Tilsit) war ein deutscher Philologe, Gymnasiallehrer und Prediger in Tilsit. 1848/49 saß er in der Frankfurter Nationalversammlung. Für seine demokratischen Überzeugungen nahm er erhebliche Zurücksetzungen in Kauf.[1]

Leben Bearbeiten

Als Sohn eines Feldwebels besuchte Gerlach das Altstädtische Gymnasium (Königsberg). Nach dem Abitur studierte er an der Albertus-Universität Königsberg evangelische Theologie und Philologie (Deutsch, Geschichte, Hebräisch). Er promovierte zum Dr. phil. Zunächst unterrichtete er an der Königin-Luise-Schule (Königsberg). Zum 1. Mai 1844 ging er an die Königliche Litthauische Provinzialschule.[2] In Tilsit wurde er Vorsitzender des Demokratisch-Konstitutionellen Klubs. Bei der dritten Nachwahl am 4. November 1848 wurde er in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Als einziger der 26 ostpreußischen Abgeordneten unterstützte er den Antrag Ludwig Uhlands, dass die „von der Krone Preußen einseitig verkündete Verfassung nicht beständig und mit dem Selbstgefühl eines freien Volkes nicht verträglich“ wäre, „solange dieselbe nicht mit den Vertretern des preußischen Volkes vereinbart worden ist“.[3] Am 14. Mai 1849 verlangte die Krone Preußen die Mandatsniederlegung der in Preußen gewählten Abgeordneten. Im Tilsener gemeinnützigen Wochenblatt legte Gerlach dar, weshalb er der Anordnung nicht folgen und im Parlament bleiben wolle – „solange es ihm die Pflicht gebiete, in der festen Ueberzeugung, daß sein Entschluß mit der Willensgesinnung seines Wahlbezirks in Üebereinstimmung stehe“. Gerlach schied am 30. Mai 1849 aus dem Parlament aus; nichtsdestoweniger verbot ihm die Schulaufsicht 1851 den Religionsunterricht am Gymnasium.[1] 1854 verließ Gerlach deshalb den Schuldienst. Er wurde Diaconus an der Stadtkirche Tilsit und übernahm als solcher auch das Amt eines städtischen Schulinspektors. 1872 bewarb er sich um die inzwischen frei gewordene zweite Pfarrerstelle. Obwohl ihn die Kirchengemeinde gewählt hatte, wurde seine Bewerbung abgewiesen. Mit seinen Predigten und besonders mit seiner Mildtätigkeit und Hilfsbereitschaft gewann er immer mehr Anhänger.[1] Er starb mit 54 Jahren im Amt.[2]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Bernhard Maria Rosenberg: Die ostpreußischen Abgeordneten in Frankfurt 1848/49. Biographische Beiträge zur Geschichte des politischen Lebens in Ostpreußen. Grote, Köln und Berlin 1970 (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz; Bd. 6).
  • Bernhard Maria Rosenberg: Gerlach, Johann Friedrich Julius, in Altpreußische Biographie, Ergänzungsband 1, S. 921.
  • Karl Kaiser: Nachruf auf Julius Gerlach, in: Altpreußische Monatsschrift 11 (1874) 661.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Altpreußische Biographie
  2. a b Koesslers Lehrerlexikon (GEB)
  3. Geheimes Staatsarchiv (Memento des Originals vom 8. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gsta.spk-berlin.de