Jugendmeisterschaften der DDR (Fußball)

Fußballwettbewerbe in der DDR

Die Jugendmeisterschaften der DDR waren die in unterschiedlichen Altersklassen ausgetragenen republikweiten Wettbewerbe im Fußballsport in der DDR zur Ermittlung eines Landesmeisters.

Historie und Einordnung Bearbeiten

Bereits 1949 wurde die erste Landesmeisterschaft auf Juniorenbereich ausgespielt. Dies geschah im DDR-Fußball also wesentlich früher als im Bereich des Deutschen Fußball-Bunds der Bundesrepublik Deutschland, der erst 1969 seine erste Deutsche Jugendmeisterschaft austrug. Dominierte am Anfang ein Endrundenformat mit Finalspielen nach regionaler Qualifikation diente vor allem Juniorenbereich später ein landesweiter Ligaspielbetrieb zur Ermittlung des Titelträgers.

Die nach Altersklassen vorgenommene Unterteilung Junioren (Altersklasse 17/18) war mit der bundesdeutschen A-Jugend (heute U-19) zu vergleichen, die Jugend (AK 15/16) entspricht der B-Jugend und die Schüler (AK 13/14) der C-Jugend. Die Jüngsten waren die Knaben (AK 11/12) (D-Jugend) und die Kinder (E- und F-Jugend), die die Zehnjährigen und jüngere Fußballer umfasste.

Ein wesentlicher Grund für die internationale Erfolgen der Jugendmannschaften des Deutschen Fußball-Verbands war die erstklassige Nachwuchsarbeit in den Kinder- und Jugendsportschulen (KJS), an denen die Talente parallel zur Trainingsarbeit und den Wettkämpfen in den Fußballclubs ausgebildet wurden, und in den Betriebssportgemeinschaften, die ihre besten Talente an die Clubs delegierten oder diese ab Mitte/Ende der 1980er-Jahre auch selbst für die Auswahlmannschaften anbieten konnten.

Die DDR-Juniorenmeister Bearbeiten

Während es in den ersten Jahren auch kleineren Sportgemeinschaften gelungen ist, gute Platzierungen zu erlangen, spielten nach der Etablierung von Sportclubs Mitte der 1950er-Jahre sowie spätestens mit der Einführung der Juniorenoberliga zur Saison 1968/69 die zum Jahreswechsel 1965/66 gegründeten und staatlich besonders geförderten Fußballclubs, inklusive der ihnen strukturell gleichgestellten SG Dynamo Dresden, den Meistertitel unter sich aus. Rekordmeister in dieser Altersklasse ist mit sechs Titeln Dynamo Dresden.

Jahr Meister Zweiter Dritter
Ostzonenmeisterschaft
1949 ZSG Industrie Leipzig SG Fortuna Erfurt ---
DDR-Meisterschaften
1950 ZSG Union Halle BSG „Märkische Volksstimme“ Babelsberg nicht ermittelt
1951 BSG Chemie Leuna-Halle BSG Rotation Dresden nicht ermittelt
1952 BSG Chemie Bitterfeld BSG Turbine Erfurt nicht ermittelt
1953 BSG Motor Grubenlampe Zwickau BSG Motor Quedlinburg nicht ermittelt
1954 BSG Stahl Helbra BSG Wismut Neuwürschnitz BSG Lokomotive Ost Leipzig
1955 BSG Empor Halle SG Grünau BSG Lokomotive Dresden
1956 BSG Rotation Babelsberg BSG Turbine Neubrandenburg SC Aktivist Brieske-Senftenberg
1957 SC Motor Jena SC Lokomotive Leipzig BSG Einheit Burg
1958 SC Lokomotive Leipzig SC Aktivist Brieske-Senftenberg ---
1959 ASK Vorwärts Berlin BSG Rotation Babelsberg ---
1960 SC Dynamo Berlin SC Aktivist Brieske-Senftenberg nicht ermittelt
1961 SC Rotation Leipzig SC Aufbau Magdeburg nicht ermittelt
1962 SG Dynamo Dresden SC Aufbau Magdeburg ---
1963 SC Aufbau Magdeburg SC Chemie Halle ---
1964 SC Aufbau Magdeburg SC Leipzig ---
1965 SC Aufbau Magdeburg SC Motor Karl-Marx-Stadt ---
1966 TSG Wismar Hallescher FC Chemie Berliner FC Dynamo
1967 FC Rot-Weiß Erfurt Berliner FC Dynamo ---
1968 FC Hansa Rostock FSV Lok Dresden ---
1969 Hallescher FC Chemie 1. FC Magdeburg Berliner FC Dynamo
1970 1. FC Magdeburg FC Hansa Rostock FC Rot-Weiß Erfurt
1971 1. FC Lokomotive Leipzig FC Carl Zeiss Jena FC Hansa Rostock
1972 SG Dynamo Dresden 1. FC Lokomotive Leipzig FC Hansa Rostock
1973 FC Hansa Rostock 1. FC Lokomotive Leipzig FC Vorwärts Frankfurt
1974 1. FC Lokomotive Leipzig Berliner FC Dynamo FC Vorwärts Frankfurt
1975 FC Vorwärts Frankfurt SG Dynamo Dresden FC Hansa Rostock
1976 1. FC Lokomotive Leipzig Berliner FC Dynamo Hallescher FC Chemie
1977 1. FC Lokomotive Leipzig Berliner FC Dynamo FC Karl-Marx-Stadt
1978 Berliner FC Dynamo 1. FC Magdeburg FC Vorwärts Frankfurt
1979 Berliner FC Dynamo FC Hansa Rostock SG Dynamo Dresden
1980 FC Hansa Rostock 1. FC Magdeburg FC Carl Zeiss Jena
1981 SG Dynamo Dresden FC Karl-Marx-Stadt FC Hansa Rostock
1982 SG Dynamo Dresden 1. FC Lokomotive Leipzig 1. FC Magdeburg
1983 FC Karl-Marx-Stadt SG Dynamo Dresden Hallescher FC Chemie
1984 FC Vorwärts Frankfurt SG Dynamo Dresden FC Karl-Marx-Stadt
1985 SG Dynamo Dresden FC Carl Zeiss Jena FC Hansa Rostock
1986 FC Karl-Marx-Stadt 1. FC Magdeburg SG Dynamo Dresden
1987 Berliner FC Dynamo SG Dynamo Dresden 1. FC Union Berlin
1988 SG Dynamo Dresden Berliner FC Dynamo FC Vorwärts Frankfurt
1989 1. FC Magdeburg Berliner FC Dynamo SG Dynamo Dresden
1990[1] FC Hansa Rostock 1. FC Dynamo Dresden FC Berlin
1991 FC Berlin FC Carl Zeiss Jena 1. FC Dynamo Dresden

Die DDR-Jugendmeister Bearbeiten

Wie bei den Junioren konnten sich auch bei den Meisterschaften der Jugend nur in den Anfangsjahren kleinere Sportgemeinschaften vorne platzieren. Rekordmeister ist der 1. FC Lokomotive Leipzig mit fünf Siegen.

Jahr Meister Zweiter Dritter
1951 BSG Turbine Erfurt BSG Rotation Babelsberg nicht ermittelt
1952 Adlershofer BC BSG Motor Limbach-Oberfrohna nicht ermittelt
1953 BSG Empor Halle BSG Lokomotive Dresden nicht ermittelt
1954 BSG Chemie Zeitz BSG Einheit Schwerin SG Grünau
1955 SC Chemie Halle-Leuna BSG Einheit Treptow SC Motor Jena
1956 BSG Fortschritt Guben SC Lokomotive Leipzig BSG Rotation Babelsberg
1957 ASK Vorwärts Berlin SC Empor Rostock SC Einheit Dresden
1958
-
1964
nicht ausgetragen
1965 SC Turbine Erfurt SC Einheit Dresden ---
1966 1. FC Magdeburg 1. FC Lokomotive Leipzig Hallescher FC Chemie
1967 Berliner FC Dynamo SG Dynamo Eisleben ---
1968 1. FC Magdeburg Hallescher FC Chemie ---
1969 1. FC Lokomotive Leipzig Hallescher FC Chemie FC Karl-Marx-Stadt
1970 FC Hansa Rostock 1. FC Lokomotive Leipzig SG Dynamo Dresden
1971 1. FC Lokomotive Leipzig BSG Stahl Riesa 1. FC Magdeburg
1972 Berliner FC Dynamo 1. FC Magdeburg FC Hansa Rostock
1973 FC Vorwärts Frankfurt FC Hansa Rostock ---
1974 FC Rot-Weiß Erfurt BSG Sachsenring Zwickau ---
1975 Berliner FC Dynamo FC Hansa Rostock BSG Sachsenring Zwickau
1976 Hallescher FC Chemie FC Vorwärts Frankfurt ---
1977 FC Karl-Marx-Stadt FC Hansa Rostock Berliner FC Dynamo
1978 FC Hansa Rostock 1. FC Lokomotive Leipzig 1. FC Magdeburg
1979 1. FC Lokomotive Leipzig FC Hansa Rostock FC Rot-Weiß Erfurt
1980 1. FC Magdeburg 1. FC Lokomotive Leipzig SG Dynamo Dresden
1981 1. FC Lokomotive Leipzig 1. FC Magdeburg FC Vorwärts Frankfurt
1982 FC Vorwärts Frankfurt SG Dynamo Dresden 1. FC Lokomotive Leipzig
1983 SG Dynamo Dresden Berliner FC Dynamo FC Karl-Marx-Stadt
1984 1. FC Lokomotive Leipzig FC Rot-Weiß Erfurt 1. FC Magdeburg
1985 FC Rot-Weiß Erfurt 1. FC Union Berlin Berliner FC Dynamo
1986 FC Vorwärts Frankfurt FC Karl-Marx-Stadt SG Dynamo Dresden
1987 FC Carl Zeiss Jena 1. FC Magdeburg SG Dynamo Dresden
1988 SG Dynamo Dresden 1. FC Union Berlin Berliner FC Dynamo
1989 SG Dynamo Dresden Berliner FC Dynamo FC Carl Zeiss Jena
1990 FC Hansa Rostock 1. FC Dynamo Dresden FC Vorwärts Frankfurt
1991 SV Merseburg --- ---

Die DDR-Schülermeister Bearbeiten

Auch bei den Schülern konnten kleine Sportgemeinschaften nur in den Anfangsjahren bis ins Finale vorstoßen. Mit sieben Meisterschaften darf sich der 1. FC Magdeburg Rekordmeister nennen.

Jahr Meister Zweiter Dritter
1960 BSG Motor Wismar SC Aufbau Magdeburg BSG Chemie Leipzig
1961 SC Einheit Dresden SC Lokomotive Leipzig TSG Wismar
1962 BSG Chemie Zeitz ASG Vorwärts Bautzen ---
1963 SC Lok Leipzig SC Empor Rostock ---
1964 SC Turbine Erfurt SC Leipzig ---
1965 BSG Motor Süd Brandenburg SG Dynamo Schwerin ---
1966 1. FC Magdeburg 1. FC Lokomotive Leipzig FC Carl Zeiss Jena
1967 FC Hansa Rostock FC Rot-Weiß Erfurt ---
1968 FC Rot-Weiß Erfurt 1. FC Lokomotive Leipzig ---
1969 1. FC Magdeburg Hallescher FC Chemie BSG Stahl Eisenhüttenstadt
1970 1. FC Lokomotive Leipzig SG Dynamo Dresden 1. FC Magdeburg
1971 1. FC Magdeburg Berliner FC Dynamo FSV Lok Dresden
1972 1. FC Magdeburg SG Dynamo Dresden FC Rot-Weiß Erfurt
1973 FC Vorwärts Frankfurt 1. FC Lokomotive Leipzig ---
1974 FC Karl-Marx-Stadt Berliner FC Dynamo ---
1975 SG Dynamo Dresden 1. FC Lokomotive Leipzig FC Carl Zeiss Jena
1976 FC Karl-Marx-Stadt Berliner FC Dynamo FC Hansa Rostock
1977 1. FC Magdeburg BSG Energie Cottbus Berliner FC Dynamo
1978 1. FC Magdeburg FC Hansa Rostock ---
1979 SG Dynamo Dresden Berliner FC Dynamo ---
1980 Berliner FC Dynamo 1. FC Magdeburg SG Dynamo Dresden
1981 1. FC Lokomotive Leipzig FC Karl-Marx-Stadt FC Hansa Rostock
1982 1. FC Lokomotive Leipzig SG Dynamo Dresden FC Hansa Rostock
1983 nicht ausgetragen
1984 SG Dynamo Dresden Berliner FC Dynamo FC Rot-Weiß Erfurt
1985 FC Rot-Weiß Erfurt FC Vorwärts Frankfurt 1. FC Magdeburg
1986 FC Rot-Weiß Erfurt Berliner FC Dynamo BSG Energie Cottbus
1987 1. FC Magdeburg FC Carl Zeiss Jena 1. FC Union Berlin
1988 FC Carl Zeiss Jena FC Hansa Rostock Berliner FC Dynamo
1989 Berliner FC Dynamo FC Hansa Rostock FC Karl-Marx-Stadt
1990 1. FC Dynamo Dresden 1. FC Magdeburg Chemnitzer FC

Die Pokalwettbewerbe Bearbeiten

Abseits der Endrundenturniere beziehungsweise des späteren Ligenformats für die Ermittlung der Meister wurden zusätzlich im Pokalmodus ausgetragen:

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Anmerkung Bearbeiten

  1. Im Sommer 1989 wurde anstelle der Junioren- wieder die Nachwuchsoberliga eingeführt. Aber anders als 1976, als dies mit einer Einführung einer eigenen Juniorenliga (AK 17/18) einherging, in der die zehn Fußballclubs und die SG Dynamo Dresden um den DDR-Juniorenmeistertitel spielten, blieben ab der Saison 1989/90 die besten 17- und 18-jährigen Fußballer in der Nachwuchsoberliga spielberechtigt. Jedoch konnten nach Aufgabe der 2. Mannschaften ab diesem Zeitpunkt – eine Regelung, die für den Junge Welt-Pokal der Junioren nicht galt – bis zu vier ältere Spieler aus dem Vertragsspieleraufgebot der Männeroberligisten in diesem Wettbewerb eingesetzt werden. Aus dieser Logik heraus führt beispielsweise das Buch Das große Lexikon des DDR-Fußballs von Michael Horn und Gottfried Weise die Sieger der Nachwuchsoberliga in den Spielzeiten 1989/90 und 1990/91 als Juniorenmeister des Landes.