Johanna Hey

deutsche Juristin, Professorin für Steuerrecht, Direktorin des Instituts für Steuerrecht an der Universität Köln

Johanna Hey (* 14. August 1970 in Hamburg) ist eine deutsche Rechtswissenschaftlerin und Hochschullehrerin an der Universität zu Köln.[1]

Johanna Hey (2020)

Herkunft Bearbeiten

Johanna Hey wuchs mit ihrem drei Jahre älteren Bruder in Kiel auf.[1] Die damals 16-jährige Hey ging mit einem Stipendium in das Internat Birklehof im Schwarzwald, nachdem sich ihre Eltern, ein Physiker bei der Marine und eine Hautärztin, scheiden ließen.[1]

Ausbildung Bearbeiten

Nach einem Einser-Abitur (1989) studierte Hey von 1990 bis 1994 Rechtswissenschaft und Humanmedizin (zwei Semester) an der Universität Würzburg.[1] Von 1991 bis 1994 war sie Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. 1994 absolvierte sie ihr Erstes Juristisches Staatsexamen in Würzburg, gefolgt von einem Forschungsaufenthalt an der renommierten University of California in Berkeley.[1] Nach dem Referendariat im Oberlandesgerichtsbezirk Köln legte sie 1997 ihr Zweites Juristisches Staatsexamen ab und wurde wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Rainer Hofmann am Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Würzburg. An der Universität zu Köln wurde sie 1996 mit der Dissertation »Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung in Europa«[2] promoviert. Ihr Zweites Juristisches Staatsexamen bestand sie 1997 in Köln.[1] Von 1998 bis 1999 hatte sie das Lise-Meitner-Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen zur Anfertigung der Habilitationsschrift inne. Von 2000 bis 2002 war sie wissenschaftliche Assistentin bei Joachim Lang am Institut für Steuerrecht der Universität zu Köln. Ihre Habilitation »Steuerplanungssicherheit als Rechtsproblem«[3] erfolgte 2001 an der Universität zu Köln. Sie erhielt in diesem Zuge die Venia Legendi für Steuerrecht und Öffentliches Recht.

Wirken Bearbeiten

Von 2000 bis 2002 arbeitete Hey als Wissenschaftliche Assistentin ihres Doktorvaters Prof. Lang am Kölner Institut für Steuerrecht. Unter seiner Anleitung wurde sie für die politische Bedeutung und Gerechtigkeitsfragen des Steuerrechts begeistert.[1] Hey wurde 2002 auf den C4-Lehrstuhl für Unternehmenssteuerrecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf berufen.[1] Im Sommer 2004 wurde Hey in die 70-köpfige Steuerreform-Kommission der überparteilichen Stiftung Marktwirtschaft berufen. Diese Stiftung ist ein wirtschaftsnaher Zusammenschluss von Wissenschaftlern. In der Kommission war sie als einzige Frau und jüngstes Mitglied tätig und leitete die zentrale Arbeitsgruppe „Integration“.[1] Die Stiftung arbeitete an einem Reformmodell der Unternehmensbesteuerung für die Bundesregierung.[1] Ziel war es, die Unternehmenssteuern angesichts einer globalisierten Wirtschaft mit offenen Finanzmärkten zu senken, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten.[1] Seit 2006 ist sie Direktorin des Instituts für Steuerrecht an der Universität zu Köln, an der Hey in der Tradition der sog. Kölner Schule forschte und lehrte, die eine Besteuerung nach Leistungsfähigkeit vorsieht.[4] Im Jahr 2006 wurde sie Mitglied im 29-köpfigen wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium der Finanzen. Dieser Beirat erstellt Gutachten zu aktuellen Themen im Bereich Finanzen.[1] Im Jahr 2015 war sie Gastprofessorin an der New York University, School of Law, von 2007 und 2018 war sie dort außerdem Senior Emile Noël Fellow.

Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den verfassungs- und europarechtlichen Grundlagen des Steuerrechts sowie im Einkommens- und Unternehmensrecht.[1] Sie setzt sich für eine Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung in der EU ein.[1] In ihren Veröffentlichungen wendet sie sich vehement gegen Verlustverrechnungsverbote, also gegen die steuerliche Nichtberücksichtigung unternehmerischer Realverluste.[1] Hey zählt zu den bekanntesten Steuerrechtlern der BRD und ist für ihre argumentative Stärke bekannt.[1]

Als Pragmatikerin mit Sendungsbewusstsein war Hey trotz der Gefahr, als oberflächlicher Popstar wahrgenommen zu werden, stets gerne Gast in Talkshows.[1] Dort kommentierte sie die Willkür bei der Pendlerpauschale und klärte über die Tücken der Erbschaftssteuerreform auf.[1] Sie setzte sich für eine Vereinfachung des Steuerrechts ein, warnte jedoch vor der Illusion der perfekten Einfachheit. In einem Interview betonte sie, dass nicht jeder Bürger jeden Paragraphen des Einkommenssteuergesetzes verstehen müsse, aber er müsse wissen, warum er wie viel Steuern zahle und dies akzeptieren können.[1]

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Herausgeberschaften (Auswahl) Bearbeiten

Mitgliedschaften und Ämter (Auswahl) Bearbeiten

Familie Bearbeiten

Hey ist seit 2002 mit dem Juristen Florian Geyr verheiratet und lebt mit ihm im Kölner Stadtteil Braunsfeld.[1] Sie hat ein Faible für Altgriechisch und interessiert sich für Architektur und Malerei. In ihrer Freizeit kocht und wandert sie gerne.[1]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Johanna Hey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u o. V.: Eintrag "Johanna Hey" aus Munzinger Online/Personen URL: https://online.munzinger.de/document/00000026944 (abgerufen von Württembergische Landesbibliothek am 29. April 2024)
  2. Johanna Hey: Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung in Europa. Ein Vorschlag unter Auswertung des Ruding-Berichts und der US-amerikanischen „integration debate“. Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln 1997, ISBN 978-3-504-64108-5 (416 S., uni-koeln.de [PDF; abgerufen am 13. Februar 2021]).
  3. Johanna Hey: Steuerplanungssicherheit als Rechtsproblem. Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln 2002, ISBN 978-3-504-20076-3 (934 S., uni-koeln.de [PDF; abgerufen am 13. Februar 2021]).
  4. Institut für Steuerrecht. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  5. Universität zu Köln: Prof. Dr. Johanna Hey // Hans-Kelsen-Preis 2016. Abgerufen am 13. Februar 2021.
  6. Klaus-Dieter Drüen, Johanna Hey, Rudolf Mellinghoff (Hrsg.): 100 Jahre Steuerrechtsprechung in Deutschland 1918-2018. Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln 2018, ISBN 978-3-504-01898-6, S. 2096.
  7. Johanna Hey, Martin Klein, Michael Wendt (Hrsg.): Herrmann/Heuer/Raupach, EStG/KStG, Kommentar. Verlag. Dr. Otto Schmidt, Köln 2008, ISBN 978-3-504-23063-0.
  8. johanna-hey-ins-koelner-rektorat-gewaehlt. Abgerufen am 22. Mai 2021.