Johann I. (Blois)

Graf von Blois, Chartres und Dunois, Herr von Avesnes und Guise

Johann I. von Châtillon (französisch Jean I de Châtillon, † 28. Juni 1279 in Chambord[1]) war Graf von Blois, Dunois und Chartres, Herr von Avesnes und Guise.

Leben Bearbeiten

Theobald von Blois hatte bei seinem Tod 1218 keine Kinder. Daher wurde sein Besitz zwischen den Schwestern seines Vaters aufgeteilt. Über Margarete von Blois kam die Grafschaft Nlois später zum Haus Châtillon.[2]

Châtillon war der älteste Sohn des Hugo I. von Châtillon, Graf von Saint-Pol, und dessen zweiter Frau Maria von Avesnes, Gräfin von Blois, Tochter der Margarete von Blois.[3] Er hatte zwei Brüder, Guido von Châtillon, Graf von Saint-Pol († 12. März 1289) und Walter von Châtillon, Herr von Crécy, Crèvecouer, Troissy und Marigny († 1261). Châtillon wurde 1248 Graf von Blois und auch Graf von Chartres und von Dunois und über die Mutter Herr von Conde, Avesnes und Guise. Er war ein Unterstützer der französischen Krone.

Beim Tod seiner Mutter 1241 erbte er deren Grafschaften Blois und Dunois. Durch den Tod des Vaters ging dessen Grafschaft Saint-Pol an Châtillons Bruder Guido, die Herrschaft Châtillon an seinen Bruder Walter. Der Tod seines Großvaters Walter II. von Avesnes 1245 brachte ihm dessen Herrschaften Avesnes und Guise ein. Von seiner Großcousine mütterlicherseits, Mathilde von Amboise, erbte er nach dem Tod von deren Ehemann Johann II. von Soissons um 1270 die Grafschaft Chartes. 1271 wurde er von König Philipp dem Kühnen, zum Tutor, Verteidiger und Wächter des Königreichs und seiner Kinder ernannt, falls der Graf von Alençon sterben sollte.[4] Zudem stiftete er 1273 den „Couvent de l’Ordre des Prêcheurs“, ein Dominikanerkonvent.[5]

Ehe und Nachkommen
Er heiratete Alix von Bretagne[3] (* 6. Juni 1243, † 2. August 1288), eine Tochter des Herzogs Johann I. von Dreux. Der Ehevertrag wurde am 11. Dezember 1254 geschlossen.

Das Paar hatte nur eine Tochter: Johanna (1254–1292),[3] die den Besitz ihres Vaters erbte. Diese heiratete 1272 Peter von Frankreich,[6] blieb aber ohne überlebende Nachkommen. Die Grafschaft Chartres trat sie 1286 gegen eine Rente von 3.000 livres und als Ausgleich für ihre Schulden an den französischen König Philipp IV. ab.[7] Blois und Dunois gingen nach ihrem Tod an Guidos II. Sohn Hugo VI. von Châtillon.

La Guiche Bearbeiten

Im Jahr 1272 gründete Châtillon die Abtei für edle Frauen (Abtei La Guiche), die er auf Land errichten ließ, das er von der Abtei Saint-Martin de Tours erworben hatte. Ein Bulle von Papst Martin legte fest, dass die Gemeinschaft dem Hof von Rom unterworfen sei. Gräfin Johanna fügte in einer Charta von 1285 mehr Freiheiten hinzu und ließ den Namen der Abtei „La Guiche“ in „La Garde-Notre-Dame“ ändern. Diese Abtei wurde die Nekropole der Dynastie der Grafen von Blois aus dem Hause Châtilton. 1280 wurden dort die sterblichen Überreste Châtillons beigesetzt und kurz darauf auch die seiner Witwe Alix von Bretagne, die nach einer Pilgerreise nach Palästina starb. Die Nonnen von La Guiche ließen ihrer Wohltäterin im Chor ihrer Kirche ein prächtiges schwarzes Grab errichten. Châtillons Tochter Johanna wurde 1292 neben ihrem Vater beigesetzt. Es folgten Hugo VI. von Châtillon († 1307), Guido I. († 1342); Ludwig I. († 1346 in der Schlacht von Crécy) und weitere Angehörige dieser Familie, die dort ihre letzte Ruhestätte fanden. Im Zuge der Religionskriege wurde die Stätte entweiht und verwüstet. Es blieben nur einige Ruinen und in einer kleinen isolierten Kapelle zwei der Sarkophage.[8]

Literatur Bearbeiten

  • Georges Touchard-Lafosse: Histoire de Blois et de son territoire: depuis les temps les plus reculés jusqu’a nos jours. Felix Jahyer, Lyon 1846, S. 46 ff. (books.google.de).
  • Henri Platelle: Les Regrets de la comtesse d’Alençon (1292). Un nouveau manuscrit, un nouveau texte, un modèle religieux. In: Romania. Band 110, Nr. 439, 1989, S. 426–465, doi:10.3406/roma.1989.1626.
  • Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte. Band 3: Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser. R.G. Fischer Verlag, Frankfurt 1994, ISBN 3-89501-129-0, Tafel 145.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Johann I. von Châtillon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Louis de la Saussaye: Blois et ses environs. Guide artistique et historique dans le Blésois et le Nord de la Touraine. 4. Auflage. Louis Perrin, Lyon 1867, S. 220–221 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Fortsetzung des allgemeinen Historischen Lexici: in welchem das Leben und die Thaten der Patriarchen, Propheten, Apostel, Väter der ersten Kirchen, Päbste, Cardinäle …. Band 1: A–I, 1740, S. 171 (books.google.de).
  3. a b c Jean I de Châtillon, Comte de Blois. thepeerage.com (englisch).
  4. François-Alexandre Aubert de La Chesnaye-Desbois: Dictionnaire de la noblesse: contenant les généalogies, l’histoire & la chronologie des familles nobles de France, l’explication de leurs armes & l’état des grandes terres du royaume … 2. Auflage. Band 4. La Veuve Duchesne, Paris 1772, S. 354 (books.google.de).
  5. Couvent des Jacobins. Blois. data.bnf.fr, abgerufen am 19. November 2020.
  6. Jeanne de Châtillon, Comtesse de Blois thepeerage.com.
  7. Johann I. Graf von Blois, Chartres und Dunois um 1225–26.4.1279 manfred-hiebl.de.
  8. Louis de la Saussaye: Blois et ses environs. Guide artistique et historique dans le Blésois et le Nord de la Touraine. 4. Auflage. Louis Perrin, Lyon 1867, S. 219–222 (Textarchiv – Internet Archive).
VorgängerAmtNachfolger
Maria
und
Hugo I. von Châtillon
Graf von Blois und Dunois
 
1241/1246–1279
Johanna
Mathilde
und
Johann II. von Soissons
Graf von Chartres
1270–1279
Johanna