Jean de Laval-Châteaubriant

französischer Adliger, Gouverneur von Bretagne

Jean de Laval-Châteaubriant (* Januar 1486; † 11. Februar 1543 (n. St.)) war ein bretonischer Adliger aus dem Haus Montfort-Laval; er war Herr von Gavere, ab 1521 Seigneur de Dinan und ab 1531 Lieutenant-général und Gouverneur von Bretagne. Darüber hinaus ist er vor allem als Ehemann der königlichen Mätresse Françoise de Foix bekannt.

Jean de Laval, Porträt von Jean Clouet, um 1530, Musée Condé

Leben Bearbeiten

Jean de Laval ist ein Sohn von François de Laval, Seigneur de Montafilant, und Françoise de Rieux, Dame de Malestroit. Seine Großeltern väterlicherseits waren Guy XIV. de Laval und Françoise de Dinan. Er war der Neffe von Guy XV. de Laval und der Vetter von Guy XVI. de Laval. Am 4. September 1505 heiratete er in Morlaix per Ehevertrag Françoise de Foix, die minderjährige Tochter von Jean de Foix Vicomte de Lautrec (Haus Grailly) und Jeanne d’Aydie-Comminges, der Tochter Odet d’Aydies; Jeanne war die Schwester von Odet de Foix, dem Freund des Königs Franz I. Am 19. März 1508 wurde in der Kirche Saint-Jean-de-Béré in Châteaubriant die einzige Tochter getauft, Anne, die am 12. April 1521 starb und in Châteaubriant bestattet wurde; die Tochter gilt als ehelich, obwohl bei ihr „Vater unbekannt“ (pater ignotus) eingetragen ist. 1515 verkaufte er Gavere an Jacques II. de Luxembourg, Seigneur de Fiennes[1] 1516 wurde Jean de Laval an den königlichen Hof des Königs gerufen. Um 1518 wurde Françoise de Foix die Mätresse („Favoritin“) des Königs Franz I., die Verbindung dauerte bis etwa 1528; nach seiner Rückkehr von der Schlacht von Pavia (1525) und der anschließenden Gefangenschaft (1526) wandte sich Franz I. Anne de Pisseleu zu, Françoise de Foix zog sich auf die Lehen ihres Mannes in der Bretagne zurück.[2] Sie starb am 16. Oktober 1537 in Châteaubriant und wurde hier auch bestattet.[3]

1531 war Guy XVI. de Laval gestorben, sein Sohn und Erbe Claude (Guy XVII. de Laval) war damals erst neun Jahre alt und Waise, da seine Mutter bereits seit 1525 tot war. Jean de Laval als Guys Vetter und Anne de Montmorency als Guys Schwager wurden seine Vormünder – und beide kamen überein, ihr Mündel mit Claude de Foix zu verheiraten, Tochter des 1528 verstorbenen Marschalls Odet de Foix, die ebenfalls unter Jeans Vormundschaft stand (er war ihr angeheirateter Onkel) und eine der reichsten Erbinnen Frankreichs wurde.[4] Der Ehevertrag wurde am 22. Oktober 1535 geschlossen.

Jean de Laval wurde als Nachfolger seines Vetters zum Lieutenant-général und Gouverneur von Bretagne. In diesem Amt bekam er Schwierigkeiten, die Verwendung der beträchtlichen Beträge zu belegen, die ihm für die Durchführung großer öffentlicher Arbeiten in seiner Provinz zugewiesen worden waren. Nach den Memoiren des Maréchal de Vieivillle entdeckte Anne de Montmorency bei einer Inspektionsreise in die Bretagne die Unregelmäßigkeiten und sorgte sofort für Furore. Jean de Laval reagierte bereits am nächsten Tag: er gab Montmorency ein Dokument, durch das er ihn zu seinem Erben erklärte – woraufhin Montmorency dem König berichtete, dass er in der Bretagne seine Zeit verschwendet habe, dass es keine besser verwaltete Provinz gebe, und dass man dem Gouverneur für all das Geld, das er erhalten habe, Entlastung erteilen könne.[5]

Jean de Laval starb am 11. Februar 1543. Châteaubriant erbte der Connétable Anne de Montmorency, unter Übergehung des eigentlichen Erben, seines Vetters Guy XVII. de Laval.

Memoiren Bearbeiten

1868 wurden in Genf Mémoires de messire Jean de Laval, comte de Châteaubriant, écrits par lui-même, en 1538, et publiés pour la première fois, avec un avant-propos, veröffentlicht, bei denen es sich aber – anders als im Titel angegeben – um eine Werk des Schriftstellers Paul Lacroix (1806–1884) handelt.

Literatur Bearbeiten

  • Père Anselme, Histoire généalogique et chronologique de la maison royale de France, 3. Ausgabe Band 7, 1733, S. 77
  • Mémoires de la vie de François de Scépeaux, sire de Vieilleville et Comte de Duretal, Maréchal de France; Contenants plusieurs Anecdotes des Regnes de François I, Henri II, François II, et Charles IX, composés par Vincent Carloix, son secrétaire. Paris : H.L. Guerin, L.F. Delatour, 1757. 5 Bände (Diese Mémoiren werden als wenig vertrauenswürdig angesehen; ihre Zuschreibung zu Carlois wird angezweifelt, die Redaktion stammt aus dem 18. Jahrhundert).
  • Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln , Band 14, 1991, Tafel 145
  • Malcolm Walsby, The Counts of Laval: Culture, Patronage and Religion Fifteenth- and Sixteenth-Century France, Routledge, 2017, Kapitel Career of Guy XVII

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Gavere/Gavre liegt südlich von Gent und gehörte somit nicht zu Frankreich; Kaiser Karl V. erhob Gavere 1540 zugunsten von Jacques de Luxembourgs Tochter Françoise zum Fürstentum. (Europäische Stammtafeln, Band I.2, 1999, Tafel 233)
  2. Châteaubriant, in: Larousse Encyclopédie, Band 2, 1960, S. 918
  3. Hier sei sie – gemäß den Angaben von Antoine Varillas (1624–1666) – von ihrem Mann misshandelt worden, der letztlich auch für ihren Tod verantwortlich sei, vgl. Châteaubriant, in: Larousse Encyclopédie, Band 2, 1960, S. 918. Das Musée d’Orsay wird im Katalog zur Ausstellung „Salons“ (2018) deutlicher: „Nachdem sie den Hof Franz‘ I. verlassen hatte, ... wurde Françoise de Foix gezwungen, nach Châteaubriant zurückzukehren. Dort wurde sie auf Befehl ihres Mannes, sobald sie ankam, in einen Raum eingesperrt, in dem sie ihre Tochter nur zu einer bestimmten Tageszeit und für eine bestimmte Zeit empfangen konnte; aber nachdem der Tod dieses süße Kind überrascht hatte, das um Gnade für seine Mutter zu bitten schien, kannte der Graf keine Schonung mehr für Françoise de Foix und ließ sie, sagt man, kurz darauf selbst umkommen.“ (Après avoir quitté la cour de François Ier, où elle avait été attirée contre le gré de son époux, Françoise de Foix fut contrainte de retourner à Châteaubriant. Là, par les ordres de son mari, elle fut, aussitôt son arrivée, enfermée dans une pièce où elle n’avait la liberté de recevoir que sa fille, à une certaine heure du jour, et pendant un certain tems [sic] ; mais la mort ayant surpris cet enfant chéri, qui semblait demander grâce pour sa mère, le comte ne garda plus aucun ménagement envers Françoise de Foix, et la fit périr elle-même, dit-on, peu de temps après.) (online). Anmerkung: Die einzige bekannte Tochter Anne war bei Françoise Rückkehr seit sieben Jahren tot.
  4. Walsby
  5. Mémoires de la vie de François de Scépeaux, Sire de Vieilleville et Comte de Durtal, Maréchal de France, Band 1, Kapitel 31 und 32, S. 88ff