Die Ismailitische Rechtsschule geht auf Qādī an-Nuʿmān zurück, der lange Zeit in den Diensten der ismailitischen Dynastie der Fatimiden stand. Der Prozess der Kodifizierung der Gesetze begann in der Regierungszeit des Fatimiden-Kalifen al-Mahdi.

  • Regionen, in denen die ismailitische Rechtsschule die Mehrheit stellt – die meisten Anhänger der ismailitischen Rechtsschule leben jedoch in Südasien
  • Das Fatimidenreich (909–1171) zur Zeit seiner größten Ausdehnung

    Das ismailitische Rechtssystem lehnt sich an die Rechtsauffassungen der Zwölferschiiten und der schiitischen Richtung der Zaiditen an und wurde auch vom malikitischen Recht beeinflusst.[1]

    Die wichtigste Rechtsquelle bildete die Ansicht des herrschenden Imam-Kalifen, der bei Meinungsverschiedenheiten das letzte Wort hatte. Beim Koran – dessen Interpretation und Auslegung seiner inneren Wahrheit das Vorrecht des herrschenden Imam-Kalifen war – unterscheiden sie zwischen vordergründigem Wortlaut und tieferer Bedeutung.[2]

    An-Nuʿmān verfasste zahlreiche wichtige Rechtswerke. Bei seiner Kodifizierung stützte er sich unter anderem auf Werke des Imamiten al-Kulainī.[3] Als wichtigstes erhaltenes Werk gilt das Daʿaʾim al-Islam (Die Säulen des Islam / The Pillars of Islam), beauftragt vom vierten fatimidischen Imam-Kalifen al-Muʿizz (gest. 975). Dieses Werk wurde der offizielle Codex für den Fatimiden-Staat und ist die höchste Autorität zum ismailitischen Recht für die Tayyibi-Ismailiten, zu denen auch die ismailitischen Bohra-Ismailiten in Indien zählen.[4]

    Wichtige Werke Bearbeiten

    • Kitab al-idah (nur ein kurzes Fragment erhalten)
    • Da‘a’im al-Islam. Ausgabe: Kairo: Dar al-Ma‘arif, 1951–1961; Englische Übersetzung unter dem Titel: The Pillars of Islam
    The Pillars of Islam: Volume I: Ibadat: Acts of Devotion and Religious Observances (2002), ISBN 0-19-565535-4.
    The Pillars of Islam: Volume II: Mu'amalat: Laws Pertaining to Human Intercourse (2004), ISBN 978-0-19-568907-5.
    • Minhaj al-fara’id. Englische Übersetzung von Agostino Cilardo: The Early History of Ismaili Jurisprudence: Law Under the Fatimids. I. B. Tauris Publishers in association with The Institute of Ismaili Studies, 2012; ISBN 978-1-78076-129-9
    • Kitab al-iqtisar (eine Kurzfassung des Da‘a’im al-Islam)
    • Mukhtasar al-athar

    Literatur Bearbeiten

    • Madelung, W.: „The Sources of Ismāīlī Law“, The University of Chicago Press, Journal of Near Eastern Studies, Vol. 35, No. 1 (Jan., 1976), pp. 29–40
    • Poonawala, I.K.: „Al-Qadi al-Nu‘man and Isma’ili Jurisprudence“, in: Farhad Daftary: Mediaeval Ismaili History and Thought (Cambridge, 1996)
    • Farhad Daftary: Kurze Geschichte der Ismailiten. Traditionen einer muslimischen Gemeinschaft (= Kultur, Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften. Band 4). Ergon, Würzburg 2003, ISBN 3-89913-292-0 (englisch: A Short History of the Ismailis. Übersetzt von Kurt Maier).
    • Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo: die Fatimiden in Ägypten 973–1074. C.H.Beck, München 2003, ISBN 3-406-48654-1, S. 245 (508 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

    Weblinks Bearbeiten

    Einzelnachweise und Fußnoten Bearbeiten

    1. Karl Wulff: Bedrohte Wahrheit. Der Islam und die modernen Naturwissenschaften. GRIN Verlag, 2010, ISBN 978-3-640-68535-6, S. 69 (229 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    2. Karl Wulff: Bedrohte Wahrheit. Der Islam und die modernen Naturwissenschaften. GRIN Verlag, 2010, ISBN 978-3-640-68535-6, S. 70 (229 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Siehe ẓāhir und bāṭin).
    3. F. Daftary: Kurze Geschichte der Ismailiten, S. 91
    4. iis.ac.uk@1@2Vorlage:Toter Link/www.iis.ac.uk (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. - Institute of Ismaili Studies