Das Inverian war eine orogenetische Phase, die im Hebriden-Terran zu Beginn des Paläoproterozoikums vor zirka 2490 Millionen Jahren BP die Gesteine des Lewisians verformte und metamorphosierte.

Etymologie Bearbeiten

Der Begriff Inverian wird von seiner Typlokalität Lochinver an der Nordwestküste Schottlands abgeleitet. Lochinver lautet auf Schottisch-Gälisch Loch an Inbhir, wobei das männliche Substantiv inbhir eine Flussmündung oder einen Ästuar bezeichnet und loch einen See oder Fjord. Loch an Inbhir bedeutet somit Fjord an der Flussmündung – gemeint ist der hier mündende River Inver.

Charakterisierung Bearbeiten

 
Die Typlokalität Lochinver mit Suilven

Im Grundgebirge des Hebriden-Terrans ist das Inverian die zweite Verformungsphase. Sie folgte auf das trockene, granulitfazielle Badcallian, war aber noch vor Eindringen der mafischen Scourie dykes abgeschlossen. Das Inverian war von geringerer Intensität als das Badcallian-Ereignis und es wurden nur noch die Druck-Temperatur-Bedingungen der Amphibolit-Fazies erreicht. Es handelt sich um eine statische, wasserhaltige Retromorphose.

Für die bei der Retromorphose erzielten Temperaturen ermittelten Zirkler u. a. (2012) mittels Gleichgewichtsmodellierung von Mineralparagenesen 520 bis 550 °C.[1] Eine etwas höhere Abschätzung gab Sills (1983) mit rund 600 °C.[2]

Dynamisch wird das Inverian durch breite, relativ steil einfallende, duktile, schräg rechtsseitig verschiebende Scherzonen im Kilometer-Bereich gekennzeichnet. Beispiele sind die Canisp-Scherzone,[3] die Gruinard-Scherzone und die Diabaig-Scherzone.

Gleichzeitig bildeten sich planare und lineare Gefüge, sowie Faltenbau. In den Scherzonen drang Wasser ein, wodurch Pyroxene zu wasserführenden Mineralphasen wie Biotit, Hornblende, Epidot und andere umgewandelt wurden.

Datierung Bearbeiten

Mit der Uran-Blei-Methode an Zirkonen gewonnene Alter bekunden zu Beginn des Paläoproterozoikums eine rund 2500 Millionen Jahre alte Metamorphose, die das Inverian darstellen dürfte.[4] Bei Badcall Point fanden Corfu und Kollegen (1994) mit der gleichen radiometrischen Methode ein Alter von 2490 Millionen Jahren BP.[5] MacDonald und Kollegen (2015) ermittelten 2482 Millionen Jahre BP.[6] Die auf den Zeitraum 2480 bis 2420 Millionen Jahre BP datierte Verformung von Pegmatiten und Mikrograniten, die nach dem Badcallian ins Grundgebirge eingedrungen waren, kann wahrscheinlich dem Inverian angerechnet werden. Das Eindringen der späteren Scourie dykes wird auf das Intervall 2418 bis 2375 Millionen Jahre BP datiert.[7]

Ursache Bearbeiten

Als Ursache für die Entstehung der Scherzonen des Inverians wird eine wiederholte Schrägkollision von Krustenblöcken des Hebriden-Terrans vermutet.[4] Eine Untersuchung von Goodenough u. a. (2013) ergab, dass die beiden Krustenblöcke des Rhiconich-Terrans und des Assynt-Terrans entlang der Laxford-Scherzone während des Inverians um 2480 Millionen Jahre BP aneinander angedockt hatten.[8]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. A. Zirkler, T. E. Johnson, R. W. White und T. Zack: Polymetamorphism in the mainland Lewisian complex, NW Scotland – phase equilibria and geochronological constraints from the Cnoc an t’Sidhean suite. In: Journal of Metamorphic Geology. Band 30, Nr. 8, 2012, S. 865–885.
  2. J. D. Sills: Mineralogical changes occurring during the retrogression of Archean gneisses from the Lewisian complex of NW Scotland. In: Lithos. Band 16, Nr. 2, 1983, S. 113–124.
  3. P. Attfield: The structural history of the Canisp shear zone. In: R. G. Park und J. Tarney (Hrsg.): Evolution of the Lewisian and Comparable Precambrian High-Grade Terrains. 1987.
  4. a b Nigel Woodcock und Neil Strachan: Geological History of Britain and Ireland. Blackwell Science Ltd, 2000, ISBN 0-632-03656-7.
  5. F. Corfu, L. M. Heaman und G. Rogers: Polymetamorphic evolution of the Lewisian Complex, NW Scotland, as recorded by U-Pb isotopic compositions of zircon, titanite and rutile. In: Contrib. Mineral. Petrol. Band 117, Nr. 3, 1994, S. 215–228.
  6. John M. MacDonald und Kollegen: Temperature–time evolution of the Assynt Terrane of the Lewisian Gneiss Complex of Northwest Scotland from zircon U-Pb dating and Ti thermometry. In: Precambrian Research. Band 260, 2015, S. 55–75.
  7. J. H. F. L. Davies und L. Heaman: New U-Pb baddeleyite and zircon ages for the Scourie dyke swarm: a long-lived large igneous province with implications for the Paleoproterozoic evolution of NW Scotland. In: Precambrian Research. Band 249, 2014, S. 180–198.
  8. K. M. Goodenough, Q. Crowley, M. Krabbendam und S. F. Parry: New U-Pb age constraints for the Laxford Shear Zone, NW Scotland: evidence for tectono-magmatic processes associated with the formation of a Palaeoproterozoic supercontinent. In: Precambrian Research. Band 223, 2013, S. 1–19.