Indoxylsulfat

chemische Verbindung

Indoxylsulfat ist eine vom Indol abgeleitete chemische Verbindung, konkret das Sulfat des Indoxyls. Es ist eine wichtige Verbindung im menschlichen Metabolismus, die beim Abbau von Tryptophan entsteht.

Strukturformel
Strukturformel von Indoxylsulfat
Allgemeines
Name Indoxylsulfat
Andere Namen

1H-Indol-3-ylhydrogensulfat (IUPAC)

Summenformel C8H7NO4S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 487-94-5
PubChem 10258
ChemSpider 9840
DrugBank DB07992
Wikidata Q11712146
Eigenschaften
Molare Masse 213,21 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Geschichte Bearbeiten

Indoxylsulfat wurde zum ersten Mal 1911 isoliert und damals als Indikan bezeichnet. Schon damals wurde entdeckt, dass bei Patienten mit Nierenerkrankungen in erhöhten Konzentrationen im Blut vorkommt.[2]

Vorkommen und Entstehung Bearbeiten

Indoxylsulfat entsteht aus Tryptophan, welches durch Darmbakterien abgebaut wird. Da Tryptophan überwiegend durch die Einnahme von Proteinen in den menschlichen Körper gelangt, besteht ein Zusammenhang zwischen eingenommener Menge an Proteinen und der Bildung von Indoxylsulfat.[2] Die Bildung von Indoxylsulfat korreliert außerdem deutlich mit der Einnahmemenge von freiem Tryptophan.[3] Ausgeschieden wird Indoxylsulfat über den Urin.[4] Im Blut liegt Indoxylsulfat zu über 90 % an Plasmaproteine gebunden vor, insbesondere an Albumin.[2][5][6]

Entstehung Bearbeiten

Durch Darmbakterien wird aus Tryptophan zunächst mittels Tryptophanase Indol gebildet.[2][4] In der Leber wird Indol durch die Cytochrom-P450-Isoform CYP2E1 zu Indoxyl oxidiert.[7] Die Sulfatierung zu Indoxylsulfat findet ebenfalls in der Leber statt.[2]

Klinische Bedeutung Bearbeiten

Indoxylsulfat spielt eine wichtige Rolle bei chronischen Nierenleiden. Die Verbindung liegt überwiegend an Plasmaproteine gebunden vor und kann in dieser Form nicht durch Hämodialyse entfernt werden. Eine unzureichende renale Clearance kann also nicht vollständig durch Hämodialyse ausgeglichen werden. Dadurch kommt es bei chronischen Nierenerkrankungen oft zu einer Akkumulation von Indoxylsulfat, welches möglicherweise für zusätzliche Gesundheitsprobleme, beispielsweise Gefäßerkrankungen, verantwortlich ist.[2] Ein Review aus dem Jahr 2013 fasst Studien zu toxikologischen Effekten des Indoxylsulfats zusammen. Diese Effekte betreffen insbesondere die Nieren und die Blutgefäße.[6] Indoxylsulfat eignet als Biomarker für verschiedene Prognosen im Zusammenhang mit chronischen Nierenerkrankungen.[8]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Indoxylsulfat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. a b c d e f Sheldon Leong, Tammy Sirich: Indoxyl Sulfate—Review of Toxicity and Therapeutic Strategies. In: Toxins. Band 8, Nr. 12, 30. November 2016, S. 358, doi:10.3390/toxins8120358, PMID 27916890, PMC 5198552 (freier Volltext).
  3. George T. Bryan: Urinary Excretion of Indoxyl Sulfate (Indican) by Human Subjects Ingesting a Semisynthetic Diet Containing Variable Quantities of l-Tryptophan. In: The American Journal of Clinical Nutrition. Band 19, Nr. 2, August 1966, S. 113–119, doi:10.1093/ajcn/19.2.113.
  4. a b Toshimitsu Niwa: Indoxyl Sulfate. In: Uremic Toxins. 17. September 2012, S. 51–76, doi:10.1002/9781118424032.ch4.
  5. Liesbeth Viaene, Pieter Annaert, Henriette de Loor, Ruben Poesen, Pieter Evenepoel, Björn Meijers: Albumin is the main plasma binding protein for indoxyl sulfate and p ‐cresyl sulfate. In: Biopharmaceutics & Drug Disposition. Band 34, Nr. 3, April 2013, S. 165–175, doi:10.1002/bdd.1834.
  6. a b Raymond Vanholder, Eva Schepers, Anneleen Pletinck, Evi V. Nagler, Griet Glorieux: The Uremic Toxicity of Indoxyl Sulfate and p-Cresyl Sulfate: A Systematic Review. In: Journal of the American Society of Nephrology. Band 25, Nr. 9, September 2014, S. 1897–1907, doi:10.1681/ASN.2013101062, PMID 24812165, PMC 4147984 (freier Volltext).
  7. Erden Banoglu, Gautam G. Jha, Roberta S. King: Hepatic microsomal metabolism of indole to indoxyl, a precursor of indoxyl sulfate. In: European Journal of Drug Metabolism and Pharmacokinetics. Band 26, Nr. 4, Dezember 2001, S. 235–240, doi:10.1007/BF03226377, PMID 11808865, PMC 2254176 (freier Volltext).
  8. Xiao Tan, Xuesen Cao, Jianzhou Zou, Bo Shen, Xiaoyan Zhang, Zhonghua Liu, Wenlv Lv, Jie Teng, Xiaoqiang Ding: Indoxyl sulfate, a valuable biomarker in chronic kidney disease and dialysis. In: Hemodialysis International. Band 21, Nr. 2, April 2017, S. 161–167, doi:10.1111/hdi.12483.