Hollywood Hank (* 16. September 1985 in Berlin; † 3. Dezember 2023 in Segovia, Spanien; bürgerlich Sven Pingel) war ein deutscher Rapper und Hip-Hop-Produzent.

Hollywood Hank bei einem Live-Auftritt, 2007

Pseudonyme Bearbeiten

  • Hollywoodsfinest Ted Bundy (angelehnt an den US-amerikanischen Serienmörder Theodore „Ted“ Bundy)
  • Faulty Brain,Testosteron, Mr. Love, Dr. Frost, zuletzt Dr. Hollywood (seine Pseudonyme in der Zeit der Reimliga Battle Arena)
  • Bak Ta Ehli

Leben Bearbeiten

Pingel wuchs zusammen mit zwei Schwestern im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg bei seinen Eltern auf. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt; älteren Forenbeiträgen sowie der Demoaufnahme vom Lied Discovery Channel zufolge soll er am 16. September 1985 geboren worden sein. Laut eigenen Angaben hatte Pingel eine glückliche Kindheit. Mit zwölf Jahren zog er nach Oderwitz, wo er das erste Mal mit Hip-Hop in Kontakt kam. Inspiriert durch Rapper wie Samy Deluxe, Absolute Beginner und Torch nahm er mit Freunden unter dem Namen Fat Flash an verschiedenen Freestyle-Battles teil. Mit 13 Jahren nahm Pingel zusammen mit einer Freundin erste Lieder auf; die Musik produzierte er selbst mit dem Musikprogramm Magix Music Maker. Währenddessen litt er an Depressionen. Mit etwa 15 Jahren begann er, Drogen zu nehmen und machte wegen Folgeerscheinungen ein halbes Jahr Therapie.

Im Jahre 2003 gründete er mit Johnny Flexxx das Projekt Alzheimer. Noch im selben Jahr veröffentlichte die Gruppe das Album Nur ein Versuch, das zuerst nur im Bekanntenkreis weitergegeben und drei Jahre später vom ostdeutschen Independent-Label Rapz-Records neu herausgebracht wurde.

Durch seine Teilnahme an der Reimliga Battle Arena wurde Rapz-Records auf ihn aufmerksam und nahm ihn 2006 unter Vertrag. Im selben Jahr erschien sein Debütalbum Soziopath. Als Features waren auf dem Album JAW, Dissziplin, Porta One, Rikz, Donjohn, Kitty Koffein, Persteasy, Crusoe und Dima Richman vertreten. Nachdem sich Pingel 2009 von Rapz-Records getrennt hatte, erwarb das Independent-Label Selfmade Records 2011 die Rechte für Soziopath.

Nach seinem ersten Soloalbum trat Pingel zunächst kaum mehr in Erscheinung, abgesehen von der Veröffentlichung einiger Freetracks auf der Internetseite rappers.in und Gastauftritten auf verschiedenen JAW-Veröffentlichungen. Nach einem Gastauftritt auf dem Album Anarcho des Essener Rappers Favorite veröffentlichten die beiden 2008 ein Kollabo-Mixtape namens Schläge für Hip Hop, welches nur im Selfmade-Records-Shop erhältlich war und in einer limitierten Auflage veröffentlicht wurde. Das Tape war bereits zwei Wochen vor der offiziellen Veröffentlichung ausverkauft. Als Features waren die 257ers und JAW vertreten. Aufgrund positiver Resonanz[1] gingen beide Rapper daraufhin auf die Auf die kranke-Tour, die insgesamt zwölf Städte umfasste.

Im Jahr 2009 endete seine Vertragslaufzeit bei Rapz-Records. Im selben Jahr erschien als zweite Veröffentlichung des neu gegründeten Freiburger Labels Weiße Scheiße die EP Menschenfeind in Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Freund JAW. Als Features waren Adolph Ghandi, Rahzkroneprinz, Private Paul, Mach One, Plasti und Favorite vertreten. Das Hip-Hop-Magazin Juice erklärte Menschenfeind im Juli 2009 in ihrer Rubrik Homegrown zum „Kollabo-Album des Monats“.[2]

Kurz darauf hörte Pingel mit dem Musikmachen auf. Im März 2012 meldete Selfmade Records, dass der Rapper sich im Gefängnis befinde.[3]

Im September 2014 veröffentlichte Pingel unter dem neuen Pseudonym Bak Ta Ehli neue Tracks.[4] Eine Woche später verschwand er wieder aus der Öffentlichkeit.

Am 25. Dezember 2021 wurde auf dem YouTube-Kanal von Rapz-Records ein Video veröffentlicht, in dem angegeben wird, dass Pingel seit einiger Zeit in einer Einrichtung für betreutes Wohnen in Berlin lebe und zuletzt Alkohol- und Drogenprobleme gehabt habe.[5] Am 3. Dezember 2023 starb Pingel in Segovia, Spanien, unter ungeklärten Umständen.[6][7]

Stil Bearbeiten

Hollywood Hank ist besonders durch seine Punchlines, rohe Musik, Doubletime-Raptechnik und abwechslungsreiche Stimme bekannt. Die Texte des Rappers können dem Genre des Battle-Raps zugeordnet werden. Hank gab sich selbst gewalttätig bis psychisch gestört. Er beschrieb seinen Drogenkonsum, sexuelle Vorlieben wie z. B. Sodomie oder Nekrophilie, Gottlosigkeit und eine sexistische und gewaltverherrlichende Haltung. Der Hip-Hop-Musiker verarbeitete diese nonkonformistischen Themen in Anspielungen und Wortspielen, sogenannte Punchlines. Außerdem spielte der Rapper auf den Nationalsozialismus an, was an Versen wie „Gott hat mich geschickt, denn Hitler war zu freundlich“, „Bitch was los, ich bin Hitlers Sohn“ und „Ich bin Hitler du Bauer“ oder „Du solltest besser Land gewinnen wie die NSDAP“ deutlich wird. Häufige Feindbilder in seinen Texten sind deutsche Rapper und deutscher Rap im Allgemeinen.

Unter dem Namen Bak Ta Ehli bezeichnete sich der Künstler als Friedensaktivist und rief in seinen Texten sowie in Foren und sozialen Netzwerken zum Kampf gegen Faschismus, Sexismus und Rechtsradikalismus auf.[8]

Reimliga Battle Arena Bearbeiten

Pingel war auch in der Reimliga Battle Arena (kurz RBA)[9] unter dem Namen Dr. Hollywood bekannt und ist auf Platz 10 der besten Battles (gegen KiaR) aller Zeiten. Er spielte in der Liga MCs Advanced und besitzt eine Gesamtpunktzahl von 678 Punkten.

Diskografie Bearbeiten

Soloalben

Titel Veröffentlichung Kommentar Cover
Soziopath Erstveröffentlichung: 2006
Wiederveröffentlichung: 2011
Erstveröffentlichung über Rapz-Records
Wiederveröffentlichung über Selfmade Records
 

Kollaboalben

Titel Veröffentlichung Kommentar Cover
Nur ein Versuch Erstveröffentlichung: 2003
Wiederveröffentlichung: 2006
als Projekt Alzheimer; Album mit Johnny Flexxx
Schläge für Hip Hop Erstveröffentlichung: 2008
Wiederveröffentlichung: 2012
Mixtape mit Favorite  
Menschenfeind 2009 Album mit JAW  

Veröffentlichungen als Bak Ta Ehli

  • 2014: True Lies
  • 2014: Die Welle
  • 2014: I Am Johnny
  • 2014: Image Oder Imagine 3000
  • 2014: Was wäre wenn
  • 2014: Fluch der Karibik
  • 2014: Me Against The World
  • 2014: History X 8000 Bars

Literatur Bearbeiten

  • Sascha Guschelbauer: König Ödipus im deutschsprachigen Battle-Rap. Eine werk- und leserorientierte Analyse anhand des Stücks Introvertiert von Hollywood Hank aus psychoanalytischen Perspektiven. Thanatos Verlag, Berlin 2022 (darin eine psychoanalytische Textinterpretation des Stücks Introvertiert).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hollywood Hank – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Das deutsche Hip-Hop-Magazin Juice merkte an, dass das Mixtape nicht für „Jugendschützer“ oder „Moralapostel“ geeignet sei. Favorite und Hollywood Hank harmonierten aber miteinander und präsentierten „brutale Punchlines“, die dafür sorgten, dass der Zuhörer von Schläge für Hip Hop gut unterhalten werde. Januar/Februar-Ausgabe der Juice (2009), Seite 116
  2. Juli-Ausgabe der Juice (2009) – Seite 114
  3. Hollywood Hank meldet sich aus dem Gefängnis!. (Memento vom 5. März 2012 im Internet Archive) Mitteilung auf der Website von Selfmade Records, März 2012. Abgerufen am 9. März 2018.
  4. Hollywood Hank ist zurück. (Memento vom 14. September 2014 im Internet Archive) meinrap.de, 14. Dezember 2014. Abgerufen am 9. März 2018.
  5. Hollywood Hank | Statement | Rapz-Records | 2022. Abgerufen am 30. Dezember 2023.
  6. Oliver Lippert: Hollywood Hank ist tot – Offizielles Statement veröffentlicht. In: Monsters and Critics. 29. Dezember 2023, abgerufen am 30. Dezember 2023.
  7. Katja Pingel: Die Letzte Reise von Hollywood Hank. In: betterplace.org. 3. Januar 2024, abgerufen am 3. Januar 2024.
  8. Bak Ta Ehli Statements. Veröffentlicht auf pastebin.com, 28. September 2014.
  9. Hollywood Hank in der RBA. Abgerufen am 2. Januar 2020.