Hilde Rosenberg

Hamburger Original und Wahrsagerin

Hilde Rosenberg (* 1928 in Lodz, polnisch Łódź; † 1. Februar 2019 in Hamburg)[1] war ein Hamburger Original und Schaustellerin. Seit 1946 war sie hauptberuflich Wahrsagerin mittels Kartenlegen sowie Handlesen und damit bis 2015 unter ihrem Künstlernamen Mama Blume auf dem Hamburger Dom und anderen Volksfesten in Deutschland anzutreffen.[2]

Leben, Familie und Beruf Bearbeiten

Rosenberg wuchs in einer Sintifamilie auf, ihr Vater war Kammerjäger. Das Wahrsagen erlernte sie bereits als Kind von ihrer Mutter und praktizierte es auf der Straße bei anderen Kindern. Bedingt durch Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus genoss sie nur wenige Jahre Schulbildung, lernte nie richtig Lesen und Schreiben. Im KZ Bergen-Belsen lernte sie ihren späteren Mann Lani, einen Musiker, kennen. Er war ebenfalls Sinto. Nur er und seine Schwestern überlebten das KZ, seine Eltern und alle Brüder kamen um. Nach der Befreiung gingen sie 1945 in seine Heimatstadt Hamburg. Das Ehepaar bekam sechs Kinder, inzwischen leben auch Enkelkinder und Urenkel Rosenbergs in Hamburg. Ihr jüngstes Kind, die Tochter Simona, genannt „Esmeralda“ (Jahrgang 1964), führt das Wahrsagen ab 2015 auf dem Dom fort,[3][4] ihr Sohn Tornado ist Musiker und schrieb über die Lebensgeschichte seiner Eltern ein Buch mit dem Titel Vom Glück im Leben. In Bezug auf ihr Schicksal sagte Rosenberg 2014 in einem Interview, dass sie den Deutschen zwar verziehen habe, aber deren Taten nicht vergessen könne. Sie stand zeitlebens selbstbewusst zu ihrer Herkunft als Sintiza und bezeichnete sich selbst als Zigeunerin.

Rosenberg galt als Grande Dame ihres Metiers und war Vorbild und Lehrerin für andere Wahrsager. Darüber hinaus war sie mit ihrem markanten Zirkuswagen jahrzehntelang ein fester und auch überregional bekannter Bestandteil der Schausteller auf dem Hamburger Dom.

Die Sängerin Marianne Rosenberg gehört einem Familienzweig an.

Schicksal im Nationalsozialismus Bearbeiten

Nach dem deutschen Überfall auf Polen musste Rosenberg mit 11 Jahren die Schule verlassen und kam in ein Arbeitslager[5], mit 14 wurde sie in das KZ Bergen-Belsen verschleppt und leistete in einer zugeordneten Munitionsfabrik Zwangsarbeit. Sie erfuhr in der Lagerhaft zahlreiche Misshandlungen; dadurch verursachte und nicht behandelte Knochenbrüche, daraus resultierten ihre bleibenden Behinderungen. Ihr Überleben führte sie letztendlich darauf zurück, dass sie Wachmännern der SS aus der Hand las und ihnen eine positive Zukunft voraussagte. Ihre Mutter wurde in der Lagerhaft ermordet, ein Cousin ebenfalls.

Literatur & Quellen Bearbeiten

  • undatiert: „Die Rosenbergs, Meine Freundschaft mit einer Sinti-Familie“, Reportage von Tania Kibermanis im Wochenend-Magazin FR7 der Frankfurter Rundschau, www.frstory.de/rosenberg/
  • 2009 „Mama Blume – die Wahrsagerin vom Dom“, Reportage des NDR vom 23. Juli 2009 (nicht im Internet abrufbar)
  • 2014 „Alles nur zur Schau“, Sommerdom Hamburg. Porträt auf Zeit Online.[6]
  • 2019 „Lani Rosenberg und Mama Blume – Vom Glück im Leben“, von Tornado Rosenberg, epubli-Verlag Berlin, ISBN 978-3-7485-1127-4.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nachruf: Abschied von Mama Blume, Holocaustüberlebende. In: Zeit Online. 17. Februar 2019, abgerufen am 1. Februar 2020.
  2. Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um Hilde Rosenberg. In: Zentralrat der Sinti und Roma Online. 22. Februar 2019, abgerufen am 1. Februar 2020.
  3. Esmeralda erbt Mamas Wahrsager-Wagen. In: Bild Online. 28. November 2015, abgerufen am 1. Februar 2020.
  4. Das mysteriöse Verschwinden des Wahrsager-Wagens von Esmeralda Rosenberg. In: Stern Online. 9. Januar 2020, abgerufen am 1. Februar 2020.
  5. Zuckerbrot und Spiele – Porträts vom Hamburger Dom. In: Geo Online. 9. Februar 2015, abgerufen am 1. Februar 2020.
  6. Alles nur zur Schau, Sommerdom Hamburg. In: Zeit Online. 24. Juli 2014, abgerufen am 1. Februar 2020.