Heinrich von Lüdemann

deutscher Verwaltungsbeamter, Bürgermeister von Bochum

Heinrich von Lüdemann (* 1798)[1] war ein deutscher Verwaltungsbeamter und von 1835 bis 1843 Bürgermeister der Stadt Bochum. Anschließend übernahm er die Verwaltung der Landgemeinden des Amtes Bochum, wurde jedoch 1844 abgesetzt.

Familienwappen derer von Lüdemann (1798 dem Vater bei Nobilitierung verliehen)

Familie Bearbeiten

Lüdemann war ein Sohn des am 6. Juli 1798 bei der Huldigung zu Breslau von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in den Adelsstand erhobenen Kammerdirektors, damaligen Kriegs- und Domänenrats zu Küstrin,[2] Friedrich Wilhelm Lüdemann,[3] der auch Rittergutsbesitzer war, 1765 im pommerschen Köslin geboren wurde und am 20. Dezember 1813 starb. Dessen Eltern waren der Kriegs- und Domänenrat Johann George Ludwig Lüdemann (1736–1805) und eine geborene Hannemann (um 1740–1804). Verheiratet war Heinrichs Vater ab 1795 mit Catharina Elisabeth Henriette (* 1779), der einzigen Tochter des Küstriner Regierungsrates Johann George Albrecht Bacmeister (1747–1795), Sohn des George Albrecht Bacmeister (1702–1785), Regierungsrats in Aurich,[4] mithin der Cousine des Georg Albrecht Jhering (1779–1825), Verwaltungsjuristen in Ostfriesland. Heinrichs Bruder Georg Wilhelm von Lüdemann wurde am 15. Mai 1796 geboren[2] und war Schriftsteller sowie 1843 Polizeidirektor zu Aachen.[5]

Ob der 1844 bei der Militäraushebung nicht erschienene wehrdienstpflichtige Wilhelm Carl August von Lüdemann, geboren zu Düsseldorf den 27. Mai 1822, der daher 1845 polizeilich gesucht wurde sowie bei fortgesetztem Ausbleibens zur Dienstmeldung die beschlossene Konfiszierung des Vermögens amtlich bekanntgegeben wurde, ein Sohn oder Neffe war, steht dahin.[6] 1857 wurde in Münster der Unteroffizier a. D. von Lüdemann im März als interimistischer Kasernen-Inspektor angestellt[7] und im Oktober zum Kasernen-Inspektor ernannt.[8] 1865 wurde Kasernen-Inspektor von Lüdemann von Münster nach Torgau versetzt.[9] 1867 wurde er von dort nach Oldesloe versetzt.[10] wo er 1870 vom Kasernen-Inspektor[11] zum Garnison-Verwaltungs-Inspektor ernannt wurde.[12]

Eine Verwandtschaft zu der 1785 in Köslin geborenen Johanne Karoline Wilhelmine Lüdemann († 1827 in Saarlouis), ab 1810 Ehefrau des Generalmajors Wilhelm von der Osten-Sacken (1769–1846) und Mutter des Generalleutnants Leo von der Osten-Sacken (1811–1895) ist wahrscheinlich, da Lüdemanns 1798 nobilitierter Vater aus Köslin stammte.[13] Gleiches gilt für Friederike Dorothea Lüdemann (* Köslin 7. September 1767, † Berlin 24. September 1840),[14] ab 1787 zweite Ehefrau des nachmaligen Generalleutnants Wilhelm von Zastrow (1752–1830).[15]

Leben und Wirken Bearbeiten

Von Lüdemann war zuerst Bürgermeister in Herscheid. Von 1835 bis 1843 war er dann Bürgermeister von Bochum.[16] Mit der Einführung einer neuen Städteordnung wurde die Verwaltung von Stadt und Landgemeinden im Jahr 1843 getrennt.[17] Er beendete sein Bürgermeisteramt. Als Dank bekam er beim Abschied von der Stadt einen silbernen Becher geschenkt.[18] Sein Nachfolger wurde Max Greve, der vorher in Castrop als Oberlandesgerichts-Referendar tätig war.[16]

Von Lüdemann übernahm die Verwaltung der Landgemeinden des Amtes Bochum. Allerdings wurde er schon 1844 abgesetzt. Die Absetzung erfolgte wegen Unterschlagungen bei den Militäraushebungen im Jahr 1843.[19] Infolgedessen wurde ihm auch gerichtlich der Adelsstand aberkannt.[20] Die Adelsaberkennung erfolgte durch Urteil des Oberlandesgerichts Hamm am 21. Januar 1845 bzw. des Oberlandesgerichts Münster am 7. Oktober 1845 und wurde am 10. März 1846 öffentlich bekanntgegeben.[21] Bei der Amtsübergabe hatte er sich auch geweigert, aus der städtischen Dienstwohnung auszuziehen, wodurch der Stadt und seinem Nachfolger Max Greve ein finanzieller Schaden entstand.[22] Weiterhin verlor er 1849 einen Prozess wegen Gehaltsforderungen[23] gegen die Stadt Bochum.[19] 1854 ließ das Kreisgericht Münster wegen Betrugs steckbrieflich nach ihm suchen.[1]

Wappen Bearbeiten

In der Blasonierung von 1857 des dem Vater 1798 bei der Nobilitierung verliehenen adeligen Familienwappens steht geschrieben: „Im goldenen Schilde ein in seinem frei schwebenden Neste stehender, der rechten Seite zugekehrter, blauer Pelican, welcher seine drei Jungen nährt. Auf dem Schilde steht ein gekrönter Helm, welcher einen offenen, mit goldenen Kleestengeln belegten, schwarzen Adlersflug trägt. Die Helmdecken sind blau und golden“.[24] Eine Verwandtschaft zu der aus der Mark Brandenburg stammenden, erst 1891 in den preußischen Adelsstand erhobenen Familie von Lüdemann anderen Wappens ist nicht bekannt.[25]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Hermann Müller: Eberhardt’s allgemeiner Polizei-Anzeiger. 39. Band. Teubner, Dresden 1854, S. 158 (online).
  2. a b Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon, oder, Genealogische und diplomatische Nachrichten: Band I-O, 1837, S. 315.
  3. Archiv für Deutsche Adels-Geschichte, Genealogie, Heraldik und Sphragistik, 1863, S. 315.
  4. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15, 2009, S. 598 f. und 34.
  5. Genealogisch-diplomatisches Jahrbuch für den preußischen Staat und zunächst für dessen Adel und die höheren Stände überhaupt, Band 2, 1843, S. 323.
  6. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf, 1845, S. 268 und 493.
  7. Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf, 1857, S. 228.
  8. Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf, 1857, S. 721.
  9. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Arnsberg mit öffentlichem Anzeiger, 1865, S. 183.
  10. Militair-Wochenblatt, Band 52, 1867, S. 403.
  11. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1868, S. 281.
  12. Königlich Preußischer Staats-Anzeiger, 1870, S. 2923.
  13. Gothaisches genealogisches taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Gotha 1908, S. 543. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande, Gotha 1910, S. 547.
  14. Genealogisches Handbuch des Adels, Band 45, Limburg an der Lahn 1969, S. 487.
  15. Rolf Straubel: Grundbesitz und Militärdienst. Kurzbiographien pommerscher Offiziere (1715 bis 1806), 2021, S. 750. Deren gemeinsames Testament, geschlossen zu Köslin am 21. Mai 1790, ist bekannt: Amts-Blatt der preußischen Regierung zu Köslin, 1852, S. 787.
  16. a b Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S. 521 (uni-muenster.de [abgerufen am 8. August 2023]).
  17. Darpe, S. 528, 530
  18. Darpe, S. 528
  19. a b Darpe, S. 564
  20. Heinrich Bill: Adelskartei: Adelsverluste in Preußen 1794 bis 1870. Liste aller ermittelbarer Fälle von preußischem gerichtlich erkannten persönlichem Adelsverlust (Abgerufen am 10. August 2023.)
  21. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf, 1846, S. 194.
  22. Märkische Sprecher. 1. Mai 1847, abgerufen am 8. August 2023.
  23. Märkische Sprecher. 23. Oktober 1847, abgerufen am 8. August 2023.
  24. Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung; mit geschichtlichen und urkundlichen Nachweisen. Band 4, Leipzig 1857, S. 273.
  25. Marcelli Janecki: Handbuch des preussichen Adels, Band 1, Berlin 1892, S. 369 f.